Oswald Spengler und die Morphologie

 

 

 

 

 

 

 

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Dr. Andreas Goppold

Prof. a.D. & Dr. Phil. & Dipl. Inform. & MSc. Ing. & UCSB

 

 

 

2018-06-17931

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

 

Das Leitmotiv der Noologie: Der Maelstroem oder Der Tanzende Stern. 5

Literatur-Abkürzungen. 5

1      Die Philosophischen Grundlagen der Kultur-Morphologie. 7

Die Kosmodynamik der Gedächtnisse. 7

1.1       Der imaginäre Arbeitskreis der Morphologen. 7

Die Morphologie des Sloterdijks 7

Die Morphologie der Noologie. 8

Die Macht der Morphologie und der Metaphorologie. 8

Die Probleme der Morphologie und die Buchbinder-Synthese. 8

1.2       Die Poiaetische Anthropologie Spenglers 10

Spenglers "magische" Geheimformeln. 11

Das pneumatische "Wir" und der ethnotechnische Genius 11

Spenglers semantische Spannungsfelder der poiaetischen Anthropologie. 13

Das Kontrastprogramm bei Heidegger 19

Das kulturmorphologische Prinzip der Wellen und Wirbel 19

2      Spengler-Zitate. 20

3      Spenglers Ethno-Kybernetik der Macht 25

Lev Gumilev: The Passionary Theory of Ethnogenesis 26

4      Die Triadik und die hermeneutische Fraktale Geometrie der Noologie. 30

Die Mythologie und Magie der Zahlen. 30

Die Triadik und die Selbstähnlichkeit bei Hegel 31

Über den Universalen Schaum.. 31

Kugeln in Kugeln, und Räder in Rädern: bei Ezekiel / Hesekiel, und den Cherubim. 31

Die Hermeneutische Selbstähnlichkeit und die Fraktale. 31

Das Fraktal-Prinzip der Koch-Schneeflocke. 32

Die hohe Kunst des Hermeneutischen Denk-Fraktals 32

Hegels fraktale Morphologie des Zeit-Geistes 33

4.1       Die Fraktal-Geometrie und die Gedanken-Quanten-Verschränkung. 34

Gedanken-Quanten und die Stoicheia 35

Die Stoichea und der Hinter-Sinn. 35

Noch ein bisschen Quanten-Philosophie. 36

Weiteres zur Gedanken-Quanten-Verschränkung. 37

 


Das Leitmotiv der Noologie: Der Maelstroem oder Der Tanzende Stern

Hier ist der Link zu dem Original-Bild:

http://www.noologie.de/noo-pics/vortex.jpg

                        Literatur-Abkürzungen

Das komplette Literatur-Verzeichnis ist nun ausgegliedert in:

http://www.noologie.de/denk-bib.htm

http://www.noologie.de/bib.htm

http://www.noologie.de/bib_c.htm

 

Einige oft zitierte Schriften werden mit Abkürzungen zitiert. Das ist mnemotechnisch einfacher als nur Name und Jahreszahl zu nennen.

 

Brock, Bazon: (1986) Abk.: AGEU

Brock, Bazon: Ästhetik gegen erzwungene Unmittelbarkeit, DuMont, Köln (1986)

cited in text as (AGEU)

http://www.uni-wuppertal.de/FB5-Hofaue/Brock/Schrifte/AGEU/

Diese Schriften existeieren nicht mehr auf der Uni Wuppertal!!!

Brock, Bazon: Neuronale Ästhetik (NeuroAe)

http://www.uni-wuppertal.de/FB5-Hofaue/Brock/Projekte/NeuroAe1.html 
http://www.uni-wuppertal.de/FB5-Hofaue/Brock/Projekte/NeuroAe2.html 
http://www.uni-wuppertal.de/FB5-Hofaue/Brock/Projekte//NeuroAe3.html

Brock, Bazon, Breidbach, Olaf: Neuronale Ästhetik, Zyma Art Today, 2 (1994)

 

Giordano Bruno: Ed. Samsonow, Reihe Philosophie Jetzt, Diederichs (1995) Abk.: Bruno

 

Eco, Umberto: "Kant und das Schnabeltier", Eco 2000.[1] Abk. Eco

 

Günther, Gotthard: "Grundzüge einer neuen Theorie des Denkens in Hegels Logik", Meiner, Hamburg, (1978b). abk. GRDZ

 

Heidegger:

"Was heisst Denken?" abk. WHD.

"Sein und Zeit" (1977) abk. S&Z.

 

Rost, F.: Griechisch-Deutsches Wörterbuch, 2 Vols, Westermann, Braunschweig (1862).

Abk. Rost

 

Sloterdijk, Peter: Die für die Noologie wesentlichen Werke Peter Sloterdijk's sind:

Sphären Band I, Blasen, Suhrkamp, Frankfurt (1998), abk. "Blasen".

Sphären Band II, Globen, Suhrkamp, Frankfurt (1999), abk. "Globen".

Sphären Band III, Suhrkamp, Frankfurt (2004), abk. "Schäume".

"Im Welt-Innenraum des Kapitals" (2005), abk. WIKA

"Zorn und Zeit" (2006), abk. Z&Z.

"Gottes Eifer", Verlag der Weltreligionen (2007), abk. "Eifer".

"Du musst Dein Leben ändern" (2009), abk. DMDL

 

Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes. C.H.Beck München (1980), abk. Spengler.

 


1        Die Philosophischen Grundlagen der Kultur-Morphologie

Hier behandeln wir speziell für die Noologie die Kultur-Morphologie von Spengler, und seine Poiaetische Anthropologie.

 

Die Noo-Logie, wie ich sie verstehe, bedeutet das selbst-reflexive Denken über das Denken, und das Denken über die Existenz als Ganzes, das Dasein, und das Sein.[2] Der Logos ist hier der Aspekt der Stringenten, Systematischen Logik, der Nous ist Aspekt der Imaginativen Vernunft, die so ähnlich auch bei Spengler gebraucht wurde: "Die Morphologie des Organischen, der Geschichte und des Lebens, alles dessen, was Richtung und Schicksal in sich trägt, heisst Physiognomik." (Spengler 1980, 135). Diese Programmatik folgt der Anweisung, die auf dem Tor-Bogen[3] des Apollon- Tempels von Delphi stand: Gnothi se auton.[4] Manchmal wird dies auch Reflexionstheorie genannt. Dazu erinnern wir an Hegels Darstellung in der Enzyklopädie (Hegel 1969, p. 311):

 

"Die Erkenntnis des Geistes ist die konkreteste, darum höchste und schwerste. Erkenne dich selbst, dies absolute Gebot hat... die Bedeutung der Erkenntnis des Wahrhaften des Menschen, wie des Wahrhaften an und für sich, - des Wesens selbst als Geistes."

Die Kosmodynamik der Gedächtnisse

Mit Der Kosmodynamik der Gedächtnisse hat Peter Sloterdijk wohl genau den Satz gesagt, der eines der wichtigsten Zentral-Themen der Noologie ist. Das Gedächtnis und die Er-Innerung des Ur-Ahnens sind die wohl am meisten vernachlässigten Themen der heutigen Geistes-Wissenschaft. Und die positivistischen Natur-Wissenschaften abhorreszieren dieses Thema natürlich ganz besonders. Das Unter-Nehmen der Noologie ist es genau, diese Lacuna irgendwie ein bisschen auszufüllen. Denn es ist eine Überlebens-Thematik der heutigen Menschheit, wie wir diese Tiefen-Erinnerung, über die vorgegangenen 50.000 bis 500.000 bis 5.000.000 Jahre wieder gewinnen können.

1.1       Der imaginäre Arbeitskreis der Morphologen

 

Bild: des Philosophenmosaiks von Torre Annunziata

http://www.noologie.de/noo-pics/torre-anunc.jpg

Wegen der Grösse der Datei kann es nicht in den vorliegenden Text integriert werden.

 

Ich greife jetzt das Bild des Philosophenmosaiks von Torre Annunziata[5]aus Sloterdijk's "Globen", S. 12 auf, das in der ganzen "Sphären"-Trilogie eine wesentliche Rolle spielt.[6] Das Motiv das Bildes wurde von Otto Brendel in seiner Theorie der Symbolik der Kugel entwickelt, und von Sloterdijk weiter ausgebaut. Siehe "Globen", S. 30-31. Ich nehme das Thema dieser kleinen Kongregation zum Anlass, um hier für die Noologie einen imaginären Arbeitskreis der (Kultur-) Morphologen zu eröffnen, einer sehr kleinen Gruppe von Gelehrten, die in den letzten ca. 200 Jahren trotz aller Widerstände des akademischen Establishments diesen Gedanken weiter entwickelt haben. Sloterdijk gebührt das grosse Verdienst, das ansonsten völlig totgeschwiegene Thema der Morphologie wieder "salonfähig" gemacht zu haben. Aber das heisst selbstverständlich nicht "wissenschaftsfähig".

                        Die Morphologie des Sloterdijks

Da die Morphologie keine akademische Fachdisziplin ist, hat natürlich jeder Morphologe eine etwas eigene Ansicht dazu, was Morphologie ist. Peter Sloterdijk erklärt sein morphologisches Prinzip in "Blasen" zwischen S. 71-79. Folgender Artikel von Susanne von Falkenhausen lässt sich sehr gut als Einleitung zum Morphologie-Prinzip der "Sphären" lesen:[7]

"Die Kugel [Sphäre] erscheint so als die Phantasie eines Einsseins ohne ein Anderes. Als solche wird sie die Metapher der Volkssouveränität selbst, gedacht als Totalität ohne Hierarchie und ohne innere Differenz. Sie signalisiert, dass das Volk als Souverän ohne die Notwendigkeit einer externen Autorisierung zur Macht auszukommen vermag, seine Herrschaft also aus sich selbst generiert. Die Kugel als – im Entwurf imaginierter – architektonischer Raum schien den perfekten Erfahrungsraum zu bilden für etwas, das bisher noch keine visuelle Repräsentation in einem symbolischen Körper der Einheit gefunden hatte: die Vielheit der das politische Kollektiv „Volk“ bildenden männlichen Subjekte, denn sie repräsentierte ja im mathematischen Sinne die vollkommene Einheit einer unendlichen Vielheit – eine schöne Umschreibung von Synergie. In der Zeichnung – der Architekturvision – der Kugel ist also die Vorstellung des vom Volk oder seinen Vertretern betretbaren, erfahrbaren Kultraums, der die der Kulthandlung Beiwohnenden und die ‚Priester‘ dieses Kultes (Abgeordnete zum Beispiel) gleichermaßen umhüllt, verbunden mit dem Bildzeichen der Totalität. Die Suggestion der Anschauung ist verknüpft mit jener der räumlichen Erfahrbarkeit."

                        Die Morphologie der Noologie

Die Morphologie der Noologie wird in "Design und Zeit" oder D&Z, Goppold (1999d) vorgestellt.

Siehe dazu: http://www.noologie.de/desn17.htm

Dies bezieht sich hauptsächlich auf das Gestalt-Konzept von Goethe, und seine Weiterentwicklung durch verschiedene spätere Autoren, u.a. Oswald Spengler, Leo Frobenius, Ruth Benedict, Gregory Bateson, die Gestalt-Psychologie der 1930er Jahre, und den anglo-amerikanischen Arbeiten zum Holismus.[8] Eine wesentliche Erweiterung des Gestalt-Konzepts in D&Z ist die Kinemorphae, also die Bewegungs-Gestalt. Als verbreitetes kulturelles Konzept existiert dies als Kata in Japan. Dies wird hier genauer beschrieben: http://www.noologie.de/desn24.htm

In einer erweiterten Formulierung führt das zu Gestalt-Prinzipien in Form von dynamischen Spannungsfeldern, und dies ist das wesentliche morphologische Arbeits-Prinzip der Noologie. Diese werden in D&Z, und in den verschiedenen Bänden von Noologie I bis Noologie III ausgearbeitet. Die wesentlichen anderen Quellen der Noologie finden sich in der Semiotik zwischen Peirce und Eco, sowie bei Vernadski und Lotman, und in der Kultur-Anthropologie des Ethnos von Lev Gumilev.

                        Die Macht der Morphologie und der Metaphorologie

Man kann eine Gegenüberstellung der Vorteile und Nachteile der morphologischen Denkweise machen. Als unbestreitbarer Vorteil ist zu vermerken, dass es sich um eine beliebig erweiterbare Metaphorologie handelt. Meta phorein / pherein lässt sich sinngemäss im Anschluss an die Metaphysik des Aristoteles übersetzen: Das Weiter- (jenseits der Grenzen, der Peras / Peirasis) tragen, in andere aber strukturell ähnliche oder äquivalente (homoio) Sinnes- und Sinnend-Kontexte. Theologisch gesehen wird das im Sinne von Christo-Phoros verstanden. Wenn es sich bei den Metaphern nicht um sinn-leere Schlagworte (im Un-Sinn der Political Correctness, oder den Theorien von LeBon) handelt, so ist die Metaphorologie ein äusserst wirksames Denk-Instrument. Es ist so etwas wie die Hegelsche These-Antithese-Synthese ‑Methode, aber auf besser greifbare Form- und Struktur-Begriffe begründet. Das ist das Argument, mit dem Sloterdijk seine Sphären-Morphologie begründet. Man kann also Sloterdijk als den heutigen Gross-Meister der Metaphorologie betrachten. Das heisst: Wenn man seine Methode als morphologische Denk-Technik begreift und würdigen kann. Das können aber die heutigen Schul-Philosophen deutscher Denkart leider gar nicht. Bei Sloterdijk kann man auch gut die Limitationen einer Metapher sehen, denn die Schäume-Metapher aus seinem letzten Band III der "Sphären" kann in eine post-moderne Beliebigkeit abgleiten, was ihm auch von vielen Kritikern angekreidet wurde. Mit Hilfe der Fraktal-Metapher kann man aber wieder einen übergeordneten morphologischen und logischen Kontext aufbauen. Weil aber Fraktale vorerst nur mathematisch verstanden werden, aber noch nicht morphologisch, ist das noch weiter auszuarbeiten. Dazu mehr in den folgenden Kapiteln.

 

Die Macht der Morphologie lässt sich am besten mit einem Zitat von Sloterdijk (Blasen, 65) kennzeichnen:

"Es mögen sich die Theologen weiter einbilden, ihr Gott sei tiefer als der Gott der Philosophen;

tiefer als der Gott der Theologen ist [jedoch] der Gott der Morphologen."

Das ist eine sehr Bedeutungs-schwangere Aussage, denn das gesamte logozentrische geistes­wissenschaftliche Instrumentarium der europäisch-abrahmitischen Denk-Kollektive beruht auf einer logischen Höher-Ordnung in einer logischen Pyramide. Insofern ist der Begriff der Tiefe bei den Theologen eher nicht plausibel.[9] Die Morphologie der Noologie steht mit ihrem Gesichtspunkt aber noch ausserhalb dieses Dunstkreises. Denn die allgemeine Kultur-Morphologie der Noologie hält diese, nebst allen anderen logozentrischen Geisteswissenschaften, für eine Unterkategorie, und betrachtet diese lediglich als eine geschichts-vergessene eurozentrische historische Epoche in dem gewaltigen Kontinent des menschlichen kulturellen Bewusstseins (Der Noosphäre oder der SEMiosphäre) der letzten ca. 50.000 bis 500.000 Jahre, und über den ganzen Erd-Globus (Orbis Terrarum) hinweg.[10]

                        Die Probleme der Morphologie und die Buchbinder-Synthese

Kommen wir zu den Problemen der Morphologie: Es gibt mehrere Gründe, warum die Morphologie bei dem akademischen Establishment nicht so gern gesehen ist. Zuerst ist da der Fach-Disziplin- übergreifende (oder überfliegende) Anspruch der Morphologen, ihr Material aus möglichst vielen Wissensgebieten zusammen zu tragen. Sloterdijk diskutiert dieses Problem in einem Absatz über das Wissen und die Weisheit, denn die Wissenschaft hat die Weisheit ausgetrieben. Und irgendwie muss wieder Weisheit in das System gebracht werden. Solch interdisziplinarischer Eifer wird aber von Fachwissenschaftlern abhorresziert, denn der akademische Begriff von "interdisziplinär" bedeutet strikt, dass sich die Spezialisten aus den verschiedenen Fachdisziplinen an einen runden Tisch setzen, und dann so tun, als würden sie miteinander sprechen. Das tun sie natürlich nicht, denn jeder monologisiert nur vor sich hin, und am Schluss wird dann ein Konferenzband veröffentlicht. Das nennt man auch die Buchbinder-Synthese.

 

Die nächste Problematik der Morphologie, bzw. des Gestalt-Konzepts und des Holismus ist, dass es wesentlich im Auge des Betrachters liegt, was man als "Ganzes" bezeichnen mag. Nach dem Philosophen Berkeley ist das die Eigenschaft der Dinge "esse est percipi". Also das Sein eines Dinges beruht darin, wahrnehmbar zu sein. Es gibt nur wenige Dinge im Universum (oder des Kósmos) der Naturphänomene, die man ohne grössere Probleme als "Ganze" bezeichnen kann. So z.B. Organismen, sowie Planeten und Sterne. Ansonsten muss man überall künstliche Grenzziehungen machen, um irgendetwas als "Ganzes" zu identifizieren. Bei Organismen kann man schon sehen, wie sich die Probleme abzeichnen. Denn zwar sind Organismen als Körper geschlossen, aber in Bezug auf ihren Metabolismus völlig offen. D.h. kein Organismus kann lange ohne den Austausch mit seiner Umwelt überleben. Die dem Organismus untergeordneten Bestandteile, wie Organe und Zellen, sind nur in der wissenschaftlichen Beobachtung und Klassifizierung als "Ganze" zu bezeichnen, weil sie beim Tode des Organismus ebenfalls zugrunde gehen, also nicht unabhängig existieren können. Der folgende Artikel von Derek Skillings in Aeon beschreibt sehr gut die Probleme der Feststellung eines "Ganzen" in der Biologie:

https://aeon.co/essays/what-constitutes-an-individual-organism-in-biology

How come, then, the meaning of individuality is one of the oldest and most vexing problems in biology? For millennia, naturalists and philosophers have struggled to define the most fundamental units of living systems and to delimit the precise boundaries of the organisms that inhabit our planet. This difficulty is partly a product of the search for a singular theory that can be used to carve up all of the living world at its joints. But my view is that no such unified theory exists; there’s no single answer to the question: ‘What parts of the world are a part of you as a biological individual, and what parts are not?’ Different accounts of individuality pick out different boundaries, like an overlapping Venn diagram drawn on top of a network of biotic interactions. This isn’t because of uncertainty or a lack of information; rather, the living world just exists in such a way that we need more than one account of individuality to understand it.

When you stop to think about it, the problem of individuality is (ironically enough) actually composed of two problems: identity and individuation. The problem of identity asks: ‘What does it mean for a thing to remain the same thing if it changes over time?’ or ‘What makes two entities the same kind of thing?’ The problem of individuation asks: ‘How do we tell things apart?’ or ‘What are the boundaries of an object?’ Identity is fundamentally about the nature of sameness and continuity; individuation is about differences and breaks.

These two issues are different sides of the same coin. You can often reframe one in terms of the other to suit your focus. To pick something out in the world you need to know both what makes it one thing, and also what makes it different than other things – identity and individuation, sameness and difference. Each of these aspects of individuality also tends to come in degrees. A bee is better individuated than a swarm; and a swarm is better individuated than an ecosystem.

 

Bei den Atomen und ihren Teilchen ist es ähnlich. Unterhalb der Ebene der Protonen, Neutronen und Elektronen, kann man nur mit technischen Mitteln, also mit Atomar-Teilchen-Beschleunigern, weitere Unter-Bestandteile erzeugen. Dieser Artikel in Aeon gibt einige tiefsinnige Ansichten dazu:

https://aeon.co/ideas/why-we-can-stop-worrying-and-love-the-particle-accelerator

Yet, despite its accomplishments and glamour, the world of particle physics is so abstract that few understand its implications, meaning or use. Unlike a NASA probe sent to Mars, CERN’s research doesn’t produce stunning, tangible images. Instead, the study of particle physics is best described by chalkboard equations and squiggly lines called Feynman diagrams. Aage Bohr, the Nobel laureate whose father Niels invented the Bohr model of the atom, and his colleague Ole Ulfbeck have even gone as far as to deny the physical existence of subatomic particles as anything more than mathematical models.

 

Einer, der sich viel Mühe mit der Definition und Organisation von Holons gegeben hat, ist Ken Wilber. Aber sein sogenanntes Holarchisches System, das er fein säuberlich in vier Quadranten aufteilt (EKL, 160-161), lässt sich schnell demontieren. Ich habe das in Noologie I gemacht, und wer mag, kann sich da die Details anschauen. Da ist zuerst der Wilber'sche Quadrant, und die Diskussion zu Holons und Holarchien.[11]

 

Ein weiteres Problem der Morphologie ist die "morphologische Brille". Dies ist auch als das "Hammer- und Nagel-" Paradox bekannt. Wenn einer als Werkzeug nur einen Hammer hat, besteht für ihn die Welt nur aus Nägeln. (Gerald Weinberg: "Secrets of Consulting"). Sloterdijk umgeht diese Problematik geschickt, indem er den Metaphorik-Charakter seines Sphären-Begriffs der Diskussion voranstellt: "Die Sphärentheorie ist ein morphologisches Werkzeug." ("Blasen", 68). Dass die ganze Ideologie und Theologie der Sphären ein Macht- und Manipulations-Instrument war, sagt er ebd. unten: "raumpolitische Versuche... mit imaginär-institutionellen Mitteln phantastische Mutterleiber für infantilisierte Massenpopulationen nachzubauen". Man kann ihm also ganz bestimmt nicht nachsagen, dass er seiner eigenen Metaphorik auf den Leim gekrochen ist.

1.2       Die Poiaetische Anthropologie Spenglers

Spenglers Werk "Untergang des Abendlandes"[12] sollte heute vielleicht besser als ein Prototyp einer Poiaetischen Anthropologie gewürdigt werden. Das soll hier weiter ausgeführt werden. Der Begriff "poiaetisch" leitet sich aus dem Altgriechischen "poiaesis" ab (auch poiésis geschrieben).[13] Es hat einen wesentlich weiteren Bedeutungs-Horizont als das heutige Wort Poesie, und verbindet das kreative Schaffen der Denker mit dem der Dichter, mit der Imagination. Wie Spengler klarstellt, kann man das Morphologische Denken nicht er-lernen. Man muss dafür geboren sein. Aber es ist auch eine Macht, denn poiaesis ist nicht nur erschaffend und schöpfe(r)nd, sondern notwendigerweise auch zerstörerisch mit den älteren ge- und er- schaffenen Dingen.[14] Dazu ein Zitat von Bazon Brock, (AGEU, 185):

"Der Mythos des schöpferischen Hervorbringens ergibt aber ohne sein Pendant, die Fähigkeit etwas aus der Welt zu bringen, die Konsequenz, daß die Welt langsam vollgestellt wird mit all dem, was in ihr vorher nicht existent war. Das heißt, daß der Schöpfer oder das Kollektiv der schöpferischen Menschen die Welt gerade dadurch zerstören, daß sie ununterbrochen und immer schneller die Welt mit den Produkten ihrer Schöpfungsfähigkeit verstellen."

 

Siehe dazu den Essay aus Aeon:

https://aeon.co/ideas/imagination-is-a-powerful-tool-why-is-philosophy-afraid-of-it

Philosophers have a love-hate relationship with the imagination. René Descartes, for one, disparaged it as ‘more of a hindrance than a help’ in answering the most profound questions about the nature of existence. Trying to imagine one’s way towards metaphysical truth, he wrote in Meditations on First Philosophy (1641), is as foolish as falling asleep in the hope of obtaining a clearer picture of the world through dreams.

Yet Descartes also relied heavily on imagination in scientific and mathematical essays such as The World (1633), in which he tried to conjure up the details of the basic building blocks for structures such as humans, animals and machines. According to the philosopher Dennis Sepper at the University of Dallas, Descartes relied upon a kind of ‘biplanar’ imagination, pioneered by Plato, in which one level of reality could embody and display relations that existed on a different level, and vice versa.

The Scottish philosopher David Hume was equally conflicted about the imagination – especially when compared with perception and memory. ‘When we remember any past event, the idea of it flows in upon the mind in a forcible manner,’ he wrote in A Treatise of Human Nature (1738-40). But imagined images and sensations, he continued, are ‘faint and languid, and cannot without difficulty be preserved by the mind steady and uniform for any considerable time’. However, Hume also claimed that humans are most free when they’re engaging in imagination. Perception can show us only the actual, he said, but imagination can go beyond that, to the realm of the maybe, the what-if and if-only. Indeed, ‘nothing we imagine is absolutely impossible,’ Hume said.

 

Spenglers Werk[15] kann man metaphorisch als eine übrig gebliebene Bergspitze eines versunkenen denkerischen Kontinents (wie etwa Atlantis) verstehen. Aber für die heutigen Menschen, und vor allem die heutige Wissenschaft, ist er nicht mehr zu begreifen. Deshalb kann man ihn heute auch nicht mehr verstehen, sondern höchstens Er-Ahnen oder Ur-Ahnen. Insofern ist Spengler, durch die Vermittlung von Goethe, Schopenhauer, Nietzsche, und Joseph Campbell,[16] ein Meister der vergessenen Kunst des Ur-Ahnens. Zu Spengler könnte ich auch etwas ähnliches sagen, wie Sloterdijk zu Platon gesagt hat. (Z&Z, p. 72):

"[Er] wird hier ad hoc als Lehrer einer [älteren] Sicht auf die kulturell und politisch wirksamen Ambitionsdynamiken angerufen - wir hören ihm zu wie einem Gast-Dozenten von einem erloschenen Stern."

 

Spenglers Versuch einer Konstruktion der monumentalen Ge-Schichts- und Geistes-Wissenschaft war ebenso zum Scheitern verurteilt, wie alle ihre Vor-Gänger[17] (von Giambattista Vico[18], Gibbon, Toynbee, und Hegel[19]) und ihre Nach-Gänger, und Spät-Gänger, bis heute zu Fukuyama.[20] Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber wer aus ihr nichts gelernt hat, ist gezwungen, sie zu wiederholen.[21] Denn die Macht-Komplexe re-inkarnieren sich mit geschichtlicher Notwendigkeit. Aber die technologischen, ökologischen, und die geistigen Situationen sind jeweils immer anders. Man muss sagen, die heutige Wissenschaft (und leider auch Sloterdijk) erinnert sich bei Spengler nur an die Themen, in denen er irrte, aber seine tieferen Einsichten wurden geflissentlich ignoriert. Es gibt keine Parallelität der kulturellen und imperialen Epochen. Aber man kann diese Pseudo-Morphosen auch einfach überlesen, und so finden sich ein paar Nuggets von reinem "poiaetischen" Gold irgendwo unter seinen irrtümlichen Theorien. Spenglers Ansatz einer poiaetischen anthropologischen Phänomenologie, sind immer noch wertvoll. Spenglers Gold ist ein auto-poiaetisches System, das dem von Hegel irgendwie ähnlich sieht. Sein Kern-Prinzip ist nämlich ein System von Begriffen, die sich gegenseitig selbst definieren, und die man nur in dieser Interdependenz verstehen kann. Seine gewaltigen historischen Daten sind dabei sozusagen nur die Nutzlast. Spengler hatte versucht, den engen Dunstkreis von Hegels Eurozentrismus und seinem fatalen Deus ex Machina, dem "absoluten Geist", hinter sich zu lassen (Spengler 1980, 30). Aber seine Definitionen von Hochkultur waren einseitig, denn er kannte sich sehr wenig mit den Nomaden-Kulturen aus. Er wollte auch die Schulphilosophie hinter sich lassen und er hat eine Liste der wirklichen Philosophie "des Willens zur Macht" des 19. Jh's zusammengestellt (Spengler 1980, 479-481). Wie er es pointiert ausdrückt (479): "Der Rest ist, mit Schopenhauer zu reden, Professoren-Philosophie[22] von Philosophie-Professoren." Er hatte also von Schopenhauer und Nietzsche einiges gelernt. Von beiden hatte er sein Kernprinzip des "Willens zur Macht" übernommen. Kein Wunder, dass er dafür aus der politically correcten deutschen Philosophie-Geschichte exorziert worden ist. 

 

Ein grosses Hindernis für das Verständnis von Spenglers Werk ist seine eigen-thymliche (also Thymos-) Begrifflichkeit. Worte wie Rasse, Blut, Zucht, Faustisch, und "Wille zum Leben" passen nicht mehr in die heutigen Denkschemata. Mit ein bisschen zeitgenössischer Übersetzung, wäre etwa Spenglers Diktum: "Mangel an Blut" heute nach Sloterdijk Z&Z, auch als Mangel an Thymos zu bezeichnen. Den von Spengler oft gebrauchten Begriff der Rasse darf heute in Deutschland, wegen der Political Correctness, niemand mehr nur nennen oder auch nur denken. Spenglers Rasse hatte nichts mit Genetik zu tun, sondern vor allem mit Zucht,[23] insbesondere mit der Züchtigung. (Siehe auch: Bernhard Bueb, mit besonderem Lob: Lob der Disziplin)[24]. Nach Gumilev könnte man den Begriff "Rasse" auch als das Ethos eines Ethnos bezeichnen, insbesondere der Heran- Züchtung von Passionarnost. Denn das gibt es niemals umsonst, es war immer mit viel Arbeit, Schweiss, und Tränen verbunden. Das Heranziehen der Nachkommen einer  Elite-Klasse war meistens mit viel Züchtigung verbunden, also viel Prügel. Das war bei den römischen Oberschicht-Schulen die Regel, ebenso wie bei denen der alt-europäischen Eliten. In DMDL: fuetteur des enfants, der Knaben-Prügler. Im Altgriechischen war das der Paido-Tribaes, der Knaben-(T)reiber.[25] Und noch viele eindrückliche Beispiele dazu gibt es in DMDL. Ein gutes Beispiel für weitere Missverständnisse in diesem Bereich hat vor einiger Zeit Sarrazin geliefert. In Japan taucht diese Art von Zucht in der Kata-Tradition auf.[26] Bei Sloterdijk DMDL findet sich das auch unter dem Begriff: Übungsweg. Seine Überlegungen in "Menschenpark" gehen ebenfalls in diese Richtung. Sloterdijk ist so etwas wie ein Krypto-Spenglerianer, aber das würde er nie zugeben. Aber er hat sich sehr viele Ideen von Spengler "ausgeliehen", wie man heute politically correct sagt. Ein weiterer Grund, warum Spengler nach den 1940er Jahren ignoriert wurde, ist sein über-disziplinarisch-umfassendes Denken, das nicht mehr in die in viele Unterdisziplinen zersplitterten fach-wissenschaftlichen Diskurse passte. Wo kann man heute noch von einer "Logik des Raumes" oder "Logik der Zeit" sprechen, oder einer "organischen Notwendigkeit des Schicksals" (Spengler 1980, 9), oder von der "Kraft als mythische Grösse" (1980, 531)?

                        Spenglers "magische" Geheimformeln

Besonders bedeutsam für die Noologie ist Spenglers Begriff des "Pneumatischen Wir" als magische Geheimformel. Dies ist auch seine Definition des "magischen Bewusstseins", ohne das man überhaupt nicht verstehen kann, was er damit meint. Es ist die Magie der ur-weltlichen Magi, also der Seher und Visionäre, und mit Homer und Hesiodos als die bekanntesten Verkünder- Propheten dieses versunkenen Zeitalters der Menschheit. Siehe dazu auch Hertha v. Dechend, die Mühle des Hamlet. Mit heutigen Ideen von Magie (etwa Harry Potter) hat das überhaupt nichts zu tun. Das magische Bewusstsein ist sozusagen die Geheimformel zum Eintritt in das Spenglersche Begriffs-Universum. Es ist das "Sesam öffne Dich" für dieses Geheim-Universum. Siehe dazu Spenglers Begriff der Einheit der Seele:

 (1980, 754): "Für mich ist "Volk" eine Einheit der Seele." ... Was ein Volk von einer Bevölkerung unterscheidet ... ist ... das innere Erlebnis des "Wir". Je tiefer dieses Gefühl, desto stärker ist die Lebenskraft des Verbandes."

 (1980, 577): "Beseelte Masseneinheiten".

                        Das pneumatische "Wir" und der ethnotechnische Genius

Peter Sloterdijk hat in "Blasen", S. 58-61 ziemlich dasselbe gesagt, natürlich ohne Spengler zu erwähnen. Aber immerhin hat er auf S. 78-79 dem Altmeister zumindest eine symbolische Reverenz erwiesen, wenn auch eher verneinend und sich herablassend absetzend. Es ist dankend anzuerkennen, dass Sloterdijk modernere Begriffe geprägt hat, wie: "Ethnotechniken, die Generationen überspannen" und "gemeinsame Vibrationen und Gestiken, ... vereinigende Wahnsysteme" (S. 58),[27] "die semiosphärische Glocke" (60),[28] "Wo Völker Dauer haben, beweisen sie ipso facto ihr ethnotechnisches Genie" (60). Dies klingt heute viel besser als Spenglers "das innere Erlebnis des Wir", oder das "pneumatische Wir".[29] Siehe als Beispiel dieses Zitat. "Über den magischen Menschen":

 (1980, 843): "... ist der magische Mensch mit seinem geistigen Sein nur Bestandteil eines pneumatischen Wir, das von oben sich herabsenkend in allen Zugehörigen ein und dasselbe ist."

 (1980, 849-850): "Für das magische Menschendasein aber ergibt sich ... eine willenlose Ergebung, die das geistige Ich überhaupt nicht kennt und das geistige Wir, das in den beseelten Leib eingegangen ist, als blossen Wiederschein des göttlichen Lichtes empfindet. Das arabische Wort hierfür ist "islam", Ergebung..."

 (1980, 981-982): "Jedes Leben hat Sitte; anders ist es gar nicht zu denken... Niemand hat diese Regeln gegeben, aber sie sind da. Sie entstehen ganz unbewusst aus dem "Wir"..."

 

Der Begriff des Pneumatischen hat noch eine andere Bedeutung. Diese erklärt sich in der Schrift "Trina Mundi Machina" von Korvin-Krasinski (S. 13-15, 286-297). Das Pneuma bezeichnet die Überwindung des Dualismus von immateriellem Geist (Spiritus, Anima, Psychae) und des materiellen Leibes (Corpus, Soma). Es gibt ein Tertium Datur: Das Pneuma, analog dazu im Hebräischen Ruach, Nephesh, und Basar. Korvin-Krasinski erklärt weiter (S. 15): "Sie ist Gegenstand einer wissenschaftlichen Anthropologie gleich wie die Lehre von der triadischen Struktur der menschlichen Geistseele". Die Konsequenz des Verlustes des Pneuma im westlichen Denken formuliert er so (S. 16):

Und wo die Diskussion um die Dreiteilung: Geist - Seele - Leib in letzter Zeit aktuell geworden ist, bekam der sehr in Mode befindliche alte Geist eine stark hegelianische Schlagseite, reduziert zu dem philosophisch allgemein verpflichtenden Zwei-Gestirn vorn »männlichen« Verstand und Willen und unter Ausschluß der »weiblichen« Anima und ihres Gefühlsbereichs. Vom Geist energisch abgewiesen, ist der letztere nun bei der Psyche gelan­det, dem Hort der Liebe, der Schönheit, Tugend und Herzensintuition. Diese programmgemäß vom »Geist«, d. h. hier vom Verstand und Willen - vom »animus« -, tyrannisierte anima sollte wohl eine menschliche sein. Da sie jedoch nicht zur alten geistigen und einen Triade der Erkennt­nis, des Wollens und der Liebe gehören durfte, fristete sie im seelischen, aber nicht »geistigen« Elysium ein letztlich trauriges Dasein. Eins hat man aber dabei übersehen: wenn der Geist eines seiner drei Flügelpaare - die Liebe - verliert, wird nicht nur diese letztere von ihren beiden geisti­gen Partnern gewaltsam getrennt, sondern auch der machtgierige und lieb­lose Geist selbst pervertiert und von seinem Leib entfernt. Das aufgelö­ste triadische Ganze mußte dadurch - auf dualistische Weise - seines Hauptes verlustig gehen.

 

Eine ähnliche Darstellung findet man bei Ludwig Klages, aber nur dualistisch: "Der Geist als Widersacher der Seele". Auch Spengler hat anscheinend das Pneuma nicht als Teil einer Trinität, sondern ebenfalls dualistisch interpretiert. Es wäre das noch auszuarbeitende Projekt einer wissenschaftlichen Anthropologie, die Spenglers Arbeit und die von Korvin-Krasinski zusammenführt. Interessanterweise taucht die Trinität des Pneuma in der Matrix-Trilogie der Wachowskis als das Element der Liebe in Gestalt der Heldin Trinity wieder auf.[30] Hier sind noch die passenden Zitate bei Spengler:

 

Die Seelenelemente sind für jeden Menschen, welcher Kultur er auch angehört, die Gottheiten einer inneren Mythologie. Was Zeus für den äußeren Olymp ist, das ist für den der inneren Welt, für jeden Griechen mit vollkommener Deutlichkeit vorhanden, der νοῦς, welcher über den andern Seelenteilen thront. Was für uns »Gott« ist, Gott als Weltatem, als die Allkraft, als die allgegenwärtige Wirkung und Vorsehung, das ist, aus dem Weltraum in den imaginären Seelenraum zurückgespiegelt und von uns mit Notwendigkeit als wirklich vorhanden empfunden, »Wille«. Zum mikrokosmischen Dualismus der magischen Kultur, zu ruach und nephesch, pneuma und psyche gehört mit Notwendigkeit der makrokosmische Gegensatz von Gott und Teufel, persisch Ormuzd und Ahriman, jüdisch Jahwe und Beelzebub, islamisch Allah und Iblis, dem absolut Guten und dem absolut Bösen, und man wird bemerken, daß im abendländischen Weltgefühl beide Gegensätze zugleich verblassen. In demselben Grade wie aus dem gotischen Streit um den Vorrang von intellectus oder voluntas sich der Wille als Mittelpunkt eines seelischen Monotheismus herausbildet, entschwindet die Gestalt des Teufels aus der wirklichen Welt. Zur Barockzeit hat der Pantheismus der Außenwelt einen inneren unmittelbar zur Folge, und was – in welcher Bedeutung auch – der Gegensatz Gott und Welt bezeichnen soll, das bezeichnet jedesmal das Wort Wille gegenüber der Seele überhaupt: die allbewegende Kraft in ihrem Reich. Sobald das religiöse Denken in ein streng wissenschaftliches übergeht, besteht auch ein doppelter Begriffsmythos in Physik und Psychologie. Der Ursprung der Begriffe Kraft, Masse, Wille, Leidenschaft beruht nicht auf objektiver Erfahrung, sondern auf einem Lebensgefühl. Der Darwinismus ist nichts anderes als eine außergewöhnlich flache Fassung dieses Gefühls. Kein Grieche würde das Wort Natur im Sinne einer absoluten und planmäßigen Aktivität so gebraucht haben, wie die moderne Biologie es tut. Der »Wille Gottes« ist für uns ein Pleonasmus. Gott (oder »die Natur«) ist nichts als Wille.

[Der Untergang des Abendlandes. Erster Band: Gestalt und Wirklichkeit. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 728 (vgl. Spengler-Untergang, S. 398 ff.)]

 

Aber wichtiger als das alles erscheint der Gegensatz von Geist und Seele – hebräisch ruach und nephesch, persisch ahu und urvan, mandäisch monuhmed und gyan, griechisch pneuma und psyche –, der zuerst im Grundgefühl der prophetischen Religionen auftaucht, dann die gesamte Apokalyptik durchsetzt und endlich alle Weltanschauungen der erwachten Kultur bildet und leitet: bei Philo, Paulus und Plotin, bei Gnostikern und Mandäern, bei Augustin und im Awesta, im Islam und in der Kabbala. Ruach bedeutet ursprünglich den Wind, nephesch den Atem.[90] Die nephesch ist immer irgendwie dem Leibe und Irdischen verwandt, dem Unten, dem Bösen, der Finsternis. Ihr Streben ist das »Hinauf«. Die ruach gehört zum Göttlichen, zum Oben und zum Lichte. Sie bewirkt im Menschen, indem sie sich herabsenkt, das Heldentum (Simson), den heiligen Zorn (Elias), die Erleuchtung des Richters, der ein Urteil fällt (Salomo),[91] und alle Arten von Weissagung und Ekstase. Sie wird ausgegossen.[92] Seit Jes. 11,2 ist Messias die Verkörperung der mach [A.G. gemeint ist ruach]. Nach Philo und der islamischen Theologie zerfallen die Menschen von Geburt in Psychiker und Pneumatiker (die »Auserwählten« – ein echter Begriff der Welthöhle und des Kismet). Alle Söhne Jakobs sind Pneumatiker. Für Paulus (I. Kor. 15) liegt der Sinn der Auferstehung in dem Gegensatz von einem psychischen und einem pneumatischen Leibe, der sich bei ihm, Philo und in der Baruchapokalypse mit dem Gegensatz von Himmel und Erde, von Licht und Dunkelheit deckt.[93] Der Heiland ist für ihn das himmlische Pneuma.[94] Im Johannesevangelium verschmilzt er als Logos mit dem Lichte; im Neuplatonismus tritt er als Nus oder das All-Eine nach antikem Begriffsgebrauch in Gegensatz zur Physis.[95] Paulus und Philo haben nach »antiker«, also westlicher Begriffsteilung Geist und Fleisch mit Gut und Böse gleichgesetzt, Augustin als Manichäer[96] setzt beides mit persisch-östlicher Begriffsverteilung, als von Natur böse, Gott als dem allein Guten entgegen und begründet darauf seine Lehre von der Gnade, die sich in gleicher Gestalt ganz unabhängig von ihm auch im Islam entwickelt hat.[31]

Aber die Seelen in der Tiefe sind etwas Vereinzeltes; das Pneuma ist eins und immer dasselbe. Der Mensch besitzt eine Seele, aber am Geiste des Lichts und des Guten nimmt er nur teil; das Göttliche läßt sich in ihn herab, es verbindet so alle Einzelnen dort unten mit dem Einen in der Höhe. Dieses Urgefühl, welches das gesamte Glauben und Meinen aller magischen Menschen beherrscht, ist etwas ganz Einziges und trennt nicht nur ihre Weltanschauung, sondern auch jede Art magischer Religiosität im Kern ihres Wesens von jeder andern.

[Der Untergang des Abendlandes. Zweiter Band: Welthistorische Perspektiven. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 1498 (vgl. Spengler-Untergang, S. 843 ff.)]

                        Spenglers semantische Spannungsfelder der poiaetischen Anthropologie

Dazu noch ein passendes Zitat über die Morphologie (Spengler 1980, 135):

"Alle Arten, die Welt zu begreifen, dürfen letzten Endes als Morphologie bezeichnet werden. Die Morphologie des Mechanischen und Ausgedehnten, eine Wissenschaft, die Naturgesetze und Kausalbeziehungen entdeckt und ordnet, heisst Systematik. Die Morphologie des Organischen, der Geschichte und des Lebens, alles dessen, was Richtung und Schicksal in sich trägt, heisst Physiognomik."

 

Für die Noologie wollen wir hier ein paar von Spenglers Grundbegriffen eines Umrisses einer thymotischen,  poiaetischen Anthropologie auflisten, die man bei ihm finden kann. Es ist nämlich ein Begriffs-System für das menschliche Dasein, Wachsein, und In-der-Welt-Sein, also die Existenz im Sozialen System, in ähnlicher Zielsetzung wie Heideggers "Sein und Zeit", aber gänzlich anders aufgebaut. Poiaetisch wird hier im Sinne von imaginativen Er-Schaffen (poiaesis) gedacht. Er arbeitet mit vielen polar-oppositionalen Begriffs-Paaren, die er aber in seinem Buch nirgends logisch geordnet in ein System stellt. Wir können einige dieser Begriffs-Paare identifizieren: "Sein und Zeit", "Zeit und Raum", "Kultur und Zivilisation", "Dasein und Wachsein", "Sein und Werden", "Werden und Gewordenes", "Natur und Geschichte", "Systematik und Physiognomik", "Naturgesetze und Kausalbeziehungen", "Richtung und Schicksal", "Seele und Welt", "Empfinden und Verstehen". Weiterhin verwendet er seine Begriffe in morphologischen Kombinationen, wie: "Werden, Wirken, Wirklichkeit", "Licht und Auge" (562), "Dasein ist Takt und Richtung" (563), "Wachsein ist Spannung und Ausdehnung" (563), "Das Ich ist ein Lichtbegriff" (564), "Das vom Empfinden abgezogene Verstehen heisst Denken" (566), "Das Wesen des XYZ". Hier setzt er vor allem diese Schlüssel-Begriffe ein, des: Symbolischen Raumes, des Kausalen, das Wesen des Verstandes, das Wesen des Geldes. Diese Kunst der Opposition oder Gegeneinander-Überstellung von Ideen und Gedanken-Funken ist in der Sprechweise der Noologie das Aufspannen von semantischen Spannungsfeldern. Die Setzung von semantischen Gegensätzen erinnert ein wenig and Hegels These und Antithese. Aber hier ist keine Synthese erforderlich. Die Spannung bleibt bestehen, durch den Satz und das Gesagte. Es wäre ein Projekt wert, diese no(i/a)etischen Techniken als Denk-Technologie (Dia-Noia, Dia-Noiaesis, Meta-Noiaesis, Peira-Noiaesis) weiterzuführen. Wenn man die wesentlichen morphologischen Denkansätze Spenglers genauer nachvollziehen will, braucht man im Index seines Werkes nur die Stellen heraussuchen, in denen er diese Schlüsselbegriffe benutzt. Siehe Spengler (885): „Der Theoretiker ist kritischer Seher, der Techniker Seher, der Erfinder Prophet.“ Und dies sind einige der entscheidenden Passagen in seinem Werk:

Seele und Welt:

Ich bezeichne weiterhin mit den Worten Seele und Welt denjenigen Gegensatz, dessen Vorhandensein mit der Tatsache des rein menschlichen Wachseins selbst identisch ist. Es gibt Grade der Klarheit und Schärfe dieses Gegensatzes, Grade der Geistigkeit des Wachseins also, von dem dumpfen und doch zuweilen bis in die Tiefe erleuchteten verstehenden Empfinden des primitiven Menschen und des Kindes – hierher gehören die in Spätzeiten immer seltneren Augenblicke der religiösen und künstlerischen Inspiration – bis zur äußersten Schärfe des rein verstehenden Wachseins etwa in den Zuständen des kantischen und des napoleonischen Denkens. Hier ist aus dem Gegensatz von Seele und Welt der von Subjekt und Objekt geworden. Diese elementare Struktur des Wachseins ist als eine Tatsache von unmittelbarer innerer Gewißheit der begrifflichen Zergliederung nicht weiter zugänglich, und ebenso gewiß ist es, daß jene beiden nur sprachlich und gewissermaßen künstlich abteilbaren Elemente stets miteinander und durcheinander da sind und durchaus als Einheit, als Totalität hervortreten, ohne daß das erkenntniskritische Vorurteil des geborenen Idealisten und Realisten, wonach entweder die Seele der Welt oder die Welt der Seele als das Primäre – sie sagen »als Ursache« – zugrunde liegt, in der Tatsache des Wachseins an sich irgendwie begründet wäre. Ob in einem philosophischen System der Akzent auf dem einen oder andern liegt, ist lediglich ein Kennzeichen der Persönlichkeit und von rein biographischer Bedeutung.

Gibt man den Begriffen des Werdens und des Gewordnen eine Anwendung auf diese Struktur des Wachseins als der Spannung von Gegensätzen, so erhält das Wort Leben einen ganz bestimmten, dem des Werdens nahe verwandten Sinn. Man darf Werden und Gewordnes als die Gestalt bezeichnen, in welcher die Tatsache und das Ergebnis des Lebens für das Wachsein vorhanden sind. Das eigne, fortschreitende, ständig sich erfüllende Leben wird, solange der Mensch wach ist, durch das Element des Werdens in seinem Wachsein dargestellt – diese Tatsache heißt Gegenwart – und es besitzt wie alles Werden das geheimnisvolle Merkmal der Richtung, das der Mensch in allen höheren Sprachen durch das Wort Zeit und die daran sich knüpfenden Probleme geistig zu bannen und – vergeblich – zu deuten versucht hat. Es folgt daraus eine tiefe Beziehung des Gewordenen (Starren) zum Tode.

Nennt man die Seele – und zwar ihre erfühlte Art, nicht ihr gedachtes und vorgestelltes Bild – das Mögliche, die Welt dagegen das Wirkliche, Ausdrücke, über deren Bedeutung ein inneres Gefühl keinen Zweifel läßt, so erscheint das Leben als die Gestalt, in welcher sich die Verwirklichung des Möglichen vollzieht. Im Hinblick auf das Merkmal der Richtung heißt das Mögliche Zukunft, das Verwirklichte Vergangenheit. Die Verwirklichung selbst, die Mitte und den Sinn des Lebens, nennen wir Gegenwart. »Seele« ist das zu Vollendende, »Welt« das Vollendete, »Leben« die Vollendung. Die Ausdrücke Augenblick, Dauer, Entwicklung, Lebensinhalt, Bestimmung, Umfang, Ziel, Fülle und Leere des Lebens erhalten damit eine bestimmte, für alles Folgende, namentlich für das Verständnis historischer Phänomene wesentliche Bedeutung.

Endlich sollen die Worte Geschichte und Natur, wie schon erwähnt, in einem ganz bestimmten, bisher nicht üblichen Sinne angewandt werden. Es sind darunter mögliche Arten zu verstehen, die Gesamtheit des Bewußten, Werden und Gewordenes, Leben und Erlebtes, in einem einheitlichen, durchgeistigten, wohlgeordneten Weltbilde aufzufassen, je nachdem das Werden oder das Gewordne, die Richtung oder die Ausdehnung (»Zeit« und »Raum«) den unteilbaren Eindruck gestaltend beherrschen. Es handelt sich hier nicht um eine Alternative, sondern um eine Reihe von unendlich vielen und sehr verschiedenartigen Möglichkeiten, eine »Außenwelt« als Abglanz und Zeugnis des eignen Daseins zu besitzen, eine und eine rein mechanische Weltanschauung (im wörtlichen Sinne: Anschauung der Welt) sind. Der Urmensch (so wie wir sein Wachsein uns vorstellen) und das Kind (wie wir uns erinnern) besitzen noch keine dieser Möglichkeiten mit hinreichender Klarheit der Durchbildung. Als Bedingung dieses höheren Weltbewußtseins hat man den Besitz der Sprache anzusehen, und zwar nicht den einer menschlichen Sprache überhaupt, sondern den einer Kultursprache, die für den ersten noch nicht vorhanden und für das andere, obwohl vorhanden, noch nicht zugänglich ist. Beide besitzen, um dasselbe mit anderen Worten zu sagen, noch kein klares und deutliches Weltdenken, zwar eine Ahnung, aber noch kein wirkliches Wissen von Geschichte und Natur, in deren Zusammenhang ihr eigenes Dasein eingegliedert erscheint: Sie haben keine Kultur.

Damit erhält dieses wichtige Wort einen bestimmten, sehr bedeutsamen Sinn, der in allem Folgenden vorausgesetzt wird. Ich unterscheide im Hinblick auf die oben gewählten Bezeichnungen der Seele als des Möglichen und der Welt als des Wirklichen mögliche und wirkliche Kultur, das heißt Kultur als Idee des – allgemeinen oder einzelnen – Daseins und Kultur als Körper dieser Idee, als die Summe ihres versinnlichten, räumlich und faßlich gewordenen Ausdrucks.

...

Wissenschaften, Völker und Städte, wirtschaftliche und gesellschaftliche Formen, Sprachen, Rechte, Sitten, Charaktere, Gesichtszüge und Trachten. Höhere Geschichte ist, mit dem Leben, dem Werden eng verwandt, die Verwirklichung möglicher Kultur.

Es muß hinzugefügt werden, daß diese grundlegenden Bestimmungen zum großen Teil nicht mehr im Bereich der Mitteilbarkeit durch Begriff, Definition und Beweis liegen, daß sie vielmehr ihrer tiefsten Bedeutung nach gefühlt, erlebt, erschaut werden müssen. Es besteht ein selten recht gewürdigter Unterschied zwischen Erleben und Erkennen, zwischen der unmittelbaren Gewißheit, wie sie die Arten der Intuition (Erleuchtung, Eingebung, künstlerisches Schauen, Lebenserfahrung, der Blick des Menschenkenners, Goethes »exakte sinnliche Phantasie«) gewähren, und den Ergebnissen verstandesmäßiger Erfahrung und experimenteller Technik. Der Mitteilung dienen dort der Vergleich, das Bild, das Symbol, hier die Formel, das Gesetz, das Schema. Gewordenes wird erkannt, oder vielmehr, wie sich zeigen wird, das Gewordensein für den menschlichen Geist ist mit dem vollzogenen Erkenntnisakt identisch. Ein Werden kann nur erlebt, mit tiefem wortlosen Verstehen gefühlt werden. Hierauf beruht das, was man Menschenkenntnis nennt. Geschichte verstehen heißt Menschenkenner im höch-ausschließlichsten Sinne sein. Je reiner ein Geschichtsbild, desto ausschließlicher ist es diesem bis in das Innere fremder Seelen dringenden Blick zugänglich, der mit den Erkenntnismitteln, welche die »Kritik der reinen Vernunft« untersucht, nichts zu schaffen hat. Der Mechanismus eines reinen Naturbildes, etwa der Welt Newtons und Kants, wird erkannt, begriffen, zergliedert, in Gesetze und Gleichungen, zuletzt in ein System gebracht. Der Organismus eines reinen Geschichtsbildes, wie es die Person Plotins, Dantes und Brunos war, wird angeschaut, innerlich erlebt, als Gestalt und Sinnbild aufgefaßt, zuletzt in dichterischen und künstlerischen Konzeptionen wiedergegeben. Goethes »lebendige Natur« ist ein historisches Weltbild.3

[Der Untergang des Abendlandes. Erster Band: Gestalt und Wirklichkeit. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 152 (vgl. Spengler-Untergang, S. 75)]

Die Einheit der Seele eines Volkes:

Für mich ist »Volk« eine Einheit der Seele. Alle großen Ereignisse der Geschichte sind nicht eigentlich von Völkern ausgeführt worden, sondern haben Völker erst hervorgerufen. Jede Tat verändert die Seele des Handelnden. Mag man sich zuerst um einen berühmten Namen geschart haben, – daß hinter seinem Klange nicht ein Haufe, sondern ein Volk steht, das ist die Wirkung und nicht die Voraussetzung großer Ereignisse. Erst durch ihre Wanderschicksale sind Goten und Osmanen geworden, was sie später waren. »Die Amerikaner« sind nicht aus Europa eingewandert; der Name des florentinischen Geographen Amerigo Vespucci bezeichnet heute zunächst einen Erdteil, aber außerdem ein echtes Volk, das durch die seelische Erschütterung von 1775 und vor allem durch den Sezessionskrieg von 1861–65 seine Eigenart erhalten hat.

[Es] ist stets das innere Erlebnis des »Wir«. Je tiefer dieses Gefühl, desto stärker ist die Lebenskraft des Verbandes. Es gibt energische, matte, flüchtige, unverwüstliche Völkerformen. Sie können Sprache, Rasse, Namen und Land wechseln; solange ihre Seele dauert, eignen sie sich Menschen jeder denkbaren Herkunft innerlich an und formen sie um. Der römische Name bezeichnet zur Zeit Hannibals ein Volk, zur Zeit Trajans nur noch eine Bevölkerung.

...

Wenn trotzdem mit vielem Rechte Völker und Rassen zusammengestellt werden, so ist damit nicht der heute übliche Rassebegriff der darwinistischen Zeit gemeint. Man glaube doch nicht, daß je ein Volk durch die bloße Einheit der leiblichen Abstammung zusammengehalten wurde und diese Form auch nur durch zehn Generationen hätte wahren können. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, daß diese physiologische Herkunft nur für die Wissenschaft und niemals für das Volksbewußtsein vorhanden ist und daß kein Volk sich je für dieses Ideal des »reinen Blutes« begeistert hat. »Rasse haben« ist nichts Stoffliches, sondern etwas Kosmisches und Gerichtetes, gefühlter Einklang eines Schicksals, gleicher Schritt und Gang im historischen Sein.

[Der Untergang des Abendlandes. Zweiter Band: Welthistorische Perspektiven. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 1349-1350 (vgl. Spengler-Untergang, S. 754-755)]

 

[Es ist] der Rassehaß, ... und aus dem gleichen Pulsschlag andererseits die wirkliche, dem Haß verwandte Liebe zwischen Mann und Weib. Wer keine Rasse hat, der kennt diese gefährliche Liebe nicht. Wenn ein Teil der Menschenmasse, die sich heute indogermanischer Sprachen bedient, einem gewissen Rasseideal sehr nahe steht, so deutet das auf die metaphysische Kraft dieses Ideals, das züchtend wirkte; und nicht auf ein »Urvolk« im gelehrten Geschmack. Es ist doch von höchster Bedeutung, daß dieses Ideal niemals in der gesamten Bevölkerung, sondern vorwiegend in ihrem kriegerischen Element und vor allem dem echten Adel ausgeprägt ist, also unter den Menschen, welche ganz in einer Tatsachenwelt, im Banne geschichtlichen Werdens leben, Schicksalsmenschen, die etwas wollen und wagen, obwohl gerade in früher Zeit die Aufnahme in den Herrenstand einem Stammfremden von äußerem und innerem Range nicht schwer fiel und zumal die Weiber nach ihrer »Rasse« und gewiß nicht ihrer Abstammung gewählt worden sind. Am schwächsten sind die Rassezüge gleich daneben, wie man heute noch beobachten kann, in den echten Priester- und Gelehrtennaturen ausgeprägt, [55] obwohl sie mit den andern vielleicht in engster Blutsverwandtschaft stehen.

[Der Untergang des Abendlandes. Zweiter Band: Welthistorische Perspektiven. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 1351 (vgl. Spengler-Untergang, S. 755-756)]

Wachsein ist Spannung und Ausdehnung:

Damit hat sich in voller Deutlichkeit ein Unterschied offenbart, den wieder ein unklares Wort, Bewußtsein, zu trüben pflegt. Ich unterscheide Dasein und Wachsein. Das Dasein hat Takt und Richtung, das Wachsein ist Spannung und Ausdehnung. Im Dasein waltet ein Schicksal, das Wachsein unterscheidet Ursachen und Wirkungen. Dem einen gilt die Urfrage nach dem Wann und Warum, dem andern die nach dem Wo und Wie.

Eine Pflanze führt ein Dasein ohne Wachsein. Im Schlaf werden alle Wesen zu Pflanzen: die Spannung zur Umwelt ist erloschen, der Takt des Lebens geht weiter. Eine Pflanze kennt nur die Beziehung zum Wann und Warum. Das Drängen der ersten grünen Spitzen aus der Wintererde, das Schwellen der Knospen, die ganze Gewalt des Blühens, Duftens, Leuchtens, Reifens: das alles ist Wunsch nach der Erfüllung eines Schicksals und eine beständige sehnsüchtige Frage nach dem Wann.

Das Wo kann für ein pflanzenhaftes Dasein keinen Sinn haben. Es ist die Frage, mit welcher der erwachende Mensch sich täglich wieder auf seine Welt besinnt. Denn nur der Pulsschlag des Daseins dauert durch alle Geschlechter an. Das Wachsein beginnt für jeden Mikro-Kόsmos von neuem: das ist der Unterschied von Zeugung und Geburt. Die eine ist Bürgschaft der Dauer, die andere ist ein Anfang. Und deshalb wird eine Pflanze erzeugt, aber nicht geboren. Sie ist da, aber kein Erwachen, kein erster Tag spannt eine Sinnenwelt um sie aus.

[Der Untergang des Abendlandes. Zweiter Band: Welthistorische Perspektiven. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 1020 (vgl. Spengler-Untergang, S. 563)]

 

So tritt uns nun der Mensch entgegen. Nichts in seinem sinnlichen Wachsein stört mehr die reine Herrschaft des Auges. All die Klänge der Nacht, der Wind, das Atmen der Tiere, der Duft der Blumen wecken nur ein Wohin und Woher in der Welt des Lichtes. Von der Welt der Witterung, in die noch der nächste Begleiter des Menschen, der Hund, seine Seheindrücke ordnet, haben wir keinen Begriff. Wir wissen nichts von der Welt des Schmetterlings, dessen Kristallauge kein Bild entwirft, nichts von der Umwelt sinnbegabter, aber augenloser Tiere. Uns ist nur der Raum des Auges geblieben. Und die Reste anderer Sinnenwelten, Klänge, Düfte, Wärme und Kälte, haben darin Platz gefunden als »Eigenschaften« und »Wirkungen« von Lichtdingen. Wärme geht vom gesehenen Feuer aus; die im Lichtraum erblickte Rose duftet und wir reden vom Ton einer Geige. Was die Gestirne betrifft, so beschränken sich unsre wachen Beziehungen zu ihnen darauf, daß wir sie sehen. Über unserm Haupte leuchten sie und ziehen ihre sichtbare Bahn. Tiere und selbst primitive Menschen besitzen ohne Zweifel von ihnen noch deutliche Empfindungen ganz andrer Art, die wir zum Teil mittelbar durch wissenschaftliche Vorstellungen, zum Teil überhaupt ...

[Der Untergang des Abendlandes. Zweiter Band: Welthistorische Perspektiven. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 1021 (vgl. Spengler-Untergang, S. 563-564)]

Das Ich ist ein Lichtbegriff:

Diese Verarmung des Sinnlichen bedeutet zugleich eine unermeßliche Vertiefung. Menschliches Wachsein ist nicht mehr die bloße Spannung zwischen Leib und Umwelt. Es heißt jetzt: Leben in einer rings geschlossenen Lichtwelt. Der Leib bewegt sich im gesehenen Raum. Das Tiefenerlebnis ist ein gewaltiges Eindringen in sichtbare Fernen von einer Lichtmitte aus: es ist jener Punkt, den wir Ich nennen. »Ich« ist ein Lichtbegriff. Von nun an ist das Leben des Ich ein Leben unter der Sonne, und die Nacht dem Tode verwandt. Und daraus bildet sich ein neues Angstgefühl, das alle andern in sich aufnimmt: die Angst vor dem Unsichtbaren, vor dem, was man hört, fühlt, ahnt, wirken sieht, ohne es selbst zu erblicken. Tiere kennen ganz andere, dem Menschen rätselhafte Formen der Angst, denn auch die Angst vor der Stille, die urwüchsige Menschen und Kinder durch Lärm und lautes Reden unterbrechen und verscheuchen wollen, ist bei höheren Menschen im Verschwinden begriffen. Die Angst vor dem Unsichtbaren aber bezeichnet die Eigenart aller menschlichen Religiosität. Gottheiten sind geahnte, vorgestellte, erschaute Lichtwirklichkeiten. Der »unsichtbare Gott« ist der höchste Ausdruck menschlicher Transzendenz. Das Jenseits liegt dort, wo die Grenzen der Lichtwelt sind; Erlösung ist Befreiung aus dem Banne des Lichts und seiner Tatsachen.

Eben darin beruht für uns Menschen der unnennbare Zauber der Musik und ihre wahrhaft erlösende Kraft, daß sie die einzige Kunst ist, deren Mittel außerhalb der Lichtwelt liegen, welche für uns längst mit der Welt überhaupt gleichbedeutend geworden ist, so daß Musik allein uns gleichsam aus der Welt hinausführen, den stählernen Bann der Herrschaft des Lichts zerbrechen und uns die süße Täuschung einflößen kann, daß wir hier das letzte Geheimnis der Seele berühren, eine Täuschung, die darauf beruht, daß der wache Mensch von einem einzelnen seiner Sinne beständig derart beherrscht ist, daß er aus den Eindrücken seines Ohres nicht mehr eine Welt des Ohres bilden kann, sondern sie nur noch seiner Augenwelt einfügt.

Und deshalb ist menschliches Denken Augendenken, sind unsre Begriffe vom Sehen abgezogen, ist die gesamte Logik eine imaginäre Lichtwelt.

Dieselbe Verengerung und eben deshalb Vertiefung, welche alles Empfinden dem Sehen einordnet, hat die unzähligen dem Tier bekannten Arten sinnlicher Mitteilung, die wir unter dem Namen Sprache zusammenfassen, durch die eine Wortsprache ersetzt, welche durch den Lichtraum hindurch als Brücke der Verständigung zwischen zwei Menschen dient, die einander redend ansehen oder als Angeredete dem inneren Auge vorstellen. Die andern Arten des Sprechens von denen sich Reste erhielten, sind als Mienenspiel, Geste, Betonung längst in der Wortsprache aufgegangen. Der Unterschied zwischen allgemein tierischer Laut- und rein menschlicher Wortsprache besteht darin, daß Worte und Wortverbindungen ein Reich innerer Lichtvorstellungen bilden, das unter der Herrschaft des Auges entwickelt worden ist. Jede Wortbedeutung hat einen Lichtwert, auch wenn es sich um Worte wie Melodie, Geschmack, Kälte oder um ganz abstrakte Bezeichnungen handelt.

[Der Untergang des Abendlandes. Zweiter Band: Welthistorische Perspektiven. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 1024 (vgl. Spengler-Untergang, S. 565)]

Empfinden und Verstehen:

[Es ist] ein Schauspiel durch die Bewegung des Pinselstrichs oder Meißels, durch die Stimmführung des Gesangs, den Erzählerton, den Vers, die Darstellung, den Tanz. Aber was wir mit und unter dem Sehen und Hören erleben, ist immer eine fremde Seele, mit der wir uns vereinigen. Erst die zerdachte und entseelte Kunst der Weltstädte geht zum Naturalismus im heutigen Sinne über: Nachahmung der Reize des Augenscheins, des wissenschaftlich feststellbaren Bestandes von sinnlichen Kennzeichen.

Von der Imitation hebt sich nun deutlich das Ornament ab, das dem Flusse des Lebens nicht folgt, sondern starr entgegentritt. Statt physiognomischer Züge, die dem fremden Dasein abgelauscht werden, gibt es feststehende Motive, Symbole, die man ihm aufprägt. Man will nicht täuschen, sondern beschwören. Das Ich überwältigt das Du. Nachahmen ist nur ein Sprechen, dessen Mittel aus dem Augenblick geboren sind und sich nicht wiederholen; die Ornamentik aber bedient sich einer vom Sprechen abgelösten Sprache, eines Formenschatzes, der Dauer besitzt und der Willkür des einzelnen entzogen ist.[29]

Nachahmen, nachbilden läßt sich nur Lebendiges, und zwar in Bewegungen, durch die es sich für die Sinne von Künstlern und Zuschauern offenbart. Insofern gehört die Imitation der Zeit und Richtung an; all dieses Tanzen, Zeichnen, Darstellen, Schildern für Auge und Ohr ist unwiderruflich gerichtet, und die höchsten Möglichkeiten der Imitation liegen deshalb im Nachbilden eines Schicksals, sei es in Tönen, Versen, im Bildnis oder in einer gespielten Szene.[30] Dagegen ist ein Ornament etwas Zeitentrücktes, reine, gefestigte, verharrende Ausdehnung. Während eine Imitation etwas ausdrückt, indem sie sich vollzieht, kann es ein Ornament nur, indem es fertig vor den Sinnen steht. Es ist das Seiende selbst, unter gänzlichem Absehen von seiner Entstehung. Jede Imitation besitzt Anfang und Ende, ein Ornament besitzt nur Dauer. Deshalb kann nur ein Einzelschicksal nachgebildet werden wie das der Antigone oder Desdemona. Durch ein Ornament, ein Symbol bezeichnen läßt sich nur die Schicksalsidee überhaupt, die antike etwa durch die dorische Säule. Jene setzt ein Talent voraus, diese auch noch ein erlernbares Wissen.

Es gibt eine Grammatik und Syntax der Formensprache aller strengen Künste, mit Regeln und Gesetzen, mit innerer Logik und Tradition. Das gilt nicht nur von den Bauhütten der dorischen Tempel und gotischen Dome, von den Bildhauerschulen Ägyptens,[31] Athens und der nordfranzösischen Kathedralplastik, von den chinesischen und antiken Malerschulen und denen in Holland, am Rhein und in Florenz, sondern auch von den festen Regeln der Skalden und Minnesänger, die handwerksmäßig gelernt und geübt wurden, und zwar nicht nur in Satzgliederung und Versbau, sondern auch in Gebärdensprache und Bilderwahl,[32] von der Erzählungstechnik des vedischen, homerischen und keltisch-germanischen Epos, vom Satzbau und Tonfall der gotischen Predigt, der deutschen wie der lateinischen, und endlich von der antiken rednerischen Prosa [33] und den Regeln des französischen Dramas. Im Ornamentalen eines Kunstwerks spiegelt sich die heilige Kausalität des Makro-Kόsmos wider, wie sie dem Empfinden und Verstehen einer Art Mensch erscheint. Beides hat System. Beides ist durchdrungen von den Grundgefühlen der religiösen Seite des Lebens: Fürchten und Lieben.[34] Ein echtes Symbol kann Furcht einflößen oder von Furcht befreien. Das »Richtige« erlöst, das »Falsche« quält und drückt nieder. Dagegen steht die nachahmende Seite der Künste den eigentlichen Rassegefühlen näher: Hassen und Lieben. Hier entspringt der Gegensatz von häßlich und schön. Er bezieht sich durchaus auf Lebendiges, dessen innerer Rhythmus abstößt oder mit sich zieht, auch wenn es sich um Wolken im Abendrot oder um den verhaltenen Atem einer Maschine handelt. Eine Nachahmung ist schön, ein Ornament ist bedeutend. Darin liegt der Unterschied von Richtung und Ausdehnung, organischer und anorganischer Logik, Leben und Tod. Was man schön findet, ist »nachahmenswert«. Es verlockt in leisem Mitschwingen zum Nachbilden, Mitsingen, Wiederholen; es »läßt das Herz höher schlagen« und die Glieder zucken. Es berauscht bis zum jauchzenden Überschwang, aber weil es zur Zeit gehört, so hat es auch »seine Zeit«. Ein Symbol dauert; alles Schöne aber vergeht mit dem Lebenspulsschlag dessen, der es aus dem kosmischen Takt heraus als solches empfindet, sei es ein einzelner, ein Stand, Volk oder Rasse. Nicht nur ist »die Schönheit« antiker Bildwerke und Dichtungen in antiken Augen etwas anderes als für uns, und mit der antiken Seele unwiederbringlich erloschen – denn was wir daran »schön finden«, ist wiederum ein nur für uns vorhandener Zug; nicht nur ist, was für eine Art von Leben schön ist, für eine andre gleichgültig oder häßlich, wie unsre gesamte Musik für Chinesen oder die mexikanische Plastik für uns; sondern für ein und dasselbe Leben ist das Gewohnte, das Gewöhnliche, als etwas Dauerndes niemals schön.

[Der Untergang des Abendlandes. Erster Band: Gestalt und Wirklichkeit. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 456-457 (vgl. Spengler-Untergang, S. 249-250)]

 

Vernunft und Verstand:

Was man mit den Worten Vernunft und Verstand zu unterscheiden pflegt, ist das pflanzenhafte Ahnen und Fühlen, das sich der Sprache des Auges und Wortes nur bedient, und auf der anderen Seite das tierhafte, sprachgeleitete Verstehen selbst. Die Vernunft ruft Ideen ins Leben, der Verstand findet Wahrheiten, Wahrheiten sind leblos und lassen sich mitteilen, Ideen gehören zum lebendigen Selbst ihres Urhebers und können nur mitgefühlt werden. Das Wesen des Verstandes ist Kritik, das Wesen der Vernunft ist Schöpfung. Die Vernunft erzeugt das, worauf es ankommt, der Verstand setzt es voraus. Das besagt jener tiefe Ausspruch von Bayle, daß der Verstand nur ausreiche, um Irrtümer zu entdecken, nicht um Wahrheiten zu finden. In der Tat: verstehende Kritik wird zuerst geübt und entwickelt an der damit verbundenen sinnlichen Empfindung. Hier, im Sinnesurteil, lernt das Kind begreifen und unterscheiden. Von dieser Seite abgezogen und mit sich selbst beschäftigt, bedarf die Kritik eines Ersatzes für die zum Objekt dienende Sinnentätigkeit. Dieser kann nur durch eine schon vorhandene Denkweise gegeben sein, an der sich nun die abstrakte Kritik übt. Ein anderes Denken, eins, das frei und aus dem Nichts aufbaut, gibt es nicht.

Spengler, Welthistorische Perspektiven (1980, p.570-571):

Rasse, Zeit und Schicksal gehören zusammen

[...] Alles dieses kann für eine messende und wägende Wissenschaft nicht erreichbar sein. Es ist für das Fühlen mit untrüglicher Gewißheit und auf den ersten Blick da, aber nicht für die gelehrte Betrachtung. Ich komme also zu dem Schluß, daß Rasse ebenso wie Zeit und Schicksal etwas ist, etwas für alle Lebensfragen ganz Entscheidendes, wovon jeder Mensch klar und deutlich weiß, solange er nicht den Versuch macht, es durch verstandesmäßige und also entseelende Zergliederung und Ordnung begreifen zu wollen. Rasse, Zeit und Schicksal gehören zusammen. In dem Augenblick, wo das wissenschaftliche Denken sich ihnen nähert, erhält das Wort Zeit die Bedeutung von Dimension, das Wort Schicksal die von Kausalverkettung; und Rasse, wofür wir eben noch ein sehr sicheres Gefühl besaßen, wird zu einem unübersehbaren Wirrwarr ganz verschiedener und verschiedenartiger Merkmale, die nach Landschaften, Zeiten, Kulturen, Stämmen regellos durcheinanderlaufen. Einige klammern sich dauernd und zäh an einen Stamm und lassen sich forttragen, andere gleiten wie Wolkenschatten über eine Bevölkerung dahin und manche sind wie Dämonen des Landes, die von jedem Besitz ergreifen, solange er sich dort aufhält. Einige schließen sich aus und andere suchen sich. Eine feste Einteilung der Rassen, der Ehrgeiz aller Völkerkunde, ist unmöglich. Der bloße Versuch widerspricht schon dem Wesen des Rassemäßigen, und jeder überhaupt denkbare systematische Entwurf ist eine unvermeidliche Fälschung und Verkennung dessen, worauf es ankommt. Rasse ist, im Gegensatz zu Sprache, durch und durch unsystematisch. Zuletzt hat jeder einzelne Mensch und jeder Augenblick seines Daseins seine eigene Rasse. Deshalb ist das einzige Mittel der totemistischen Lebensseite nahe zu kommen, nicht die Einteilung, sondern der physiognomische Takt.

[Der Untergang des Abendlandes. Zweiter Band: Welthistorische Perspektiven. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 1279-1280 (vgl. Spengler-Untergang, S. 711-712)]

 

In etwas modernerer Fassung, nach Gumilev, könnte man den Begriff "Rasse" auch als das Ethos eines Ethnos bezeichnen.

Vom Sinn der Zahlen

Über das Sein und Werden, in "Vom Sinn der Zahlen" (1980, p. 71):

"Der volkstümliche, auch der Philosophie geläufige Unterschied von Sein und Werden erscheint ungeeignet, das Wesentliche des mit ihm bezweckten Gegensatzes wirklich zu treffen. Ein unendliches Werden – Wirken, »Wirklichkeit« – wird man immer, wofür etwa die physikalischen Begriffe der gleichförmigen Geschwindigkeit und des Bewegungs­zustandes oder die Grundvorstellung der kinetischen Gas-Theorie als Beispiele dienen können, auch als Zustand auffassen und also dem Sein zuordnen dürfen."

 

Über die Seele, in "Vom Sinn der Zahlen" (1980, p. 72):

"Ich bezeichne weiterhin mit den Worten Seele und Welt denjenigen Gegensatz, dessen Vorhandensein mit der Tatsache des rein menschlichen Wachseins selbst identisch ist. Es gibt Grade der Klarheit und Schärfe dieses Gegensatzes, Grade der Geistigkeit des Wachseins also, von dem dumpfen und doch zuweilen bis in die Tiefe erleuchteten verstehenden Empfinden des primitiven Menschen ... bis zur äußersten Schärfe des rein verstehenden Wachseins etwa in den Zuständen des kantischen und des napoleonischen Denkens. Hier ist aus dem Gegensatz von Seele und Welt der von Subjekt und Objekt geworden. Diese elementare Struktur des Wachseins ist als eine Tatsache von unmittelbarer innerer Gewißheit der begrifflichen Zergliederung nicht weiter zugänglich, und ebenso gewiß ist es, daß jene beiden nur sprachlich und gewissermaßen künstlich abteilbaren Elemente stets miteinander und durcheinander da sind und durchaus als Einheit, als Totalität hervortreten, ohne daß das erkenntniskritische Vorurteil des geborenen Idealisten und Realisten, wonach entweder die Seele der Welt oder die Welt der Seele als das Primäre – sie sagen »als Ursache« – zugrunde liegt...

 

Natürlich haben diese Begriffe, ihre Denkbilder, und ihre Verwendung nichts mit einer heutigen, materialistisch- naturwissenschaftlich geprägten Denkweise zu tun. Aber dahinter steht eine Sprachlogik, nämlich wie die Sprache das SEMiotische Universum des Welt-Empfindens, des in der Welt Seins, und des Daseins, differenziert und kategorisiert. Auch wenn Spengler nicht gerade sehr emotional ist, sondern eher mental, so spricht er hier doch die Sprache der Emotionen. Spenglers Metapher des "Organischen" der Kultur ist vielleicht der wesentliche Begriff, den heute kaum jemand mehr versteht. Sein Begriff entstammt noch dem Goetheschen Dunstkreis einer ganz anderen nicht-materialistischen Naturbetrachtung.[32] Er meint damit zusammenfassend die Menschenwelt als Teil der Organischen Welt. Diese Begrifflichkeit wurde erst von Vernadski wieder entdeckt, und dann in der Systemtheorie von Bertalanffy weiter entwickelt.[33] Ebenfalls hat Gumilev in seiner Theorie der Ethnogenesis dieses Thema in der Nachfolge von Vernadski weiter ausgearbeitet. Allerdings stand Spengler nicht allein mit diesem Problem, denn der "Super-Organismus" von Herbert Spencer war damals allgemeines darwinistisches Gedankengut, das überall im Wissenschaftsbetrieb zirkulierte. Auch heute noch verwenden vor allem die Soziobiologen den Begriff "Super-Organismus" sehr gerne, weil sie damit eine darwinistisch-evolutionistische Brücke zwischen den biologischen Organismen und den menschlichen Kultur-Komplexen herstellen wollen. Das ist aber ein Denkfehler, weil die Menschen durchaus das Vergehen eines Kultur-Komplexes, oder Ethnos, überleben können, oder sich auch aus einem solchen Kulturkreis heraus bewegen, eben durch Auswanderung. (Siehe die Aeneas-Mythe des Vergil). Die Menschen sind, anders als die Teile von Organismen, durchaus in der Lage, ein eigenes Leben ausserhalb ihres Ethnos zu führen.

                        Das Kontrastprogramm bei Heidegger

Heidegger hat sich in S&Z mit vielen ähnlichen Themen auseinander gesetzt, wie Spengler, aber mit anderer Terminologie und Methode. Und Heidegger war sozusagen ein Antipode Spenglers, das kann man aus allen Stellen herauslesen, wo er zu demselben Thema eher das Gegenteil von Spenglers Darstellung gesagt hat. Die Hermeneutische Anthropologie (von Heidegger) und die Poiaetische Anthropologie (von Spengler) sind wohl spiegelbildlich zwei Seiten einer Medaille. Man kann sich als Kontrastprogramm ein Zitat von Heidegger aus S&Z, p. 495, ansehen. Das ist wirklich ganz im Gegensatz zu Spengler.[34] Allerdings kann man Heideggers Sprache nur als "verschwurbelt" bezeichnen, im Kontrast zu Spenglers begrifflicher Prägnanz. Dazu passt noch Schopenhauers Diktum: "Professoren-Philosophie von Philosophie-Professoren".

 

"Die ontologische Aufklärung des "Lebenszusammenhangs", das heißt der spezifischen Erstreckung, Bewegtheit und Beharrlichkeit des Daseins muß demnach im Horizont der zeitlichen Verfassung dieses Seienden angesetzt werden. Die Bewegtheit der Existenz ist nicht Bewegung eines Vorhandenen. Sie bestimmt sich aus der Erstreckung des Daseins. Die spezifische Bewegtheit des erstreckten Sicherstreckens nennen wir das Geschehen des Daseins. Die Frage nach dem "Zusammenhang" des Daseins ist das ontologische Problem seines Geschehens. Die Freilegung der Geschehensstruktur und ihrer existenzial-zeitlichen Möglichkeitsbedingungen bedeutet die Gewinnung eines ontologischen Verständnisses der Geschichtlichkeit."

Das kulturmorphologische Prinzip der Wellen und Wirbel

Für das chinesische Denken ist die Macht des Wassers und der Wellen, sowie der Wolken und des Regens (in der mythologischen Form des Drachen) erheblich wichtiger, als der eurasische (und ägyptische Aton-, und Inka-) Kult der Sonne. Wenn es genügend regnet, ist die Sonne sehr schön, aber wenn es nicht regnet, ist die Sonne der Todfeind. Das wussten die Ägypter und die Inka ganz genau. Sie lebten nämlich im Tropic des Cancers, also in den Sub-Tropen. (Die Inka zumindest teilweise). Deshalb wäre es ein lohnendes Projekt, eine kulturmorphologische Untersuchung von Wellen und Fraktalen zu machen. Denn Wellen und Fraktale gehören dem gleichen morphologischen Typ an. Aber dazu müsste man sehr tief in das asiatische Denken einsteigen, und auch die Physik und Mathematik dafür ist ziemlich komplex. Denn ein mathematisches Fraktal ist ein sehr langweiliges Gebilde, das von einem Computer immer nur stur weitergerechnet wird. Aber ein Wellen- und Wirbel- Phänomen in der Natur ist absolut nicht langweilig, vor allem wenn es als Hurrikan oder Tornado oder Maelström (also ein Wasser-Tornado) auftritt. Und es ist trotz aller Fortschritte der Computertechnik immer noch nicht (längerfristig) berechenbar. Hier werden einige Ansätze dazu in den folgenden Kapiteln über "Fraktale" gebracht. Ein sehr gutes Beispiel für die Macht dieser Metapher ist hier:[35] Ein anderes gutes Beispiel für "unberechbare" Wellenphänomene sind die Monsterwellen, auch Kaventsmänner genannt. Diese werden bis 40 m hoch und können ein Schiff einfach zerschlagen. Nach der herkömmlichen Wellenphysik sind solche Gebilde eigentlich unmöglich, und daher wurden entsprechende Berichte von Seeleuten immer als Seemansgarn abgetan. Bis dann vor ein paar Jahren kurz hintereinander zwei Kreuzfahrschiffe wegen solchen Wellen beinahe verloren gingen. Da konnte auch die Wissenschaft diese Phänomene nicht mehr unter den Teppich kehren. Vorhersagbar sind sie deswegen noch lange nicht. Es gehen jedes Jahr immer einige Dutzend Schiffe spurlos verloren, vermutlich wegen dieser Monsterwellen.[36] Deshalb wird bei einer der nächsten imaginären Tagungen des Arbeitskreises der Morphologen wohl einer dabei sein, der eine Wasserwelle als metaphorisches Objekt mitgebracht hat, und einer, der eine Wolke präsentiert.

2        Spengler-Zitate

Hier sind einige der un-passenden Gedanken von Spengler, warum er heute so Politically Incorrect ist.

 

Die Vernunft ruft Ideen ins Leben, der Verstand findet Wahrheiten, Wahrheiten sind leblos und lassen sich mitteilen, Ideen gehören zum lebendigen Selbst ihres Urhebers und können nur mitgefühlt werden. Das Wesen des Verstandes ist Kritik, das Wesen der Vernunft ist Schöpfung. Die Vernunft erzeugt das, worauf es ankommt, der Verstand setzt es voraus.

Spengler (1980, 570)

 

Schicksal und Kausalität verhalten sich wie Zeit und Raum.

Spengler (1980, 155)

Alles Gewordne ist vergänglich.

Spengler (1980, 216)

 

... die antike Mathematik des Kleinen betrachtet den konkreten Einzelfall, berechnet die bestimmte Aufgabe, führt die einmalige Konstruktion aus. Die Mathematik des Unendlichen behandelt ganze Klassen formaler Möglichkeiten, Gruppen von Funktionen, Operationen, Gleichungen, Kurven, und zwar überhaupt nicht hinsichtlich irgendeines Resultats, sondern hinsichtlich ihres Verlaufes. Es ist so seit zwei Jahrhunderten - was den Mathematikern der Gegenwart kaum zum Bewußtsein kommt - die Idee einer allgemeinen Morphologie mathematischer Operationen entstanden, welche man als den eigentlichen Sinn der gesamten neueren Mathematik bezeichnen darf.

Spengler (1980, 116)

 

Gerade das ist ein Verhängnis später, viel schreibender und viel lesender Kulturen, daß der Gegensatz von Leben und Denken immer wieder verwechselt wird mit dem vom Denken über das Leben und Denken über das Denken. Alle Weltverbesserer, Priester und Philosophen sind einig in der Meinung, daß das Leben eine Angelegenheit des schärfsten Nachdenkens sei, aber das Leben der Welt geht seine eigenen Wege und kümmert sich nicht um das, was von ihm gedacht wird.

Spengler (1980, 576)

 

Die großen Staatsmänner pflegen unmittelbar zu handeln und zwar aus einem sichern Sinn für die Tatsachen heraus. Das ist für sie so selbstverständlich, daß die Möglichkeit, über allgemeine Grundbegriffe ihres Handelns nachzudenken, ihnen gar nicht in den Sinn kommt, gesetzt daß es solche Begriffe überhaupt gibt. Sie wußten von jeher, was sie zu tun hatten. Eine Theorie darüber entsprach weder ihrer Begabung noch ihrem Geschmack. Denker von Beruf aber, die ihren Blick auf die von Menschen geschaffenen Tatsachen lenkten, standen diesem Handeln innerlich so fern, daß sie sich in Abstraktionen vergrübelten, am liebsten in mythische Gebilde wie Gerechtigkeit, Tugend, Freiheit, und danach dem historischen Geschehen der Vergangenheit und vor allem der Zukunft das Maß anlegten. Darüber vergaßen sie zuletzt den Rang bloßer Begriffe und kamen zu der Überzeugung, daß Politik da sei, um den Lauf der Welt nach einem idealischen Rezept zu gestalten. Da dergleichen nie und nirgends geschah, so erschien ihnen das politische Tun dem abstrakten Denken gegenüber so gering, daß sie sich in ihren Büchern darum stritten, ob es ein "Genie der Tat" überhaupt gebe.

Spengler (1980, 1107-1108)

 

"Der Handelnde ist immer gewissenlos; es hat niemand Gewissen, als der Betrachtende" (Goethe).

Spengler (1980, 1112)

 

Es gibt geborene Schicksalsmenschen und Kausalitätsmenschen. Der eigentlich lebende Mensch, der Bauer und Krieger, der Staatsmann, Heerführer, Weltmann, Kaufmann, jeder, der reich werden, befehlen, herrschen, kämpfen, wagen will, der Organisator und Unternehmer, der Abenteurer, Fechter und Spieler, ist durch eine ganze Welt von dem "geistigen" Menschen getrennt, dem Heiligen, Priester, Gelehrten, Idealisten und Ideologen, mag dieser nun durch die Gewalt seines Denkens oder den Mangel an Blut  dazu bestimmt sein.

Spengler (1980, 575)

 

Wie man Politik macht? - Der geborene Staatsmann ist vor allem ein Kenner, Kenner der Menschen, Lagen, Dinge. Er hat den "Blick", der ohne Zögern, unbestechlich den Kreis des Möglichen umfaßt... Das Richtige tun, ohne es zu "wissen", die sichere Hand, die den Zügel unmerklich kürzer faßt oder fallen läßt - es ist das Gegenteil von der Begabung des theoretischen Menschen. Der geheime Takt allen Werdens ist in ihm und in den geschichtlichen Dingen ein und derselbe. Sie ahnen einander, sie sind für einander da. Der Tatsachenmensch... hat die Frage des Pilatus beständig auf den Lippen. Wahrheiten - der geborene Staatsmann steht jenseits von wahr und falsch. Er verwechselt die Logik der Ereignisse nicht mit der Logik der Systeme. "Wahrheiten" [existieren nur] ... hinsichtlich ihrer Wirkung, deren Stärke, Dauer und Richtung er überblickt und für das Schicksal der von ihm gelenkten Macht in seine Rechnung stellt.

Spengler (1980,1112)

 

Jede Modernität hält Abwechslung für Entwicklung.

Spengler (1980, 379)

 

Spengler (1980: 68): ... diese Perspektive legt den wahren Grund der Geschichte bloß. Sie läßt sich... nur mit gewissen Anschauungen der modernsten Mathematik auf dem Gebiete der Transformationsgruppen entfernt vergleichen.

(1980: 68): Die Stellung Goethes in der westeuropäischen Metaphysik ist noch gar nicht verstanden worden. Er war Philosoph. Er nimmt Kant gegenüber dieselbe Stellung ein wie Plato gegenüber Aristoteles. Plato und Goethe repräsentieren die Philosophie des Werdens, Aristoteles und Kant die des Gewordenen.

(1980, 77): Natur ist das Zählbare. Geschichte ist der Inbegriff dessen, was zur Mathematik kein Verhältnis hat. Daher die mathematische Gewißheit der Naturgesetze, die staunende Einsicht Galileis, daß die Natur "scritta in lingua matematica" sei und die von Kant hervorgehobene Tatsache, daß die exakte Natur­wissen­schaft genau so weit reicht wie die Möglichkeit der Anwendung mathematischer Methoden.

Goethe, in Spengler (1980: 130-131): Die Gestalt ist ein Bewegliches, ein Werdendes, ein Vergehendes. Gestaltenlehre ist Verwandlungslehre. Die Lehre von der Metamorphose ist der Schüssel zu allen Zeichen der Natur.

(1980: 134): Richtung und Ausdehnung sind die herrschenden Merkmale, durch die sich der historische und der naturhafte Welteindruck unterscheiden.

(1980: 135): Alle Arten, die Welt zu begreifen, dürfen letzten Endes als Morphologie bezeichnet werden. Die Morphologie des Mechanischen und Ausgedehnten, eine Wissenschaft, die Naturgesetze und Kausalbeziehungen entdeckt und ordnet, heißt Systematik. Die Morphologie des Organischen, der Geschichte und des Lebens, alles dessen, was Richtung und Schicksal in sich trägt, heißt Physiognomik.

(1980: 135): Die physiognomische Art der Weltbetrachtung... Das bedeutet Morphologie der Weltgeschichte.

(1980: 137): Zur Naturerkenntnis kann man erzogen werden, der Geschichtskenner wird geboren.

 

Spengler (1980: 138-139): "Das Bild der Geschichte - sei es die der Menschheit, der Organismenwelt, der Erde, der Fixsternsysteme - ist ein Gedächtnisbild. Gedächtnis wird hier als ein höherer Zustand aufgefaßt, der durchaus nicht jedem Wachsein eigen und manchem nur in geringem Grade verliehen ist, eine ganz bestimmte Art von Einbildungskraft, die den einzelnen Augenblick sub specie aeternitatis, in steter Beziehung auf alles Vergangene und Zukünftige durchlebt werden läßt; es ist die Voraussetzung jeder Art von rückwärtsgewandter Beschaulichkeit....

 

Die erste Aufgabe ist: selbst etwas zu machen; die zweite, unscheinbarer, aber schwerer und größer in ihrer Fernwirkung: eine Tradition zu schaffen, andere dahin zu bringen, daß sie das eigne Werk fortsetzen, dessen Takt und Geist; einen Strom einheitlicher Tätigkeit zu entfesseln, der des ersten Führers nicht mehr bedarf, um in Form zu bleiben. Damit wächst der Staatsmann zu etwas empor, das die Antike wohl als Gottheit bezeichnet hätte. Er wird zum Schöpfer eines neuen Lebens, zum geistigen Ahnherrn einer jungen Rasse. Es selbst als Wesen entschwindet nach wenig Jahren aus diesem Strom. Aber eine von ihm ins Dasein gerufene Minderheit, ein anderes Wesen von seltsamster Art, tritt an seine Stelle, und zwar für unabsehbare Zeit, Dies kosmische Etwas, diese Seele einer herrschenden Schicht kann ein Einzelner erzeugen und als Erbe hinterlassen, und das ist es, was in aller Geschichte die Wirkungen von Dauer hervorgebracht hat.... eine Tradition schaffen, heißt den Zufall ausschalten. Eine Tradition züchtet einen hohen Durchschnitt, mit dem die Zukunft sicher rechnen darf... Eine starke Tradition zieht von allen Seiten die Talente an und erzielt mit kleinen Begabungen große Erfolge. Das beweisen die Malerschulen in Italien und Holland nicht weniger wie das preußische Heer und die Diplomatie der römische Kurie.

Spengler (1980, 1115)

 

Spengler (1980: 139): Unzählige Gestalten, in endloser Fülle auftauchend, verschwin­dend, sich abhebend, wieder verfließend, ein in tausend Farben und Lichtern blinken­des Gewirr von anscheinend freiester Zufälligkeit, - das ist zunächst das Bild der Weltgeschichte, wie sie als Ganzes vor dem innern Auge sich ausbreitet. Der tiefer ins Wesenhafte dringende Blick aber sondert aus dieser Willkür reine Formen ab, die dicht verhüllt und nur widerwillig sich entschleiernd allem menschlichen Werden zugrunde liegen.

Vom Bilde des gesamten Weltwerdens mit seinen mächtig hintereinander getürmten Horizonten, wie sie das faustische Auge umfaßt, dem Werden des Sternenhimmels, der Erdoberfläche, der Lebewesen, der Menschen, betrachten wir jetzt nur die äußerst kleine morphologische Einheit der "Weltgeschichte" im gewohnten Sinne ... die gegen­wärtig etwa 6000 Jahre umfaßt...

 

Erst die Erfahrung hat gelehrt und erst am Ende der ganzen Entwicklung, daß Rechte des Volkes und Einfluß des Volkes zweierlei sind. Je allgemeiner das Wahlrecht, desto geringer wird die Macht einer Wählerschaft.

Spengler (1980, 1131)

 

Das Höchste aber ist nicht handeln, sondern befehlen können. Erst damit wächst der Einzelne über sich selbst hinaus und wird zum Mittelpunkt einer tätigen Welt. Es gibt eine Art des Befehlens, die das Gehorchen zu einer stolzen, freien und vornehmen Gewohnheit macht ...

Spengler (1980, 1114)

 

Am unverhülltesten tritt, wie gesagt, das Recht als Ausdruck der Macht in den zwischenstaatlichen Rechtssetzungen hervor, in Friedensverträgen und in jenem Völkerrecht, von dem schon Mirabeau meinte, daß es das Recht der Mächtigen sei, dessen Innehaltung dem Machtlosen auferlegt werde. ... Ist die Politik ein Krieg mit anderen Mitteln, so ist das "Recht auf das Recht" die Beute der siegreichen Partei.

Spengler (1980, 1011)

 

Man leite aus den Handlungen Innocenz' III., der die Kirche beinahe zur Weltherrschaft geführt hat, die Grundregeln ab und man erhält einen Katechismus der Erfolges, der das äußerste Gegenteil aller religiösen Moral dastellt, ohne den es aber keine Kirche, keine englischen Kolonien, keine amerikanischen Vermögen... weder einen Staat, noch eine Partei, noch überhaupt ein Volk in erträgli­cher Lage geben würde. Das Leben, nicht der Einzelne ist gewissenlos.

Spengler (1980, 1113)

 

Das gilt endlich auch von den Kirchen, die etwas ganz anderes sind als Religionen, nämlich Elemente der Tatsachenwelt und deshalb im Charakter ihrer Führung politisch und nicht religiös. Nicht die christliche Predigt, der christliche Märtyrer hat die Welt erobert, und daß er die Kraft dazu besaß, verdankt er nicht der Lehre, sondern dem Vorbild des Mannes am Kreuz.

Spengler (1980, 1114)

 

"Immoral" - das ist nur eine neue Art von Moral, und zwar mit dem gleichen Anspruch des Vorrangs vor allen andern. Der Wille zur Macht ist intolerant. Alles Faustische will Alleinherrschaft.  Für das apollinische Weltgefühl - das Nebeneinander vieler Einzeldinge - ist Toleranz selbstverständlich. Sie gehört zum Still der willensfremden Ataraxia. Für die abendländische Welt - den einen grenzenlosen Seelenraum, den Raum als Spannung - ist sie Selbsttäuschung oder ein Zeichen des Erlöschens.

Spengler (1980, 437)

 

Spengler (1980, 1109) u: Der Krieg ist die Urpolitik alles Lebendigen und zwar bis zu dem Grade, daß Kampf und Leben in der Tiefe eins sind und mit dem Kämpfenwollen auch das Sein erlischt.

1110: In jedem Kriege zwischen Lebensmächten handelt es sich darum, wer das Ganze regiert... Das Aktionszentrum, die handelnde Mitte einer Menge zu sein, die innere Form der eignen Person zur Form ganzer Völker und Zeitalter zu erheben, das Kommando der Geschichte zu haben... das ist der kaum bewußte und unwiderstehliche Trieb in jedem Einzelwesen von historischem Beruf.

 

Aber während die Antike, an der Spitze das Forum von Rom, die Volksmasse zu einem sichtbaren und dichten Körper zusammenzog, um ihn zu zwingen, von seinen Rechten den Gebrauch zu machen, den man wollte, schuf "gleichzeitig" die europäisch-amerikanische Politik durch die Presse ein Kraftfeld von geistigen und Geldspannungen über die ganze Erde hin, in das jeder einzelne eingeordnet ist, ohne daß es ihm zum Bewußtsein kommt, so daß er denken, wollen und handeln muß, wie es irgendwo in der Ferne eine herrschende Persönlichkeit für zweckmäßig hält. Das ist Dynamik gegen Statik, faustisches gegen apollinisches Weltgefühl, das Pathos der dritten Dimension gegen die reine, sinnliche Gegenwart. Man spricht nicht von Mann zu Mann; die Presse und in Verbindung mit ihr der elektrische Nachrichtendienst halten das Wachsein ganzer Völker und Kontinente unter dem betäubenden Trommelfeuer von Sätzen, Schlagworten, Standpunkten, Szenen, Gefühlen, Tag für Tag, Jahr für Jahr, so daß jedes Ich zur bloßen Funktion eines ungeheuren geistigen Etwas wird. Das Geld nimmt seinen politischen Weg nicht als Metall aus einer Hand in die andre. Es verwandelt sich nicht in Spiele und Wein. Es wird in Kraft umgesetzt und bestimmt durch seine Menge die Intensität dieser Bearbeitung.

(1137-1138)

 

Die Demokratie hat das Buch aus dem Geistesleben der Volksmassen vollständig durch die Zeitung verdrängt. Die Bücherwelt mit ihrem Reichtum an Gesichtspunkten, die das Denken zur Auswahl und Kritik nötigte, ist nur noch für enge Kreise ein wirklicher Besitz. Das Volk liest die eine, "seine" Zeitung, die in Millionen Exemplaren täglich in alle Häuser dringt, die Geister vom frühen Morgen an in ihren Bahn zieht, durch ihre Anlage die Bücher in Vergessenheit bringt, und, wenn eins oder das andre doch einmal in den Gesichtskreis tritt, seine Wirkung durch eine vorweggenommene Kritik ausschaltet.

(1139)

 

Geld ist zuletzt die Form von geistiger Energie, in welcher der Herrscherwille, die politische, soziale, technische, gedankliche Gestaltungskraft, die Sehnsucht nach einem Leben von großem Zuschnitt zusammengefaßt sind. Shaw hat vollkommen recht: "Die allgemeine Achtung vor dem Gelde ist die einzige hoffnungsvolle Tatsache in unserer Zivilisation... Geld und Leben sind unzertrennlich... Geld ist das Leben."(1) Zivilisation bezeichnet also die Stufe einer Kultur, auf welcher Tradition und Persönlichkeit ihre unmittelbare Geltung verloren haben und jede Idee zunächst in Geld umgedacht werden muß, um verwirklicht zu werden. Am Anfang war man begütert, weil man mächtig war. Jetzt ist man mächtig, weil man Geld hat. Erst das Geld erhebt den Geist auf den Thron. Demokratie ist die vollendete Gleichsetzung von Geld und politischer Macht.

(3) Es steht mit dem bürgerlichen Ideal der Freiheit nicht anders. In der Theorie und also auch in Verfassungen mag man grundsätzlich frei sein. Im wirklichen Privatleben der Städte ist man unabhängig nur durch das Geld.

[1] Vorwort zu "Major Barbara".

(1167)

 

Weltwirtschaft ist die zur Tatsache gewordene Wirtschaft in abstrakten, vom Boden völlig fortgedachten, verflüssigten Werten.

(1167-1168)

 

Die Erfindung des klassisch geformten Geldkörpers aber ist so außerordentlich, daß wir seine tiefe, rein antike Bedeutung noch gar nicht begriffen haben. Wir halten ihn für eine jener berühmten "Errungenschaften der Menschheit". ... Die Münze als Geld ist eine rein antike Erscheinung und nur in einer ganz euklidisch gedachten Umgebung möglich; ...

(1169-1170)

 

Aber daneben hat das Abendland in starrer Bewunderung der Antike Münzen geprägt, nicht nur als Hoheitszeichen, sondern in dem Glauben, daß das bewiesenes Geld sei, dem Wirtschaftsdenken wirklich entsprechendes Geld. Ganz ebenso ist schon in gotischer Zeit das römische Recht übernommen worden mit seiner Gleichsetzung von Sache und körperlicher Größe, und die euklidische Mathematik, die auf dem Begriff der Zahl als Größe aufgebaut war. So kam es, daß die Entwicklung dieser drei geistigen Formenwelten sich nicht wie die der faustischen Musik in rein aufblühender Entfaltung vollzog, sondern in Gestalt einer fortschreitenden Emanzipation vom Größenbegriff.

(1175)

 

Die Banken und damit die Börsen haben sich seit 1789 am Kreditbedürfnis der ins Ungeheure wachsenden Industrie zur eigenen Macht entwickelt und sie wollen, wie das Geld in allen Zivilisationen, die einzige Macht sein. Das uralte Ringen zwischen erzeugender und erobernder Wirtschaft erhebt sich zu einem schweigenden Riesenkampf der Geister, der auf dem Boden der Weltstädte ausgefochten wird. Es ist der Verzweiflungskampf des technischen Denkens um seine Freiheit gegenüber dem Denken in Geld.(1)

[1] Dies gewaltige Ringen einer sehr kleinen Zahl stahlharter Rassenmenschen von ungeheurem Verstand, wovon der einfache Städter weder etwas sieht noch versteht, läßt von fern betrachtet, welthistorisch also, den bloßen Interessenkampf zwischen Unternehmertum und Arbeitersozialismus zur flachen Bedeutungslosigkeit herabsinken. Die Arbeiterbewegung ist, was ihre Führer aus ihr machen, und der Haß gegen die Inhaber der industriellen Führerarbeit hat sie längst in den Dienst der Börse gestellt. Der praktische Kommunismus mit seinem "Klassenkampf", einer heute längst veralteten und unecht gewordenen Phrase, ist nichts als ein zuverlässiger Diener des Großkapitals, das ihn wohl zu benützen weiß.

(1192)

 

Auf dieser Stufe beginnt in allen Zivilisationen das mehrhundertjährige Stadium einer entsetzlichen Entvölkerung. Die ganze Pyramide des kulturfähigen Menschentums verschwindet. Sie wird von der Spitze herab abgebaut, zuerst die Weltstädte, dann die Provinzstädte, endlich das Land, das durch die über alles Maß anwachsende Landflucht seiner besten Bevölkerung eine Zeitlang das Leerwerden der Städte verzögert. Nur das primitive Blut bleibt zuletzt übrig, aber seiner starken und zukunftreichen Elemente beraubt. Es entsteht der Typus des Fellachen.

Spengler (1980, 681)

 


 

3        Spenglers Ethno-Kybernetik der Macht

Spengler hat in seinen damaligen Analysen zu Anfang des 20. Jh's vieles sehr klar gesehen. Ich habe einen Absatz von Spengler (1980, 681) ein wenig umformuliert, um zu zeigen, dass seine Analyse des Untergangs des Römischen Reiches auch heute noch wichtige Erkenntnismöglichkeiten bietet:

"Auf dieser Stufe beginnt in den Zivilisationen das hundertjährige Stadium einer entsetzlichen Überbevölkerung, und die Umschichtung ganzer Populationen weg vom Land in die Städte. Die ganze Pyramide des kulturfähigen Menschentums verschwindet. Sie wird von der Spitze herab abgebaut, zuerst die Weltstädte, dann die Provinzstädte, endlich das Land, das durch die über alles Maß anwachsende Landflucht seiner besten Bevölkerung beraubt wird. Nur das primitive Blut bleibt zuletzt übrig, aber seiner kreativen Elemente beraubt. Es entsteht der Typus des urbanen Fellachen."

 

Spengler hat mit seinem Traktat des "Willens zur Macht" die Grundlagen für eine thymotische Ethno-Kybernetik der Macht geliefert, die mit heutigen Erkenntnissen der vonNeumannschen Spieltheorie und der autokatalytischen thermodynamischen Systeme durchaus weiter-entwicklungsfähig ist.[37] Ein wesentlicher Aspekt hierbei ist die Neufassung der Thymos-Theorie durch Sloterdijk. Der faustische "Wille zur Macht" bei Spengler ist schon ansatzweise eine Thymos-Theorie, aber mit einer kaum noch zu vermittelnden Begrifflichkeit, die vor allem heute völlig "politically incorrect" ist. Die Begriffe Faustisch, Rasse, Takt, Spannung, Geist und Blut, bedeuten noch etwas ganz anderes, als was man heute damit assoziiert. Sie sind Begriffe des Thymos. Rasse bedeutet Zucht, oder Züchtigung, oder Disziplin, und sind im Sinne von Sloterdijk DMDL als Übungsformen zu verstehen. Natürlich muss man aus Gründen der political correctness solchen Untersuchungen immer voranstellen, dass man sich energisch von einer impliziten Ideologie der Macht-Verherrlichung distanziert, die man aus Spengler herauslesen könnte. Dies ist nach der deutschen nazifaszischen Vergangenheit unumgänglich. Hier sollen ein paar Zitate aus Spenglers (1980) Werk zu diesem Themenkreis folgen.[38] Zuerst kommt das Problem der Spaltung von Logos und Thymos. Spengler hatte schon bemerkt, dass man die denkenden Menschen und die handelnden und politischen Menschen gut unterscheiden muss:

 

(576): "Gerade das ist ein Verhängnis später, viel schreibender und viel lesender Kulturen, daß der Gegensatz von Leben und Denken immer wieder verwechselt wird mit dem vom Denken über das Leben und Denken über das Denken. Alle Weltverbesserer, Priester und Philosophen sind einig in der Meinung, daß das Leben eine Angelegenheit des schärfsten Nachdenkens sei, aber das Leben der Welt geht seine eigenen Wege und kümmert sich nicht um das, was von ihm gedacht wird."

 

Dieses Problem ist wohl auch bei anderen Schreibkulturen zu beobachten, so auch bei den Chinesen und Indern. Ein wenig anders war es in der expansiven Frühzeit des Islam, man findet da eine abrahamitische Schreibkultur, die stark thymotisch geprägt war. Vermutlich, weil der Kampf ja sozusagen schon im Grund-Text dieser Religion, dem Koran, ein- und fest-geschrieben ist. Man kann auch aus den geschichtlichen Quellen entnehmen, dass die frühen islamischen Potentaten sich immer gerne mit gelehrten Männern umgaben, und oft auch selber ein hohes Wissen besassen. Harun al Rashid ist wohl der bekannteste von ihnen.[39] Er gründete die berühmte Bibliothek, das Haus der Weisheit (Bait Al-Hikma). Sein Gross-Wesir "Yahya bin Khalid bin Barmak" ist sozusagen sprichwörtlich in die europäische Orientalismus-Literatur eingegangen. Gelehrsamkeit kann man von den Potentaten der christlichen Reiche der damaligen Zeiten eher weniger behaupten. Eine rühmliche Ausnahme war Friedrich II der Staufer.[40]

 

Spengler (575): "Es gibt geborene Schicksalsmenschen und Kausalitätsmenschen. Der eigentlich lebende Mensch, der Bauer und Krieger, der Staatsmann, Heerführer, Weltmann, Kaufmann, jeder, der reich werden, befehlen, herrschen, kämpfen, wagen will, der Organisator und Unternehmer, der Abenteurer, Fechter und Spieler, ist durch eine ganze Welt von dem "geistigen" Menschen getrennt, dem Heiligen, Priester, Gelehrten, Idealisten und Ideologen, mag dieser nun durch die Gewalt seines Denkens oder den Mangel an Blut dazu bestimmt sein."

 

Spengler (1107-1108): "Die großen Staatsmänner pflegen unmittelbar zu handeln und zwar aus einem sichern Sinn für die Tatsachen heraus. Das ist für sie so selbstverständlich, daß die Möglichkeit, über allgemeine Grundbegriffe ihres Handelns nachzudenken, ihnen gar nicht in den Sinn kommt, gesetzt daß es solche Begriffe überhaupt gibt. Sie wußten von jeher, was sie zu tun hatten. Eine Theorie darüber entsprach weder ihrer Begabung noch ihrem Geschmack. Denker von Beruf aber, die ihren Blick auf die von Menschen geschaffenen Tatsachen lenkten, standen diesem Handeln innerlich so fern, daß sie sich in Abstraktionen vergrübelten, am liebsten in mythische Gebilde wie Gerechtigkeit, Tugend, Freiheit, und danach dem historischen Geschehen der Vergangenheit und vor allem der Zukunft das Maß anlegten. Darüber vergaßen sie zuletzt den Rang bloßer Begriffe und kamen zu der Überzeugung, daß Politik da sei, um den Lauf der Welt nach einem idealischen Rezept zu gestalten. Da dergleichen nie und nirgends geschah, so erschien ihnen das politische Tun dem abstrakten Denken gegenüber so gering, daß sie sich in ihren Büchern darum stritten, ob es ein "Genie der Tat" überhaupt gebe."

 

(1112): "Der Handelnde ist immer gewissenlos; es hat niemand Gewissen, als der Betrachtende" (Goethe).

(1109): "Der Krieg ist die Urpolitik alles Lebendigen und zwar bis zu dem Grade, daß Kampf und Leben in der Tiefe eins sind und mit dem Kämpfenwollen auch das Sein erlischt.

(1110): "In jedem Kriege zwischen Lebensmächten handelt es sich darum, wer das Ganze regiert... Das Aktionszentrum, die handelnde Mitte einer Menge zu sein, die innere Form der eignen Person zur Form ganzer Völker und Zeitalter zu erheben, das Kommando der Geschichte zu haben... das ist der kaum bewußte und unwiderstehliche Trieb in jedem Einzelwesen von historischem Beruf." [41]

(1112): "Wie man Politik macht? - Der geborene Staatsmann ist vor allem ein Kenner, Kenner der Menschen, Lagen, Dinge. Er hat den "Blick", der ohne Zögern, unbestechlich den Kreis des Möglichen umfaßt... Das Richtige tun, ohne es zu "wissen", die sichere Hand, die den Zügel unmerklich kürzer faßt oder fallen läßt - es ist das Gegenteil von der Begabung des theoretischen Menschen. Der geheime Takt allen Werdens ist in ihm und in den geschichtlichen Dingen ein und derselbe. Sie ahnen einander, sie sind für einander da. Der Tatsachenmensch... hat die Frage des Pilatus beständig auf den Lippen. Wahrheiten - der geborene Staatsmann steht jenseits von wahr und falsch. Er verwechselt die Logik der Ereignisse nicht mit der Logik der Systeme. "Wahrheiten" [existieren nur] ... hinsichtlich ihrer Wirkung, deren Stärke, Dauer und Richtung er überblickt und für das Schicksal der von ihm gelenkten Macht in seine Rechnung stellt."

 

Spengler (1167-1168): "Geld ist zuletzt die Form von geistiger Energie, in welcher der Herrscherwille, die politische, soziale, technische, gedankliche Gestaltungskraft, die Sehnsucht nach einem Leben von großem Zuschnitt zusammengefaßt sind. Shaw hat vollkommen recht: "Die allgemeine Achtung vor dem Gelde ist die einzige hoffnungsvolle Tatsache in unserer Zivilisation... Geld und Leben sind unzertrennlich... Geld ist das Leben."(1) Zivilisation bezeichnet also die Stufe einer Kultur, auf welcher Tradition und Persönlichkeit ihre unmittelbare Geltung verloren haben und jede Idee zunächst in Geld umgedacht werden muß, um verwirklicht zu werden. Am Anfang war man begütert, weil man mächtig war. Jetzt ist man mächtig, weil man Geld hat. Erst das Geld erhebt den Geist auf den Thron. Demokratie ist die vollendete Gleichsetzung von Geld und politischer Macht. (3) Es steht mit dem bürgerlichen Ideal der Freiheit nicht anders. In der Theorie und also auch in Verfassungen mag man grundsätzlich frei sein. Im wirklichen Privatleben der Städte ist man unabhängig nur durch das Geld.

[1] Vorwort zu "Major Barbara".

Weltwirtschaft ist die zur Tatsache gewordene Wirtschaft in abstrakten, vom Boden völlig fortgedachten, verflüssigten Werten."

 

Der Satz von Spengler im obigen Zitat: "Demokratie ist die vollendete Gleichsetzung..." kann heute auch umformuliert werden zu: "Plutokratie ist die vollendete Gleichsetzung von Geld und politischer Macht."

 

(1192): "Die Banken und damit die Börsen haben sich seit 1789 am Kreditbedürfnis der ins Ungeheure wachsenden Industrie zur eigenen Macht entwickelt und sie wollen, wie das Geld in allen Zivilisationen, die einzige Macht sein. Das uralte Ringen zwischen erzeugender und erobernder Wirtschaft erhebt sich zu einem schweigenden Riesenkampf der Geister, der auf dem Boden der Weltstädte ausgefochten wird. Es ist der Verzweiflungskampf des technischen Denkens um seine Freiheit gegenüber dem Denken in Geld.(1)

[1] Dies gewaltige Ringen einer sehr kleinen Zahl stahlharter Rassenmenschen von ungeheurem Verstand, wovon der einfache Städter weder etwas sieht noch versteht, läßt von fern betrachtet, welthistorisch also, den bloßen Interessenkampf zwischen Unternehmertum und Arbeitersozialismus zur flachen Bedeutungslosigkeit herabsinken. Die Arbeiterbewegung ist, was ihre Führer aus ihr machen, und der Haß gegen die Inhaber der industriellen Führerarbeit hat sie längst in den Dienst der Börse gestellt. Der praktische Kommunismus mit seinem "Klassenkampf", einer heute längst veralteten und unecht gewordenen Phrase, ist nichts als ein zuverlässiger Diener des Großkapitals, das ihn wohl zu benützen weiß."

 

Wenn man sich diese Passagen anschaut, dann bemerkt man eine auffällige Ähnlichkeit mit den Thymos-Thesen von Sloterdijk. Der behandelt das Thema in Z&Z und "Sphären" aber sehr selektiv nur für den jüdisch-christlichen Komplex. Das ist verständlich, weil Sloterdijk von Haus aus kein Kultur-Anthropologe ist. Spengler war ihm da einiges in Puncto Kenntnis der Gesamt-Welt-Kulturen voraus.

Lev Gumilev: The Passionary Theory of Ethnogenesis

Die Propagations- und Modifikations-Regeln von Kultur-Komplexen (den Ethnoi nach Gumilev) haben nichts mit biologischen Organismen zu tun. Und man muss den Begriff "Kultur" durch ein besser geeignetes Wort ersetzen, nämlich den "Ethnos und das Ethos" nach Gumilev.[42] Spengler und Gumilev sind beide, getrennt durch ca. 50 Jahre, wohl die bedeutendsten Vertreter der ausgestorbenen Spezies der all-übergreifenden Kultur- Betrachter und ‑Analytiker. Deshalb ist Gumilev ein würdiger Nachfolger bzw. Erneuerer Spenglers, denn er hat diese Thematik auf dem 1970er Stand der Wissenschaft mit einer grossen Klarheit und Detailkenntnis formuliert. Leider wurde er, als einer der eminentesten Kultur-Wissenschaftler der damaligen Sowjetunion, nach deren Zusammenbruch dem allgemeinen Vergessen überlassen. Dabei war er ein grosser Denker GEGEN die materialistische, marxistische Philosophie der damaligen Sowjetunion. Dafür war er auch ein paar Mal im Gulag gelandet. Er hatte es überlebt. Aber sein Vater war im Gulag gestorben. Er hatte also schon ein ziemlich schlimmes Schicksal. Aber durch seinen Willen, und den Glauben an die Passionarnost, den er selber erfunden hatte, konnte er das alles überleben. (Das ist das Schicksal von vielen Alt-Gläubigen des russischen Ethnos). Das Kernthema von Gumilev, die Ethnogenesis, ist aus der morphologischen Sicht sehr gut mit Sloterdijks Konzepten der Thymos-Theorie zu vergleichen, bzw. dessen Diktion von Ethnotechnologie. Gumilev nennt seinen Zentralbegriff der Ethnogenesis: Drive, oder, the "Passionary Theory of Ethnogenesis" also Passionarnost, was er als die Anti-Entropische Bewegung charakterisiert. Der Thymos erklärt sich nicht nur durch den Willen zur Macht, sondern auch die Bereitschaft, dafür zu Leiden. Das gibt es bei Sloterdijk überhaupt nicht. Der Wille zum Leiden, ist eine typisch Russische Qualität der Seele. Und die hatte sich genau im WK II, dem grossen Vaterländischen Krieg, manifestiert. Diese Idee kann man niemand anderen aus einem anderen Volk erklären, genauso, wie man keinem Afrikaner die Idee der romantischen Liebe verkaufen kann. Für die Afrikaner, ist die Liebe genauso ein Geschäft (Bezness) wie jedes andere. Deswegen sind so einige Tausend europäische Frauen, auch furchtbar an dieser Idee der Liebe gescheitert, wenn sie einen Afrikaner geheiratet haben. Denn ein Afrikaner braucht nur ein Visum. Nicht mehr und nicht weniger.

 

Zurück zum Thema: In der Terminologie der Noologie ist der über-individuelle Drang die En-ergeia und die En-archae(i)a. Damit wird gekennzeichnet, dass es sich NICHT um eine materialistische Konzeption handelt. Es geht hier um die entscheidenden trieb- und treib-kräftigen (Thymos-) Faktoren der Zusammenballung und Mobilisierung von Kollektiv-Wesen, oder Überpersonalitäts-Komplexen, den Ethnoi in Gumilevs Diktion. (Siehe: Supraindividual Behavior, Gumilev S. 246). Ein Kern-Element der Passionary Theory ist es die Bereitschaft zur Selbst-Aufopferung der Kultur-Heroen.[43] Allerdings kann Gumilev nicht wirklich erklären, was den Passionary Impulse (oder Passionarnost) ausmacht (S. 246). Er versucht zwar, das aus Vernadski's Theorien von Bio-Energie und Thermodynamik herzuleiten, aber viel besser als die Soziobiologen kann er das auch nicht. Woher sollte das irgendwie kommen? Kein Esel, und kein Huhn, hat je einen Passionary Impulse gehabt. Gumilev spricht in dem Kapitel 6, ab S. 243, ziemlich vage von ethnischen Feldern, aber das sollte nicht mit den morphogenetischen Felder von Sheldrake verwechselt werden. Aus Sicht der Morphologie der Noologie, sind die Wandlungen (Tropismen, die En-Tropeia) von Erscheinungs-Formen den Gestalten (Morphoi, En-Morpheia) interessant. Es ist nach all den Diskussionen in der Noologie klar, dass es ein verfehlter Ansatz wäre, die Ethnogenesis im Sinne der OBJekt-fixierten Naturwissenschaft als Epi-Phänomen herzuleiten, was auch ein Deus ex Machina ist. Das ist auch der Kardinal-Fehler aller soziobiologisch gestimmten Ansätze. Damit kommen wir wieder zu Spengler, der diesen Prozess ebenfalls aus dem materialistischen Bereich ausgegliedert hat. Aus der morphologischen Sichtweise hat Gumilev ziemlich dasselbe gesagt wie Spengler, nämlich dass die Ethnoi, oder die Gross-Kulturen, unvermeidlich durch bestimmte Wachstums-, Konsolidations- und Degenerations-Phasen gehen. Aber das ist eben hauptsächlich eine Sache der Betrachtungsweise der Historiker, wo sie den Anfang eines Ethnos, und sein Ende sehen. Es ist die morphologische Brille, durch die man die Weltgeschichte ansieht. Ein Ethnos kann zerfallen, aber die Menschen, die ihm angehörten, zerstreuen sich, und schliessen sich anderen Gruppen an, oder bilden neue Ethnoi. Ein paradigmatisches Beispiel dafür ist die Aeneas-Sage von Vergil. Alternativ werden die Teilhaber-Menschen eines Ethnos auch alle getötet, paradigmatisch dafür sind die mythologischen Eroberungen Palästinas durch die Israeliten im Buch Joshua. Da mussten sogar die Esel, und das Feder-Vieh, dran glauben. Aber das ist irgendwie unlogisch.[44] Und es kommt (oder kam) aber sehr selten vor, dass alle Menschen, die einen besiegten Ethnos ausmachten, völlig ausgelöscht wurden, denn normalerweise werden (oder wurden) die jungen Frauen von den Sieger-Kriegern als Sex-Beute mitgenommen und ihrem eigentlichen Zweck zugeführt, nämlich dem Stamme oder dem Sieger-Ethnos, als Krieger- Gebärer- Innen, eingegliedert. Ebenfalls übernahmen die Sieger die Spezialisten, die Kunst- und Kriegs- Handwerker, gerne in ihre Dienste, als Sklaven. Ein gutes Beispiel dafür sind die Mongolen, die auf ihren Eroberungszügen alle diese Spezialisten in ihre Kriegs-Maschinerie integriert hatten. Siehe die Vernichtung von Bhagdad durch Hülagü.[45] Interessanterweise hatte Hülagü die Christen in Bhagdad von der Vernichtung ausgenommen und beschützt, weil eine seiner Lieblings-Frauen eine Christin war. Das war auch der Anlass für eine der schlimmsten Geschichts-Verfehlungen der Römischen Papst-Herrscher. Denn Hülagü hatte ihnen ein Bündnis gegen den Islam angeboten. Der römische Papst hatte dankend abgelehnt. Sie hätten da den Islam ein für alle Male liquidieren können. Daher kommt auch die Sage von dem Priester-König Johannes und dem gescheiterten letzten Kreuzzug in das Hl. Land.[46] Siehe auch: Lev Gumilev, "Searches for an Imaginary Kingdom". Allso Prester John. Der war halt eben, so ein bisschen vorbei- und daneben- gegangen.

Lev Gumilev musste in dem damaligen Sowjetstaat vorsichtig mit seiner Wortwahl sein. Er musste peinlich auf die damals herrschende political correctness des Dialektischen Materialismus achten. (Sein Vater war im Zuge der sowjetischen Säuberungen umgekommen. Er selber sass auch ein paar Jahre im Gulag). Aber ab und zu mal traute er sich doch, ein paar Sätze zu formulieren, die im wahrsten Sinne des Wortes Zeitalter-übergreifend sind. Hier ist so eine Passage (198-199):

 

..."the science of history is a struggle with time, which the Hellenes personified in the terrible god Kronos who castrated his own father Uranus and was overthrown by the lord of lightning Zeus. But lightning is energy, in my language anti-entropic impulses that with their rise disrupt the processes of death, the entropy of the Universe. Force, the cause provoking acceleration, saves Cosmos from conversion into Chaos, and the name of this force is Life. But in the eternal war of the protogenic elements, the servants of Kronos, the hundred-handed giants or asura (Sanskrit), lose nothing because they have nothing to lose. Kronos changed their appearance every second, and so deprived them of personal qualities and properties. But the paladins of Cosmos, the ordered Universe, by their nature acquired forms, and consequently also a personality, in each case unique and inimitable. And in the struggle with Chaos they meet their death - the separation of space from time. For those that die, be they microbes or baobabs, men or embryos, time disappears, but all organisms of the biosphere are connected with one another, and that means they know one another. And the death of one is a loss for many, because it is a victory of Kronos, the known enemy of life. To be reconciled to the loss is a surrender of position, and against Death stands Memory, the barrier to entropy of no longer being but consciousness. And it is memory that divides time into past, present, and future, of which only the past is real.

...

But history is a search for truth, because the information of ancient sources is bespattered with lies, like fetid mud. The past ceases to be real when it is replaced by fabrications and figments of the imagination, or distorted by incomplete transmission, or burdened with the unnecessary tinsel and trimmings of senseless details. The father of lies whispers into the ears of credulous ignoramuses that there is no truth in history but only personal perceptions, that its phenomena are not a chain of causally connected events but a senseless kaleidoscope it is impossible to remember, that texts should be understood literally as if the chronicler had written them not for contemporaries but for posterity, and finally that all migrations of ethnoi, and their rises and falls, their fame and death, are like the play of moonlight on the ripples of a lake. But if that is so, then there is no need to study history, and the past, lost from memory, becomes nothing, and Chaos takes the place of Cosmos."

 

Die Schriften von Lev Gumilev sind als html mit einer zusätzlichen Hypertext-Navigation auch auf der Noologie zu finden.[47] In der Endnote sind die Stellen auf der Noologie zu finden, wo er über Entropie und Anti-Entropie nach Vernadski, spricht. Das ausführliche Inhaltsverzeichnis wurde von mir mit HTML-Sprungmarken ausgestattet, und das bietet eine sehr gute Übersicht über das Werk bis in alle Einzelheiten. Die wohl beste Übersicht und Zusammenfassung der Philosophie von Lev Gumilev ist in der Dissertation von Alexander Sergeevich Titov zu finden. ”Lev Gumilev, Ethnogenesis and Eurasianism”.

Die diversen Untergangs-Szenarien von Kulturen

Spenglers Idee, dass Kulturen ebenso wie Organismen einen eingebauten Todesplan haben (Apoptosis), entstammt einer biologistischen Auffassung der damaligen Darwinistischen Mode, die alles in das evolutionistische Modell pressen wollte. Spengler hat sich wohl davon beeinflussen lassen, auch wenn er sich energisch gegen den platten Darwinismus abgesetzt hat. Heute würde man sagen, dass die diversen Untergänge von (sogenannten Hoch-) Kulturen bzw. allgemeiner, den Ethnoi und Super-Ethnoi nach Gumilev, meistens auf folgenden Faktoren beruhten:

1) Ökologischen, und auch

2) Nahrungs- und Energie- und Technik- und Kommunikations- und Transport- Problemen, oder

3) auf Grund von innerer Inertia, und meistens:

4) weil ihre Eliten-Steuerung versagt hatte. Aber ebenso oft ...

5) wurden sie einfach von anderen, stärkeren, oder auch schneller und beweglicher agierenden Feinden überrannt und vernichtet.

 

Letzteres trat meistens auf, wenn die Fälle 3 und 4 schon vorher aufgetreten waren, also das System schon im Niedergang stand. (Nach Gumilev: Phase III und IV). Dafür brauchten sie nicht einmal besonders viele Krieger. Siehe Alexander gegen die Perser, die Araber und Türken gegen Byzanz, die Mongolen gegen China, die vielen Wellen der islamischen Eroberungen Indiens (und als letzten die Mogulen)[48], und die spanische Eroberung Mexicos und Perus. Ein wesentliches Problem von Gross-Reichen war immer schon ihre innere Inertia, die die verfügbaren Medien-, Kommunikations- und Transport- Technologien überwältigte, und/oder der Niedergang der Wirtschaft, und/oder die Korruption der Eliten, wie es bei dem Römischen Reich der Fall war. Es gibt Dutzende bis Hunderte historische Werke, die das alles im Detail behandeln, deswegen braucht dieser Gedankengang nicht weiter verfolgt werden. Das findet sich auch bei Gumilev. Die entsprechenden Abschnitte sind in "Ethnogenesis" auf S. 185-199.[49] Er spricht von dem Faktor des Passionarnost, der in der Expansiv- und Aufbau- Phase (der Acmae) eines Ethnos bestimmend ist (Titov, S. 75), und der sich in den weiteren Phasen allmählich verliert. Danach kommt die Phase der Krisis (Titov, S. 76), und dann die Phase der Inertia (Titov, S. 77-78). Die Schlussphase ist die Disintegration. (Titov, S. 78-79). Dieses Schema ist ziemlich äquivalent zu dem Denken Spenglers, auch wenn niemand in der Wissenschaftswelt das bisher bemerkt hat. Denn beide, Spengler wie Gumilev, waren eben die grossen Unbekannten. Titov spricht in diesem Zusammenhang von "homologous Events" (S. 81). Spengler benutzt hier den Begriff des Faustischen. Er sagt, auf S. 668:

 

"Alle wirkliche Geschichte beginnt damit, dass die Urstände, Adel und Priestertum, sich als solche bilden und über das Bauerntum erheben." ...

So ruft der Faust des ersten Teiles der Tragödie, der leidenschaftliche Forscher in einsamen Mitternächten, folgerichtig den des zweiten Teiles und des neuen Jahrhunderts hervor, den Typus einer rein praktischen, weitschauenden, nach außen gerichteten Tätigkeit. Hier hat Goethe psychologisch die ganze Zukunft Westeuropas vorweggenommen. Das ist Zivilisation an Stelle von Kultur, der äußere Mechanismus statt des inneren Organismus, der Intellekt als das seelische Petrefakt an Stelle der erloschenen Seele selbst. So wie Faust am Anfang und Ende der Dichtung, stehen sich innerhalb der Antike der Hellene zur Zeit des Perikles und der Römer zur Zeit Cäsars gegenüber.

[Der Untergang des Abendlandes. Erster Band: Gestalt und Wirklichkeit. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S.817- 818 (vgl. Spengler-Untergang, S. 452)]

 

Patrice Ayme hat dazu seine wie üblich, very politically incorrecte Version dazu:[50]

An obvious example of collapse caused by the failure of military superiority is Rome. The Western Roman empire of 40 million people was ravaged, most of the population eradicated, by at most 150,000 barbarian savages ferociously invading, fighting and destroying as if their lives depended upon it, because it did.

Constantinople, the Eastern Roman empire, would know a similar fate, in slower motion. The Romans lost most of their territory to savage Islamized Arabs, and, four centuries later to the recently Islamized Turks, before being terminated by the latter, another four centuries down the line. No wonder the flag of Saudi Arabia has a curved sword on it.

Roman Egypt surrendered to the Third Caliph, Omar, hoping for a promised lenient treatment. Three years later, Egypt realized that the Muslim conquerors had lied, and were most abusive. Egypt revolted. Too late: the library was burned by Omar and his ilk, and ever since Islamist terror has reigned therein, diminishing the minds so much, as Napoleon discovered to his dismay, that the very notion of progress had vanished in a superstitious, theocratic haze.[51]

Sophisticated, enormously populated (40 million?) Northern Song China fell to Genghis Khan’s Mongols, who were no more than 150,000 cavaliers. It had been invaded and occupied before. However, Mongol generals proposed to kill it all, and even change Chinese climate and ecology, but the conqueror in chief wisely rejected the suggestion. Two decades later all of China, and even Vietnam, ended down under the Mongol boot for a century.

 

Es gab überhaupt nur ein Grossreich in der Menschheitsgeschichte, das sich über diverse Untergänge und Zusammenbrüche bis in die Gegenwart gerettet hat: Das alte China, über insgesamt ca. 2500 Jahre. Die Inkas und ihre Vorgänger-Kulturen hätten das wohl auch geschafft, wenn die Spanier ihnen nicht den Garaus gemacht hätten. Aber China hatte etwa 10 mal mehr Territorium und Bevölkerung als die Inkas. Beiden gemeinsam aber war: Eine extrem straffe Organisation, und eine sehr intensive Wasserbau-Landwirtschaft.[52] Wittfogel hat anhand der Beispiele von China und Mesopotamien den Begriff Hydraulische Zivilisation geprägt. Das führt noch das nächste langlebigste Grossreich der Geschichte ein, Alt-Ägypten. Dieses überdauerte auch ca. 2500 Jahre, aber es begann schon ca. 3000 BCE, und wurde diverse Male ab ca. 600 BCE von anderen Mächten erobert. Es wurde endgültig durch die arabischen Eroberungen in der Zeit um 600 CE liquidiert. Was davon übrig blieb, war eine Ansammlung von Menschen am Rand des Lebens-Existenz-Minimums, und darauf bezieht sich Spengler mit dem Menschentyp des Fellachen.[53] Es war kein Volk (also kein Ethnos) mehr, sondern nur noch eine Bevölkerung. Siehe (Titov, S. 86).

4        Die Triadik und die hermeneutische Fraktale Geometrie der Noologie

Im folgenden Abschnitt soll die Fraktal-Metapher der Noologie weiter behandelt werden. Es handelt sich hier um eine morphologische Methode, und das mathematische Konzept des Fraktals dient hierbei als Gedanken-strukturierender Formbegriff, ähnlich wie die Sphären bei Sloterdijk. Wenn die Sphären das rundeste Denk-Ding im menschlichen Gedanken-Kόsmos[54] sind, so sind Diamanten das eckigste. Sphären sind ein-schliessend, und gleichzeitig aus-schliessend. Der Tetraeder ist der erste und der einfachste der Platonischen Körper, d.h. es ist die erste mögliche 3-d Struktur. Deshalb stand er auch in der Heiligen Geometrie und im Timaios von Platon an erster Stelle.[55] Kepler hat in "Mysterium Cosmographicum" sogar ein Modell der Planetenbahnen aus den ineinandergeschachtelten Platonischen Körpern konstruiert.[56] Die Diamant-Metapher der Noologie besagt, dass Gedankensysteme sich in sich selbst brechen können, wie Licht sich in einem Diamant bricht. Das Brechungs-Phänomen der Gedanken wird weitergeführt in der hermeneutischen Fraktal-Metapher. Denn in sich gebrochene Gedankensysteme haben eine Selbst­Ähnlichkeit, die den mathematischen Fraktalen ähnelt. Fraktale sind eine Metapher für etwas, das sich unendlich weiter differenzieren kann, aber unter einem gemeinsamen Logik- Leit- Prinzip. Dies ist, analog zu den "Sphären in Sphären" Sloterdijks, ebenfalls ein hierarchisches Prinzip, aber es vermeidet die absolute Herrschaft des Zentral-Körpers, der von Sloterdijk in den "Sphären" in den politischen Prinzipien der Zentrums-Herrschaft der alteuropäischen Machtsysteme (etwa des Roi Soleil, Louis XIV) realisiert sieht.  Diese Eigenschaft ist eine hervorragende Metapher für die unendliche hermeneutische Selbst-Reflexion von Gedanken-Systemen. Dies ist auch das Thema von Implikation (Zusammenfalten) und Explikation (Auseinanderfalten). Ein Gedanke wird durch seine Unter-Gedanken expliziert (auseinander gefaltet), und durch seine Über-Gedanken impliziert (zusammen gefaltet). Das Funkeln eines Diamanten ist eine metaphorische Darstellung für das Funkeln eines gut geschliffenen und gut gebrochenen Gedankenkomplexes. In der Noologie wird diese unendliche in-sich-selbst- Brechung der Gedanken vor allem mit dem technischen Mittel des Hypertext realisiert. Indem nämlich jeder Gedanke durch einen Hypertext-Link repräsentiert wird, verweisen die darunter folgenden weiteren Hypertext-Links in das Gesamt- Universum des menschlichen Denkens, das heute auf dem WWW sozusagen "aufgehoben" ist.

Die Mythologie und Magie der Zahlen

Ideengeschichtlich können wir bei der Diamant-Metapher auf die Mythologie oder Magie der Zahlen verweisen. Diese reicht bis in die ältesten Ur-Zeiten zurück, und wurde in der Renaissance neu aufgenommen. (Siehe Spengler, 885). Bei Giordano Bruno finden wir vielleicht einen der letzten Ansätze, diese Magie wieder zu beleben. Darüber hinaus, reicht sein Denken sowohl in diese mystische Urzeit zurück, und gleichzeitig überspannt es auch schon das neuzeitliche Weltsystem des unendlichen Kósmos. Die Geschichtswissenschaft hat nie wirklich herausgefunden, warum er von der Inquisition verbrannt worden ist, und mit grosser Wahrscheinlichkeit war es wegen dieser "unheimlichen" Kombination des Zusammen-Denkens, gegen das die Ideen von Galileo geradezu lächerlich simpel waren. In den alten Zeiten hatte jede Zahl eine magische Qualität, und das Dreieck und der Diamant bzw. Tetraeder stehen für die Heilige Trias. Denn so wie die Sphäre als 3-d Modell auf dem Bild des Kreises beruht, so beruht der Tetraeder als 3‑d Modell auf dem Dreieck. Dies steht natürlich in sehr gefährlicher Nähe zur hl. chr. Trinitas, und man kann wohl annehmen, dass Brunos Interpretation irgendwie an dieser Grundfeste des hl. christlich-katholischen Glaubens rüttelte. Wir brauchen dazu nur noch den bekannten David-Stern hinzufügen, denn dieser kann auch als Projektion eines Tetraeders auf die Fläche interpretiert werden. Es ist die Interpenetration (also mit einer sexuellen Konnotation), die den in sich gespiegelten Tetraeder so unheimlich macht, und deshalb ist der David-Stern ebenso wie das Pentagramm auch so tief mit Magie verbunden. Umberto Eco beschäftigte sich in seinen Romanen eigentlich sehr gerne mit solchen mystischen und mythologischen Themen. (Nicht umsonst wurde das als "thinking man's Da Vinci Code" bezeichnet.) Aber in seinen semiotischen Werken behandelt er die Triadik eher kursorisch oder als Kuriosum. Er erwähnt en passant Peirces "Triadensucht" auf p. 77. Um weiter über die Triadik zu reden, müssen wir einen Exkurs zu Hegel machen. Siehe: HEGEL_TRIADIK, "1.4.6.6. Hegel, der Grossmeister der Triadik". in Noologie II:[57]

Die Triadik und die Selbstähnlichkeit bei Hegel

Das Gliederungs-Schema von Hegels "System der Wissenschaft", Enzyklopädie (Hegel 1969, 29-32), Phänomenologie (PhdG, Hegel 1986), und Wissenschaft der Logik (1990, 1992, 1994), ist vielleicht die überzeugendste Demonstration, dass Hegel es mit der Triadik ernst meinte. Die Struktur seiner Werke ist eine Triadik von Triaden, sowohl von aussen, wie von innen. [93] Hegel formuliert in seinen Werken ein triadisches Prinzip der Selbstähnlichkeit, das er so erläutert:

Hegel (1969, 48): "Jeder der Teile der Philosophie ist ein philosophisches Ganzes, ein sich in sich selbst schliessender Kreis, aber die philosophische Idee ist darin in einer besondern Bestimmtheit oder Elemente... das Ganze stellt sich daher als ein Kreis von Kreisen dar, deren jeder ein notwendiges Moment ist, so dass das System ihrer eigentümlichen Elemente die ganze Idee ausmacht, die ebenso in jedem einzelnen erscheint."

 

Die Metapher des "Kreis von Kreisen" ist auch in dem Symbol der Borromäischen Ringe enthalten, welche wiederum das Symbol von Atlantis waren. Dies ist bei Hegel seine triadische Konstruktion. Möglicherweise knüpft Sloterdijk in "Sphären" an diesen Gedanken an, aber eben in der 3-dimensionalen Denkweise. Modo Sloterdijk kann man die Kreise von Kreisen auch in 3‑d darstellen, als Kugeln von/in Kugeln, und dann erhält man einen Schaum. Und dieser folgt wiederum den Gesetzen der fraktalen Regelmässigkeit, die auch von Wellen bekannt ist.

Über den Universalen Schaum

Siehe dazu das Buch "Universal Foam":

http://www.amazon.de/Universal-Foam-Exploring-Mysterious-Substance/dp/038572070X

Das folgende Review fasst einige der Thesen aus diesem Buch zusammen.

https://www.kirkusreviews.com/book-reviews/sidney-perkowitz/universal-foam/

"An exploration of the science of foam that is also an engaging appreciation of its cultural uses—think of your beer’s head or cappuccino’s cap—from physicist Perkowitz (Empire of Light, 1996). Foam is one of those peculiar and intriguing semi-states, not really liquid or gas or solid, but an arrangement of adjoining bubbles and cells of gas within a liquid or solid. Perkowitz takes readers on a Cook’s Tour through the substance’s extensive and quirky world, from ocean whitecaps to champagne, pumice, and bread—the foamy turmoil of quantum events. He works his thrall mostly in the cultural aspects of foam: how it effects the flavor of beer, the taste of bread; how it brought about an environmental crisis with its near indestructibility as exemplified by packing peanuts and Macdonald’s clamshell burger containers; the ethereal pleasures of meringues and soufflés and mousses; the aesthetic chords struck by paintings of churning waves from Hokusai to Homer. But when Perkowitz delves into the physics of foam, he gets bogged down. It may be that the mechanical and dynamic properties of foam are simply not compelling, but it does seem as though something as wondrous as sonoluminescence (the act by which bubbles change sound into light) ought to have readers gasping in awe. It doesn’t, here. More problematical is that Perkowitz at times comes perilously close to a tone of cooing condescension: “No doubt you’ll soon notice the remarkable diversity of matter that surrounds us.” At the end of the book, he does manage to make his science sing when he describes the cosmos as having the distinct qualities of foam as witnessed through the distribution of galaxies across space. Curious about that froth on your cappuccino? Here’s the place to take its measure. But it is the reader who will have to provide the initial spark of interest, for though Perkowitz can be entertaining, he is not alluring."

Kugeln in Kugeln, und Räder in Rädern: bei Ezekiel / Hesekiel, und den Cherubim

Das Bild von Kugeln in Kugeln, findet sich in den Ur-ältesten Mythologien, nämlich die Räder in Rädern bei Ezekiel / Hesekiel, den Cherubim. [58]

Die Hermeneutische Selbstähnlichkeit und die Fraktale

Das Prinzip der Selbstähnlichkeit, das Hegel anwandte, findet man heute in der Mathematik als Fraktal. (Mandelbrot 1987).[59] In dem obigen Zitat zu Perkowitz ist diese Beobachtung besonders interessant: "The distribution of galaxies across space".[60] Denn die Mandelbrot- Fraktal- Bilder sehen wie Galaxien aus. Man kann sich der hypnotischen Wirkung des Zooms in die fraktale Unendlichkeit nicht entziehen, wenn man diese Videos anschaut:

https://www.youtube.com/watch?v=PD2XgQOyCCk

https://www.youtube.com/watch?v=pCpLWbHVNhk

Aber die mathematische Selbstähnlichkeit ist eher ein Epiphänomen der graphischen Darstellungsweise. D.h. das bekannte Fraktal-Bild entsteht erst, wenn die imaginäre Zahl geeigneterweise als 2-D Graph auf-gezeichnet wird. Sonst kann man das der imaginären Zahl selber kaum ansehen. Durch das iterative Immer-Weiter-Rechnen der imaginären Zahl entsteht ausserdem keinerlei neue Information. Und es braucht viel Kunst und Imagination, um die schönen Fraktal-Bilder, etwa die von Peitgen und Richter (1986) zu erzeugen, denn sie entstehen erst, wenn man geeignete Farb-Algorithmen dazu gefügt hat, die in der Original-Formel gar nicht enthalten sind. Es wird sogar gesagt, dass die Fraktale eigentlich Artefakte der Gleitkomma-Rundungs-Fehler der Computer sind. Bisher findet sich der Anwendungsbereich von Fraktalen hauptsächlich in der Computer-Grafik. Zwar ist es offensichtlich, dass das Prinzip der Selbstähnlichkeit in der Natur überall auftaucht, aber das Problem scheint darain zu liegen, dass es sehr schwer ist, die geeigneten fraktalen Formeln zu finden, die diese Formen auch erzeugen. Deshalb steht heute, ca. 30 Jahre nach ihrer Popularisierung durch Mandelbrot, die Fraktal-Wissenschaft immer noch in den Anfängen.[61] Ein besonders treffendes Beispiel für die unsinnige Verwendung von Fraktalen, war die Behauptung, dass die Länge der Küstenlinie Gross-Britanniens gegen Unendlich geht, wenn man die Messungsgrösse nur beliebig klein macht. Dabei ist vergessen worden, dass der Unterschied zwischen Ebbe und Flut ein breites Band bildet, dessen Mittelwert statistisch relativ gut bestimmbar ist, und nie gegen Infinitesimal gehen kann.[62]

Das Fraktal-Prinzip der Koch-Schneeflocke

Vielleicht das anschaulichste Beispiel für die Problematik des mathematischen Fraktals ist die Koch-Schneeflocke:[63] Es ist wohl das am einfachsten zu verstehende Fraktal-Prinzip. An ihr wird deutlich, dass die Mathematik nur in der Lage ist, ein Gebilde zu erzeugen, das einer Schneeflocke ähnlich sieht, aber nur sehr oberflächlich. Anhand der Konstruktions-Methode sieht man auch das entscheidende Problem: Die Koch-Schneeflocke wird erzeugt durch immer weiteres Fraktalisieren der Aussenkanten eines Dreiecks. Eine echte Schneeflocke dagegen wächst auf ganz bestimmte Weise von Innen, aus einem einzigen Eis-Kristallisations-Kern heraus, durch immer weiteres Anlagern, und Überschmelzen, und Anlagern, von weiteren Eis-Kristallisationen. Deshalb gibt es buchstäblich, im gesamten Universum, und zwar nicht nur hier und jetzt, sondern auch von allem Anfang, bis zum Ende des Universums, genau so viele verschiedene (zwar ähnliche, aber nicht gleiche) Formen von Schneeflocken, wie es Schneeflocken gab, gibt, und gegeben haben wird. Jede einzelne ist ein Unikat.[64] Und das betrifft gerade mal eines der am einfachsten strukturierten Dinge des Universums. Wieviel schwieriger wird es erst mit all den anderen Dingen des Universums?[65] Es ist dabei erwähnenswert, dass eine Schneeflocke eigentlich nur ein 2-d Ding ist, d.h. es hat praktisch keine 3-d Tiefe / Dicke, im Verhältnis zur 2-d Ausdehnung. Das ist schon einmal eine Natur-Historische Be-Sonderheit.[66] Und das ist mal wieder die passende Gelegenheit, um mein Lieblings-Zitat aus Hesiodos (Theog. 38) und Homeros (Il. 70) anzubringen:

(eirousai / hos aeidae) ta t' eonta ta t' essomena pro t'eonta.

(verkündend / der erkannte) was ist, was sein wird, oder zuvor war.

Nicht umsonst ist das auch der Ausspruch von Peirce, über Firstness, Secondness und Thirdness.

 

Es gibt also eine morphologische Ähnlichkeit zwischen dem mathematischen Fraktal und der mehrstufigen hermeneutischen Iteration, wie wir sie bei Hegel finden. Eine entscheidende Formulierung zu dem Thema des Wissens-Zuwachses der Hermeneutik wurde von Gotthard Günther in seinem Vorwort zur Neuauflage seiner Dissertation gegeben.[67] Siehe Seite XIX:

"Nicht aber wird durch eine solches Urteil etwas über das Verhältnis des Sinns der Freiheit zum Sinn der Notwendigkeit ausgesagt. Das wäre dann das Urteil "von oben her". Eben dieses logische Verfahren des Urteils "von oben her" wird von Hegel geübt."

Die hohe Kunst des Hermeneutischen Denk-Fraktals

Die hohe Kunst des Hermeneutischen Denk-Fraktals ist es, ein Denken des Un-Endlichen zu er-zeugen, das aber nicht in einen infiniten Regress gerät, also nicht in das unendliche NICHTS verschwindet, und auch nicht in das unendliche ÜBER-ALLES (oder das Göttliche, Transzendente, Nirvana), sondern seine Un-Endlichkeit pendelt sich wie die mathematische Form eines Fraktals irgendwo um einen stabilen Zentral-Wert oder auch Zwei oder Drei Zentral-Werte, herum ein, und zwar eben nur unendlich-approximativ. Es erreicht den (imaginären) Endpunkt nie. In der morphologischen Analogie des mathematischen Fraktals finden wir hier beispielhaft die Dimensionalität 2,416 also etwas weniger als 3-d. Das ist "zufälligerweise" genau der Licht-Brechungs-Index des Diamanten, den wir hier aushilfsweise als hermeneutische Denk-Fraktal-Konstante einsetzen. Dazu noch ein Zitat aus dem Wikipedia-Artikel:

http://en.wikipedia.org/wiki/Mandelbrot_set

"The Mandelbrot set is a mathematical set of points in the complex plane, the boundary of which forms a fractal. The Mandelbrot set is the set of complex values of c for which the orbit of 0 under iteration of the complex quadratic polynomial zn+1 = zn2 + c remains bounded.[1] That is, a complex number, c, is in the Mandelbrot set if, when starting with z0 = 0 and applying the iteration repeatedly, the absolute value of zn never exceeds a certain number (that number depends on c) however large n gets. The Mandelbrot set is named after Benoît Mandelbrot, who studied and popularized it. ... For example, letting c = 1 gives the sequence 0, 1, 2, 5, 26,…, which tends to infinity. As this sequence is unbounded, 1 is not an element of the Mandelbrot set. On the other hand, c = i (where i is defined as i2 = -1) gives the sequence 0, i, (-1 + i), -i, (-1 + i), -i, ..., which is bounded and so i belongs to the Mandelbrot set. ... When computed and graphed on the complex plane the Mandelbrot set is seen to have an elaborate boundary which, being a fractal, does not simplify at any given magnification."

Hegels fraktale Morphologie des Zeit-Geistes

Im Gegensatz zur Fraktal-Mathematik ist die fraktale Struktur der Geistes-Wissenschaften (meistens) auf jeder Iterations-Stufe mit Erkenntnis-Gewinn (bzw. mit Sinn) verbunden. Man bezeichnet diese Methode auch als Hermeneutik. In dem synthetischen System von Hegel findet sich die wohl ausgereifteste Darstellung der semantischen, logisch- begrifflichen Selbst- Ähnlichkeit, ein System von selbst- ähnlichen Gedanken, die der menschliche Geist bisher ersonnen hat. Dies ist vor allem deshalb möglich, und so leicht ersichtlich, weil die Phänomenologie eben Inhalts-Leer ist. Rüdiger Safranski hat Hegels Werk einmal als "Bildungsroman der deutschen Intelligenzia des 19. Jahrhunderts" beschrieben. Das ist wohl etwas zu verkürzt ausgedrückt. Diesem Werk fehlt jeglicher Bezug auf Emotionen, die sonst das Haupt-Thema eines Romans sind. Es ist reiner Geist, auf sich selbst und in sich selbst gespiegelt.[68]

 

Die Struktur der Triadik wird lediglich in der Phänomenologie einmal durchbrochen: In PhdG, C. (DD) "Das absolute Wissen" macht Hegel eine Ausnahme, hier kommt eine Viergliederung vor. Zwar unterscheidet sich die Darstellung in diesen Details von der in der Enzyklopädie, III. Teil, Dritte Abteilung, "der absolute Geist". Beide Werke sind dennoch strukturell identisch, weil in der Enzyklopädie, III. Teil, Dritte Abteilung, Drittes Kapitel: "Die Philosophie", wieder als architektonischer Schluss-Stein steht, der in der Phänomenologie dem "absoluten Wissen" zukommt. Im Folgenden sollen noch einige Beispiele für Hegels Triadik genannt werden.

Hegel (1969, 51):"... denn nur das Ganze der Wissenschaft ist die Darstellung der Idee, so kann auch ihre Einteilung nur erst aus dieser begriffen werden; sie ist wie diese, aus der sie zu nehmen ist, etwas Antizipiertes. Die Idee aber erweist sich als das schlechthin mit sich identische Denken und dies zugleich als die Tätigkeit, sich selbst, um für sich zu sein, sich gegenüber zu stellen und in diesem Andern nur bei sich selbst zu sein. So zerfällt die Wissenschaft in die drei Teile:

 

I. Die Logik, die Wissenschaft der Idee an und für sich,

II. Die Naturphilosophie als die Wissenschaft der Idee in ihrem Anderssein.

III. Die Philosophie des Geistes, als der Idee, die aus ihrem Anderssein in sich zurückkehrt."

 

Die Triade ist kein Zustand, sondern (s.o.): die Tätigkeit,

1) sich selbst, um für sich zu sein,

2) sich gegenüber zu stellen und in diesem Andern

3) nur bei sich selbst zu sein...

 

In dem Abschnitt: "Näherer Begriff und Einteilung der Logik" findet sich eine weitere Ausformulierung der genannten selbstähnlichen Prinzipien der Dreigliedrigkeit, hier geht es vor allem um die innere Gliederung. Siehe Hegel (1969, 104):

"Die Logik zerfällt in drei Teile:

I. In die Lehre von dem Sein .

II. Die Lehre von dem Wesen.

III. Die Lehre von dem Begriffe und [der] Idee .

Nämlich in die Lehre von dem Gedanken:

I. In seiner Unmittelbarkeit, - dem Begriffe an sich .

II. In seiner Reflexion und Vermittlung, - dem Fürsichsein und Schein des Begriffes.

III. In seinem Zurückgekehrtsein in sich selbst und seinem entwickelten Bei-sich-sein,

dem Begriffe an und für sich."

 

Aus dieser Gliederung entwickeln sich die Momente [94] der inneren Triade von Hegels Denken.

Hegel (1986, 559):

I. Das An sich.

II. Das Fürsichsein.

III. Das Bei-sich-sein, das An und Für sich.

 

In einem anderen Kontext nennt er die drei Momente in leichter Variation:

I. Das Wesen.

II. Das Fürsichsein, welches das Anderssein des Wesens ist und für welches das Wesen ist.

III. Das Fürsichsein oder Selbstwissen im Anderen.

 

Weiter bei Hegel: [69]

"Alles existiert zunächst »an sich«, in der Unmittelbarkeit der Potenz zu einem besonderen Sein (wie z. B, der Keim zu einer Pflanze), dann »für sich«, als Einzelnes, schließlich »an und für sich« als Konkret-Allgemeines, als Einheit in der Mannigfaltigkeit seiner Bestimmungen, als objektiver »Begriff«, der zugleich den Gehalt, das Wesen des Dinges bildet. Indem das philosophische Denken die Selbstentfaltung der Idee zum Gegenstände hat, macht es den Gehalt des Seins selbst zum Objekt; das System des Denkens erzeugt so aus sich das System der Erfahrung"...

 

Ihre Kulmination erreicht die Selbst-Bewegung der Momente[70] des Geistes im Kapitel "Das absolute Wissen":

Hegel (1986, 579): "Die Vereinigung beider Seiten ... sie ist es, welche diese Reihe der Gestaltungen des Geistes beschliesst; denn in ihr kommt der Geist dazu, sich zu wissen, nicht nur wie er an sich oder nach seinem absoluten Inhalte, noch nur wie er für sich nach seiner inhaltslosen Form oder nach der Seite des Selbstbewusstseins, sondern wie er an und für sich ist."

 

Hegel erzeugt mit dem Stilmittel der Worte "An sich" , "Für sich" , "An und Für sich" (Bei sich), ein semantisches Spannungsfeld, das sich durch alle seine Texte zieht. Natürlich lässt sich trefflich darüber diskutieren, ob das auch Sinn macht, wie Hegel bei den einzelnen Kriterien für die triadische Unterscheidung vorgeht, aber das beeinträchtigt nicht das sprachliche Kunstwerk, das Hegel mit seinem "System der Wissenschaft" über die insgesamt ca. 2000 Seiten von Enzyklopädie, Phänomenologie und Logik, vollbracht hat. Der Geist kann auch nicht anders sein als sich selbst ähnlich in all seinen Facetten und Brechungen, das ist nun mal die Natur des Geistes, oder wenn man es so darstellen will, ist das die bis heutige gültige Definition, die Hegel dem Geist gegeben hat. Die Welt der Phänomene, Erfahrungen, Empfindungen, Eindrücke, Gedanken, also alles was sich im Theater des Geistes ab- spielt (oder der Vor-Stellung, wie ich es in der Noologie nenne), ist eins vom anderen jeweils ver-, ge-, und ent- schieden, und diese Ent-Scheidungen zu treffen, ist ebenfalls die Aufgabe und Natur des Geistes, genauer des Verstandes (also des Logos, im Unterschied zu dem Nous oder Noos) und nach Hegel, der Negativität. (Siehe Eco, 24-25).

 

Aber der Geist selber, das Bewusstsein, muss bei der Reflexion auf all diese Verschiedenheiten zur Einheit seiner selbst zurück- kommen. Das zu vollenden war Hegels Werk. Diese Höhe der Reflexion erreicht der menschliche Geist nur ausnahmsweise, meist zerbricht er, zerfällt in den Tod oder den Wahnsinn (wie Nietzsche). Das Bewusstsein des einzelnen Menschen erleidet früher oder später unweigerlich dieses Ende, aber das Gesamtgefüge des über-individuellen Geistes pflanzt sich durch die Generationen und die Geschichte fort. Ob das unendlich so weitergehen wird und kann, ist heute am Beginn des 21. Jh's eine grosse Frage. Vielleicht hat nach Hegel der Weltgeist wirklich seinen kulminierenden Apex gefunden und befindet sich nun in einer Phase des unaufhaltsamen Niedergangs. Dazu komme ich noch im nächsten Kapitel.

4.1       Die Fraktal-Geometrie und die Gedanken-Quanten-Verschränkung

Es gibt einige wesentliche Unterschiede der Noologie zu den konventionellen Denkmodi der Wissenschaften und der Philosophie. Man könnte sagen, im Vergleich zum Aristotelischen Denk-Modus (nach Gotthard Günther) verhält sich die Noologie, wie:

 

die Fraktal-Geometrie zur Euklidischen Geometrie,

und wie

die Quanten-Physik zur Newton-Physik.[71]

 

Die Gedanken-Quanten-Verschränkung der Noologie[72] hat eine ähnliche Funktion wie die kosmolo­gischen Grundparameter oder Konstanten der Physik.[73] Niemand weiss, woher sie kommen, oder wie sie entstanden, aber wenn sie nicht so wären, wie wie sind, könnte das Universum nicht existieren. Auch die Physik arbeitet mit einem Deus ex Machina, aber sie versteckt ihn sehr gut hinter ihren Formeln.

Gedanken-Quanten und die Stoicheia

Auf p. 49 erwähnt Umberto Eco (2000) en passant ein sehr merkwürdiges Wort, das ich (mangels Index) nirgendwo anders mehr in dem Buch gefunden habe. Die Stoicheia.[74] Hier ist mir Plato wirklich der liebste... "Gast-Dozent von einem erloschenen Stern" (Sloterdijk Z&Z, 72). Denn ich habe einmal ein paar sehr lange Aufsätze zu den Stoicheia bei Platon, im Timaios, geschrieben. Hier ein wesentliches Zitat dazu: [75]

"Eingangs hat uns Plato den Timaios als den Sternkundigsten (27a) eingeführt. Und die Sternkunde lernte man damals eben am besten in Babylon, bei den Chaldäern."

Was ich da bei Plato zu der stoichea gefunden habe, klingt nicht nur, sondern ist es, ganz genau: Der Vortrag eines Gast-Dozenten von einem erloschenen Stern. Denn im Timaios kommt etwas vor, das sehr merk-würdig an die Erzählung des Odysseus, von seinen Reisen er-innert. Denn Plato lässt eigentlich den Timaios sprechen, und nicht, wie sonst üblich, den Sokrates. Der hält sich still im Hintergrund, und hält den Mund.[76] Und so bespricht Plato eine sehr sehr merk- und denk-würdige Kosmologie. Die genaueren Texte dazu sind in der Fussnote, und brauchen hier nicht weiter referiert zu werden. Denn es ist eine Ur-alte, Vor-Weltliche Kosmologie, die eben von einem schon längst erloschenen Stern stammt. Dies ist die Kosmologie-Gedanken-Welt der Babylonier, Sumerer, Chaldäer und des Alt-Indischen Vedischen Denkens.[77] Seit dem Tode von Hertha v. Dechend und Joseph Campbell ist diese Menschen-Spezies, die das noch konnte, ausgestorben. Und ich glaube, dass sogar für Plato das, was der da in Timaios schrieb, nur noch Botschaften von einem schon für ihn ausgebrannten Stern waren. So etwa wie die Legende von Atlantis. Er verstand sich da wohl als Historiograph, der noch etwas bewahren wollte, was längst aus der Denk-Welt der Griechen seiner Zeit verschwunden war. Bei Anaximandros, ein paar 100 Jahre früher, da stand noch etwas davon. Was davon bei Platon steht, habe ich einmal hier nachgeforscht:[78] Es ist das Immer-Währende, das Immer-Wahnende, das Innen-Wohnende Denken aus 10.000 - 50.000 Jahren der menschlichen Intelligenz (Inter-ligenz). Für die augenblicklichen Zwecke geht es aber hier nur um den Form-Begriff der Stoicheia. Ich habe schon etwas zu dem mysteriösen Begriff der Gedanken-Quanten-Verschränkung geschrieben. Wenn man als Nicht-Physiker etwas zu Quanten-XYZ sagt, dann ist man sehr schnell in Gefahr, in eine Ecke mit Rupert Sheldrake oder mit den Esoterikern gesetzt zu werden. Nunja, ich kann es mir einfach machen, und ersetze den Begriff Quanten-XYZ durch Stoicheia. Da weiss ganz bestimmt niemand, was das be-deutet, und so kann man mich damit auch nicht in eine Ecke mit den Esoterikern setzen. Immerhin habe ich mit meinen obigen Aufsätzen bewiesen, dass ich wohl einiges mehr von den Stoicheia verstehe, als der meiste Rest der Menschheit.

 

Hier noch ein paar Erklärungen dazu: Eco bespricht in dem Absatz ab p. 49 ff ein Problem des Erkennens der Welt (oder Epistemologie), das darin besteht, dass unsere Gedanken oder Begriffe immer topisch (im Aristotelischen Sinn) sind, also es gibt für irgendetwas in der Welt einen Gedanken oder Begriff, und den benötigen wir, um das zu denken, und vor allem auch, um es in Sprache mit jemand anderen aus-zu-tauschen. Aber das Universum (oder besser: Der Kósmos) kümmert sich nicht notwendigerweise darum, ob das Ding-An-Sich, das wir mit diesem Begriff be-nennen, auch wirklich so allein für sich steht, wie es der Begriff insinuiert, oder suggeriert. Whitehead sagte dazu auch: The Fallacy of Misplaced Concreteness. Anders gesagt, unsere Begriffswelt ist Ge-Quantelt. Zwar haben wir, bzw. hat die Mathematik Begriffe für das Kontinuum, aber diese Begriffe selber sind wieder Ge-Quantelt. Über die semantischen Rhizome der alt-weltlichen Dichter- und Deuter-Sprachen, sind diese in einer Art "Gedanken-Quanten-Verschränkung" miteinander untrennbar verbunden.

 

Und dieses Ge-Quantelt-Sein der Gedanken, das nennt sich auch Stoicheia.

Die Stoichea und der Hinter-Sinn

Ich kann nur darüber spekulieren, ob Eco mit den Stoichea noch einen Hinter-Sinn gemeint hat, eben als Botschaft für solche Geister, die etwas damit anzufangen wissen. Denn Eco ist ein sehr Hinter-Sinniger Denker, und man muss schon seine Romane genauer kennen, wenn man ein paar der Schlag- & Hieb- & Stich-Worte, die er ab &zu so en passant fallen lässt, decodieren will. Sie erscheinen so unauffällig hier & da, und man muss sich nichts Ernsthaftes dabei denken... (z.B. p. 25: gavagai, aus Baudolino). Als ehrbarer Wissenschaftler darf Eco natürlich nichts zu seinen eher Mytho-Logischen und Mysta-Gogischen Spekulationen schreiben, die er etwa in Foucault's Pendel oder auch Baudolino oder anderswo ausgestreut hat. Ich bringe hier noch einmal das Zitat, das ich schon an anderer Stelle eingefügt habe: [79]

"His 1988 novel Foucault's Pendulum could be described as a "thinking man's Da Vinci Code".

Noch ein bisschen Quanten-Philosophie

Hier sollen die Quanten lediglich als Metapher dienen. Die physikalische Quanten-Theorie ist komplementär zu der diskreten Atomar- (und Sub-Atomar-) Theorie: Die Physik hat postuliert, dass es im Universum kein Kontinuum gibt, nicht einmal als (kontinuierliche) Welle.[80] Daher ist sämliche Mathematik, die auf Kontinua hin entwickelt wurde (also die Newton- Leibnizsche Infinitesimal-Rechnung) völlig bodenlos. Man kann zwar damit rechnen, und bekommt auch meistens richtige Ergebnisse, aber im Prinzip ist sie völlig imaginär, weil sie nicht den Tatsachen des Universums entspricht.[81] Diese Mathematik ist ein System des Als-Ob, nach Vaihinger. Die folgenden Zitate sind aus der Wikipedia: [82]

 

"The laws of quantum mechanics predict the energies, the colours, and the spectral intensities of electromagnetic radiation. But the same laws ordain that the more closely one pins down one measure (such as the position of a particle), the less predictable another measure pertaining to the same particle (such as its momentum) must become. Put another way, measuring position first and then measuring momentum does not have the same outcome as measuring momentum first and then measuring position. Even more disconcerting, pairs of particles can be created as entangled twins -- which means that an action that pins down one characteristic of one particle will instantaneously pin down the same or other characteristic of its entangled twin, regardless of the distance separating the entangled twins."

http://en.wikipedia.org/wiki/Introduction_to_quantum_mechanics

 

"The quantum particle acts as a wave when passing through the double slits, but as a particle when it is detected. This is a typical feature of quantum complementarity: a quantum particle will act as a wave when we do an experiment to measure its wave-like properties, and like a particle when we do an experiment to measure its particle-like properties. Where on the detector screen any individual particle shows up will be the result of an entirely random process."

http://en.wikipedia.org/wiki/Introduction_to_quantum_mechanics

 

"Quantum mechanics shows that certain pairs of physical properties, like position and speed, cannot both be known to arbitrary precision: the more precisely one property is known, the less precisely the other can be known. This statement is known as the uncertainty principle. The uncertainty principle isn't a statement about the accuracy of our measuring equipment, but about the nature of the system itself — our naive assumption that the car had a definite position and speed was incorrect. On a scale of cars and people, these uncertainties are too small to notice, but when dealing with atoms and electrons they become critical.[22]

The uncertainty principle shows mathematically that the product of the uncertainty in the position and momentum of a particle (momentum is velocity multiplied by mass) could never be less than a certain value, and that this value was related to Planck's constant."

http://en.wikipedia.org/wiki/Introduction_to_quantum_mechanics

 

Ein leicht verständliches, weil un-physikalisches Beispiel zur Quanten-Verschränkung ist hier:

"Suppose that some species of animal life carries both male and female characteristics in its genetic potential. It will become either male or female depending on some environmental change. Perhaps it will remain indeterminate until the weather either turns very hot or very cold. Then it will show one set of sexual characteristics and will be locked into that sexual status by epigenetic changes, the presence in its system of high levels of androgen or estrogen, etc. There are actually situations in nature that are similar to this scenario, but now imagine that if twins are born, then they are forbidden by nature to both manifest the same sex. So if one twin goes to Antarctica and changes to become a female, then the other twin will turn into a male despite the fact that local weather has done nothing special to it. Such a world would be very hard to explain. How can something that happens to one animal in Antarctica affect its twin in Redwood, California? Is it mental telepathy? What? How can the change be instantaneous? Even a radio message from Antarctica would take a certain amount of time."

http://en.wikipedia.org/wiki/Introduction_to_quantum_mechanics

 

Patrice Ayme hat auch etwas dazu zu sagen:

The way the brain works seems to be this. the brain incarnates a logical system, incarnated by neurons, synapses and the axons and dentrites that unify them. It is an immensely complicated logic, well beyond present day symbolic logic, because neurons and synapses act like variable computers, and even the smallest pieces of the system are geometrodynamic. Moreover, last but not least, Quantum Mechanics of the most powerful type (non local entanglements) is used throughout. Thus not the neuronal man is more complicated than any classical computer we can imagine, but it is also entangled with a Quantum Computer, a creature we know exist, but don’t know if we can make even the simplest version of. ...

However bafflingly involved this is, it’s only part of the story. The other part is emotion. emotions impact the neuronal system, but also the astroglial system. This is a network of cell, throughout the brain  which support neurons and entice them to grow dentrites in some particular direction, depending upon their activity. Astroglia are powerful; they can turn into neurons. They answer to various chemicals in the brain. Those chemicals increase the dimension of the brain. When one looks at the brain as what physicists call a “phase space”; thus the brain is a very high dimensional object… without even involving Quantum mechanics...

Philosophy and science are two sides of the same coin: understanding, the essence of the human genus, and of the human genius. The methodologies are complementary, not contradictory.[83]

Weiteres zur Gedanken-Quanten-Verschränkung

Allerdings habe ich oben mit der Gedanken-Quanten-Verschränkung (engl: entangled twins) noch etwas anderes behauptet. Nämlich dass diese Gedanken-Quanten doch irgendwie mit- einander in Beziehung stehen (können). Nun ist es heutzutage so, dass es x-Millionen Begriffe gibt, die überhaupt nicht miteinander in Beziehung stehen, sondern nach Saussure, reine Signe Arbitraire sind.[84] Insofern ist die Idee der Gedanken-Quanten-Verschränkung, ziemlich weit hergeholt. Nämlich aus den Ur- und Un- Gründen des Aoide-Denkens. (Siehe den Aeon-Artikel weiter unten). Und ich habe hier und in der Noologie insgesamt, ein paar aus ihren Grüften wieder hervorgeholt. In der jetzigen Ausgabe ist das vor allem: Richard Wagner, auf den ich demnächst noch kommen werde.

 

https://aeon.co/ideas/this-ancient-mnemonic-technique-builds-a-palace-of-memory

In Arthur Conan Doyle’s detective novel A Study in Scarlet (1887) we learn that Sherlock Holmes used the most effective memory system known: a memory palace. Although imagined memory palaces are still used by memory champions and the few who practice the memory arts, they are best known from Greco-Roman times when great orators, including Cicero, used them to ensure their rhetoric was smooth, detailed and flawless. The physical memory palace, usually a streetscape or building interior, would become so familiar to the orator that it was always available to them in their imagination. By ‘placing’ one piece of information in each site, they could mentally stroll through their memory palace, location by location, drawing out each portion of the speech in the required order without missing any element.

Received opinion is that this method of loci, as the technique is also known, dates to before Simonides of Ceos (c556-468 BCE), who is often credited as the inventor. However there is ample circumstantial evidence that indigenous cultures the world over have been using it for far longer than that. There is a continuous record dating back at least 40,000 years for Australian Aboriginal cultures. Their songlines, along with Native American pilgrimage trails, Pacific Islanders’ ceremonial roads and the ceque system of the Inca at Cusco all exhibit exactly the same pattern as the memory palaces described by Cicero. At each sacred location along these paths, elders would sing, dance or tell a story, all making the information associated with the location more memorable.

The memory skills of indigenous elders exceed anything reported for the ancient Greeks. Research with the Native American Navajo people, for example, shows that they memorise a classification of more than 700 insects along with identification, habitats and behaviour. And that’s just insects. A fully initiated indigenous elder would be able to relate stories equivalent to a field guide for all the birds, mammals, reptiles, fish and hundreds of insects within their environment. ...

Enmeshed with the vitalised landscape, some indigenous cultures also use the skyscape as a memory device; the stories of the characters associated with the stars, planets and dark spaces recall invaluable practical knowledge such as seasonal variations, navigation, timekeeping and much of the ethical framework for their culture. The stories associated with the location in the sky or across the landscape provide a grounded structure to add ever more complexity with levels of initiation. Typically, only a fully initiated elder would know and understand the entire knowledge system of the community. By keeping critical information sacred and restricted, the so-called ‘Chinese whispers effect’ could be avoided, protecting information from corruption. ...

It is the structure of the human brain that dictates the memory methods that work so effectively right across human societies. It is our dependence on writing that has eroded this skill. We can, if we choose to, implement these techniques alongside our current educational methods. ... We can and should learn from the intellectual achievements of indigenous cultures by adapting their techniques to contemporary life. But when we do this, we should acknowledge the source. These memory techniques are far older than our Western civilisation, and they are far more effective than the crude rote techniques that replaced them.

 

Hier sind noch ein paar weitere Gedanken zu dem Thema.

https://patriceayme.wordpress.com/2017/10/10/watch-this-ocean-of-galaxies-and-tremble/

Watch This Ocean Of Galaxies, And Tremble!

SOME BARYONIC MATTER FOUND

Observations of galaxies and galaxy clusters in the local universe accounted for only 10% of the “normal” particle, baryon content inferred from measurements of the cosmic microwave background and from nuclear reactions in the early Universe. Locating the remaining 90% of baryons has been one of the major challenges in modern cosmology. Cosmological simulations predict that the ‘missing baryons’ are spread throughout filamentary structures in the cosmic web, forming a low density gas with temperatures of 10^5-10^7 Kelvins.

Using the acceleration of photons by very hot plasma (“Inverse Compton Scattering”), The estimated gas density in these 15 Megaparsec-long filaments (that’s around 50 light years) is approximately 6 times the mean universal baryon density, and overall this can account for ~ 30% of the (Big Bang hypothesized, thus deduced) total baryon content of the Universe. This result establishes the presence of ionised gas in large-scale filaments, and suggests that the missing baryon problem may be resolved via observations of the cosmic web.

Hubble Ultra Deep Field: Galaxies forever. Something very simple and deep here: where is everybody? More galaxies have been seen than there are grains of sand on Earth. But any civilization in our style would show up very quickly, thanks to the large structures it would build, none of which are observed… So tremble: all the imaginable explanations are rather ominous…

Think of it: there are probably there may be 40 billion Earths in our galaxy alone! Then remember that 10^12 galaxies loom out there…

That partly solves the missing mass problem for normal matter. It has nothing to do with the missing mass problem for Dark Matter, or Dark Energy. I suggest both arise from a (Sub-)Quantum Effect, a prediction from a theory more general than Quantum Physics as we know it today. The basic idea is that there is something one should know as the “Quantum Interaction”, and it proceeds at a finite speed.

he “Quantum Interaction” would be the Entanglement speed and the Collapse speed. Over cosmological distances, it leaves remnants: Dark Matter. It also weakens gravitation over cosmic distances, accelerating the universe.

 

https://patriceayme.wordpress.com/2018/04/23/super-earths-or-how-the-exponential-function-can-matter/

Super Earths, Or How The Exponential Function Can Matter

We live in the times where exponentials have come to rule, as they never ruled before. Ignore at the risk of everything we claim to hold dear. As mathematically challenged Silicon Valley nerds put it, all too simplistically, the coming “singularity” looms. Simple minds do not much understanding create, though, so here a little elaboration…

An example of exponentials in action, is graciously offered by so-called “Super Earths“, giant versions of Earths, hundreds of which have been discovered in our neighborhood.

Before I get into this, a short lesson on the exponential.

The Ancient Greeks thought they knew mathematics, but they were prisoners of linear thinking (especially after the top intellectuals spurned non-Euclidean geometry and arithmetic). The exponential is the most obvious, most crucial to understand, most vital to handle example of nonlinear thinking.

An exponential is any function which grows proportionally to itself.

Our present “leaders” (Putin, Trump, Xi, Macron, etc.), and their underlings have no idea what an exponential is, and that it feeds on itself.

Civilizations get ambushed by exponentials. This is why they so often irresistibly decay: the effect is blatant, be it the Late Roman empire, Tang China, the Maya… 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

The End[85]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



[1] http://www.perlentaucher.de/buch/umberto-eco/kant-und-das-schnabeltier.html

[2] Das Sein und Dasein, etwa im Sinne von Heidegger, das alle Aspekte der menschlichen Existenz umfasst.

[3] Siehe Parmenides, Proimion: Hyper-Thyron.

[4] LOGOS_SPERMATIKOS site:http://www.noologie.de

http://www.noologie.de/noo02.htm#Index24

http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading29

http://www.noologie.de/infra04.htm#Heading63

[5] https://2.bp.blogspot.com/-98-jhXU9Q5c/VwFZf4xWAjI/AAAAAAAAAuM/vWrGsGt0ksoRR8U5_OMPDwviGZQfse84w/s640/Philosophers%2527%2BMosaic%2B-%2BCopy.jpg

[6] http://en.wikipedia.org/wiki/Atlas_(mythology)

[7] http://www.zflprojekte.de/synergie/doku.php?id=features:kugelbauvisionen

[8] http://en.wikipedia.org/wiki/Holism

[9] Sloterdijk hat sich in "Eifer" selbst verbessert. Dort spricht er von Suprematisierungen.

[10] Siehe dazu:

https://aeon.co/ideas/this-ancient-mnemonic-technique-builds-a-palace-of-memory

[11] http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading13

http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading56

[12] Der "Untergang des Abendlandes" war 1917-1918 schon ziemlich sichtbar.

Heute ist er post-faktisch. Das Abendland wird nun umfunktioniert, zum Libanon.

https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/europa-das-ende-des-postkolonialismus/

[13] Die Schreibweie ist vor allem eine etymo- phonologo- kritische Frage, ob das Aeta des Alt-Griechischen eher wie EEEE oder wie AAAEEE oder ÄÄÄ ausgesprochen werden sollte. Ich tendiere zu dem Deutschen ÄÄÄ. Arno Baruzzi ist m.W. der einzige Philosoph, der diesen Sprachgebrauch vertreten hat.

http://www.philios.de/baruzzi/index.html

http://www.philios.de/baruzzi/html/philosophie_der_luge.html

[14] http://www.noologie.de/desn07.htm#Heading15

http://www.noologie.de/desn07.htm#fn67

http://www.noologie.de/neuro07.htm

http://www.noologie.de/noo204.htm#Heading66

http://www.noologie.de/desn08.htm#Heading23

[15] http://www.noologie.de/noo05.htm#Heading274

http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading46

Spengler site:http://www.noologie.de

[16] Campbell hat sich in "Die Masken Gottes" an vielen Stellen auf Spengler bezogen.

Sein Begriff der "Creative Mythology" übersetzt sich direkt in "Poiaetische Anthropologie".

https://parabola.org/2016/12/07/living-myths-a-conversation-with-joseph-campbell/

https://www.nytimes.com/1989/11/06/arts/after-death-a-writer-is-accused-of-anti-semitism.html

https://www.youtube.com/playlist?list=PL75uiniyOlrCfCBYJrU-aiAuv0IAnC8B3

http://campbell.jamesbaquet.com/

[17] http://en.wikipedia.org/wiki/Philosophy_of_history

[18] http://en.wikipedia.org/wiki/Giambattista_Vico

[19] http://www.enotes.com/history-fact-finder/philosophy/what-hegelian-theory-history

Google: Hegel history theory

[20] Siehe dazu Sloterdijk Z&Z p. 62-66.

http://en.wikipedia.org/wiki/Francis_Fukuyama

http://en.wikipedia.org/wiki/The_End_of_History_and_the_Last_Man

[21] Siehe Santayana. https://de.wikiquote.org/wiki/George_Santayana

https://en.wikiquote.org/wiki/George_Santayana

[22] Ich gebe hier eine Übersicht über die wirkliche Philosophie des 19. Jahrhunderts, deren einziges und eigenstes Thema der Wille zur Macht in einer zivilisiert-intellektuellen, ethischen oder sozialen Gestalt, als Wille zum Leben, als Lebenskraft, als praktisch- dynamisches Prinzip, als Begriff oder dramatische Gestalt ist. Die mit Shaw abgeschlossene Periode entspricht der antiken zwischen 350 und 250. Der Rest ist, mit Schopenhauer zu reden, Professorenphilosophie von Philosophieprofessoren.

[Der Untergang des Abendlandes. Erster Band: Gestalt und Wirklichkeit. Oswald Spengler: Der Untergang des Abendlandes, S. 863 (vgl. Spengler-Untergang, S. 479 ff.)]

[23] Auf S. 755 macht Spengler die wichtige Unterscheidung seines Begriffs der "Rasse"

von dem darwinistischen: "Das Rasseideal... die metaphysische Kraft dieses Ideals"...

Mit einem solchen Rassebegriff kann ein Darwinist nun wirklich nichts anfangen.

[24] Google: Bernhard Bueb lob der disziplin

[25] http://referenceworks.brillonline.com/entries/der-neue-pauly/paidotribes-e903810

http://brillonline.nl/entries/brill-s-new-pauly/paidotribes-e903810?s.num=53&s.start=40

http://www.historyofancientgreece.net/education.html

[26] http://en.wikipedia.org/wiki/Kata

http://www.noologie.de/desn10.htm#Heading45

[27] Das ist nur eine schwache Re-Formulierung von Spenglers "Beseelte Masseneinheiten".

[28] Auch hier sagt Sloterdijk nicht, woher er das hat. Die Semiosphäre kommt zuerst bei Lotman vor.

Der hat sich wiederum an Vernadski ortientiert.

[29] Im Index finden sich die Begriffe wieder:

pneuma und psyche 229, 391, 399, 423, 623 f., 635, 841, 851 f., 861, 869 f., 897

[30] http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading126

Hier ist auch noch die Persephonae, die Gattin des Merowingers, von Bedeutung.

Sie ist wahrscheinlich die Verkörperung des einseitig Lust- Suchenden Prinzips des Eros.

[31] Das ist eher unwahrscheinlich, weil es im damaligen Arabien jede Menge Christen gab,

die natürlich den Augustinus auswendig kannten. Einer der Einfluss-Geber Mohammeds,

dass er seinen Koran "aufnehmen" sollte, war ein Christ.

[32] Dieser Essay beleuchtet die Ansicht Goethes:

https://aeon.co/essays/the-shape-of-life-before-the-dinosaurs-on-a-strange-planet

German Romantics of the 19th century such as Novalis and Johann Wolfgang

von Goethe were captivated by caves, and thought the same individuating forces

(Triebkraft) generating crystals climaxed in humans. ‘Life itself’ did not exist. All was organic. ...

In 1943, Erwin Schrödinger answered the query ‘What is Life?

’ as a physicist – it is a negative entropic system, like any other.

Such thinking influenced mid-century molecular biologists,

who borrowed cybernetic theory to think of life as signalling

servomechanisms and homeostats made up of molecular ‘information’.

DNA is still called a ‘code’ for a reason.

[33] https://en.wikipedia.org/wiki/Ludwig_von_Bertalanffy

[34] Das ist natürlich eine gute Gelegenheit zu fragen, ob Heidegger sich hier in der selbstverständlichen Kenntnis von Spenglers Werk, von Spengler bewusst absetzen wollte.

[35] http://de.academic.ru/pictures/dewiki/84/The_Great_Wave_off_Kanagawa.jpg

https://patriceayme.wordpress.com/page/3/

http://www.spektrum.de/news/der-turbulenz-auf-der-spur/1513527?utm_source=zon&utm_medium=teaser&utm_content=feature&utm_campaign=ZON_KOOP

[36] http://de.wikipedia.org/wiki/Monsterwelle

[37] Hier etwas Literatur zur Macht:

http://de.wikipedia.org/wiki/Macht

http://www.icae.at/wp/wp-content/uploads/2010/06/Machttheorien.pdf

http://www.uni-koeln.de/kzfss/seminare/Machttheorien.pdf

http://www.philosophie.uni-muenchen.de/lehreinheiten/philosophie_4/dokumente/bedingungen_macht.pdf

Lenski, G.: Macht und Privileg, Suhrkamp, Frankfurt/M (1977).

Sandner, Karl: Prozesse der Macht: Zur Entstehung, Stabilisierung und Veränderung der Macht.

http://bibscout.bsz-bw.de/bibscout/MA-ML/MD/MD2000-MD3550/MD.3000

Greene, Robert, Elffers, Joost: "The 48 Laws of Power".

http://en.wikipedia.org/wiki/The_48_Laws_of_Power

[38] http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading46

http://www.noologie.de/noo05.htm#OSWALD_SPENGLER

[39] https://en.wikipedia.org/wiki/Harun_al-Rashid

https://en.wikipedia.org/wiki/House_of_Wisdom

http://www.zeit.de/zeit-geschichte/2017/04/entstehung-wissenschaft-islamische-welt-neuntes-jahrhundert-bagdad

[40] http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_II._(HRR)

http://pdf.zeit.de/zeit-geschichte/2012/02/Friedrich-der-Staufer.pdf

https://www.welt.de/geschichte/article174634459/Sechster-Kreuzzug-Der-Papst-torpedierte-die-Rueckgewinnung-Jerusalems.html

[41] http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading253

[42] http://gumilevica.kulichki.net/English/ebe.htm

http://gumilevica.kulichki.net/English/ebe0.htm

http://en.wikipedia.org/wiki/Superorganism

http://discovery.ucl.ac.uk/1446515/1/U602440.pdf

[43] http://www.noologie.de/gumilev/ebe6a.htm#_Toc351821977

http://www.noologie.de/gumilev/ebe.htm

[44] Auf dem Berge Athos ist es aber ganz ähnlich so: Kein weibliches Tier, auch keine Eselin, und keine

Henne, darf da hinauf.

[45] https://en.wikipedia.org/wiki/Siege_of_Baghdad_(1258)

https://www.warhistoryonline.com/medieval/tide-turns-one-battle.html

Instructing his brother to show mercy to those who surrendered, Möngke Khan unleashed his army. Many of the nations in their path submitted quickly and many, seeking to secure the safety of their people, offered their own soldiers to fight alongside the Mongols. In fact, by the time Hülagü reached Baghdad, he had a wide variety of nationalities at his back, even including a number of Frankish knights. Persia, Baghdad, Damascus – the great powers of the Middle East fell before the Mongolian onslaught.

Those who would not surrender were brutally subdued, and the invaders seemed almost unstoppable.

[46] https://en.wikipedia.org/wiki/Aeneid

http://en.wikipedia.org/wiki/Lev_Gumilev

http://gumilevica.kulichki.net/English/ebe.htm

http://gumilevica.kulichki.net/English/ebe0.htm

http://gumilevica.kulichki.net/English/ebe6a.htm

[47] Alexander Sergeevich Titov: Lev Gumilev, Ethnogenesis and Eurasianism:

http://discovery.ucl.ac.uk/1446515/1/U602440.pdf

Ethnogenesis and the Biosphere: Introduction

http://www.noologie.de/gumilev/ebe0.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter One

http://www.noologie.de/gumilev/ebe1.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter Two, Part 1

http://www.noologie.de/gumilev/ebe2a.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter Two, Part 2

http://www.noologie.de/gumilev/ebe2b.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter Three

http://www.noologie.de/gumilev/ebe3.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter Four

http://www.noologie.de/gumilev/ebe4.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter Five

http://www.noologie.de/gumilev/ebe5.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter Six

http://www.noologie.de/gumilev/ebe6a.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter Six, Part 2

http://www.noologie.de/gumilev/ebe6b.htm

Ethnogenesis and the Biosphere: Chapter Six, Part 3

http://www.noologie.de/gumilev/ebe6c.htm

'System' in ethnology.

http://www.noologie.de/gumilev/ebe2a.htm#_Toc351821108

Levels and types of ethnic systems.

http://www.noologie.de/gumilev/ebe2a.htm#_Toc351821109

Self-regulation of an ethnos.

http://www.noologie.de/gumilev/ebe2a.htm#_Toc351821112

When Immortality Is More Terrible Than Death

http://www.noologie.de/gumilev/ebe4.htm#_Toc351823232

Clio vs Kronos.

http://www.noologie.de/gumilev/ebe4.htm#_Toc351823242

[48] http://www.countriesquest.com/asia/india/history/muslim_and_mongol_invaders.htm

[49] http://gumilevica.kulichki.net/English/ebe0.htm

[50] https://patriceayme.wordpress.com/2018/03/16/superior-civilization-needs-superior-weapons-collapse-series-1/

[51] Die Fellachen, bei Spengler.

[52] Natürlich muss man qualifizieren, dass die Inkas ja fast keine grossen Fluss-Täler für eine echte Wasserbau-Landwirtschaft hatten, aber mit ihren Terassenfeldern und ihren Nutzpflanzen, insb. Kartoffeln, konnten sie trotzdem eine ähnliche Produktivität erreichen.

[53] http://en.wikipedia.org/wiki/Hydraulic_empire

[54] Die Sphäre ist ein rein gedankliches Ding. Denn absolute Kreise oder Kugeln existieren im Universum nicht. Das war nur ein ästhetisches Phantasma der alten Griechen. Alles kugelähnliche Runde im Universum ist ellipsoid-spiralloid. Siehe: http://www.noologie.de/zeno01.htm#fn19

[55] http://en.wikipedia.org/wiki/Platonic_solid

[56] http://en.wikipedia.org/wiki/Mysterium_Cosmographicum

http://en.wikipedia.org/wiki/File:Kepler-solar-system-1.png

[57] http://www.noologie.de/noo202.htm#Index1092

[58] http://de.wikipedia.org/wiki/Ezechiel

http://en.wikipedia.org/wiki/Book_of_Ezekiel

http://de.wikipedia.org/wiki/Cherub

http://www.godrules.net/library/IndoEuropean/germanL/germanLeze1.htm

http://www.bibelkommentare.de/index.php?page=dict&article_id=3190

[59] http://en.wikipedia.org/wiki/Mandelbrot_set

https://www.youtube.com/watch?v=56gzV0od6DU

https://www.youtube.com/watch?v=9gk_8mQuerg

http://library.thinkquest.org/26242/full/ap/ap.html

http://library.thinkquest.org/26242/full/ap/ap.html

http://en.wikipedia.org/wiki/The_Beauty_of_Fractals

[60] https://aeon.co/essays/did-our-cosmos-emerge-from-a-sea-of-inflating-bubbles

[61] Google: Fractals Floating Point Calculation.

http://de.wikipedia.org/wiki/Gleitkommazahl

http://www.stefant.org/web/assets/files/oldstuff/fraktale.pdf

dort p. 32 f.

[62] https://en.wikipedia.org/wiki/Coastline_paradox

[63] https://en.wikipedia.org/wiki/Koch_snowflake

http://mathworld.wolfram.com/KochSnowflake.html

[64] http://library.thinkquest.org/26242/full/fm/fm16.html

http://en.wikipedia.org/wiki/Koch_snowflake

[65] Und so sind Fraktale heute so etwas wie verfeinerte Maler-Pinsel.

Werkzeuge, für die man sehr viel Imagination und Erfahrung braucht, um sie effektvoll einzusetzen.

Und all dies in einer schon sehr sehr alten Tradition, denn die asiatische (chinesische / taoistische, japanische / Zen-) Kunst setzte Fraktale Techniken schon immer ein. Z.b. Hokusai.

http://www.google.de/images?hl=de&q=hokusai&um=1&ie=UTF-8&source=univ&ei=NM8dTYSbEc238gOp46yxBQ&sa=X&oi=image_result_group&ct=title&resnum=6&ved=0CFcQsAQwBQ

http://en.wikipedia.org/wiki/Hokusai

Dies ist wohl das bekannteste Bild von Hokusai:

http://de.academic.ru/pictures/dewiki/84/The_Great_Wave_off_Kanagawa.jpg

Aber dies Bild zeigt noch viel eindrucksvoller die fraktale Natur seiner Kunst.

http://turmsegler.net/img/2007/NarutoWhirlpool-HokusaiManga.jpg

Denn es geht hier genau um die In-Sich-Selbst-Brechung des Ge-Dankens, oder des Motivs,

oder des Mo(vi)mentums.

[66] http://www.noologie.de/noo202.htm

Hier wäre etwa ein passender Ansatz, weiter zu diskutieren, warum Wasser so besonders ist. Siehe "Water is weird". Was am Wasser ist so etwas Be-Sonderes, dass es der Physik & der Chemie so vollkommen entgangen ist? So etwa ein Zitat aus Noologie II.

Google: snowflake kopernikus

As a New Year's gift that year, he also composed for his friend and some-time patron Baron Wackher von Wackhenfels a short pamphlet entitled Strena Seu de Nive Sexangula (A New Year's Gift of Hexagonal Snow). In this treatise, he published the first description of the hexagonal symmetry of snowflakes and, extending the discussion into a hypothetical atomistic physical basis for the symmetry and posed what later became known as the Kepler conjecture, a statement about the most efficient arrangement for packing spheres.[43][44]

Schneer, "Kepler's New Year's Gift of a Snowflake," pp 531–545.

http://copernicustoys.tumblr.com/post/285169293/beautiful-snowflake-images-via-coudal-partners

http://en.wikipedia.org/wiki/Johannes_Kepler

[67] Gotthard Günther: Grundzüge einer neuen Theorie des Denkens in Hegels Logik, Ausg. 1978 (Original 1933)

[68] http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-51074774.html

http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/51074774

http://diepresse.com/home/kultur/literatur/4628982/Ruediger-Safranski_Im-Naturganzen-ist-der-Geist-am-Werk

[69] (URL) www.textlog.de/hegel.html

[70] Die Momente, im Deutschen ist die Spezial-Bedeutung dieses Wortes vergessen, aber im Englischen existiert es noch: Das Momentum, auch Mov(e/i)-mentum, heisst: Die Impuls-Kraft, die von irgendetwas ausgeht, und die alles andere mit sich reisst. So etwa wie ein Tsunami, oder noch besser: Ein Lahar, eine Geröll-Stein- und Schlamm-Lawine, wie sie vom Mt. St. Helens herunterdonnerte. Das spezifische Gewicht einer solchen Lawine ist ca. 10 mal grösser als reines Wasser, und kann sogar hausgrosse Felsbrocken einfach über viele Kilometer mitreissen, was ein Tsunami kaum könnte.

[71] Ich sage bewusst nicht: Quanten-Machanik, denn hier geht es mehr um eine Quanten-Philosophie, denn wir nehmen hier an, dass Organisches Leben viel mit Quanten zu tun hat. Aber dafür gibt es noch keine kohärente Theorie.

[72] Die Gedanken-Quanten-Verschränkung der Noologie

http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading34

Es soll hier nicht versucht werden, eine Anleihe bei der Quanten-Theorie für die Noologie zu nehmen. Allso ich versuche nicht, Roger Penrose irgendwo zu plagiieren. (Und vor allem, möge man mich bitte nicht in Nachbarschaft zu Rupert Sheldrake bringen!) Ich erhebe auch keinen Anspruch, irgendetwas von der mathematisch-physikalischen Quanten-Theorie zu verstehen. Es geht mir darum, gewisse Unterschiede zu markieren, die im Denk-System genauso gravierend sind, wie im Physik- und Mathematik-System.

Und es wird nun mancheine/r einwenden und sagen: Das kennen wir doch schon lange.  Unscharfes Denken ist uns ja nun wirklich sattsam bekannt, von Film & Fernseh, RTL & Bild-Zeitung, von CDU & SPD, und  von all den Politikern allen, den Dema-Gogen, und auch von den Theo-Logen, den Meteoro-Logen,   und Päda-Gogen, den Aktien-Analysten, den Unternehmens-Beratern, Psychiatern, ... etc. pp. auch nun wirk-lich, nun bestens bekannt. 

Wozu brauchen wir dann noch die Noologie?

Nun ja, es gibt in der Quanten-Physik einen kleinen fast unbekannten Effekt, und der heisst Quanten-Verschränkung. Was das ist, das wissen nur die  Quanten-Physiker (und von denen gibt's eher nur wenige, die das wirk-lich verstehen,  die meisten können nur mit den Formeln richtig um-gehen),  MRT und Laser und Quanten-Kryptographie sei Dank,   und dann auch noch Google.

http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenverschr%C3%A4nkung

Die Quanten-Verschränkung besagt, dass solche Quanten-Ereignisse völlig ausserhalb der Einstein'schen Raumzeit stattfinden. Ie. es ist völlig egal ob verschränkte Quanten in einer Entfernung und damit auch einer Zeit auftreten, die ausserhalb des  Einstein'schen Ereignis- oder Licht-Horizontes liegen.  Dh. sie funktionieren mit Über-Licht-Geschwindigkeit.

Zitat aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Quantenverschr%C3%A4nkung

Unterdessen hat eine Gruppe der Universität Genf um Nicolas Gisin[2] der Geschwindigkeit der "spukhaften Fernwirkung" eine extrem hohe "untere Grenze" gesetzt: Die Gruppe konnte im Experiment zeigen, dass zwei verschränkte Photonen bezüglich verschiedener Eigenschaften, u. a. der Polarisation, mit wenigstens 10.000-facher Lichtgeschwindigkeit kommunizieren.

Ich habe irgendwann entdeckt, dass es im Denk-Raum einen analogen Effekt zur Quanten-Verschränkung gibt. Aber einen richtig guten, griffigen Namen habe ich dafür noch nicht gefunden, aber das wird schon bald kommen. Ich bin, wie man so sagt, auf der Derrida'schen Spur...

https://patriceayme.wordpress.com/2007/11/

[73] http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_unsolved_problems_in_physics

http://en.wikipedia.org/wiki/Anthropic_principle

http://en.wikipedia.org/wiki/Cosmological_constant

http://scholar.google.de/scholar?q=cosmological+constants+of+Physics&hl=de&as_sdt=0&as_vis=1&oi=scholart

[74] Die Stoicheia:

Stoicheia site:http://www.noologie.de

http://www.noologie.de/symbol17.htm#Heading152

http://www.noologie.de/plato08.htm#Heading63

http://www.noologie.de/plato09.htm

http://www.noologie.de/symbol17.htm#Heading152

[75] http://www.noologie.de/plato08.htm#Heading63

[76] Nach p. 18 hält Timaios einen sehr sehr langen Monolog, den Sokrates, ganz entgegen siner sonstigen Art,

kein einziges Mal unterbricht, bis zum bitteren Ende auf p. 108, das man besser selber lesen sollte.

http://www.e-text.org/text/Platon%20-%20Timaios.pdf

http://www.noologie.de/infra09.htm#fn116

http://www.noologie.de/infra09.htm#Heading138

[77] http://en.wikipedia.org/wiki/Abzu

Google: Sumerian Cosmology

[78] http://www.noologie.de/plato.htm

[79] http://www.umbertoeco.com/en/

[80] http://en.wikipedia.org/wiki/Continuum_theories

http://plato.stanford.edu/entries/continuity/

[81] Siehe: http://www.noologie.de/zeno01.htm

[82] http://en.wikipedia.org/wiki/Quantum_theory

http://en.wikipedia.org/wiki/Introduction_to_quantum_mechanics

[83] https://patriceayme.wordpress.com/2007/11/

[84] https://www.youtube.com/watch?v=VsMfaIOsT3M&list=RDQMpVT5MX9Ly14

Lectures on (8.) Semiotics and Structuralism. Yale, Professor Paul Fry.

[85]

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

The End is Not The End of the Never- Ending End.