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I. Einführungen zu:
Noologie und das Spannungsfeld
von Liebe, Wissen und Macht

(Die Noo-Serie: Vol I)

Version: 060124

© Andreas Goppold




Updates

Dieser Text ist noch in Bearbeitung. Neuere Versionen stelle ich im WWW ein. Dort sind sie zu finden unter:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/noob01.htm
Der Code auf der DVD ist:
/0g/noob01.htm
/0g/noob.doc

Abkürzungen

NOO1 bedeutet: Vol I der Noo-Serie. "Noologie und das Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht"
ISBN 3-8334-2651-9

NOO2 bedeutet: Vol II der Noo-Serie. (In Vorbereitung) Arbeitstitel:
"Noology: Time, Memory, Knowledge and Information Technology"

1. Was bedeutet Noologie? Semantische Felder und die Methodik der Noologie

Ein Zentralthema der Noologie sind Semantische Felder und ihre Interaktion. Semantik heisst: Be-deutung. Der Titel: "Was bedeutet Noologie" drückt durch seine Verbalform einen Prozess aus: das Be-deuten. [1] Das Be-deuten ist eine Variante der Vor-Stellung, die ich weiter unten erkläre. Die Be-deutung ist das fertige Ergebnis eines Prozesses von Be-deuten. In der Noologie ist kommt es wesentlich auf den Prozess selbst an, der durch die Interaktion von semantischen Feldern zustande kommt. Diese sollen eine konzeptuelle Verbindung zu den neuronalen Aktionsfeldern schaffen, auf denen die Aktivität des Gehirns basiert. Die Verbindung der semantischen Ebene mit der neuronalen ist zwar heute noch nicht experimentell möglich, aber vielleicht ergeben sich dadurch neue Ansätze für neuronale Forschungen. Semantische Felder können auch in Analogie zu magnetischen oder elektrischen Feldern gedacht werden. Dies ist aber nur im weiten Sinn zu verstehen, weil in der Semantik multi-dimensionale Bedeutungswerte vorkommen. [2]

Das Wort Noologie ist gebildet aus den griechischen Worten noos / nous und logos. [3] Die Bedeutung beider Worte ist ähnlich, aber nicht identisch. Das semantische Feld von "Noos" umfasst ungefähr die folgenden Begriffe:
{Verstand / Vernunft / Geist / Intelligenz / Denken / Verstehen / engl: "know/ing/ledge " [4] }.
Das Wort logos hat ein ähnliches semantisches Feld wie noos, aber mit einer gewissen Betonung auf Systematik und Ordnung . [5] Aus diesem Grund werden viele Bezeichnungen der heutigen Wissenschaften gebildet aus einem vorangestellten Wissenschafts-Feld-Bezeichner wie etwa "Zoo-" und einem angehängten "-logie" . Die Bedeutung von "logos" wird weiter bestimmt durch seine Nähe zu dem lateinischen Wort "ratio" . Diese Verbindung erscheint heute in den Allgemein-Worten im Umfeld von "Rational/ität ". [6] Der Haupt-Aspekt, der "logos" von "noos" unterscheidet, ist diese Beimischung von "ratio" , die auch Proportion, Mass, Messbarkeit etc. bedeutet. Aber diese Unterschiede haben sich erst durch den christlichen philosophischen Gebrauch seit dem Mittelalter ergeben. [7] Im antiken Griechenland war der Unterschied noch nicht so ausgeprägt, zur Zeit der Menschen, die wir als die Gründerväter der Philosophie kennen: Thales, Anaximandros , Anaximenes , Anaxagoras , Heraklitos , Parmenides , Sokrates , Platon und Aristoteles . Das war zwischen ca. -600 und -300 (BC). [8]

2. Logos, Ratio und Chaos

Die Betonung des ordnenden Ratio-Aspekts des Logos entstand wesentlich durch die christliche Weiter-Ausarbeitung der antiken philosophischen Grundlagen, wie sie etwa in Platons Timaios gelegt wurden. Das Johannes-Evangelium (1.1) setzte dafür die Programmatik. In der Folge wurde es zu einem Haupt-Attribut des christlichen Gottes dass er als All-messender, und All-wägender dargestellt wird. [9] Das Göttliche als oberstes Ordnungsprinzip findet sich natürlich auch in vor-christlichen Denksystemen und Mythologien. Die antiken Verbindungen dieses Themas gehen zurück auf die indeuropäische Wort-Wurzel "Men" -, in ihren Variationen wie Mensura , Minos , Mens , Manas , Minerva , etc. (siehe dazu Jean Gebser : Men- , Mens , Mind, Mensch). In Ägypten wurde diese Funktion dem Gott Thoth zugeordnet. Der Unterschied der antiken Mythologie zur christlichen Philosophie / Theologie war aber, dass die Götter des Chaos in ebenso hohen Ehren gehalten wurden wie die Götter der Ordnung. So etwa Dionysos in Griechenland, oder Kali / Kala in Indien. Die alten Kulturen bestanden darauf, dass diese Kräfte ein integrales und essentielles Element der menschlichen Erlebniswelt waren, und dass sie trotz ihrer furchterregenden Aspekte nicht bezwungen und gebannt werden konnten, sondern dass sie besänftigt werden mussten. [10] Aristoteles war von dieser Tradition schon geistig weit entfernt, aber er gab ihr wenigstens noch eine rationale Erklärung, in dem Begriff der Katharsis. [11]

3. Noologie, Selbst-Reflexion, Intersubjektivität und Prozess-Orientierung

He who reflects on reflexion, could gain highly interesting insights.
Humberto Maturana

Noo-logie bezeichnet als Prozessbegriff die selbst-reflexive Anwendung von Denken auf Denken . Dies ist eine Reformulierung der Anweisung, die über dem Tor des Apollon-Tempels von Delphi stand: Gnothi se auton. Ein damit verwandtes Feld der Philosophie ist die Reflexionstheorie. [12] Weiterhin bedeutet Noologie auch: Wissen über Wissen . Es bestehen einige wesentliche Unterschiede zu den bekannten Wissens-Wissenschaften: Epistemologie , Wissens-Organisation , (Knowledge Organization), Klassifikation , Bibliothekswissenschaft , und die Mind Sciences . [13] Die Noologie ist wesentlich ein Ansatz, neue Sicht- und Betrachtungsweisendes "Wissens an Sich" zu finden, mit besonderer Betonung der selbst-reflexiven, intersubjektiven , und semiotischen Faktoren, sowie einer Prozess-Orientierung, die auf der og. Methode der Semantischen Felder beruht. Die og. Wissens-Wissenschaften orientieren sich mehrheitlich an Faktenwissen , also Wissen über Dinge (hauptsächlich) der materiellen OBJ-Welt [14] , die Noologie richtet sich mehr auf die Faktoren des Nous, im Sinne von Bedeutung und Gedächtnis. In dieser Hinsicht verfolgt die Noologie ein ähnliches Thema wie Hegel mit der Phänomenologie des Geistes, aber da Hegel sein System aber auf eine Terminologie aufbaute, die für heutige Leser nicht mehr verständlich ist, geht die Noologie eigene Wege. [15] Eine andere wesentliche kontrastierende Bedeutungs-Facette der Noologie orientiert sich an Spenglers Programmatik der Geschichtswissenschaften. Während die positiven Wissenschaften sich auf das Phänomen der Wiederholbarkeit begründen, basiert die Noologie in Anklang an Spengler auf der Einmaligkeit als wesentlichem Charakteristikum der Geschichtlichkeit. Diese Einmaligkeit ist wiederum untrennbar mit dem Phänomen des (kulturellen) Gedächtnis verbunden, das vor allem einmalige Ereignisse im Denken verewigt und damit versucht, sie unvergänglich zu machen. Dieser Modus der Unsterblichkeit ist ein Erbe des altgriechischen epischen Denkens, [16] das uns durch die Werke des Homer noch gegenwärtig ist.

4. Die semantische Methodik: Begründung der Terminologie der Noologie

Die Noologie ist ein intensiv selbst-reflexives Unterfangen, und dies wirkt sich auch auf die Terminologie aus: In der Methode der Noologie werden die Interaktions-Prinzipien von semantischen Feldern direkt in den Prozess des Aufbaus der Terminologie einbezogen. Semantische Spannungsfelder können auch als "ungesättigtes Reflexionspotential" verstanden werden. Jeder Begriff schwebt in einem Spannungsfeld von Assoziationen (Ähnlichkeiten) und Antagonismen (Distinktionen, Differenzierungen), und diese bilden einen Denkhorizont. Vor diesem Denkhorizont vollzieht sich der Ausdifferenzierungs-Prozess der Noologie, ihre "Kunst der Begriffe" . [17] Zur Vollständigkeit sollen noch einige weitere wichtige Argumente für die spezielle Terminologie genannt werden.
1) Suchmaschinen: Ein wesentlicher Faktor für die Einführung einer speziellen Terminologie sind die Bedingungen von Suchmaschinen. Die hier eingeführten Terme lassen sich mit Suchmaschinen leichter separieren als allgmeinere Begriffe, und man vermeidet damit das von Google so berüchtigte 100000-Treffer-Problem.
2) Übersetzungsprobleme: Ein weiterer Grund für eine spezielle Terminologie sind Übersetzungsprobleme. Gerade zwischen den deutschen und anglo- Schulen der Philosophie kommt es leicht zu Missverständnissen, durch die Nicht-Übereinstimmung von Begriffen wie "Gedächtnis" , "Erinnerung" , "Geist" , "Vernunft" , "Verstand" , mit ihren englischen Verwandten, aber nicht Äquivalenten: "memory" , "recall" , "reminiscence" , "spirit" , "mind" , "reason" , "intelligence" , "intellect" , etc. Da ich in meinen Arbeiten je nach Kontext und Anlass zwischen Deutsch und Englisch hin- und herschalte, ist mir diese semantische Distanz ein besonderes Problem, der ich mit einer eigenen Terminologie abzuhelfen suche.
3) Unscharfe Referenz im Gebrauch verschiedener philosophischer Schulen:
Philosophische Begriffe lassen sich nicht wie mathematische Begriffe definieren. Wenn man sie verwendet, muss man eigentlich immer genau auflisten, welcher spezifischen Schule die gerade verwendete Bedeutung (s-Facette) entstammt. Das hat wieder zur Folge, dass man praktisch immer die gesamte Philosophiegeschichte als Appendix mitliefern muss. (Ausser, man richtet sich in seiner Schrift an eine genau umgrenzte Leserschaft, die eben einer spezifischen Schule angehört). Dieses Problem liegt vor allem an der Problematik einer Spezifikations-Hierarchie. Die Philosophie und in neuerer Zeit die Wissenschaften, versuchen die Welt des Wissens mit der Systematik der philosophischen Terme zu ordnen. [18] Als unerwünscher Seiteneffekt ergab sich aber, dass die philosophischen Terme als letzte Elemente der Spezifikations-Hierarchie übrigblieben, und sozusagen die Eckpfosten dieses Ordnungssystems waren. Die obersten Allgemeinbegriffe sind damit auch die allgemeinsten und un-definiertesten. So kam es, dass sie von jeder philosophischen Schule mit leicht changierenden (und z.T. gegensätzlichen) Bedeutungen benutzt wurden. Genau diese Schlüsselterme sind es aber, die mit dem Zentralthema der Noologie, mit Geist und Denken zu tun haben, und diese sind auch nach 2500 Jahren philosophischer Untersuchung immer noch so schwer zu fassen und zu definieren, wie eh und je. Daran ändern auch die heutigen Neuro-Sciences nicht viel, trotz sensationeller Berichte in der neueren populären Wissenschaftspresse (2003-2005). [19]

5. Das denktechnische Prinzip der Spannungsfelder

Das Prinzip der Spannungsfelder ist die wesentliche denktechnische Komponente der Noologie. [20] Man kann dies mit einem philosophiegeschichtlichen Vergleich erläutern: Hegel führte mit seinem Dreischritt-Prinzip von "These-Antithese-Synthese" eine Methode zur Überwindung von Dualismen ein. [21] Das denktechnische Prinzip der Spannungsfelder setzt an einem Punkt des Erkenntnis-Prozesses ein, bevor es zur Entscheidung zwischen These und Antithese kommt. [22] Der Dualismus ist ein Spezialfall des erkenntnistheoretischen Prinzips der Dichotomie, und noch allgemeiner, des physikalischen Phänomens der Bifurkation. [23] Dualismus im sozio-politischen Sinn ist ein Ordnungs- und Entscheidungs-Schema das auf leicht zu begreifenden polaren Unterscheidungen beruht: Ja-Nein, Schwarz-Weiss, Gut-Böse, Hell-Dunkel, Gerecht-Ungerecht, Rein-Unrein, etc. Das dualistische Denken ist vor allem in seinen politischen Anwendungen berüchtigt, weil es allzuoft zu Schlag-mich-tot Lösungen von Problemen führt. [24] Der Dualismus ist aber keine schlechte Angewohnheit von Denkfaulheit und Dummbildung , sondern er beruht auf neurophysiologischen Prozessen, die sich evolutionär gebildet haben. Das neuronale System arbeitet nach dem Prinzip der Bifurkation, indem es alle Eindrücke des Sinnes-Systems zu möglichst eindeutigen Erkennens-Phänomenen vor-verarbeitet. Anders gesprochen: Bei 99% aller unserer Wahrnehmungen hat das neuronale System schon eine dualistische Entscheidung getroffen, bevor wir auch nur anfangen, etwas wahrzunehmen. Nur in sehr seltenen Fällen verharren die neuronalen Entscheidungsprozesse in einer Art von oszillierendem Schwebezustand, der psychologisch durch die bekannten Gestalt-Kipp-Bilder demonstriert wird. [25] Die meisten Formen der Unentschiedenheit werden zwar in den einfachen Fällen der Wahrnehmung schon automatisch vom neuronalen System aufgelöst, aber in praktisch allen Bereichen des ethischen, moralischen, und politischen Handelns, tritt das Problem wieder mit voller Schärfe auf. Das zeigt sich in der Problematik der Rechtsfindung und der sozialen Entscheidung. Die Naturwissenschaften konnten seit Galileo und Newton in den letzten 400 Jahren relativ erfolgreich alle Nicht-Entscheidungs-Situationen aufklären, aber seit Anfang des 20. Jh's machten die Phänomene der Quantentheorie die Grenzen der Mechanismen und Methodiken deutlich, die auf der bipolaren Logik beruhten [26] . Schrödingers Katze ist wohl das bekannteste Beispiel für diese Grenzen. Das wissenschaftliche logische Denken hat in den letzten 2300 Jahren einen zwar wohlgeordneten, aber sehr limitierten umgrenzten Bereich der Welt und des Lebens erfasst. Jenseits dieser Grenzen lauern die Mächte des Chaos . [27] Heute findet sich diese Erkenntnis unter verschiedenen Namen in der Wissenschaft etwas als nonlineare Dynamik, Chaostheorie, oder turbulente Strömung s-Phänomene, und eben die Quantentheorie. Im Bereich der Logik ist hier die neuere Entwicklung von Fuzzy-Logic Systemen zu nennen. Goethe hat mit dem Geist des Mephistopheles im Faust schon die Grenzen der wissenschaftlich- technischen Unternehmung poetisch angedeutet. In der Noologie sind Spannungsfelder ein allgemeines denktechnisches Prinzip, für das die og. wissenschaftlichen Probleme lediglich Spezialfälle sind. Geistesgeschichtlich basiert das Denken in Spannungsfeldern auf Ansätzen von Anaximandros und Heraklitos, insb. in der Interpretation von Spengler. [28]

6. Tripolare Spannungsfelder, Chaos und der Tanz

You can't tango alone! You need two to tango.
Heinz von Foerster

Das Prinzip der Tripolaren Spannungsfelder ist wohl die bedeutendste Charakteristik der Noologie. Auch hier gibt es ein physikalisches Analogon: In der Gravitations-Mechanik sind Systeme mit zwei gravitationalen Polen berechenbar, solche mit 3 oder mehr gravitationalen Polen sind chaotisch. Dies lässt sich mit dem bekannten Modell des Chaos-Pendels anschaulich machen. Die Kosmo-Logie [29] der Griechen, und in der Folge alle wissenschaftlichen Deutungen basieren auf einer an sich unglaublichen Situation: Wieso kann der Kosmos, im engeren Sinne also das Sonnensystem mit seinen regelmässigen Planetenbahnen, überhaupt so stabil sein, wenn es doch ein System von vielen Gravitations-Punkten ist. [30] Dieses Beispiel wird in NOO1, Teil II: "Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld" weiter ausgeführt. Analog dazu kann das Prinzip der "Tripolaren Spannungsfelder" mit einem anderen Thema der antiken Kosmologie weiter umrissen werden. Denn ein praktisch völlig vergessener Zweig dieses antiken Wissenssystems handelte von der Verbindung von Kosmologie und Tanz. Tanz ist, generisch gesprochen, die orchestrierte Performanz der Bewegungen von multipolaren Gravitational-Systemen. [31] Leider fand der Tanz als Ausdruck der römischen Dekadenz in den Augen der christlichen Zivilisations-Nachfolger der Antike keine Gnade, und es sind kaum Zeugnisse dieser antiken Wissens-Kunst-Tradition erhalten, mit der Ausnahme von: "Peri Orcheos" des Lukianus Samosata. Es ist anschaulich leicht zu erklären, dass mindestens ein Tripolaresgravitationales Spannungsfeld vorhanden sein muss, um eine nicht-triviale Orchestration zu inszenieren. Das Element des Unvorhersehbaren, die Überraschung, also des eigentlich Nicht-Denkbaren, muss als integrales Bestandteil des Denk-Systems der Noologie geschaffen werden. Diesen Zweck erfüllt die Tripolarität. [32]

7. SUB, OBJ, SEM: Noologie, Intersubjektivität und Vor-Stellung





Abb.: Das Spannungsfeld von
(SUBjective / Indvidual <-> OBJective <-> SEM: Collective / Cultural / Relational)

Mit der Triade von SUB, OBJ, SEM kommt die Tripolarität als grundlegendes Denkprinzip der Noologie zum tragen. Sie bezeichnet auch den wesentlichen Unterschied zu den positiven Wissenschaften. Diese orientieren sich mehrheitlich am Objektbereich, also der Welt der materiellen Dinge, oder OBJekte. [33] Die beiden anderen Pole der Triade von SUB, OBJ, SEM sind: SUBjektivität und SEMantik, oder Intersubjektivität. [34] Es ist intuitiv unabweisbar, dass die beiden Pole von SUB und OBJ universale Gegebenheiten der menschlichen Existenz sind. Ein grundsätzliches Thema der verschiedenen philosophischen Systeme der Ideengeschichte war die Frage, ob SUB und OBJ logisch gleichwertig sind oder ob der eine Pol nur ein untergeordneter Aspekt des anderen ist. Das Hintergrundthema dieser Debatten ist die Frage des Seins und der Substanz vs. Ephemeralität ( := Flüchtigkeit), "Das was Ist", vs. "Das was (er-) Scheint". [35] Die Existenz materieller OBJekte erscheint vor den flüchtigeren Phänomenen der SUBjektivität und des Geistes verlässlicher und bietet sich daher "von selbst" als Denk-Basis an. Materialistische Systeme gehen davon aus, dass allein der logische Bereich OBJ relevant ist, und dass SUBjektive Phänomene lediglich Epi-Phänomene, oder Nebenprodukte sind. Umgekehrt gehen idealistische Systeme von der Voraussetzung aus, dass das Erkennen oder Bewusstsein (Noos /Nous) der ursprüngliche Seins-Grund ist, und die OBJektive Welt ihrerseits ein Epiphänomen ist. Das logische Problem der idealistischen Systeme ist, dass sich das Erkennen über alle Erkenntnis-Subjekte ie. alle Menschen (und vielleicht auch höhere Tiere) [36] verteilt. (D.h. die SUB-Welt ist distributiv). [37] Aus der logischen Zwangssituation, einen einigenden Grund für all diese distributiven SUBjekte zu konstruieren, entstanden die idealistischen Konstruktionen von einem Weltgeist, Super-SUBjekt, Objektiver Geist, Brahman, Gott, etc. Solche Konstrukte sind aber rein metaphysisch, es gibt keinerlei Möglichkeit der Veri- oder Falsifikation. Es wäre zu fragen, warum bei solch gravierenden logischen Problemen auch noch ein dritter logischer Pol SEM eingeführt werden soll, und wie SUB von SEM differenziert ist.

Dazu folgende Argumentation: Gefühle und Empfindungen sind Phänomene des SUBjekt-Bereichs: Meine Zahnschmerzen sind meine ganz privaten, eigenen, und niemand anders kann sie spüren. Etwas schwieriger ist es mit den Gedanken und Ideen. In "Information and Third Order Ontology" habe ich diese dem Bereich SEM zugeordnet. [38] Weiter ist es intuitiv unabweisbar, dass es einen qualitativen Unterschied gibt, zwischen:
1) Zahnschmerzen, Liebeskummer, Hunger, etc. (Phänomene des Bereichs SUB)
2) Steinen, Bergen, Flüssen, Häusern, Autos, Schraubenziehern, etc. (Phänomene des Bereichs OBJ)
und
3) den Worten, Begriffen, und Vorstellungen von allen Phänomenen, die in 1) oder 2) vorkommen können.
Dies sind Phänomene des Bereichs SEM. Auch hier ist wieder Gelegenheit für heftige Meinungsverschiedenheiten: Ist eine Vorstellung nun eigentlich SUBjektiv oder Intersubjektiv? Eine kleine Meditation zum Thema von Schopenhauers Werk "Die Welt als Wille und Vorstellung" [39] gibt brauchbares Material dazu: Das deutsche Wort Vor-Stellung beinhaltet nämlich schon das Wesentliche dieses seltsamen Gebildes. Es ist nämlich kein Ding, sondern ein Akt, eben eine Vor-Stellung, wie in einem Theaterstück. Dh. das SUBjektive Bewusstsein wird durch den Stimulus eines Wortes oder Bildes in einen Automatismus gezwungen, sich eben eine Vor-Stellung zu machen. Das Phänomen ist insoweit intersubjektiv, als es unweigerlich abläuft. Dh. bei allen Menschen, die nicht gehirngeschädigt sind, und die dieselbe Sprache sprechen, wird die Vor-Stellung zwingend erzeugt. Man kann nicht "Nichts" dabei denken. In der intersubjektiven Kommunikation erzeugen wir ebenso automatisch Vor-Stellungen in unserem SUBjektiven Geist, wie wir sie anderen Menschen aufzwingen. [40] Für die Noologie sind diese zwei Gründe für die Zuordnung eines eigenen logischen Ortes ausreichend: Die Qualitative Andersartigkeit von Vorstellungen, und der Automatismus , mit dem sie intersubjektiv erzeugt werden. Das beste Beispiel für den Automatismus dieser Vorstellungen ist eben die Irreführung und Täuschung, weil der Gegner, der eine solche Technik einsetzt, genau den Automatismus der Vorstellung für seine Zwecke ausnutzt. [41]

8. Noologie, Semiotik, Intention, Inter-ligenz und Wissen

Das Kürzel SEM für den den qualitativ ausgezeichneten Bereich der Intersubjektivität oder Semantik entstammt der Semiotik . [42] Im Kontext der Semiotik lässt sich das Prinzip der Noologie so darstellen: Ein Zeichen ( signe) ist der Klassenbegriff für alles, das den Mechanismus der Vorstellung in Gang zu setzen in der Lage ist. Dabei wird billigend in Kauf genommen, dass die erzeugte Vorstellung nie völlig deckungsgleich mit der Intention eines Senders ist, und es ist gar nicht nötig, dass überhaupt ein Sender als intentionales SUBjekt existiert. [43] Das Verstehen ist der Sammelbegriff für das unabweisliche Phänomen, dass trotz aller SUBjektiven Variationen ein intersubjektiv einigermassen stabiler Bereich existiert, der allen Vor-stellungen zu einer spezifischen Klasse von Zeichen gemeinsam ist. [44] Der Begriff "Intelligenz" lässt sich dann leicht aus der lateinischen Form "inter-legere" ableiten, was soviel bedeutet wie: "zwischen den Zeilen lesen", bzw. mehr aus einem Zeichen herauslesen können, als irgend jemand "intentional" an Bedeutung in das Zeichen investiert hat. Damit ist Peirces Diktum trivialerweise wahr: "the universe is pervaded by signs if it doesn't wholly consist of signs". [45] Im Sinne der Noologie wäre es günstiger, den Begriff "universe" durch "Kosmos" zu ersetzen, denn dieser Begriff bezeichnet das Universum als die Gesamtheit aller (potentiellen und aktuellen) Wahrnehmbarkeiten, die für inter-ligente SUBjekte eben Zeichen sind. Davon abgesetzt ist das Chaos , also der Klassenbegriff für alles, was dem Mechanismus der Inter-ligenz nicht zugänglich ist und ihn verwirrt (:= dia-bolae). Die qualitative und quantitative Abstufung der Inter-ligenz (IQ) beruht dann in der höheren oder schwächeren Kapazität des SUBjekts, mehr oder weniger komplex gestaffelte Zeichensysteme zu integrieren. Das Wissen ist dann konsequenterweise ein Mass für die Tiefe und Breite eines solchen Zeichen- Komplex-Systems, über das ein SUBjekt verfügt.

9. Das Spannungsfeld von Wissen und Macht

9.1. Die pragmatische Eingrenzung der Noologie: LhWissen oder LaKnowledge
Für eine pragmatische Eingrenzung der Noologie wird der engere Bedeutungsbereich der Noologie durch den Term LhWissen oder LaKnowledge gegeben. [46] Dies heisst umgangssprachlich: Handlungs-Wissen, oder genauer: Lebenspraktisches, Handlungs-relevantes Wissen . Die Noologie zielt wesentlich auf die Kluft zwischen Wissen und Handeln. Im Gegensatz zu Bacons (falsch zitiertem) Diktum: "Wissen ist Macht" , nützt Wissen allein überhaupt nichts, um irgendetwas praktisch umzusetzen. D.h. um Wissen in Macht zu konvertieren, bedarf es der Eingreifmittel, Werkzeuge oder Waffen (analog zu Marx: Produktions- und Destruktions-Mittel ).

9.2. Das "Im-Perium"
Das Prinzip der Spannungsfelder wird in den verschiedenen Kapiteln anhand von verschiedenen Anwendungsfällen erläutert. Das Spannungsfeld von "Wissen und Macht" hat einen dritten, unsichtbaren Pol: Die Gewalt und den Zwang. Wissen ist zwar nicht ohne Qualifikation mit Macht gleichzusetzen, [47] aber es ist ein Thema der Macht, bei dem subtilere Mittel als (Androhung von) pure/r Gewalt und Zwang zum Einsatz kommen. Konventionelle Macht in Verbindung mit Zwang wird in der Noologe als Macht-I bezeichnet. Die subtileren Formen der Macht werden in der Noologie Macht-II Komplexe genannt, und sind das Zentralthema von NOO1, Teil III: "Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht". [48] Dieses Kapitel basiert auf dem Logos-Prinzip des Heraklit und gibt eine von Neumannsche spieltheoretische Einbettung. Ein passendes geschichtliches Beispiel des "Wissen=Macht" Komplexes ist die Entwicklung der christlichen Herrschaftssysteme aus den Anfängen einer Underdog-Religion im antiken Rom, bis hin zum universalen Machtanspruch der Renaissance-Päpste. [49] In der Macht-Geschichte der Herrschaftssysteme der Christenheit lässt sich exemplarisch verfolgen, wie eine offensichtliche Machtlosigkeit umgewandelt werden kann in ein subtileres System, das letztlich in der Lage ist, einen noch so gewaltigen Machtkomplex von innen auszuhöhlen und ihn letztlich zu besiegen. Allerdings, es gibt den kleinen Haken, dass die neuen Herrscher schnell auch das Instrumentarium der Gewalt in ihre Hand nehmen und dann genauso gewissenlos handhaben wie die alte Herrscherclique. [50] Es existiert eine geschichtlich auffällige Parallele des Pantokrator-Mythos von Christus, der entstand, als die Messias-Phantasmen der Juden unter den Nagelsandalen der Römischen Legionen zertreten worden waren, zu dem Aufstieg der Systeme des Absoluten Geistes im dt. Idealismus, die vor dem Hintergrund der vollendeten Ohnmacht der Deutschen vor den Napoleonischen Legionen, und der Welt-Dominanz der englischen Seemacht entstanden. Hier wie dort wurde ein transzendentes System der absoluten Macht konstruiert, mit dem man sich aus dem Trauma der offensichtlichen Ohnmacht zu retten suchte. [51] Es gibt mehrere Formen subtiler Macht, die ohne (Androhung von) Gewalt auskommt. Eine andere Form ist das Charisma, und eine weitere, sehr paradoxe, ist die Liebe. Das wird weiter unten behandelt. Weitere Entwicklungsformen subtiler Macht sind in Asien weit bekannt, hier im Bereich buddhistischer Systeme oder als asiatische Kriegskunst des Wu Wei (Weg des Wassers) und die Kunst der Täuschung des Sun Tsu (siehe weiter unten).


9.3. Subtile Prinzipien der Macht
Wissen als Macht erzeugt ein Spannungsfeld, das soziologisch nicht aufzulösen ist. D.h. es wäre unmöglich, machtfreies Wissen per Gesetz oder sozialen Kontrakt einzuführen. Die Ordnungsprinzipien, die dem Wissen(s-drang) unterliegen, sind die höchste und subtilste Form von Macht. Wissen ist Verfügungsgewalt, weil es den Eingriff in jedes beliebige Geschehen (über dessen Regeln man etwas weiss) erlaubt, [52] um den Ausgang dieses Geschehens im Sinne des Wissenden und Handelnden zu beeinflussen. In der Hegelschen Diktion ist der Weltgeist auch das Urprinzip der Macht, mit dem der den Menschen innewohnende Drang objektiviert wird, dieser Drang ist nicht nur der "Wille zur Macht" , mit der vielleicht einzelne Menschen oder Gruppen herrschen, sondern die Menschen werden ebenso von diesem Willen be-herrscht. Der Fortschritt des Geistes durch die Geschichte äussert sich eben darin, dass die Menschen unaufhaltsam getrieben werden, sich mehr und mehr des Umfelds der Natur zu bemächtigen, und zwar nur um des puren Überlebens willen, weil jeder einmal gemachte "Fort-" Schritt ein zwingendes fort-weg-schreiten vom (imaginären) [53] Gleichgewicht ist. Das Prinzip des Geistigen an Sich wird beherrscht durch den Drang des Willens (nach Schopenhauer), und ist in wissenschaftlicher Sprechweise ein Phänomen der Autokatalyse. Wissen ist in anderer Formulierung der Prototyp des "Im-Perium" (wörtlich: das In-Grenzen-Setzende). Deshalb habe ich eine spezielle Schreibweise des "Im-Perium" gewählt, um den systematischen Begriff von seiner politischen Anwendung abzusetzen.

9.4. Macht, Geist und Geld: Der Kapitalismus
Seinen geschichtlichen Höhepunkt findet der Aufstieg subtiler Prinzipien der Macht in der Form der Akkumulation des Geldes, bzw. des Zinseszins-Mechanismus. Geld ist die perfekteste Ausdrucksform des Geistigen an Sich in seiner Manifestation als Macht. Es erlaubt die vollkommensten Formen der Herrschaft, weil der offensichtliche Zwang alter Autoritäts-Herrschaften ersetzt wurde, durch eine Notwendigkeit, die die Form von Naturgesetzen angenommen hat, wie es in den heutigen neo-liberalen Wirtschaftstheorien dargestellt wird. Geld erlaubt eine erheblich feinere Redistribution und Konzentration von Macht, als es rein organisatorische Kommandoketten erlauben würden. So lassen sich die Legionen der Wirtschafts-Soldaten heutiger kapitalistischer Imperien mit einem fein verteilten Belohnungssystem dirigieren, in dem jeder dieser Söldner eine (llusion seines) Anteils an der Macht und Verfügungsgewalt durch die Autorität innerhalb dieses Machtgefüges erhält. Und sogar die Machtlosen und Unterprivilegierten in den Industrieländern erhalten über die Macht des Konsums die Möglichkeit, die Arbeitskraft der Zulieferkräfte der untersten Ebene in der dritten Welt auszubeuten. Das kann man auch das Wal-Mart Phänomen nennen. Diese allumfassende globale Form der Macht zerstört aber unaufhaltsam das ökologische System des Planeten, was am deutlichsten an dem Effekt der Ver-Wüstung zu erkennen ist. Siehe Nietzsche: die Wüste wächst . [54]

Die Wüste wächst: weh, wer zur Wüste ward!
Wüste ist Hunger, der nach Leichen scharrt.
Ob Quell und Palme sich hier Nester baun ...
Der Wüste Drachenzähne kaun und kaun
Denn Sand ist Zahn an Zahn, vielfräßige Pein
Bringt kinnladenhaft hier Stein auf Stein
reibt ewig hier Kinnladen nimmer müd ...
Vielfräßiger Hunger malmt hier Zahn an Zahn
Der Wüste Drachenzähne ...
Sand ist Gebiß, ist Drachen-Zähnesaat
Das malmt und malmt ? das malmt sich nimmer matt ...
Sand ist die Mutter die ihr Kind gekaut
Mit fliegendem Dolche in deren Haut ...
Nietzsche, Fragmente [55]

10. Syn-bolik, Dia-bolik und Entropie

What we know ist just a drop, what we do not know is an ocean.
Isaac Newton

Es soll nun weiter spezifiziert werden, worin sich die Noologie von den konventionelleren, orthodoxen, oder positiven Wissenschaften des Wissens unterscheidet. Alle Wissenschaften sind "positiv" in dem Sinne, [56] dass ihr Arbeitsbereich sich auf die positiv darstellbaren und im Kollegenkreis auch vermittelbaren Apekte ihrer Disziplin beschränkt. Alles was nicht positiv darstellbar und vermittelbar ist, ist damit unwissenschaftlich. Wittgenstein hat dies prägnant mit seinem berühmten Satz ausgedrückt: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen". [57] Wissenschaft kann in ihrem Selbstverständnis nur ein Fortschreiten und Vervollkommnen des Wissbaren sein, und muss sich von den Ver-Irrungen und Ver-Wirrungen auf diesem Wege fernhalten.

10.1. Noologie und die Systematik der Grenz- Leer- und Fehl-Stellen des Denkens
Die Noologie beschäftigt sich explizit mit den Ausschluss- und Grenzbereichen ihres Themas. Oben wurde schon das Element des Chaos, des Unvorhersehbaren, die Überraschung, also des eigentlich Nicht-Denkbaren, als Thema der Noologie dargestellt. Es ist paradox, sich systematisch mit a-systemischen Themen zu beschäftigen. Entweder ist etwas logisch darstellbar, damit gehört es in den Bereich des positiven Wissens, oder es ist nicht, dann ist es Fabel, Phantasie , Aberglaube , oder finsterste Psychose . Die Noologie umgeht dieses Problem mit der Methode der Leer-Stellen. [58] Auch wenn etwas nicht wirklich darstellbar ist, kann man trotzdem einen Platzhalter dafür erfinden, und diesen aufschreiben. So wie man in der Logik für jedes "A" eben auch einfach ein "Nicht-A" als Komplementärbereich aufstellen kann. Die Ausschlussbereiche des Wissens werden mit dem Begriffspaar Syn-bolik und Dia-bolik markiert. Syn-bolik bezeichnet das Spannungsfeld zwischen all dem, was im Fortschritt des Wissens vereinigt werden kann und Dia-bolik bezeichnet einen Komplex von Parametern, die ich das Chaos nenne, nach dem alles unter einem ebenso starken Druck des Auseinanderfallens steht. Diese Dia-bolik wurde von Goethe in seinem Faust durch Mephistopheles personifiziert. Im aussermoralischen Sinne bedeutet das: Alles, was unter irgendwelchen Umständen einmal zusammengekommen ist, muss auch irgendwann wieder einmal auseinander fallen. In der (populär-) Wissenschaft findet sich der Begriff "Entropie" , [59] der die universale Tendenz zum Auseinanderfallen markiert. [60]

11. Emotion und das Element der "Liebe"

Unstet treiben die Gedanken / Auf dem Meer der Leidenschaft
Schiller, Gedichte: Würde der Frauen

Die Vernunft macht es wie alle Sklaven: sie verachtet friedliebende Herren und dient einem Tyrannen. Mitten im Kampfe mit heftigen Leidenschaften läßt sie uns im Stich; sie vertheidigt uns nur gegen kleine affections.
Nietsche, Fragmente [61]

Von Blaise Pascal stammt der prägnante Satz: "Le coeur a ses raisons que la raison ne connaît pas." Das rationale Denken des Logos setzt sich in Opposition zu dem chaotischen Spiel der Emotionen, aber alle Rationalität schwimmt nur wie eine Insel in einem Meer der Emotion. Die Wichtigkeit der Emotionen für das System der Noologie lässt sich am besten dadurch demonstrieren, dass ein Grossteil der Geistesgeschichte der Menschheit, und ein noch grösserer Teil der Religionsgeschichte ein Kampf gegen die Emotionen war. Die Schriften der Kirchenväter, und an herausragender Stelle, die Confessiones des Augustinus berichten davon ausführlich. Norbert Elias hat mit seinem Werk vom "Zivilisationsprozess" eine sekularisierte Version davon gegeben. Emotion steht als Sammelbegriff für das "animalische" , [62] das den Menschen regiert, und der Logos-Geist steht in einem beständigen Ringen, dagegen Bastionen aufzubauen. Doch im animalischen steht der Menschen noch weit über den Tieren, und das Extrem dieser Skala ist das bestialische, das aber auch nur ein Attribut des Menschenseins sein kann, Tiere sind dazu nicht fähig. Das Vermögen der Rationalität ist gehirnphysiologisch mit dem Neokortex, also der Grosshirnrinde assoziiert. Emotionen sind aufgrund der Erkenntnisse der Neurologie der phänomenale Ausdruck des hormonalen Kräftespiels von einigen wenigen Schlüsselsubstanzen, wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin, Testosteron, Östrogen, etc, die über Gehirnzentren wie das Limbische System, Hypothalamus, und die Amygdala ihren Einfluss auf das Gefühlsleben nehmen. [63] Die Wirkungsweise dieser Substanzen entspricht sehr genau einem multipolaren Spannungsfeld, und ähnlich chaotisch wirken sie sich auf die Stimmungs-Schwankungen im menschlichen Empfinden aus. In der alten Galenischen Medizin-Systematik [64] sprach man in intuitiver Einsicht noch von den "humores" , also den Körpersäften, die die vier bedeutsamsten menschlichen Charaktertypen bestimmen: Sanguiniker, Choleriker, Phlegmatiker, und Melancholiker. Und wie Aristoteles schon bemerkte, die Philosophen rekrutieren sich vorzugsweise aus den Reihen der Melancholiker.

Jetzt soll diskutiert werden, warum das Thema der "Liebe" vor dem Allgemeinbegriff der "Emotion" explizit als Titel-Thema der Noologie geführt wird. [65] Emotionen sind ein Sammelbegriff, der zum grössten Teil Befindlichkeiten umfasst, also Phänomene, die allein dem SUBjektiven [66] Bereich angehören. Liebe und Hass sind die wesentlichen Vertreter aus dem Feld der Emotionen, die nur im intersubjektiven Kontext einen Sinn haben. Man kann seine Liebe nur auf ein anderes Wesen richten, und für OBJekte ist das Wort "Liebe" fehl-angebracht. [67] Das spezielle Spannungsfeld zwischen "Liebe" und "Wissen & Macht" beruht darin, dass in der Liebe ein weiterer Aspekt subtiler Prinzipien der Macht verborgen ist. Wissen in seiner Inkorporation als Macht-Prinzip beinhaltet alle Konnotationen der Rationalität, also der Prinzipien der Unter-Ordnung durch ein einigendes, herrschendes Prinzip, das die Unter-Ordnung entweder durch Einsicht oder Notwendigkeit einfordert. Hier findet sich das Instrumentarium der Redekunst und des mathematischen Beweises. In dieser Struktur sind die positiven Wissenschaften und die christliche Theologie identisch. Heute hat das Natur-Gesetz das Gesetz Gottes sang- und klanglos abgelöst, aber es ist strukturell identisch, und es ist gewissermassen seine "Fortsetzung mit anderen Mitteln". Statt göttlicher Willkür herrscht nun das Prinzip der Notwendigkeit.

"Da lerntest du, unterbrach Zarathustra den Redenden, wie es schwerer ist, recht geben als recht nehmen, und dass gut schenken eine Kunst ist und die letzte listigste Meister-Kunst der Güte.''
Nietzsche, Zarathustra, IV, "Der freiwillige Bettler"

Das Spannungsfeld von "Liebe und Wissen" wird paradigmatisch von Paulus im ersten Brief an die Korinther aufgetan: "Und wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich ein dröhnendes Erz oder eine klingende Schelle..." Als zweite grosse Religion nach dem Buddhismus [68] führte das Christentum den Faktor "Liebe" in eine allgemein verbindliche normative Sozialtheorie ein. Im Kontext der Macht nimmt die Liebe eine spezielle Stellung ein, weil man sich gegen fast alles wehren kann, nur gegen die Liebe nicht. Dies ist ein entscheidender Machtfaktor, den die Christen entdeckt hatten. In ihrem Instrumentatium der Beeinflussung trat die Liebe dann vor allem in den Formen der Sanftmut und der Überzeugung auf. Beide Faktoren spielten eine entscheidende Rolle in der Ausprägung christlicher Machtsysteme, und die Jesuiten verkörpern wie keine andere Incorporation die Kombination dieser Faktoren. Liebe hat mit Wissen und Macht gemeinsam das Appetenz-Prinzip. Dh. der/die Liebende sucht dem Ziel seiner Liebe immer näher zu kommen, und in der Religion ist die "unio mystica" der unendlich ferne Endpunkt dieser der unendlich ferne Endpunkt dieser Sehn-Sucht. Wenn aber dieser Endpunkt erreicht ist, dann ist auch der Wille des/der Liebenden mit dem/der Geliebten vereinigt. Und wie es schon in dem og. Kapitel ausgeführt wurde: die höchste Form der Macht ist erreicht, wenn der der/die Untergeordnete genau dasselbe spontan "von selbst" will, was der/die Übergeordnete gerade möchte. Anthropologisch gibt es einen signifikanten Unterschied zwischen Männern und Frauen, was die bevorzugte Form der Herangehensweise betrifft. Sado-Masochismus ist eine extreme Facette dieser vielen Spielarten, wie die Liebe die Menschen so herumtreibt. [69] So ist die "Liebe" über das Prinzip der Appetenz auch ein subtiler Machtfaktor.

In dem Faktor der Sehnsucht nach dem (kategorisch) Anderen be-deutet die "Liebe" sehr prägnant [70] einen imaginären Gegenpol des eigenen SUBjekt-Ich, das in sich eine unstillbare Unvollkommenheit spürt, und diese in dem/der kategorisch Anderen (heteros) zu erfüllen sucht. Dieses Suchen kann nie enden, und führt oft genug in die Sucht (bzw. die fortwährende Suche nach etwas Unerreichbaren ist eine Art Sucht). So steht die "Liebe" kategorisch jenseits der Rationalität, also der Wissbarkeit, denn es ist das kategorisch Andere , das die Liebe begehrt, und somit ist dies wissensmässig unerreichbar. So findet sie in dem System der Noologie ihren Ort als ein imaginärer Platzhalter, über den man wissensmässig wenig sagen kann, weil an "Liebe" eben nicht viel zu "Wissen" ist, und wenn das "Wissen in/von der Liebe", etwa im Sinne von "Kennen" oder "Durchschauen" einen instrumentalen Charakter annimmt, so ist das Verhältnis nicht mehr "Liebe" sondern "Macht" . Um es anders auszudrücken: Die Noologie handelt eben nicht nur von den Dingen, die man "wissen können könnte" , also alles nur mögliche Wissbare, sondern auch von den Dingen, die man aufgrund der "Natur des Wissens" niemals wird wissen können. Das ist zwar ein Widerspruch in sich selbst, aber notwendig, um die Eigenständigkeit der Konzeption der Noologie von den positiven Wissenschaften und der Philosophie abzusetzen. Letztere können sich nur mit dem beschäftigen, was man wissen kann oder könnte, und der Rest "muss leider draussen bleiben". So bestehen Tendenzen in allen generisch philosophischen Systemen, das Nicht-Wissbare irgendwie zu exorzieren, was aber dazu führt, dass es in allen möglichen und unmöglichen Erscheinungen dann wieder durch die Hintertür hineinkommt. Und "Liebe" ist für das kategorisch Nicht-Wissbare einer der primären Kandidaten in einem diffusen Feld von diffusen Begriffen. Um das Fliessgleichgewicht in einem tripolaren Spannungsfeld-System zu erhalten, ist an jeder Stelle ein Element von gleicher Wertigkeit oder Dynamik [71] erforderlich. Ansonsten wäre das System nämlich wieder nur verkappt dualistisch, und bei "Wissen und Macht" wäre es eben nur das polare Spiel dieser beiden Themen. [72] Natürlich habe ich dieses Konzept auch eingeführt, weil in der Luther-Bibel die formelhafte Verschlüsselung für den Geschlechtsakt die Formulierung "und Er er-kannte sein Weib" ist. [73]

12. Die Leiden des Wissens: Die Systematik der Fehler und Schwächen des Denkens

Zwischen den Bereichen des Wissens, des Wissbaren, und des absoluten Un- oder Nichtwissens, existiert das grosse Feld der Denkfehler und Täuschungen. Dieser Bereich wird in der Noologie als "die Leiden des Wissens" oder Noo-Pathologie bezeichnet. [74] Wir können weiter unterscheiden in diese Fehlerklassen:
1) Die Fehler, die gewissermassen in der Struktur der logischen und rationalen Denkmethode begründet liegen. Insbesondere:
1a) Fehler, die durch falsche Anwendung der logischen Methode entstehen.
1b) Fehler, die durch Überschätzung der Möglichkeiten der Methode entstehen.
2) Die Fehler, die durch Überlastung des menschlichen Denksystems enststehen. Die Wissenschaft ist heute längst dem Bereich des Allgemeinverständlichen entglitten, und das hat fatale sozio- und machtpolitische Konsequenzen, wenn die Wissenschaften (insbesondere die mathematische Physik) zu (Fundamenten von) undurchsichtigen Machtkomplexen werden, insb. in der Waffentechnologie . Aufgrund der Komplexitäts- und Massen-Phänomene der heutigen Wissenschaften hat, wie alle Wissenschaftler eingestehen, niemand mehr den Überblick über Grenz- und Kollisionsbereiche zwischen den verschiedenen Disziplinen, und so zerfällt das System der Wissenschaften unter seiner eigenen Dynamik (s.o.: die Dia-bolik).

13. Information War: Die Systematik der Irreführung, Lüge, List, und Täuschung

Eine dritte Klasse der "Leiden des Wissens" kann nicht als Fehler oder Schwäche des Denkens bezeichnet werden, sondern ist im Gegenteil, das Produkt der höchsten Künste des Denkens. Daher muss es in eine eigene Klasse systematisiert werden:
Die bewusste Irreführung, Lüge, List, und Täuschung . Diese Systematik ist von jeher eines der wichtigsten Anwendungs-Gebiete von "Wissen und Macht", nämlich der Kriegführung. Die Kriegführung mit oder ohne Waffen ist das eigentliche Feld der List und Täuschung. In neuerer Sprechweise wird dies auch "Information War" genannt. Die Maxime dieser Form des Krieges wurde von dem chinesischen Strategen Sun Tsu [75] so formuliert: "The best battle is the battle that is won without being fought."
Im weiteren Sinn gibt es in allen Klasssen- und Herrschaftsgesellschaften das Prinzip der Beherrschung durch Wissen. Die Macht der wenigen Herrscher und ihrer Gehilfen (Marx: Klassengesellschaft) wird durch die Manipulation der Beherrschten, und des systematisch Unwissend-Haltens zementiert.

14. Noologie, Hypertext und das WWW

We are drowning in information being hungry for knowledge.
John Naisbitt

Das WWW in seiner Bedeutung als Zivilisations- fundierende / konstituierende Technologie ist vergleichbar mit den Erfindungen der Schrift und des Buchdrucks. Im Sinne von "Wissen ist Macht" finden heute zukunfts-entscheidende Kämpfe um Kontrolle und Verfügung über diese Ressource statt. Paradigmatisch für diese Entwicklungen ist die "Eingemeindung des WWW" in China. Dort hat man mit Hilfe der amerikanischen Technologiekonzerne (Cisco) schon ein perfektes Big-Brother Kontrollsystem installiert, das in praktisch allen Aspekten als real existierende Implementation die Orwellschen Visionen weit übertrifft. Solche Entwicklungen sind auch im Westen nur noch eine Frage der Zeit. Hier sind es nicht ideologische Aspekte, sondern simpel und Einfach der Profit. Aber dahinter steht immer die Macht, gleich welcher Couleur sie ist. Sobald das Wissen im WWW zur Profitquelle wird, wird es in ein Bezahlsystem umfunktioniert. Ich habe Teil III der Noologie: "Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht" hauptsächlich wegen diesen laufenden und unaufhaltsamen Entwicklungen geschrieben. Wer die Geschichte kennt, weiss dass sich einige Grundthemen darin immer wiederholen (angelehnt an Santayana). [76] Ein anderes paradigmatisches Thema des WWW sind die Anleitungen zum Bau von Atombomben, die sich nach der Populärpresse dort überall finden lassen. Allerdings finden sich solche Anleitungen auch in allen möglichen allgemeinbildenden Lexika. Das sind aber nur die unschuldigen Beispiele. Wirklich interessante Fälle tauchen erst gar nicht (lange) im WWW auf, weil die Geheimdienste da schon bei den Betreibern vorgesorgt haben: Z.b. genauere Beschreibungen von Stealth-Technologie und anderen modernen Waffensystemen. Die findet man auch im WWW nicht so schnell, weil all diejenigen, die so etwas da einstellen, nicht mehr lange zu leben haben.

Das WWW ist sowohl Chance, wie auch Bedrohung und Chaos. Ich gehe heute nicht mehr in die Bibliothek, um Material für irgendwelche Themen zu finden, sondern gebe einfach ein paar Stichworte bei Google ein. Innerhalb von 1/2 Stunde habe ich dann ca. 5-10 Mbyte Material dazu auf der Platte. Mein Problem damit ist, dass ich das überhaupt nicht mehr lesen kann, und bei 100.000 Treffern pro Eintrag artet das oft in die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen aus. Dies erfordert Informations-Verarbeitungstechniken, die am Bergbau orientiert sind. Informations-Massenverarbeitung. Das Stichwort hierfür sind ökonomische Implementationen der Bayes'schen Algorithmen. In NOO2 folgt eine mehr technisch orientierte Ausarbeitung mit besonderer Fokussierung auf diese Möglichkeiten und Problematiken des WWW. Eine Einführung dazu ist in:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/nooa01.htm
Eine Materialsammlung zum Thema WWW ist in:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/inetpb01.htm

Die Form der Schrift "Noologie" ist auch das Ergebnis von ca. 20 Jahren Erfahrung mit Hypertext-Systemen. 1985 entwickelte ich wohl das erste komplett Hypertext-basierte Programmiersystem, das Leibniz-System, das auch auf der Noologie-Website in einer lauffähigen Demo-Version vorliegt:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/lpl93/demo.exe
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/lpl93/demo.zip

Eine Win32-Variante von LPL, LPL 2k findet sich unter:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/lpl-perl/lpled.zip

14.1. WWW-Materialien zu Vol I
Die Hypertext-Struktur der Schrift "Noologie" macht starken Gebrauch von WWW-Hypertext Links, um auf Unterthemen und innerhalb des Textes, auf ähnliche und weiterführende Stellen zu verweisen. Als Begleitversion zu dem Text dient die DVD-Version, mit der man sich das Nachblättern im Text ersparen kann, und sich die WWW-Verweise direkt anklicken kann.

Inhaltlich ist der Band "Noologie und das Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht" zu ca. 70 % eine Neuordnung von Material, das ich in meinen verschiedenen Schriften schon im WWW und in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht habe. Die hauptsächlichen Artikel sind unter folgenden Links zu finden:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/neuro.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/infra.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/poly.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/inform01.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/symbol.htm
insb:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/symbol14.htm
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/symbol23.htm

15. Weitere Einführungen zu:
Noologie und das Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht

16. Einführungen für die Einzelwissenschaften

16.1. Philosophie
Das System der Noologie basiert auf Ansätzen von Anaximandros und Heraklitos, und auf den späteren Arbeiten von Goethes Philosophie der Morphologie und der Metamorphosen, und dem dionysischen Prinzip von Nietzsche. Ähnlich wie die "philosophy of organism" von Whitehead ist die Noologie eine "garbage philosophy" . Sie basiert hauptsächlich auf Material aus den Rand- und Grenzbereichen der systematischen Philosophie. Siehe Whitehead: "Process and Reality" , Preface: "But the philosophy of organism is apt to emphasize just those elements in the writings of these masters which subsequent systematizers have put aside" (Whitehead 1969, v). Weitere zentrale Bezugspunkte dieser Arbeit sind Spenglers Arbeiten zur Morphologie in der Nachfolge Goethes, seine Arbeit zu Heraklit, und seine "Physiognomie der Bewegung" . Weiterhin enthält sie Ansätze aus der kulturmorphologischen Denklinie von Leo Frobenius und Ruth Benedict (die sich auf Spengler berufen), und aus neuerer Zeit, den Arbeiten von Gotthard Günther (Reflexionstheorie, Kenogrammatik, Intersubjektivität, mehrwertige Ontologien), [77] Gregory Bateson [78] und Christopher Alexander. [79] Von M. Foucault stammen Ansätze zu unbewussten Anteilen der Sozio-Dynamik. Bei Cyrill v. Korvin-Krasinski finden sich wichtige Ansätze für das Prinzip der Tripolarität. Wesentlich beeinflussend bei der Formulierung der Noo-Pathologie war die Arbeit von Ludwig Klages, "Der Geist der Widersacher der Seele". Die Noologie lässt sich auch als Fortsetzung und Ausbau von Schopenhauers Vorarbeiten der "Welt als Wille und Vorstellung" in Richtung auf Semantik und Tripolarität ansehen. Demnach basiert die Vor-Stellung auf den Intersubjektiven Komponenten, und muss auch entsprechend systematisiert werden.

Die Noologie setzt (z.Zt.) keinen Anspruch auf ein kohärentes philosophisches System, getreu dem Diktum von Nietzsche: "Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können." Stattdessen konzentiert sie sich auf die Leer- und Fehlstellen des rationalen Denkens, das das Leitmotiv der Philosophie ist. Sie versteht sich damit als ein Kontrast- oder Komplementärprogramm zur systematischen Universitätsphilosophie [80] .

Die intersubjektive semantische Orientierung der Noologie basiert auf den Vorarbeiten der Semiotik. Hier ist es vor allem das Werk von C.S. Peirce , an dem sich die Noologie orientiert, insb. seine Ansätze der Triadischen Ontologie . Abweichend davon wird aber die Stellung des Zeichens (signe, sign) in diesem System anders definiert. Geeigneter erscheint hier das System der Vor-Stellung von Schopenhauer, nach dem es sich erübrigt, für den Projektions-Mechanismus der Zeichen nach letzt- und schlussendlichen Referenten des OBJektiven Bereichs zu suchen. [81] Als kategoriell unabhängiges Phänomen ist die Vor-Stellung nicht mehr abhängig von irgendwelchen externen (OBJ) Referenten, zu dem ein Zeichen (signe) das Be-zeichnende (signifiant) von Irgendetwas (signifie, aus der Welt OBJ) sein muss oder braucht.

16.2. Semiotik
Siehe den letzten Absatz zur Philosophie.

16.3. Theologie
Das Denken des Undenkbaren ist die Domäne, in der die Theologie den Einflussbereich der Philosophie überschreitet. Die wesentlichen Stichworte dieser Unternehmung sind Theologia Negativa und Mystik. Letztere ist aber weniger ein Denksystem, als der Versuch, aus den verschiedensten spirituellen Traditionen der Menschheit eine verbale Struktur zu extrahieren. Alle Mystiker waren sich darin einig, dass Worte nur Schall und Rauch sind, und im Zweifelsfalle in die Irre führen, weil der Verstand ein System der Bemächtigung ist, und daher im Zaum gehalten werden muss, und letzlich im Übergang zum Non-Dualen Bewusstsein überwunden werden muss. Deshalb sind die mystischen Traditionen wesentlich nonverbal. Die Noologie bedient sich der Techniken der Theologia Negativa um Denk-Grenzen der Inertia, der Konvention, und des Konsensus zu überschreiten, die insbesondere für Macht- und Manipulations-Zwecke installiert worden sind.

16.4. Psychologie
Die Psychologie steht unter dem starken Druck der positiven (OBJ-orientierten) Wissenschaften, sich unter das rationale positivistische Banner der Physik zu stellen. Die eigentliche Aufgabe der Psycho-Logie aber ist das Erfassen der Bereiche der Psychae, die als Anima im Erleben der Menschen genau das Animalische und das Chaotische kennzeichnen. Dies ist ein Bereich, der wie oben schon formuliert, jenseits der rationalen Fähigkeit liegt, und auch mit rationalen (OBJ-orientierten) Mitteln nicht zu erfassen ist. Daher greifen alle Versuche, es doch zu tun, ins Leere. Nur selbst-reflexive Ansätze wie die Psycho-Analyse können diesen Phänomenen gerecht werden. Die Noologie entwickelt ein eigenständiges Denksystem, wie man den Archae-Elementen des Chaotischen begegnen kann, ohne sie in das rationale Korsett zwingen zu wollen, oder sich willenlos dem Maelstroem der Orgien, Erynnien und Furien auszusetzen.

16.5. Politik- / Sozialwissenschaften
Die Sozialwissenschaften stehen ebenso wie die Psychologie unter dem starken Druck der positiven (OBJ-orientierten) Wissenschaften, sich den Paradigmen der Physik anzuschliessen. Jedoch ist das Paradigma der zweiwertigen OBJektivität für die Sozialwissenschaften ungeeignet, denn ihr eigentliches Feld ist die Intersubjektivität. Wenn die Gemeinschaft der Menschen nur noch als ein Ensemble von Elementarteilchen gesehen wird, wie es Houellebecq treffend in seinem Roman anhand der paradigmatischen Charaktere karikiert hat, ist die betreffende Gesellschaft auf dem Weg in den Untergang. Daher muss von der Sozialwissenschaft auch die stärkste Anstrengung ausgehen, die Logik der Dreiwertigkeit zu erfassen und aufzuarbeiten. Die Noologie liefert hier (Ansätze für) ein System der Intersubjektivität.

Für die Politik-Wissenschaften bietet die Noologie mit der "Strukturtheorie von Wissen und Macht" (Noologie, Teil III), auch einen neuen Ansatz zur Theorieformulierung der Sozio-Kybernetik und eine Überleitung zu physikalischen Theorien, von denen Anregungen für weitere Forschungen in diese Richtung genommen werden können. Allerdings, wie oben gesagt, geht das nicht ohne eine fundierte Theorie der Intersubjektivität . Das Thema der Macht in sozialen Systemen ist ein Phänomen der intersubjektiven Willensbildung (siehe oben, die Verbindung zur Philosophie Schopenhauers). Neben diesen grundsätzlichen philosophischen Themen behandelt die Noologie auch einen wesentlichen Anwendungsbereich: Die Statistik. Hier geht es um technische Mittel zur Auswertung von Fuzzy-Daten, die in der Noologie unter Fuzzy Information Theory laufen. Spezifisch sind das Computer-Verfahren zum Einsatz der Bayes-Algorithmen.

17. Hypertext-Verweise

Ausser den explizit gegebenen Hypertext-Verweisen lassen sich im WWW mit Google und mit dem Search-Tool Copernic auf der DVD zu allen relevanten Stichworten ausreichend Materialien zu den og. Themen finden. Das Stichwortverzeichnis in der HTML-Version hat einen technischen Fehler: Die Verweise gehen nicht in die Fussnoten, so dass sie scheinbar ins Leere verweisen. Ich hoffe, dies in einer der nächsten Versionen zu berichtigen.

18. Bibliographische Information

NOO1:
Andreas Goppold
"Noologie und das Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht"
Vol I der Noo-Serie, Books on Demand, Norderstedt, 2005 (384 Seiten)
ISBN 3-8334-2651-9

19. Eine Buchrezension

Rezension des Buches:
Andreas Goppold: "Noologie und das Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht"
Vol I der Noo-Serie, Books on Demand, Norderstedt, 2005, ISBN 3-8334-2651-9

Hätte der Autor vor 200 oder 300 Jahren gelebt, so wäre der Titel seiner Schrift vielleicht: "Von den seltsamen Sitten und Denkungsarten der fremden Völker jenseits der Meere" (S. 307). Der Text liest sich wie eine Sammlung von editierten und sortierten Tagebuchaufzeichnungen eines Lebens von Forschungsreisen in die Wunderländer ungewöhnlicher Denksysteme. Das erklärt auch der Autor auf S. 18, und verweist auf 30 Jahre Forschungen, und 3000 Seiten Text, also etwa den Umfang von zehn Büchern, die in einigen hundert HTML-Dateien auf seiner WWW-Site liegen, wo man nach Belieben weiter in seine Gedanken-Labyrinthe eintauchen kann. Die WWW-Adresse des Autors ist: www.noologie.de.

Abgesehen von dem programmatischen Teil (S. 23-58), ist es wohl nicht sinnvoll, den Text von Anfang bis Ende zu lesen, sondern man kann sich im reichhaltigen Inhaltsverzeichnis ein paar interessant erscheinende Stellen suchen, und das Buch nach Belieben dort aufschlagen, und man wird sofort hineingezogen in einen Maelstroem von unkonventionellen Gedankengängen, die aber immer mit vielen Verweisen in die philosophische und wissenschaftliche Fachliteratur versehen sind, so dass nachvollziehbar ist, dass es sich bei diesen Gedanken-Randgängen nicht um pure Phantasie handelt, sondern um das Ergebnis von mehreren Jahrzehnten wissenschaftlicher Arbeit. Die Hypertext-Struktur des Buchs mit ihren vielen Verweisen erleichtert so ein Vorgehen beträchtlich, wenn man die systematischen Verbindungen zu den anderen Teilen verfolgen will. Allerdings erfordert das auch einen erheblichen Blätteraufwand.

Das Umschlagsbild der "Noologie" , eine Arbeit des Autors, die an den Stil von Van Gogh erinnert, veranschaulicht den Maelstroem-artigen Charakter dieses Denksystems von Spannungsfeldern. Das Bild erinnert an die Feldlinien von Magneten, aber mit einer komplexeren Struktur als die physikalische, bipolar magnetische. Mit diesem Bild verdeutlicht der Autor die wohl ungewöhnlichste Komponente seines Werkes: Das Denkprinzip mehrpolarer semantischer Spannungsfelder. Dieses Konzept erfordert einigen Gewöhnungsaufwand, weil es sich von den konventionellen westlichen rationalen Denkungsarten absetzt. Das konventionelle Denken ist bipolar, oder dualistisch und setzt polare Unterscheidungen zwischen "Ich und Nicht-Ich" , "Warm und Kalt" , "Hell und Dunkel" , "Gut und Schlecht" , etc. Das Ziel des Autors ist, komplementär dazu sein "Denken in Spannungsfeldern" zu entwickeln (S. 24-54). Dazu dient das Konzept der "Tripolaren Spannungsfelder" (S. 39-42), das er mit vielen Beispielen vorführt. Teil II: "Das Design der Welt als Tripolares Spannungsfeld" (S. 211-274) stellt einen grandiosen Weltenschöpfer-Entwurf aus der indisch-vedischen Mythenwelt der Brahmas vor. Vorsichtigerweise nennt der Autor diesen Entwurf ein "Noologisches Märchen". Der einführende Untertitel: "An einem kühlen, grauen Morgen in der Welt-Traum-Zeit" erinnert irgendwie an Schöpfungsmythen uralter Völker, und in der Tat schöpft der Autor hier aus seiner profunden Kenntnis solcher Mythen. Gleichzeitig liefert er mit der Assoziation zu dem "Welt-Raum-Zeit-Kontinuum" die Überleitung in geradezu schwindelerregende gravitationale Spekulationen (S. 257-264), die wohl sicher nicht das Wohlgefallen der Physiker finden werden, die aber geeignet sind, eine Achterbahnfahrt im eigenen Kopf zu veranstalten. Auch sonst bietet das Kapitel einigen Grund für Missfallen bei Wahrern und Hütern von "Recht und Ordnung" , in dem es starke Anklänge an die Rauschhaftigkeit von Nietzsches Dionysischem Zarathustra zeichnet, und Goethes Mephistopheles, den der Autor in "Mae-Phaisto-Philaes" umbenennt, und als Mitglied aus dem Pantheon der Brahma-Weltenschöpfergeister vorstellt. Ihm widmet er eine Ode (S. 243-247), die eine Weiterdichtung der Bhagawad Gita oder der Orphischen Hymnen sein könnte. Es erinnert auch stark an gnostische Themen. Man kann fast sagen, zum Glück, sind diese Ausflüge aber in eine stilistisch und sprachlich sehr schwierige Komposition verpackt, die von griechischen Fremdworten nur so wimmelt, und dazu auch noch einige komplette Absätze nur auf Englisch enthält, so dass dieses Manifest wohl kaum so bald als Programm irgendeiner populistischen, hedonistischen Jugend- Alternativ-Bewegung oder Sekte auftauchen wird. Bei allem Tiefgang vergisst der Autor aber auch nicht die humoristische Seite: Wer sich bei der Lektüre ermüdet fühlt, kann immer mal in das Schlusskapitel "Humor" blättern (S. 367-374) und findet dort zu den tiefschürfenden Themen des Buches einige erhellende und erleichternde Witze und Anekdoten.

Zusammenfassend: Das Werk enthält viele aussergewöhnliche Denkansätze, die auch noch mit vielen griechischen Termen gewürzt sind, und bietet für den, der gewillt ist, sich einer gewissen Mühe zu unterziehen, sicher Gelegenheit für tiefgründige Denk-Touren. Und der Autor verspricht noch weitere Bände der "Noo-Serie" , so dass auch noch eine stilistisch vereinfachte Version zu erhoffen ist, oder dass dieses System weiter in wissenschaftliche Richtung auf- und ausgearbeitet wird. Mit seinem Ansatz liegt der Autor eindeutig "im Trend" , denn es ist nur zu offensichtlich, dass die konventionellen "aristotelischen" Denksysteme der Menschheit an ihren Grenzen angekommen sind, und es ist dringend nötig, neue Denksysteme zu finden, die den Bedingungen einer zunehmend nonlinearen, überkomplexen Welt gerecht werden. Der Autor bietet eine konkrete Weiterentwicklung von Nietzsches dionysischen Konzepten der "fröhlichen Wissenschaft", getreu Nietzsches Motto: "Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können" (S. 20).

[82]



[1] Die Reflexions-Methode der Noologie orientiert sich thematisch an Heideggers Arbeit: "Was heisst Denken?", Niemeyer, Tübingen (1971).
[2] In der Semantik gibt es nicht nur einen Wert einer Variablen, sondern (u.U.) unendlich viele Bedeutungsfacetten, die sich nicht numerisch auf einen Nenner skalieren lassen. Der Begriff des Feldes in der Noologie ist ein spezifischer Ansatz, um Methoden der Fuzzy Logic auf multidimensionale semantische Wertebereiche anzuwenden. Dies ist mathematisch zwar nicht exakt beherrschbar, aber für bestimmte Anwendungsfälle lassen sich approximative Verfahren generieren. Der Schlüsselbegriff dazu ist der Bayes- Algorithmus. Dies soll später weiter ausgeführt werden unter Fuzzy Information Theory.
[3] Einige weitere einführende und tiefergehende Artikel zu diesen philosophischen Kernthemen sind hier:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/inetpb03.htm
Siehe auch die englische Einführung der Noologie: (URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/nooa01.htm
[4] Es scheint so als ob das moderne englische Wort "knowledge" ein direkter Abkömmling des alten griechischen Worts ist.
[5] Friedrich Kirchner, Wörterbuch: "logos heisst sowohl Gedanke, Denken als auch Wort".
Wenn zwei Worte wie noos und logos weitgehend überlappende Bedeutungsfelder haben, ist es zwecklos, sie gegeneinander definieren zu wollen. Stattdessen wird in dem og. Paragraph verbal eine Gewichtungs-Bestimmung bestimmter semantischer Werte in diesen Feldern gemacht.
[6] Ich beziehe mich hier vor allem auf den anglo-amerikanischen Gebrauch, in dem eine noch direktere Verbindung zu der lateinischen Wurzel durch das Wort "reason" besteht.
Die mittelalterliche philosophische lateinische Bedeutung von "logos" war: "ratio et oratio". Wobei "oratio" sowohl "Rhetorik" / "Redekunst" als auch "Beten" heisst. St. Benedict v. Nursia begründete seine berühmte Mönchsregel auf "ora et labora".
[7] In der Antike versuchten die römischen Philosophen, die lateinische Formulierung so gut es ging, an die griechische Terminologie anzupassen, und ein Hauptproblem war die Übersetzung des Schlüsselterms "Logos", das kein passgenaues lateinisches Pendant hatte. (s.o.)
[8] Ich verwende in meinen Schriften für die Jahresdaten vor unserer Zeitrechnung (vuZ) oder englisch: BC (before Christ) auch negative Zahlen. Das hat einen konkreten politischen Aspekt, denn die willkürliche Zeitentrennung der Antike durch die Setzung des Null-Datums von Christi Geburt ist nicht nur höchst euro- und christo-zentrisch, sondern zerreisst konzeptuell die geistige Kontinuität der Antike zwischen -500 und +500. Das war ein Zeitraum von 1000 Jahren, der durch die christliche ideologische Rechenkunst konzeptuell halbiert wurde. Gleichfalls ergibt sich eine ideologische emotionale Färbung aller Daten vor Christi Geburt als irgendwie "Negativ", also gehörig zu einem Abschnitt der menschlichen Zivilisationen, bevor sie "wirklich und eigentlich" "zivilisiert" wurden. Dieser ideologische "Schnitt" und der christliche Dominanz-Anspruch wird wohl am deutlichsten von dem bekannten Satz des Augustinus charakterisiert: "Die Wirklichkeit selbst nämlich, die man heute als christliche Religion bezeichnet, bestand auch schon bei den Alten, ja, sie fehlte niemals seit Beginn der Menschheit, bis dass Christus im Fleische kam; seither begann man lediglich, die wahre Religion, die schon immer bestand, die christliche zu nennen."
(Augustinus : Retractationes, I 12, 3)
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/neuro07.htm
[9] In der Bibel steht: "Gott hat alles mit Mass und mit Zahl geordnet".
"But thou hast arranged all things by measure and number", (Wisdom, XI, 20).
Eine sehr gute bildliche Darstellung dafür findet sich in den Gottesbildern von William Blake: "The Ancient of Days": (URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/ancient.jpg
(URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/g/god-west.htm
[10] Die Kulte des Chaotischen waren oft mit Menschenopfern verbunden. Der Kali-Geheimbund der Thuggees / Thugs in Indien ermordete über die Jahrhunderte mehrere Millionen Menschen, bevor er von den Briten ausgerottet wurde bzw. in den Untergrund getrieben wurde.
(URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/th/Thugs.html
Ein ähnlich extremes Beispiel findet sich in Meso-Amerika, wo man an hohen Festtagen Zehntausende von Menschen auf einmal zu ihrem Ehren abschlachtete. Siehe: (H)Uitzilopochtli and Tlaloc: (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn19.htm
[11] (URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/tr/tragedy.html
In his definitive analysis of tragedy in the Poetics (late 4th cent. B.C.), Aristotle points out its ritual function as catharsis: spectators are purged of their own emotions of pity and fear through their vicarious participation in the drama.
[12] Siehe dazu die Arbeiten von Johannes Heinrichs und Gotthard Günther. Im Unterschied zu Günther basiert die Noologie auf der inhärenten Mehrwertigkeit der Semantik, dh. sie muss nicht logisch konstruiert, sondern leitet sich direkt aus dem Gegebenen ab. Das Werk von G. Günther und seiner Nachfolger wird auf dieser Website auführlich vorgestellt: (URL) http://www.vordenker.de
(URL) (LOC_DVD) www.vordenker.de/ggphilosophy/gg_bibliographie.htm
[13] Ich verwende hier wieder einen englischen Begriff, weil das genau nicht mit "Geistes"-Wissenschaften übersetzt werden darf.
[14] Das Thema SUB, OBJ, SEM wird in den folgenden Abschnitten näher behandelt.
[15] Beispiele dazu: Das Ansich, An-Sich-Sein, das Für-Sich-Sein, das An-und-Für-Sich-Sein das absolute sich selbst doppelt Sehen, usf.
Hegel, Phänomenologie, VI.B.III: Die absolute Freiheit und der Schrecken:
"... erkennt nämlich das Bewußtsein, daß sein An-sich-sein wesentlich Sein für Anderes ist; das An-sich-sein als das Selbstlose ist in Wahrheit das passive, oder was für ein anderes Selbst ist. Der Gegenstand ist aber für das Bewußtsein in dieser abstrakten Form des reinen An-sich-seins, denn es ist reines Einsehen, dessen Unterschiede in der reinen Form der Begriffe sind."
(LOC_DVD)
[16] In meinen Schriften auch das Aoide-Denken genannt.
[17] Siehe Kant, KrV: Die Philosophie als Kunst der Begriffe.
[18] S.o. Fussnote. Kant, KrV.
[19] Die naturwissenschaftlich orientierten Neuro-Sciences stellen (nach Meinung einiger Vertreter) den Anspruch, die Phänomene des Geistes objektiv zu entschleiern. Die realistische Einschätzung der Möglichkeiten der Neuro-Wissenschaften benötigt einen tiefen philosophischen Hintergrund, repräsentativ dafür etwa Wolf Singer und Olaf Breidbach. Dazu noch ein Zitat von Wolfgang Prinz, aus der Psychologie:
Die Autoren des Manifests - so scheint es mir - reden hier einem Reduktionismus das Wort, gegen den sie sich an anderer Stelle zu Recht zur Wehr setzen. Denn ebenso wenig wie sich Gehirnfunktionen auf Physik und Chemie reduzieren lassen, lassen sich soziale und kulturelle Phänomene auf Hirnphysiologie zurückführen.
...
Deshalb kann Hirnforschung hier zwar sicher vieles, aber gewiss nicht alles ausrichten. Als neue Leitdisziplin der Humanwissenschaften, die sie gerne wäre, taugt sie jedenfalls nicht.
f:\vordenker\vordenker\www.wissenschaft-online.de\gehirn_geist\pdfs\GuG_04_06_S030.pdf
[20] Ich führe das Prinzip der Spannungsfelder in meiner Dissertation mit vielen Beispielen ein:
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/desn07.htm
Die Ausarbeitung in NOO1 sucht vor allem weiter abstrahierte Konzeptionen, und bringt weitere Beispiele für das Prinzip.
[21] (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/k/kojeve.htm
[22] Man könnte auch sagen, dies ist eine Weiterführung des Prinzips der epché bei Husserl, sozusagen zurückverlegt um ca. 10-20 msec in die Entscheidungsprozesse der Neuronal-Systems.
[23] (URL) (LOC_DVD) www.vordenker.de/ggphilosophy/gg_idee-nicht-aristotel-logik.pdf
[24] Oder besser: "Schlag die anderen tot". Siehe dazu die amerikanische Politik von Reagan und G.W. Bush, oder deren Opponenten, die radikalen Islamisten.
[25] Die Prinzipien der Meta-Morphologie:
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/neuro06.htm
[26] Siehe auch Aristotelische Logik, Boolesche Logik.
[27] Diese Thematik wurde im Anbeginn der Philosophie bei Anaximandros formuliert. Rene Thom hat in seiner Katastropentheorie den direkten Bezug zu Anaximandros dargestellt.
[28] O. Spengler: "Reden und Aufsätze", C.H. Beck, (1938), p 19.: "das ewige Wirken als An- und Abschwellen von Spannungen", p. 32-39: das agon. Natürlich lassen die wenigen erhaltenen Fragmente von Heraklit auch andere Interpretationen zu, so dass hier nicht behauptet werden kann, dass Heraklit selber nun genau diese oder jene Version gemeint hatte.
[29] Kosmos bedeutet Schmuck, Ornament, und steht philosophisch in der Folge für alles geordnete im Universum, das man wissenschaftlich erforschen kann. Jenseits des Kosmos ist das Chaos, und über das gibt es nichts zu sagen, weil es nicht einmal erfahrbar ist. Das ist aber etwas kategoriell anderes als der wissenschaftliche Begriff, wie er in der Chaos-Theorie vorkommt.
[30] Natürlich ist der relevante Faktor hierbei, dass die Sonne die weitaus grösste gravitationale Masse aufweist. Die (denkbaren) Anomalien gravitationaler Systeme werden im Unter-Kapitel 3 von (NOO1, Teil II) "Die Mühle des Hamlet" behandelt.
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/noo03.htm#Heading187
[31] Wesentliche Materialien zum Tanz sind hier:
"18.1.1. Kinemorphae, Kinesics, Kinesthetics and Rhythm": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn24.htm
Weiteres Hintergrund-Material findet sich in den Schriften von Hertha v. Dechend.
Der im Westen fast ausschliesslich dominierende Paar-(Partner)-Tanz deutet auf das dualistische Potential des Denksystems hin, das diese Zivilisation dominiert. Die alten Gruppen- und Reigentänze werden nur noch auf folkloristischen oder esoterischen Veranstaltungen aufgeführt. Aber auch hier hat man die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn neben den Schwerkraftpunkten der Tanz-Partner ist natürlich die Gravitation der Erde das bestimmende Element. Heinrich v. Kleist hat in seiner Abhandlung über das Marionetten-Theater einige der Absonderlichkeiten von Chaos-Pendeln anhand der manchmal unirdisch wirkenden Bewegungen von Marionetten anschaulich dargestellt.
[32] Die christliche Vorstellung der Hl. Trinität Gottes weist vielleicht auf eine tiefgründige reflektionstheoretische Notwendigkeit für die Tripolarität hin.
[33] Zwar ist das Fachgebiet der Psychologie die menschliche Seele (=psyche), also der Bereich SUB, aber im modernen Wissenschaftsbetrieb der Psychologie hat das OBJ-technische Instrumentarium die Dominanz. Nur in einigen Teilbereichen, wie der Analytischen Psychotherapie, halten sich noch Rudimente der introspektiven Tradition.
[34] Goethe, Meta-Morphology, and the Polycontexturality of Gotthard Guenther
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/poly.htm
Information and Third Order Ontology
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/inform01.htm
[35] Zurückgehend auf Parmenides.
[36] Hier ist ein subtiler Unterschied zu ziehen, zwischen Erkennen und Empfinden. Das Empfinden ist eine Charakteristik der Anima, und damit auch ein Vermögen der Tiere.
[37] Die Philosophie, die ein einziges SUBjekt-Zentrum annimmt, wird solipsistisch genannt.
(URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/s/solipsis.htm
[38] Ein Gedankenexperiment, das eine logisch separate Existenz des Bereichs SEM erläutert, wird in "The home of the unicorn" gegeben: 10.2. The Semiosphere
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/desn16.htm#Heading59
[39] Schopenhauer hat in seiner Argumentation von "Wille und Vorstellung" zwar andere Ziele verfolgt, aber das ist hier unerheblich.
[40] Aufzwingen in dem schwachen Sinn, dass es für den Kommunikationspartner "B" eben völlig unmöglich ist, "Nichts" zu denken, wenn Kommunikationspartner "A" ihm zuruft: "Haus" / "Stein" / "Zahnschmerzen" / "Liebeskummer" / "Hunger". Partner "B" kann sich zwar noch alles mögliche weitere dazu denken, aber der Prozess wird immer mit dem Wort und damit dem Begriff, angestossen.
[41] Im Deutschen ist das wiederum sehr eingängig mit den Begriffen Vor-Stellung und Ver-Stellung zu demonstrieren.
[42] Weitere semiotische Materialien sind an folgenden Stellen zu finden:
"Short glossary of terms": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn14.htm
"The Semiosphere": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn16.htm#Heading59
"Peirce: CP 1.284. Phaneroscopy": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn19.htm
"Markings / signs / codings": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn20.htm#Heading77
"18.4.2. The meaning of meaning": (URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/desn24.htm#Heading130
[43] Das auch als Unterschied zu dem Informationsbegriff der positiven Wissenschaften, der sich von dem SUB Konzept eines intentionalen Senders nicht lösen kann, auch wenn dieser in der Formel nicht auftaucht.
[44] Dies sind wie oben angedeutet, Fuzzy Sets, also unscharfe Mengen, die bestimmte Häufungspole aufweisen, und die sowohl zwischen den Verständnis-Gemeinschaften (Kulturen) und durch die Zeiten hindurch gewissen Faktoren von Drift ausgesetzt ist.
[45] Neuronal Pattern Mechanisms and the Semiotic Base
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/symbol16.htm
[46] Das Thema wurde in einem Aufsatz der Neuro-Serie schon angesprochen. Siehe:
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/neuro03.htm
und in NOO1 unter:
1.7.1. Noos als Thema der Lebens-Praxis"
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/noo02.htm#Heading45
In der angelsächsischen Philosophie wird Handlungs-Wissen auch als Common Sense bezeichnet, und fand bei C.S. Peirce und W. James unter der Bezeichnung Pragmatism / Pragmaticism seine philosophische Ausarbeitung.
[47]
[48] Noologie, Teil III: Eine Strukturtheorie von Wissen und Macht
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/noo04.htm
[49] Eine interessante Fortsetzung dieser Geschichte könnte die Politk von Papst Joh. Paul II sein, und was sein Nachfolger Joseph Ratzinger (Benedikt XVI), daraus macht. Ratzinger vereinigt wohl wie kein anderer früherer Papst das gesamte gesammelte Wissen der Kirche, da er vor seiner Papstwahl die Geheimarchive der Inquisition verwaltete, und damit direkten Zugang zu dem kollektiven Gedächtnis dieser gewaltigen Institution hatte.
(URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/jo/JohnPaul2.html
[50] (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/j/justwar.htm
[51] Hegel: VI.B.III: Die absolute Freiheit und der Schrecken.
(LOC_DVD)
"Diese ungeteilte Substanz der absoluten Freiheit erhebt sich auf den Thron der Welt, ohne daß irgendeine Macht ihr Widerstand zu leisten vermöchte. Denn indem in Wahrheit das Bewußtsein allein das Element ist, worin die geistigen Wesen oder Mächte ihre Substanz haben, so ist ihr ganzes System, das sich durch die Teilung in Massen organisierte und erhielt, zusammengefallen, nachdem das einzelne Bewußtsein den Gegenstand so erfaßt, daß er kein anderes Wesen habe als das Selbstbewußtsein selbst, oder daß er absolut der Begriff ist."

[52] und, wie oben gesagt, braucht es dazu auch die Eingreif-Mittel.
[53] Imaginär bedeutet hier etwa eine Rousseau'sche Phantasie vom "Edlen Wilden" oder die Fiktion von den "Naturvölkern, die noch in Harmonie mit ihrer Umwelt leb(t)en."
[54] Nietzsche, Zarathustra, IV, "Unter Töchtern der Wüste"
(LOC_DVD)
[55] (LOC_DVD)
[56] Reflexionstheoretisch (nach Gotthard Günther) wird der OBJektbereich "Positiv" besetzt, und der SUBjektbereich als "Negativ".
Der Begriff "Positivismus" beinhaltet eine Verschärfung dieses Prinzips, indem nur noch Phänomene berücksichtigt werden, die vermittels konstruierbarer technischer Prozeduren zu erzeugen sind, und mit technischen Messmethoden zu erfassen sind. Alle Bereiche der Introspektion sind damit ausgeschlossen.
[57] 17.1.8. The emphasis on non-verbal cultural transmission
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/desn23.htm
[58] Angelehnt an die Kenogrammatik von Gotthard Günther. In einem anderen Kontext nenne ich das auch das "Leerstellendenken".
[59] Etwa in der Deutung durch Rifkin: "Entropy".
[60] formal bedeutet der thermodynamische Begriff der Entropie die Tendenz aller Systeme zu gleichwahrscheinlichen Zustandsverteilungen.
[61] (LOC_DVD)
[62] anima (lat) := psychae (gr.)
[63] Dazu z.b. die Arbeiten von Damasio.
[64] (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/g/galen.htm
[65] (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/l/love.htm
[66] Siehe die Triade SUB, OBJ, SEM. Wahrnehmungen über das eigene SUBjektive Befinden nennt man auch Propriozeptionen.
[67] Natürlich hängt das auch davon ab, wie man "Liebe" in seinem Denksystem definiert. Bei Abstraktbegriffen wie "Liebe zur Musik" ist es metaphorisch noch annehmbar. Wenn jemand aber seine "Liebe" auf Objekte wie Schuhe, Kleider, und Autos richtet, spricht man eher von Perversion und Fetischismus.
[68] Genauer muss hier gesagt werden, dass das buddhistische Konzept des Mitfühlens, Empathie oder Compassion nicht ganz deckungsgleich mit "Liebe" ist. Aber so ist es meistens in der Geistesgeschichte, dass die Worte zwar ähnliche Assoziationen erwecken, aber manchmal bedeutsame feine Unterschiede dahinter stehen.
[69]
(URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/s/sexualit.htm
[70] In seiner Doppeldeutigkeit besonders passend ist hier der englische ausdruck "pregnant".
[71] Besser griech: dynamis.
[72] Strukturell kann man Schopenhauers Werk "Wille und Vorstellung" als etwas andere Formulierung des "Wissen & Macht" Komplexes ansehen.
[73] Selbstredend ist es "ER" der "er"-kennt. "Sie" ist immer nur "Ob"-ject der "Er"-Kenntnis. Mehr dazu auch in feministischen Diskursen zu Wissen und Wissen-Schaf(f)t.
[74] "Noo-Pathologie: Die Leiden des Wissens": (URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/noo02.htm#Heading127
Fallacies: (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/f/fallacies.htm
Fiction: (URL) (LOC_DVD) www.iep.utm.edu/f/fict-par.htm
[75] Andere Schreibweisen: SunTzu, SunTze, SunZe
11.4.3. Neuronal Resonance Technology and the Military
(URL) (LOC_DVD) www.noologie.de/symbol12.htm#Heading86
"The best battle, Sun Tzu says, is the battle that is won without being fought."
(URL) (LOC_DVD) www.bartleby.com/65/su/SunTzu.html
[76] NOO1, p. 293: "2.4.2. Herrschaft über die Zeit: Die Geschichte lehrt, was die Geschichte lehrt"
(URL) (LOC_DVD) http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading192 ff.
Das trotz des og. Paradigmas der Noologie, dass Geschichte sich hauptsächlich auf Einmaligkeit fundiert.
[77] Gotthard Günther verfolgte neben Hegels Reflexionstheorie ebenfalls Projekte aus dem Erbe Spenglers.
[78] Gregory Bateson nahm ebenfalls über Ruth Benedict ein Gedanken-Erbe von Goethe und Spengler auf.
[79] Christopher Alexander hat mit seiner Philosophy of Patterns einen Grossteil des Goetheschen Gestaltdenkens nachvollzogen, ohne anscheinend jemals etwas von Goethe gelesen zu haben.
[80] Siehe dazu Schopenhauers Aufsatz: "Über die Universitätsphilosophie".
[81] Peirce erwähnte das auch als die unendliche Bezeichnungs-Kette.
[82] Technische Fussnote, wird für HTML-Konvertierung benötigt.






































































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