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12. Schrift, Technologien, Macht und das
nach-alphabetische Zeitalter



AG-Text-Code: LEIB-WRI.DOC


Typographische Konventionen

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12.1. Einleitung: Der Symbolator, eine neue Kulturtechnologie

Mit Symbolator soll im folgenden Text das synergetische Produkt der Kombination verschiedener Technologien wie Computer, globale Netzwerke, großflächige visuelle Displays, und Giga- und Terabyte Datenbanken[9], bezeichnet werden. Die heute bekannte Vorform ist als Hypermedia, also Hypertext in Verbindung mit Multimedia, bekannt. Die rasche Entwicklung dieser Technologien läßt in naher Zukunft, also bereits in etwa zehn bis zwanzig Jahren, erwarten, daß das Alphabet als Hauptmedium der industriellen Zivilisationen durch das neue Medium abgelöst wird. Norbert Bolz spricht in diesem Zusammenhang vom "Ende der Gutenberg-Galaxis" (BOLZ-GALAX). Die Konturen, Eigenschaften und Auswirkungen dieses Mediums lassen sich heute noch nicht exakt voraussagen, und ihre Gestalt wird sich nicht nur durch die marktorientierte technologische Entwicklung ergeben, sondern sie wird auch durch einen politischen Prozess bestimmt werden müssen. So wie die Schrift gleichzeitig Kulturtechnologie und Kulturträger ist, so ist sie auch Machtinstrument, mit dessen Hilfe die Klassen der Wissenden und Mächtigen von den Unwissenden und Manipulierten säuberlich getrennt werden und getrennt gehalten werden konnten. Dasselbe gilt von den modernen Technologien.
Das Wort Symbolator leitet sich aus der Kombination von Symbol und Transformator her (GOPPOLD-CHAR). Er ist eine automatische Symboltransformationsmaschine, die die Menschen wie beim Taschenrechner (calculator) davon befreit, viele komplizierte geistige Operationen ausführen zu müssen. Der menschliche Verstand ist nicht besonders effizient bei solchen Arbeiten, der Computer dafür umso mehr. Der Symbolator ist ein symbiotisches System, ein Denk-Zeug. Er ist eine Kulturtechnologie, die ebenso entscheidenden Einfluß auf das nehmen wird, was Menschen als Denken bezeichnen, wie es die alphabetische Schrift getan hat. Der Symbolator bedeutet eine weitere Verlagerung des menschlichen Denkens auf ein externes Medium, genauso wie es mit der Schrift geschehen ist. Er eröffnet eine neue Dimension der Repräsentation, Speicherung und Exploration von Wissen, wie sie bisher nur wenigen Eingeweihten, nach langem und intensiven (Buch-) Studium vorbehalten war [10]. Auf der anderen Seite ergeben sich aber auch Manipulationsmöglichkeiten, die die lange Tradition der Herrschaftsstrukturen um einige interessante neue Variationen bereichern können. Diese wurden z.B. von William Gibson in der Neuromancer-Serie eingehend beschrieben (GIBSON-NEURO). Mit dem Symbolator wird ein Denkzeug (analog zu Werkzeug) bereitstehen, das als symbiotisches Kulturinstrument die Entwicklung des menschlichen Denkens ebenso entscheidend und unwiderruflich beeinflussen wird, wie es das Feuer vor ca. 1 Million Jahren bewirkt hat, wie das Werkzeug seinen Einfluß auf die menschliche Kultur hatte, und letztlich, wie die Entwicklung der phonetischen Schrift das Denken der Menschen geprägt hat. Diese wurde seit ca. 5000 Jahren durch die sukzessiven und aufeinander aufbauenden Erfindungen der Sumerer, Ägypter, Phoenizier, und Griechen, die das Alphabet schufen, entwickelt. Deshalb soll diese Entwicklung hier kurz dargestellt werden, und die Interdependenz der Schriftkultur mit dem Wissen als Machtfaktor und Herrschaftsinstrument aufgezeigt werden. Herrschaftswissen und die Herrschaft des Wissens sind unsere Themen.

12.2. Das Alphabet als Kulturträger und Herrschaftsinstrument

Die Bedeutung der (Alphabet-) Schrift als Kulturträger wird in den folgenden Arbeiten erörtert: ASSMANN, BOLZ, BOLTER, DERRIDA, HAARMANN, HAVELOCK, MCLUHAN.

12.2.1. Die Ursprünge der Schrift

Die ersten Ursprünge der Schrift sind nicht eindeutig bestimmbar. Zu problematisch ist bei den ältesten hierfür in Frage kommenden Relikten die Unterscheidung zwischen Dekoration, Ornamentik und Bedeutungsträger. Die archaischen Kulturen machten hier keine so klaren Unterschiede wie die heutige Menschheit. Allgemein wird angenommen, daß die Schrift vor etwa 5000 Jahren in Mesopotamien und Ägypten, und etwas später in den Indus-Kulturen von Harappa und Mohenjo-Daro, sowie in China entstanden ist. Gimbutas und Haarmann (GIMBUTAS, HAARMANN-SCHRIFT) verweisen auf die alteuropäische Vinca-Kultur vor 7000 Jahren im heute serbischen Raum, auf deren Gegenständen vielerlei Zeichen zu finden sind, die sowohl Ähnlichkeiten mit der kretischen Linear-A Schrift als auch den nordischen Runen aufweisen. Ihre Interpretation ist unsicher, da die dort gesprochene Sprache unbekannt ist. Daher begründet sich unser Wissen über die Schrift auf die ägyptischen und mesopotamischen Staatskulturen, bei denen wir die Herausbildung der hauptsächlichen, noch heute die Zivilisation bestimmenden Elemente finden: Die hierarchische Staatsform, mit der Spezialisierung: Priester, Schreiber, Richter und Verwalter, die sich auf die Kulturtechnologie der Schrift stützten, und der weltlichen Gewalt der Aristokratie, dem Königtum, und dem Militär, deren Machtmittel seit ca. -3500 die Metall- (Waffen-) Technologie ist: Erst die Bronze, dann seit etwa -1000 das Eisen. Schriftkunst, Rechtsprechung und Staatsverwaltung war in den alten Kulturen noch Sache der Priesterschaft, ebenso wie die zu den (proto-) Wissenschaften gehörenden Künste der Astronomie/Astrologie, Mathematik und Vermessungskunst.
Die Betrachtung der Entwicklung der letzten 5000 Jahre zeigt die ungebrochene Interdependenz der hierarchischen Machtstrukturen, wie sie sich aus der Priester- Schreiber-Elite der Mesopotamier und Ägypter in ihrer Verflechtung mit den weltlich-aristokratischen Machtstrukturen entwickelten. Die Priesterschaft schuf sich in der Schriftkultur einen Bereich, auf dem sie von der weltlichen aristokratischen Machtelite unkontrollierbar war, somit konnte sie interdependent an der Macht und der Pfründe teilhaben, ohne von den aristokratischen Eliten "aus dem Geschäft geworfen" werden zu können. Der Klerus entstand zur gleichen Zeit wie die Schrift, und konnte sich mit Hilfe der in der Schrift festgelegten Herrschaft durchsetzen. Die Militär-Strategie, die Ballistik, die Diplomatie, die Agrikultur, das Steuerwesen, und das Strafrecht sind in ihrer Geschichte und ihrer Struktur an die Herausbildung der Schrift gebunden. Der der Schrift zugesprochene Ursprung wurde in den verschiedenartigsten Kulturen in sehr komplexer, aber dennoch geregelter Weise mit der Aufteilung der politischen Gewalt und der Struktur der Familie verknüpft. Die Möglichkeit der Kapitalisierung und der politisch- administrativen Organisation lief immer über die Hand der Schreiber. Kriege wurden möglich, weil Technologie und Administration zusammenarbeiteten. Die Schrift war immer mehr und zugleich etwas anderes als bloßes Kommunikationsmittel. Macht und Effizienz der Herrschaft war nur denkbar mit der "symbolischen Gewalt" der Schrift. Monetäre und vor-monetäre Ökonomie ist an die Schrift gebunden (DERRIDA74, S. 168).
Ägypten konnte durch fast 3000 Jahre seine Kultur ungebrochen tradieren. Das kulturelle System erwies sich als äußerst stabil: Eine durch Wüsten weitgehend isolierte Geographie, eine intensive Landwirtschaft, die von der jährlichen Nilschwemme auf natürliche Weise ewig fruchtbar gehalten wurde, ohne zu versalzen, eine staatlich organisierte Bewässerungskultur, die die Nilschwemme nutzbar machte, eine hierarchische Staats- und Priesterkultur, eine Natur-angepaßte Religion und Kultus. Und ein dreigeteiltes Schriftsystem, das Hieroglyphische, und seine Kursivversionen: das Hieratische und das Demotische, basierend auf der segmentalen Struktur der hamito-semitischen Sprache Ägyptens. Erst mit der assyrischen Eroberung wurde Ägypten zum ewigen Vasallenstaat und zur Kornkammer der darauf folgenden Eroberer-Reiche: Persien, Mazedonien, Rom, Arabien. Es verlor in der alexandrinischen Zeit seine Schrift und in der römischen Zeit seine Identität, und wurde zu dem, was es heute noch ist: ein armes, überbevölkertes Fellachen-Land. Heute ist es mit dem Assuan-Staudamm auch noch erfolgreich gelungen, den Nil, die unerschöpfliche Quelle der Fruchtbarkeit Ägyptens, zu verstopfen.
Das andere Kulturzentrum der damaligen Welt, Mesopotamien, war dagegen ein Zentrum der Unruhe und der Neuerungen. Es wurde immer wieder von Eroberergruppen überrannt, die eine lange Kette von Herrscherreichen bildeten. Hier wurden Technologien und Organisationsformen erfunden, die ersten Armeen mit Bronze, und später mit Eisen ausgerüstet. Hier entstanden große Städte mit hohen Mauern, und die ersten Riesenmaschinen, Mauerbrecher, die diese Städte erobern sollten. Hier entstand die höchstentwickelte Astronomie und Mathematik der alten Welt, mit dem hexagesimalen Rechensystem (mit Basis 60, nicht 10 wie heute üblich, das babylonische kleine Einmaleins hatte 3600 Einträge). Das Keilschriftsystem aber, das von den Sumerern erfunden worden war, wurde fast 3000 Jahre mit nur wenigen Änderungen tradiert. Mit ihm, ohne Zweifel, die Priesterschaft als stabilisierender Faktor hinter all diesen Veränderungen. Mesopotamien erlebte seinen allmählichen Niedergang durch das Auslaugen und Versalzen der Böden, die nicht wie in Ägypten jährlich von dem fruchtbaren Nilschlamm regeneriert wurden. Die Zerstörung der noch aus babylonischen Zeiten stammenden Bewässerungsanlagen durch die Mongolen im 15. Jahrhundert vernichtete dann die Basis auch dieser Kultur.

12.2.2. Die Entwicklung des Alphabets

Sowohl die hieroglyphische wie die Keilschrift waren Silbensysteme mit einer Vielzahl von Zeichen, wobei im Ägyptischen nach dem semitischen Muster keine Vokale codiert wurden. Aus Ugarit, dem heutigen Ras Schamra im Norden Syriens stammen Keilschriften von ca. -1600, die nicht mehr Silben, sondern einzelne Konsonanten codieren. Etwa zur gleichen Zeit benutzten die Phönizier ebenfalls eine lautcodierte Schrift, deren Form aber nicht cuneiform ist, sondern mehr Ähnlichkeit mit der altkretischen Linear-A Schrift aufweist. Die Herkunft der Schriftform ist nicht geklärt. Es werden ebenfalls Verbindungen zur ägyptischen demotischen Schrift angenommen. Fest steht, daß die minoischen Kreter einen regen Handel mit Ägypten gehabt hatten, und daß nach dem Untergang des kretischen Reiches (evtl. in der Folge der Explosion des Thera- oder Santorini- Vulkans etwa -1400) die Phönizier den Seehandel im Mittelmeerraum beherrschten. Das phönizische Schriftsystem wies die uns heute bekannte Codierung der Lautwerte für die Konsonanten auf, und da es eine semitische Schrift war, existierten keine Zeichen für Vokale. Die Namen der Laute entstammten der semitischen Kultur: Aleph, Beth, Ghimel, Dallet etc. von denen das griechische Alpha, Beta, Gamma, Delta entstanden ist. Die Griechen übernahmen ca. -900 das phönizische Schriftsystem und fügten ihre Lautwerte für die Vokale ein. Mit der Vokalcodierung war es den Griechen gelungen, ihre Sprache vollständig auf die Schrift abzubilden, was die vorherigen Kulturen nicht gemacht hatten (HAVELOCK). Es läßt sich diskutieren, ob die älteren Kulturen dazu nicht in der Lage waren, oder ob sie es eher als Vorteil sahen, ein Element des Geheimnisses in ihren Schriften zu belassen. So war es für die Priesterschaft leichter, die Schranke gegen die Profanisierung, und damit Machtverlust zu erhalten. Eine unvollständig codierte Schrift erlaubt Mehrfachdeutungen. Jeder, der die heutige Codierungstheorie kennt, weiß, daß mit diesem Mittel die effektivsten Geheimcodes erstellt werden können: wenn jemand nämlich eine Schrift entziffert hat, so daß sie irgendeinen (offensichtlichen) Sinn ergibt, so wird er nicht mehr nach anderen, verborgenen Sinndeutungen suchen. Es ist zu erwarten, daß hinter den unverfänglich klingenden Buchhaltungsberichten so mancher ägyptischer und mesopotamischer Tempelaufzeichnung vielleicht doch noch ganz andere Bedeutungen liegen, die den wachsamen Augen der Jünger Champollions entgangen sind.

12.2.3. Hierarchie contra Netzwerk, ein archaisches Spannungsfeld

Mit der Alphabetisierung hatten die Phönizier und Griechen einen entscheidenden Vorsprung in einem Gebiet, das man heute Informationsverarbeitung nennen würde. Es ist extrem wichtig, das Jahrtausende alte Spannungsfeld zwischen zwei grundverschiedenen politischen Organisationsstrukturen zu erfassen, das sich in den Kulturen des Mittelmeers und des vorderen Orient entfaltete. Dieses Spannungsfeld heißt: Hierarchie contra Netzwerk. Dies ist in den historischen Wissenschaften recht wenig bekannt, weil es ja hauptsächlich die Hierarchiestrukturen waren, die die Schreiber und Gelehrten unterhielten, die die Geschichte schrieben. Die Netzwerk-Kulturen hatten weder die Zeit noch das Interesse, große Archive anzulegen. Diese Spannung reicht in die allerfernste Vergangenheit zurück. Direkt neben den gewaltigsten Monumenten der Hierarchie, die die Menschheit je geschaffen hat, den Pyramiden von Gizeh, wurden vor einigen Jahren einige Schiffe eines Typs gefunden, der eher ungewöhnlich für das eher landbasierte und landorientierte Ägypten ist: Das am besten erhaltene ein 43 Meter langes Boot[11], die Barke des Cheops. Manche Wissenschaftler sehen diese Schiffe als reine Kuriosität an, und als etwas exzentrische pharaonische Grabbeigabe, andere verknüpfen sie mit dem Rätsel der Sphinx, die ja ebenfalls nicht ganz in den geistigen Kontext hineinpaßt, den man sich von dem Ägypterreich macht. Wieder andere vermuten, daß hier auf eine Herkunft der Pharaonen von einer früheren Seefahrerkultur angespielt wird. Diese Schiffe, so könnte man interpretieren, sind Relikte einer völlig verschiedenen geistigen Organisation, nämlich des uralten mediterranen Netzwerks, das erst mit der minoischen Kultur auf Kreta sichtbar wurde, die alten Kulturen der Seefahrer, die immer wieder nur als Störenfriede in der Geschichte auftauchen, wie z.B. die Invasion der Seevölker in Ägypten, oder die Wikinger-Raubzüge im Mittelalter (s.a. SPENGLER66, 303-316). Daß diese Kulturen ein wesentliches Gegengewichts-Element zu den hierarchischen Landkulturen bildeten, und daß sie in die fernste Urzeit zurückreichen, ist eine nicht sehr populäre Meinung [12]. In den Wechselfällen der Geschichte ist es eher ein Zufall, daß eine Netzwerk-Kultur, die Griechen, das Schicksal von Europa so entscheidend beeinflußte.
Im Kontrast zu den hierarchischen, landbasierten, auf ein zusammenhängendes Staatsgebiet bezogenen Priester-und Aristokratiekulturen Mesopotamiens und Ägyptens war das politische System der Phönizier und Griechen in regionalen Stadtstaaten organisiert [13]. Es war oligarchisch, patrizisch, demokratisch, dezentral, netzartig, kosmopolitisch, uneinig, immer im Streit, großmäulig, am schnellen Profit interessiert, und was die Listung der Attribute solcher Kulturen mehr ist. Sie trieben nur soviel Ackerbau, um das Existenzminimum zu erhalten (in Griechenland gab der Boden sowieso nicht mehr her), und richteten sich auf das Meer aus. Beide Völker waren Handelsnationen, sie überspannten die Wasserfläche des Mittelmeers mit einem Netz von Seefahrtwegen, und leisteten sich erbitterte Konkurrenz[14]. Ein solches Netz ist für die normale Geschichtsschreibung unsichtbar: Schiffe hinterlassen keine permanenten Spuren. Und Logbücher schreiben war damals noch nicht der Usus der freibeuterischen Handelskapitäne, die genau wußten, daß jeder Fetzen Papyrus oder Pergament, auf dem wichtige Informationen über Verkehrsrouten, Strömungen, Windverhältnisse, Untiefen, Rohstofflager, Kundenpräferenzen und Verhandlungsmodi stand, irgendwann einmal in die Hände der Gegenseite fallen würde, und damit das exklusive Handelsmonopol verloren war. Deshalb schrieb man besser nichts auf. In den Landbasen der Handelshäuser aber, mußte, damals wie heute, Buch geführt werden, und zwar penibel. Daher brauchte man die Schrift. Das Kommunikationsmedium eines Handelsvolks muß effizient sein: schnell zu lernen, leicht zu schreiben, unzweideutig in der Anwendung. Diese Bedingungen wurden von dem Alphabet erfüllt. Der konzeptuelle Schritt des Alphabets, die Worte der Sprache in einzelne, "atomare" Zeichen zu zerlegen, wurde kurze Zeit später vom Atomismus Demokrits in der griechischen Naturphilosophie weitergeführt. Das Netzwerkzeitalter der Griechen war äußerst kurzlebig. Zwischen etwa -600, als die ionischen Städte aufstiegen, bis ca. -300. Mit der Übernahme des hierarchischen persischen Herrschaftssystems durch Alexander den Großen und der Einrichtung von Alexandria als der geistigen Hauptstadt der Oikumene war das Griechentum hierarchisiert worden. Die Bibliothek von Alexandria ist das Symbol für diese Entwicklung. Aber aus diesen kurzen 300 Jahren der geistigen Blüte des Griechentums entspringt alles, was wir noch heute als das spirituelle Kapital des Abendlandes bezeichnen könnten. Es wurde oft kopiert, nie erreicht, und das ist kein Wunder, denn ein hierarchisches Denksystem kann keine Netzwerkstruktur nachmachen. Kurze Zeit später, -200, wurde Griechenland in das Imperium Romanum eingegliedert. Die Römer übernahmen mit dem Caesarentum dann das östliche, persisch-hellenistische hierarchische Herrschaftsmodell. Die Griechen hatten als gelehrte Haussklaven und Gedichte-Rezitatoren immerhin noch ein etwas besseres Schicksal als die Sklaven aus den anderen unterjochten Völkern, die in den Bergwerken und auf den Latifundien ihre Existenz fristeten, oder bei den Gladiatorenspielen abgeschlachtet wurden.
Allerdings ist das Netzwerkprinzip äußerst zählebig, und taucht immer wieder auf: Die jüdischen Gemeinden der Diaspora waren eine Netzwerkkultur, und kurze Zeit nach dem Untergang des römischen Reiches entstand, wie ein Phantom aus dem Nebel, die Stadtrepublik Venedig[15] (KARBE-VENEDIG). Venedig war ein geistiger Erbe der Kreter, Phönizier, und Griechen, und entfaltete von 466 bis 1797 ein reges Wirken. Auch hier eine äußerst langlebige Kultur, die mit ca. 1300 Jahren älter wurde als alle anderen (hierarchischen) europäischen Reiche, älter als der Inbegriff hierarchischen Regierens in Europa, das byzantinische Reich. Wie weiter unten gezeigt werden soll, haben wir mit den globalen Computer-Netzen, z.B. Internet, die Hoffnung, daß die Netzwerk-Kultur in unseren Tagen erneuert, und in alter Frische auferstehen wird.

12.2.4. Die gedeihliche Zusammenarbeit von Staat und Kirche

In Mesopotamien und Ägypten begann die gedeihliche Zusammenarbeit von Staat und Kirche, in der griechischen Kultur wurde die Schrift und das Denken für einen historischen Moment aus den Händen der Priesterschaft gelöst, aber die rechte Ordnung von Recht und Ordnung (Hier-Archie: die rechte, d.h. heilige Ordnung, SCHWARZ85) war bald wieder hergestellt: Sie wurde im Jahre 325 im Konzil von Nizäa der Ausgangspunkt der europäischen Geschichte, als Konstantin mit seinem Toleranzedikt die Christen begünstigte. Wenig später wurde unter Theodosius die römisch-katholische Staatskirche begründet, und von nun an war die christliche Kirche Träger und Rechtsnachfolger des römischen Staats. Während das weströmische Reich 476 unterging, und Justinian 529 die Philosophenschulen schloß, wurde auf dem Monte Cassino ein neues Zentrum der Gelehrsamkeit, unter der Kontrolle der Kirche gegründet. Dieses Zeitalter währte 1000 Jahre, in dem in den Klöstern die wenigen Reste der alten Schriften, die aus dem Untergang der Antike herübergerettet werden konnten, bewahrt wurden. (Reste aus Zerstörungen, die nicht unwesentlich von den Christen angerichtet worden waren). Im Mittelalter waren Kirchenmänner wesentlich an allen rechtlichen und politischen Transaktionen beteiligt, da sie durchweg die einzigen waren, die Lesen und Schreiben beherrschten, und so an der Abfassung aller Urkunden mitwirkten.
Mit dem Buchdruck ging die Kontrolle der kirchlichen Organisation über die Schriftkultur verloren. Aber auch wenn die Machtträger sich ändern, die Machtstrukturen bleiben: Das Universitätswesen entwickelte sich zu der neuzeitlichen Wissenschaft weiter, und mit ihr die Vielfalt der Fachsprachen und (vorwiegend mathematischen) Fach-Schriften, die heute eine ebenso unkontrollierbare und für den Fachfremden undurchdringliche Insider-Welt darstellen wie vor 5000 Jahren die arkanen Künste der Hieroglyphen. Somit hat sich die älteste Weisheit der Zivilisation: "Wissen ist Macht" erfolgreich in unserer Zeit behauptet.

12.2.5. Das Ausbildungssystem der Hierarchie

Die altorientalischen Priesterkulturen hatten die Grundstrukturen des Ausbildungssystems gelegt, das von der mittelalterlichen Kirche übernommen wurde, von den Jesuiten verfeinert, und heute noch in der humanistischen gymnasialen Ausbildung oder auch im fortgeschrittenen wissenschaftlichen Training zu finden ist. Dieses System beruht auf einem Training, das wißbare Denkinhalte als Transportmittel für unbewußt zu bleibende Inhalte benutzt, deren genaue Struktur nur den Eingeweihten der Organisation bekannt ist. Die altbewährte Technik beruht z.B. im Auswendiglernen (engl. rote learning, also sinnleere Verbindungen memorisieren) großer Mengen von ansonsten uninteressanten bis langweiligem Textmaterial, oder komplexer grammatikalischer Strukturen (des Lateinischen und Griechischen). Auf diese Weise nehmen die Kandidaten den spezifischen Denkstil der Organisation an, ohne selber definieren zu können, was sie da angenommen haben. Neirynck zeigt die Wirkungslosigkeit des grammatikalisch orientierten Sprachunterrichts nach normalen Effizienzkriterien und erklärt im selben Kapitel, wie dieses System zum Heranzüchten der Eliten benutzt wird [16]. Es wird gesagt, daß die grammatikalische Sprachschulung dazu dient, "das richtige Denken zu lernen". Und so hat Neirynck gleichzeitig recht und unrecht, denn das haben die Gymnasiumszöglinge sehr wohl gelernt, aber es ist etwas anderes damit gemeint, als Neirynck vermutet. Die humanistische Schulbildung in der lateinischen Sprache instilliert in den zu prägenden jungen Menschen einen Denkstil, der ihr Denken an den Stil der Prinzipien des zivilen und kirchlichen Herrschaftssystems anpaßt. (NEIRYNCK-ING, p. 330-331, SPENGLER23, 624-655).Wie alle, die durch die höhere Schulbildung gegangen sind, wissen, dient die sorgfältige Unterrichtung in den wertvollen geistigen Kulturgütern, die in den grammatikalischen Schätzen der lateinischen Sprache enthalten sind, dazu, "das richtige Denken zu lernen". Insofern hat Neirynck gleichzeitig recht und unrecht, denn "das richtige Denken" haben die Gymnasiumszöglinge sehr wohl gelernt, aber es ist etwas anderes damit gemeint, als Neirynck vermutet. Die humanistische Schulbildung in der lateinischen Sprache instilliert in den zu prägenden jungen Menschen einen Denkstil, der sie als Ausführungsorgane der römischen Machtstruktur prädestiniert, und jene aussondert, die sich nicht dafür eignen. (Die römische Machtstruktur ist den römischen Rechtsprinzipien unseres zivilen und kirchlichen Herrschaftssystems solide installiert.) Auf diese Weise wird das brauchbare "Material" für die Staatstrukturen in Verwaltung und Kirche geprägt. (NEIRYNCK-ING, p. 330-331, SPENGLER23, 624-655).
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Lineare Schrift und die Herrschaft des linearen Denkens
Es ist naheliegend, daß die lineare Schreibweise bei den Menschen, die auf diesen Stil trainiert worden sind, auch einen geistigen Effekt hat. Da heute fast alle Menschen unserer Zivilisation von diesem Prozess betroffen sind, läßt sich für uns kaum noch vorstellen, wie eine nicht-alphabetisch orientierte Denkweise aussehen kann. Orale Kulturen existieren auch heute noch, aber da wir generell nur Kunde von ihnen nur über die Schrift durch Ethnologen erlangen, die selber von diesem System geprägt worden sind, sind auch diese Berichte gefärbt. Und diese Auswirkungen sind vielfältig, subtil, und schwerwiegend. Auch hier kommt es zu einer Verquickung mit der Machtstruktur. Wie die Erfahrungen im Rechts- und Vertragswesen zeigen, existiert für das Schriftdenken nichts, was sich nicht schriftlich exakt formulieren läßt, und leider lassen sich die meisten sogenannten "menschlichen Werte" nicht exakt schriftlich formulieren. Aus diesem Grunde besitzen alle Schriftzivilisationen einen gewissen Grad von systemimmanenter Unmenschlichkeit, der ja auch in der vieltausendjährigen Geschichte des grenzenlosen menschlichen Leides auf diesem Planeten hinreichend belegt worden ist.
Es ist naheliegend, daß die lineare Schreibweise bei den Menschen, die auf diesen Stil trainiert worden sind, auch einen geistigen Effekt hat. Da heute fast alle Menschen unserer Zivilisation von diesem Prozess betroffen sind, läßt sich für uns kaum noch vorstellen, wie eine nicht-alphabetisch orientierte Denkweise aussehen kann. Orale Kulturen existieren auch heute noch, aber da wir generell nur Kunde von ihnen nur schriftlich durch Ethnologen erlangen, die selber von diesem System geprägt worden sind, sind auch diese Berichte gefärbt.

12.3. Die Konturen des nach-alphabetischen Zeitalters

Literatur: BOLZ, BUSH, ENGLEBART, GOPPOLD-ARCHE, GOPPOLD-CHAR, KAY, KRÄMER, KUHLEN, NELSON, OGDEN-BOOK, RHEINGOLD.
Wir dürfen nicht annehmen, daß die nachalphabetische Technologie der Menschheit automatisch das Paradies bescheren wird, dazu sind zu viele äußerst erfahrene und mächtige Kräfte in dem Spiel involviert, denen ein extrem starres, geregeltes Herrschaftssystem von Mega-Corporations a la "Neuromancer" als die ideale Zukunftsvorstellung erscheint. Aber es ist sicher hilfreich, das Potential des nach-alphabetischen Denkens für eine andersartige Zukunft zu projizieren. Diese Möglichkeiten zu verwirklichen, bleibt eine politische Aufgabe.

12.3.1. Computertechnologie als gesellschaftlicher Destabilisationsfaktor

Eine Zeitlang sah es so aus, als ob die Computertechnologie das ideale Herrschaftsinstrument für Hierarchieorganisationen sei. Erfunden im 2. Weltkrieg, um das globale Ringen um die Weltherrschaft zu entscheiden[17], ist der Computer zunächst das Mittel gewesen, die Mammutorganisationen von Verwaltung und Industrie vor dem Kollaps durch interne Reibungsverluste zu bewahren, und ihnen noch einen weiteren Wachstumsschub zu erlauben. Zwischen 1960 und 1980 hatte der Computerkonzern IBM eine für alle Beteiligten einträgliche und vorteilhafte Interdependenz von Hierarchie-Organisationen und Computerhersteller als Sachwalter der Computerpriesterschaft begründet, und somit das Muster von Staat und Kirche folgerichtig fortgesetzt. Dieses angenehme Verhältnis wurde, ironischerweise, von einem Produkt aus dem nämlichen Hause IBM gestört: Dem IBM PC. Dieser, zuerst nur als "wir auch" Produkt gedachte, und herunterdesignete Rechner erwies sich als so erfolgreich, daß er letztlich den IBM-Produkten anderer Linien das Wasser abgrub [18]. Im Jahre 1994, zehn Jahre später, ist die Botschaft des Downsizing, weg vom Mainframe die Losung in aller Munde bei den Konzernherren, und die Stühle der DV-Leiter wackeln, mit ihnen werden Legionen von Mainframe-Cobol-Programmierer auf die Straße gesetzt, weil es für ihre Künste auf Unix-Maschinen plötzlich nicht mehr so viel Bedarf gibt. Und es erscheinen völlig neue Systeme, die die altbewährten Strukturen noch mehr bedrohen, wenn es nicht gelingt, dem Übel hoffentlich noch rechtzeitig Einhalt zu bieten, und die Rechte Ordnung schnell wieder herzustellen.

12.3.2. Das Internet und die Wiederkunft der Netzwerk-Kulturen

Howard Rheingold hat mit "Virtuelle Gemeinschaft" ein populäres Buch geschrieben, in dem er ausspricht, was sonst nur auf relativ esoterischen Fachkonferenzen mit Insiderchinesisch taktvoll verbrämt durchdiskutiert wird: Hier existiert ein Netzwerksystem, das von dem Ober-Thinktank der Superhierarchie, der RAND Corporation, als unzerstörbares Kommunikationssystem geplant worden war. In den strategischen Atomkriegsspielen mußte man ein System konstruieren, das auch dann noch funktionieren sollte, wenn 3/4 des amerikanischen Kontinents schon verstrahlte Atomwüste war. Die RAND-Denker leisteten ganze Arbeit, und ernteten ebenfalls einen unerwarteten Nebeneffekt: Das Internet ist auch gegen Angriffe der Herstellerorganisationen, des Pentagon, und damit das US-Militär und die Zensoren von Regierung und Kirchen abgesichert [19]. Zwar kann man es durch obersten Regierungsbeschluß ganz abstellen, aber dann zerstört man den Großteil der wissenschaftlichen Kommunikation, die darauf abgehalten wird, mit unschätzbarem Schaden für den technischen Fortschritt. Und ein solcher Schritt wäre nur die letzte, verzweifelte Notlösung, zu der man greifen würde. Interessant ist die Fortsetzungsmöglichkeit der oben erwähnten Netzwerk-Kulturen des Mittelmeers auf einem völlig anderen Medium aber mit vergleichbaren Inhalten.

12.3.3. Wissen, Denken und Lernen im nach-alphabetischen Zeitalter

"Die Bildungsstrategien der Gutenberg-Galaxis haben ausgedient." (BOLZ-GALAX, 201)
Die heutige Buch- und andere Textproduktion erzeugt eine solche Flut gedruckten Materials, daß es nicht einmal mehr mit der sowieso schon extremen und kontraproduktiven Spezialisierung in den Einzelfächern von Wissenschaft und Technik möglich ist, auch nur in einem engen Fachgebiet Schritt zu halten. Ein Mensch, der 20 Jahre lang jede Woche ein Buch liest, kann so etwa 1000 Bücher lesen, also ein Gigabyte. Das ist weitaus mehr als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben lesen. Das textuelle Informationssystem der Menschheit ist schon lange zusammengebrochen, weil gemessen an der Menge des unmöglich noch lesbaren Materials auch die belesensten Menschen mehr und mehr unter- und uninformiert sind. Der Informationskanal des Lesens ist mit etwa 50 Zeichen pro Sekunde ungeheuer eng. Der Grund hierfür ist, daß phonetische Schrift vom Leser in einem komplexen Prozess in mehreren Stufen decodiert werden muß: Von Schriftzeichen in Sprache, von Sprache in Gedanken, mentale Strukturen (Bilder, Zusammenhänge), physische oder mentale Aktionen, wie sie zum Beispiel in der Mathematik nötig sind. Um komplexe Zusammenhänge, die textuell gespeichert sind, richtig zu decodieren und auszuführen, ist z.T. ein erhebliches Training und Vorwissen mit Universitätsausbildung nötig. Vernetzungsstrukturen innerhalb von Texten werden in der Wissenschaftsliteratur über komplizierte und uneinheitliche Fußnoten- und Verweis-Methoden aufgebaut, die erhebliche Konzentration und Blätteraufwand von dem Leser abfordern. All diese Beschwernisse, die dem linearen Textmedium, dem Buch anhaften, werden durch die neue Technologie vereinfacht, fallen weg, oder werden in ganz anderer Weise gelöst. Hypertext macht die vielen textuellen Verweise explizit, damit sind sie mühelos aufzufinden. Zwar gibt es Folgeprobleme, wie etwa das Verlorengehen im Hypertext-Wildwuchs, aber die werden mit zunehmender Erfahrung mit dem Medium gemeistert werden. Es ist rein aus den Notwendigkeiten der wissenschaftlichen Kommunikation unumgänglich, daß zuerst alles neu produzierte Wissensmaterial in Hypertext-Format überführt wird, und dann schrittweise der Altbestand. Wenn ein wesentlicher Teil des wissenschaftlichen Textmaterials erst einmal in Hypertextform vorliegt, ergibt sich zwingend, nur noch über Hyper-Links und nicht mehr mit Zitaten zu arbeiten. Das World Wide Web (WWW) ist die Vorstufe. Ted Nelson hat in seinen Schriften die hypertextbasierte Arbeitsweise schon vorstrukturiert (NELSON). Hypertext ist aber nur ein bescheidener Anfang, der das Potential des Symbolators in keiner Weise ausfüllt, sondern nur eine etwas technisch verbesserte Version von Büchern mit Indizes und Fußnoten bietet[20]. Für weitere Fortschritte müssen die inhärenten und bis jetzt nur einigen Visionären bekannten Fähigkeiten des Symbolators ausgenutzt werden. Leibniz hatte mit der Characteristica Universalis schon vor 300 Jahren diese Möglichkeiten vorausgesehen (GOPPOLD-LEIBNIZ), und die heutigen Pioniere wie Engelbart haben ohne Kenntnis der Leibnizschen Arbeiten beinahe identische Vorstellungen formuliert (ENGELBART, KAY, NELSON, RHEINGOLD).

12.3.4. Wissen als Prozess

Mit Hilfe multimedialer Informationsstrukturen auf der Basis von visuellen, graphischen Codes, sind die heutigen Informationsengpässe, die durch das über die Maßen angewachsene Volumen der alphabetischen Literatur verursacht werden, zu überwinden. Ein wesentlicher Anteil des wissenschaftlichen gedruckten Materials läßt sich als Program, oder Ablaufstrukturplan abspeichern. Diese Methode verringert in vielen Bereichen die Materialmenge um mindestens den Faktor 10 bis 100. Heute sind chemische und physikalische Experimente schon in Form von solchen Programmen erhältlich. Es ist also nicht mehr nötig, die Ergebnisse von Versuchen in vielen Worten abzulegen, wenn ein Programm das Experiment beliebig, vom Symbolator "in real time", also auf Anforderung des Benutzers, nachvollziehbar macht. Die theoretische Struktur, die hinter dem Experiment liegt, ist in dem Programm selber enthalten. Es liegt auf der Hand, daß dann zumindest die naturwissenschaftliche und mathematische Ausbildung eine völlig andere Basis haben würde als heute. Im Bereich der Philosophie und Sozial- und Rechtswissenschaften ist auf jeden Fall die Hypertext-Darstellung schon ein wesentlicher Fortschritt, hier ist abzuwarten, wie die neuen Medien das Denken über diese Bereiche selber verändern werden.

12.3.5. Der Symbolator als Intelligenzverstärker

Hier geht es um die Möglichkeiten, den Symbolator direkt als Intelligenzverstärker einzusetzen. Die Problematik der textuellen Informationsverarbeitung liegt in der ungeheuer langsamen menschlichen Informationsverarbeitung der phonetischen Schrift. Daran gemessen, ist die Informationskapazität des menschlichen visuellen Systems gigantisch: Wir können ca. ein Gigabyte pro Sekunde (also die erwähnten 1000 Bücher) visuelle Information verarbeiten. Das meiste davon wird von Prozessen, die wir uns als Zivilisationsbremse zugelegt haben, ausgefiltert. Aber wer nur einmal auf einem Vorberg der Alpen stand, und von der erhöhten Warte das ganze imposante Panorama der Alpenkette in einem Blick erfaßt hat, der hat einen ganz anderen Blick erlebt, als die Menschen, die nur aus dem Flachland ins Flachland hineinschauen [21]. Wer das erlebt hat, der erkennt, daß wir mit einem einzigen Augenblick mehr sehen und aufnehmen können, als wir später in einem ganzen Leben bereden oder beschreiben können. Es sind weit, weit mehr als tausend Worte, die in einem solchen Blick enthalten sind. Dies vergessen nur die Menschen in unserer visuell verarmten Umwelt von Betonmauern und Asphaltflächen, zwischen denen hier und da ein Fernsehbild flimmert.
Um die ungeheure Kapazität (und die Intelligenz) des visuellen Systems zu nutzen, ist die Entwicklung eines geeigneten Schiftsystems, das nicht mehr auf der phonetischen Codierung der gesprochenen Sprache basiert, unumgänglich. In GOPPOLD-CHAR werden die ersten Entwicklungen zu einer solchen Schrift, nach den Vorarbeiten von Leibniz in der Characteristica, skizziert. Eine solche Entwicklung erfordert ein fundamentales Umdenken und Deprogrammieren auf breitester kultureller Basis, das als kultureller Prozess Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte dauern kann [22]. Die Menschheit ist von dem alphabetischen Denken so tief programmiert, daß es uns nicht einmal gelingt, die post-alphabetische Denkweise vorzustellen. Dies ist die bei weitem schwierigste Hürde zur Nutzung des vollen Potentials des Symbolators. Eine wesentliche Hilfe bei der Deprogrammierung unseres Denkens ist in der ornamentalen Tradition der Menschheit zu finden. Hier etwa die die islamische Ornamentik und die Bildsprachen der südamerikanischen indianischen Kulturen, die ja bekanntlich auf das Mittel der phonetischen Codierung verzichtet haben. Nicht notwendigerweise aus Primitivität, sondern weil sie erkannt hatten, daß phonetische Schrift neben ihren unverkennbaren Vorteilen auch gravierende Nachteile mit sich bringt, die aber leider so subtil sind, daß man es noch nicht einmal merkt, wenn es schon zu spät zur Umkehr ist. Plato hat uns in Phaidros (274-277) eine eindeutige Warnung zukommen lassen (PLATO-WERKE).Seite: 87
Zwar hat die islamische Wissenschaft nicht dieselben Ziele gehabt, wie die heutige Physik, und man hatte auch nicht die Konstruktion der Atombombe vorgesehen, aber in ihrem eigenen Bereich ist das die islamische Wissen durchaus
.
Wie oben in dem Abschnitt zur Geschichte dargestellt, besteht eine untrennbare Verbindung zwischen dem Alphabetsystem und den Gesellschaften, die von ihm geprägt werden. In derselben Weise werden die nachalphabetischen Gesellschaften vielleicht eine ganz andere Form haben. Es bleibt zu hoffen, daß es gelingt, die alte Hierarchiestruktur zu verlassen, und auf flexiblere, heterarchische, netzwerkorientierte Sozialmodelle zu wechseln. Dies ist aber, wie schon gesagt, eine Frage der berühmten "politischen Willensbildung", bzw. des mehr oder weniger sanften Drucks auf diejeningen, die von den bestehenden Systemen mit ihren unverkennbaren Mißständen am meisten profitieren.

12.4. Literatur


ASSMANN83
Assmann, Aleida; Jan Hrg.
Schrift und Gedächtnis
Wilhelm Fink, München 1983
ASSMANN-GED
Assmann, Jan; Tonio Hölscher
Kultur und Gedächtnis
Suhrkamp, Frankfurt 1988
ASSMANN-KULT
Assmann, Aleida; Dietrich Harth, Hrg.
Kultur als Lebenswelt und Monument
Fischer, Frankfurt 1991
ASSMANN-MNEM
Assmann, Aleida; Dietrich Harth, Hrg.
Mnemosyne
Fischer, Frankfurt 1991
ASSMANN-STEIN
Assmann, Jan
Stein und Zeit
Wilhelm Fink, München 1991
ASSMANN92
Assmann, Jan
Das Kulturelle Gedächtnis
Beck, München 1992
ASSMANN-WEIS
Assmann, Aleida; Jan Hrg.
Weisheit
Wilhelm Fink, München 1991
BOLTER90
Bolter, J. David
Der Digitale Faust
Klett-Cotta Oktogon
Stuttgart 1990
orig. Turing's Man
Uni of North Carolina Press
BOLTER91
Bolter, J. David
Writing Space
Hillsdale 1991
BOLZ-CHAOS
Bolz, Norbert
Chaos und Simulation
Wilhelm Fink, München 1992
BOLZ-GALAX
Bolz, Norbert
Am Ende der Gutenberg-Galaxis
Wilhelm Fink, München 1993
BOLZ-COMP
Bolz, Norbert
Computer als Medium
BOLZ-KONTR
Bolz, Norbert
Das kontrollierte Chaos
Econ, Düsseldorf, 1994
DERRIDA74
Derrida, Jaques
Grammatologie
Suhrkamp, Frankfurt/Main 1974
GEBSER73
Gebser, Jean
Ursprung und Gegenwart
DTV, München 1973
GIBSON-NEURO
Gibson, William
Neuromancer
GIMBUTAS-EUROPE
Gimbutas, Mariam
Old Europe
Jrnl of Indo-European Studies 1 (1973), 1-21
GIMBUTAS-GOD
Gimbutas, Mariam
The Goddesses and Gods of Ancient Europe
UCal. Press, Berkeley, CA 1982
GIMBUTAS-LANG
Gimbutas, Mariam
The Language of the Goddess
San Francisco 1989
GOPPOLD-PC
Goppold, Andreas
IBM oder PC ?
Erschienen unter dem Titel: "Folgen eines Erfolgs"
in der Microcomputerwelt
April 1984, p.20-24, Mai, p.20-21, Juni, p.13-14
GOPPOLD-LEIBNIZ
Goppold, Andreas
Lingua Logica Leibnitiana:
Ein computerbasiertes Schriftsystem als Fortführung von Ideen der Characteristica Universalis von Leibniz
Beitrag zu dem Kongress: Leibniz und Europa, Hannover, 18.-23. Juli 1994, S. 276-283
GOPPOLD-ARCHE
Goppold, Andreas
In den Palästen der Erinnerung: die Arche Leibniz und das Programm einer universalen Wissensbasis
GOPPOLD-CHAR
Goppold, Andreas
Characteristica Universalis and the Origins of the Symbolator
HAARMANN-SIGN
Haarmann, Harald
Language in Its Cultural Embedding
de Gruyter, Berlin 1990
HAARMANN-SCHRIFT
Haarmann, Harald
Universalgeschichte der Schrift
Campus, 1992
HAVELOCK-LING
Havelock, Eric
The Linguistic Task of the Presocratics
In: Language and Thought in Early Greek Philosophy
ed. Kevin Robb
Monist Library of Philosophy
La Salle, Illinois
HAVELOCK-MUSE
Havelock, Eric
The Muse Learns To Write
Yale Uni Press, New Haven 1986
HAVELOCK-PLATO
Havelock, Eric
Preface to Plato
Harvard Uni Press, Cambridge 1967
HAVELOCK-SCHR
Havelock, Eric
Schriftlichkeit
VCH, 1990
engl: The Literate Revolution in Greece and Its Cultural Consequences
Princeton Uni Press, Princeton 1982
KARBE-VENEDIG
Karbe, Lars Cassio
Venedig oder der "Goldene Schnitt" des Gemeinwesens
Habil. Arbeit, München 1994
KRÄMER-SYMB
Krämer, Sybille
Symbolische Maschinen
Die Idee der Formalisierung in geschichtlichem Abriß
Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1988
KRÄMER-VERNUNFT
Krämer, Sybille
Berechenbare Vernunft
Kalkül und Rationalismus im 17. Jahrhundert
De Gruyter, 1991
Habilitationsschrift
KRÄMER-GEIST
Krämer, Sybille, Hrsg.
Geist-Gehirn-Künstliche Intelligenz
Zeitgenössische Modelle des Denkens
De Gruyter, 1994
KRÄMER-INT
Krämer, Sybille
Künstliche Intelligenz - Der Aufstieg des Computers zum Modellbaukasten des Geistes
Information Philosophie, Mai 1994
KUHLEN-HYTX
Kuhlen, Rainer
Hypertext
Springer, Berlin 1991
MCLUHAN65
McLuhan, Marshall
Understanding Media
McGraw Hill 1965
(dt: Die magischen Kanäle, Econ 1992).
MCLUHAN72
McLuhan, Marshall
The Gutenberg Galaxy: The Making of Typographic Man
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(deutsch: Die Gutenberg Galaxis, Düsseldorf 1968).
NEIRYNCK-ING
Neirynck, Jacques
Der göttliche Ingenieur
Expert, Renningen 1994
NELSON65
Nelson, Theodore H.
"A File Structure for the Complex, the Changing, and the Indeterminate."
Proc. 1965 ACM National Conference
NELSON80
Nelson, Theodore H.
"Replacing the Printed Word: A Complete Literary System"
Proc. 1980 IFIP World Computer Conference
NELSON87
Nelson, Theodore H.
Literary Machines
Project Xanadu, 1987
OGDEN-BOOK
Ogden, Frank
The Last Book You will ever Read
Macfarlane & Ross 1994
PLATO-WERKE
Platon, Werke in acht Bänden
Hrsg. Günther Eigler
Wissensch. Buchgesellschaft, Darmstadt
Band 5: Phaidros, Parmenides, Briefe
RHEINGOLD-TOOL
Rheingold, Howard
Tools for Thought
Simon & Schuster, New York 1985
RHEINGOLD-DEMO
Rheingold, Howard
Electronic Democracy
Whole Earth Review 71
Summer 1991, p. 4
RHEINGOLD-WELT
Rheingold, Howard
Virtuelle Welten
Rowohlt, Reinbek 1992
engl: Virtual Reality
Summit, New York 1991
RHEINGOLD-GEMEIN
Rheingold, Howard
Virtuelle Gemeinschaft
Addison-Wesley, Bonn 1994
SCHWARZ85
Schwarz, Gerhard
Die "Heilige Ordnung" der Männer
Westdeutscher Verlag, Opladen 1985
SPENGLER23
Spengler, Oswald
Der Untergang des Abendlandes
C.H. Beck, 1923
Ausgabe DTV 1980
SPENGLER66
Spengler, Oswald
Frühzeit der Weltgeschichte
C.H. Beck, 1966


[9] Die verwendeten datentechnischen Begriffe: Ein Byte ist die datentechnische Einheit zum Abspeichern eines Zeichens. Eine Buchseite hat ca. 3000 Zeichen (Bytes), und auf ca. 300 Seiten enthält ein Buch ca. eine Million Zeichen (ein Megabyte). Tausend Millionen Zeichen, also der Inhalt von 1000 Büchern, sind ein Gigabyte, und ein Terabyte sind eine Million Millionen Zeichen, also ca. eine Million Bücher, der Bestand einer größeren Bibliothek. Die größte Bibliothek der Menschheit, die Library of Congress in Washington, umfaßt 26 Millionen Bücher, also 26 Terabyte. Ein Pixel ist eine Punkteinheit auf einem Bildschirmgerät. Um einen Buchstaben anzuzeigen, ist eine Punktmatrix von mindestens 10*20 Punkten (200), aber für typographische Darstellung eher 20*50 (1000) Punkten nötig. Auf PCs der 80er Jahre gab es Darstellungsflächen von 80*25 (2000) Zeichen auf einem Bildschirm, und heute sind es etwa 6000 Zeichen mit einem Mega-Pixel Bildschirm. Das ist nur für Schwarz/Weiß-Darstellung. Um Farbe zu erhalten, muß man drei Farben pro Punkt aufwenden, und um eine Farbtiefe (Helligkeitswerte) zu erhalten, jeweils pro Farbpunkt zwischen ein oder 2 Byte Helligkeitscodierung.
[10] Spezialisierung aller Art: Wissenschaftlich, technisch, rechtlich. Als gutes Beispiel der Mathematische Code. Mathematisches Denken muß bis jetzt ohne maschinelle Unterstützung im Geist vollzogen werden, und erfordert die Beherrschung einer für Uneingeweihte nicht operierbaren Zeichensprache. Es würde eine Revolution im Bildungswesen, und darüber hinaus, in allen Bereichen der Technik und Naturwissenschaft, bedeuten, wenn diese Fachsprache, die heute vielleicht von 1 bis 10 % der Bevölkerung beherrscht wird, über geeignete technische Hilfsmittel (den Symbolator) nun von 90 % der Menschen verstanden und benutzt werden könnte.
[11] Wie Thor Heyerdal bemerkt, erinnert das Schiff in seinem schnittigen Stil an ein Wikingerschiff, welches auch für Atlantiküberquerungen geeignet sein könnte, aber es ist aufgrund von Konstruktionsdetails nicht hochseetüchtig.
[12] Eindeutige Hinweise auf existierende Hochseeschifferei schon während des Neolithikums sind z.B. Reste von Thunfischen (die nur auf hoher See gefangen werden können) in den Abfallhaufen küstennaher Siedlungen.
[13] Spengler bemerkt, daß der Name "Phönizier" lediglich eine Konvenienz-Erfindung der Historiker ist, um die verstreuten Handelsstädte der Levante zur damaligen Zeit mit einem Namen zu belegen.
[14] Die Geschichte entschied gegen die Phönizier: Im Jahre -333 wurde die letzte Phönizierstadt Tyros von Alexander erobert und ausradiert. Damit erlosch die phönizische Präsenz im Ostmittelmeer. Die phönizische "Neustadt" Karthago wurde etwas mehr als hundert Jahre später von den Römern im 3. punischen Krieg zerstört. Die Römer pflügten das Stadtgelände um, und streuten Salz in die Furchen, damit nichts mehr dort wachsen konnte, und sie vernichteten alle Aufzeichnungen derer sie habhaft werden konnten. Damit war die phönizische Kultur nach ungefähr 1600 Jahren Bestand ausgelöscht. Verglichen mit der griechischen Kultur und den meisten anderen europäischen Reichen hatte sie aber dennoch ein sehr repektables Alter erreicht. Nur Ägypten war mit ca. 3000 Jahren langlebiger gewesen.
[15] Die Hanse, die im Norden um die Ostsee ein ähnliches Netzwerk spannte, nicht zu vergessen.

[16]In einigen ganz präzisen Punkten, in denen der Wirkungsgrad objektiv gemessen werden kann, ist das Ergebnis der Oberstufe der höheren Schulen verabscheuungswürdig. Die beste Art, die Grundlagen einer Fremdsprache zu erlernen, besteht im Zusammenleben mit gleichaltrigen Kindern, im Land in dem diese Sprache gesprochen wird. Der formelle Unterricht der Grammatik und Autoren dieser Sprache durch einen Lehrer bleibt hingegen praktisch erfolglos... Tatsächlich leidet die Oberstufe unter einem erdrückenden Erbe in Form eines Mißverständnisses. Nie ist es die Aufgabe der Jesuitenschulen, der napoleonischen Lycees, der englischen Public Schools oder der deutschen Gymnasien gewesen, das Unterrichtswesen zu demokratisieren, sondern ganz im Gegenteil, es einer Elite vorzubehalten. Auserwählte Lehrer unterrichten nach Besitz, Erziehung und Begabung sorgfältig auserlesene Schüler... Der höchste Luxus der zukünftigen Chefs besteht darin, Unnützes zu lernen und das nützliche den Angestellten zu überlassen.

(NEIRYNCK-ING, p. 328-329).
[17] Wesentlichen Anteil am Ausgang des Krieges hatten die Arbeiten Alan Turings, der die Enigma-Codierung der deutschen Wehrmacht brach, sowie die Berechnungen zum Bau der Atombombe. Vannevar Bush war der oberste Koordinator der amerikanischen wissenschftlichen Kriegführung (BUSH-THINK). Auf deutscher Seite wurde die Erfindung des Computers durch Zuse (glücklicherweise) von Hitler als nicht kriegsrelevant eingestuft.]
18 [ Diese Entwicklung wurde im Orwell-Jahre 1984 von A. Goppold exakt vorausgesagt (GOPPOLD-PC). ]
19 [ Ein amüsanter Vorfall aus der Geschichte des Internet belegt dies: Als die Moralapostel aus dem Bible Belt herausfanden, daß von den Geldern des amerikanischen Steuerzahlers Multimegabyte Datenbanken mit Pornobildern auf dem Internet angelegt (und frei für alle zugänglich) waren, ging ein Aufschrei durch die heiligen Hallen der gottesfürchtigen amerikanischen Steuerzahlergemeinde, die ihre am College studierenden Kinder natürlich vor solcher Verderbnis bewahren wollten. Leider war die schnelle Aktion, die zur Expurgation dieses abscheulichen Materials gestartet wurde, ein voller Schlag ins Wasser: Die Pornodateien waren, natürlich übers Internet, über Nacht auf einen Computer in Finnland ausgelagert worden, wo sie sich weiterhin großer Beliebtheit erfreuen.
20]
Bolz diskutiert in BOLZ-GALAX, Kapitel V ausführlich die Aspekte des Hypertexts, die hier aus Platzmangel nur kurz gestreift werden können. Empfehlenswert ist ebenfalls die Bibliographie des Buchs.
[21] Siehe den Blick Petrarcas vom Mt. Ventoux, den Gebser so eindringlich als den eigentlichen entscheidenden Moment, als den Beginn der Renaissance, beschreibt (GEBSER73).
[22] Das einzige kleine Problem ist nur, daß der Menschlichen Rasse vielleicht 20 Jahre bleiben, um diesen Umstellungsprozess zu vollziehen, oder wir gehen alle den Weg der Saurier.


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