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(Vol III der
Noo-Serie)
Version: 2016-03
© Copyright, All Rights Reserved
Dr. Andreas Goppold
Prof. a.D. & Dr. Phil. & Dipl. Inform.
& MSc. Ing. & UCSB
Wikipedia: Noology External links:
http://en.wikipedia.org/wiki/Noology
Hiermit will ich den Diamantweg[1] der Noologie[2] Vor- Stellen.[3]
Der/Die/Das URL dieser Datei ist:
http://www.noologie.de/diamant.htm
Dies ist eine
Vorabversion oder Blog
Es wird sicher noch ein paar Änderungen geben. Man kann es auch als Blog bezeichnen, also als ein WWW-Notizbuch. Wer mag, kann mir einen Kommentar schicken. Die Email ist auf der Homepage zu finden. Diese ist als Grafik codiert, damit mir die Spam-Emailer nicht alles vollmüllen.
Inhaltsverzeichnis
Die drei wesentlichen Teilbereiche
der Noologie
Die Ody-See-Reise: Eine
Unter-Nehmung der Noo-Logie
Die Subjektive und die Objektive
Selbst-Reflexion
Die Diamant-Metapher der Noologie
Der Übungsweg der Noologie: Wie man
einen Diamanten schleift
Der Diamantweg als Weg der Arbeit
Der Diamant- / Blitz- Donnerkeil /
Keraunos
Selbst-referenzielle, geschlossene
Mini-Universen
Die Poiaetische Anthropologie
Spenglers
Eine Vorausschau auf "Nach
Spengler-sche Epochen" (Aion Chryseon)
1.3 Die Terminologie der Noologie
Die Noologie, Gotthard Günther und
Hegel
Die Noo-Griechischen
Semantik-Rhizome der Noologie
Die semantischen und anderen
Spannungsfelder der Noologie
Die Phono-Semantische Logik der
Noologie
Die Form, die Methode, und die
Inhalte der Noologie
Die Triadische Ontologie der
Noologie: Die SUB-OBJ-SEM Triade
Kurzer Exkurs zu Wille und
Impulsität
Die SEMiosphäre und die Semiotik
von Umberto Eco
Die logischen Bereiche oder auch
Kontexturen
Die Semiosphäre und Hegels Geist
Hegel, Triadik und
Selbstähnlichkeit
Hermeneutische Selbstähnlichkeit,
Triadik und Fraktale
Die hohe Kunst des Hermeneutischen
Denk-Fraktals
Peirce und die Triade von
Firstness, Secondness und Thirdness
Die phänomenale Welt der
Vor-Stellung
Der Imaginär-Bereich der
Vor-Stellung
Moderne Vor-Stellungs-Systeme und Science-Fiction
1.5 Die Strukturtheorie der SEMiosphäre
Wichtige Kernthemen bei Eco: KT,
NI, MI
Das kleine Problem von Eco's
Struktursystem
1.6 Fraktal-Geometrie und die
Gedanken-Quanten-Verschränkung
Gedanken-Quanten und die Stoicheia
Die Stoichea und der Hinter-Sinn
Und weiteres zur
Gedanken-Quanten-Verschränkung
2 Die Ethno- Thymo- Eroto- Phobo-
Logo- Analyse der Noologie
2.1 Ein kleiner Anti-Evolutionärer
Exkurs
2.2 Die Psychologie der Massen, äh...
der Gross-Kollektive
Aufklärung bekommt man nicht ohne
Voraussetzungen
Das Denken im Würgegriff der
Political Correctness
2.3 Das Menschsein im Käfig der {Thymo-
Eroto- und Phobo-} Kräfte
Die Kräfte des Kollektivs und des
kollektiven Unbewussten
Der Phobos-Komplex als Grundelement
der Religion
Das Ich, das Du, das Wir, das Man:
Moral, Ethos und Nomos
Die Noologie kennt keine Ethik...
Sondern nur Sozio-Kybernetik
Spenglers Sozio-Kybernetik der
Macht
Semiotik, Anthropologie, und
Ethnopsychoanalyse
2.4 Thymos, Eros und Logos: Oder, was
heisst Impulsität?
Der Logos und die {Thymo- Eroto-
und Phobo-} Kräfte
Thymos meets Eros: Carraci:
Achilles und Briseis
Das Spannungsfeld von Thymos, Eros
und Logos
Die Welt als Impulsität und
Repräsentation
Der Zusammenhang von Mytho-Logie
und Thymo-Logie
Der Noia-(pathische/ -poietische)
Menschentyp
Nietzsche, die
Nous-Quick-Einmal-Umrühr-Fertig-Methode: Es spricht die tiefe Mitternacht
3 Einzel-Analysen von Thymo- Eroto-
Phobo- Komplexen
3.1 Der gemeinsame Phobos- Komplex der
abrahamitischen Denk-Kollektive
Einige Analyse-Beispiele des
abrahamitischen Denk-Komplexes
Die Herrschaft über die Zeit: Die
Geschichte lehrt, was die Geschichte lehrt
3.2 Der christliche
Macht-Ohnmacht-Komplex
3.3 Der islamisch / islamistische
Komplex
Der zehntausendjährige Konflikt
zwischen Nomaden und Sesshaften
3.4 Der abrahamitisch-jüdische Komplex
3.5 Der ideologische Kapitalismus
3.6 Der ideologische wissenschaftliche
Komplex
3.7 Aus der Werkstatt der
Ober-Mythologien-Menger
Richard Wagner: Ein Dichter-Meister
des {Thymo- Eroto- Phobo-} Komplexes
Der Weckrufer bin ich, und Weisen
üb' ich
Wagner und Nietzsche: Der schwarze
und der weisse Zwilling
Die Grosse A-Mnaesis, die
Mnae-Mesis
Katastrophistische Umschwünge im
Thymo- Eroto- Phobo- Universum
Wodan, der Ober- Ur- Gott und seine
Wal-Küren
3.8 Der un-heimliche Bereich der
Zukunft
Der Krieg der Sterne und Die
Rückwärts-Erzählung der Nibelungen-Saga
Das Gravitationale Ober- Ur-
Monster: Der Tanzende Stern
Eschatologische Perspektiven in der
Populär-Kultur
3.9 Über Krieg im Allgemeinen, und
Eschatologischer Krieg, insbesondere
Eine sehr vielseitige Göttin,
Innana
Wenn der Kampfgeist erlahmt...
Kali, die Göttin der Rache: Andere
wirk-mächtige Semiosphären-Bewohner
Die
Sexual-Kapital-Akkumulations-Ökonomie und die Populations-Bombe
Exogamie und Sexual-Diplomatie
Apokalyptik und Höllen-Szenarien:
Der höllische Amazon-Computer
Das Gespenst der Religion: Eine
kleine Kritik an Sloterdijk
3.10 Noch ein bisschen mehr Eschatologie
Bzw. Fraktologie: Unterwegs in eine
neue Dimension der Noologie
Der Diamantweg, jen(s/z)eits der
Horizonte gegangen
And the game goes on and on and on
and on...
Das Im-Perium, Das Ende des Kali
Yuga, und das Ende der "letzten Menschen"
Appendix I: Die Denk-Technologie
der Noologie
WWW- Hypertext- Computer- Technik
Die Noologie- Navigations- Hilfen:
Das Denken, Hypertext-gestützt
Die WWW- und Google-Methoden der
Noologie
Die Hypertext- Geschichte der
Noologie und: Die mnemotechnische Maschine
Die Noologie als philosophische
Wissensbasis
Die Hyper- Text- Aesthetik- Theorie
der Noologie
Die Hohe Kunst der rekursiven
Fuss-Note: Das Fraktale Denken und Der Talmud
Der Umgang mit gewaltigen
Wissens-Struktursystemen
Appendix II: Die Biographische
Sicht auf Philosophen
Die Philosophen im Spannungsfeld
von Thymos, Eros und Logos
Die meisten früheren Philosophen
Reale und Imaginäre Begegnungen mit
Philosophen und -Logen
Das Mehrstufen-Raketen-Prinzip der
Noologie
Die alt-griechischen Philosophen
Dann die Anthropo-Logen und Mytho-
und Mysta- Logen und –Gogen
Appendix III: Weitere Fussnoten zu
Krieg & Kampf
Super-Waffen, Krieg in
Vergangenheit und Zukunft
Krieg & Kampf bei
vor-zivilisierten Völkern
Die Ausnahmen von der
Kriegs-Populations-Bombe: Tapfere Krieger-Eliten
Das Wetter als allgemeine
Apokalyptische Gewalt-Macht
Appendix IV: Noch etwas zu
Diamanten
Appendix V: Index der Noologie-
Dateien
Der Maelstroem oder das Tri-Polare Spannungsfeld der Noologie.
Man könnte auch sagen: Ein tanzender Stern
Die Bilder geraten bei der Word-Html-Konversion ab & zu mal "Out of Sync".
Ausserdem muss ich ein Bild mit möglichst niedriger Auflösung nehmen,
weil ansonsten meine Word-Datei um ca 5-10 Mbyte "aufgeblasen" wird.
Hier ist der Link zu dem Original-Bild: http://www.noologie.de/vortex.jpg
Mehr Abkürzungen gibt es unter:
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading3
http://www.noologie.de/noo01.htm#Heading7
A(h/t)men: Ist eigentlich Selbst-Erklärend, oder vielleicht auch nicht. [4]
A.D.:
Advocatus Diaboli. Siehe auch: http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading3
Allso: Dies ist kein Schreib-Feeler (ala TAZ), sondern wenn ich das so schreibe, dann meine ich das als Kurzform für: "Also sprach Zarathustra" (Nietzsche).
Glossar:
Einführung aller gebrauchten Begriffe [5]
Allgemeine
philosophische Begriffe finden sich bei: http://www.textlog.de/
Einige weitere Begriffe gibt es
hier: http://www.noologie.de/noo205.htm#Heading237
IMHO: "In my humble opinion". Netiquette newspeak für: m.E. Siehe auch:
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading3
tbc: To
Be Continued
Bedeutet: Wenn ich dazu komme, soll dieser Gedanke noch weiter aus-ge-führt (oder auch gerührt) werden, oder auch nicht, und dann fällt das alles irgendwann mal wieder weg. Keiner wird es merken.
Design und Zeit: Dissertation
A.G.:
"Design und Zeit: Kultur im Spannungsfeld von Entropie, Transmission, und Gestaltung".
http://www.noologie.de/desn.htm
Eco: abk. für Umberto Eco: "Kant und das Schnabeltier", Eco 2000.
Gotthard
Günther:
"Grundzüge einer neuen Theorie des Denkens in Hegels Logik", Meiner, Hamburg, (1978b)
abk: GRDZ
Heidegger:
"Was heisst Denken?" abk. WHD,
"Sein und Zeit" (1977) abk. S&Z.
Sloterdijk, Peter: Die für
die Noologie wesentlichen Werke Peter Sloterdijk's sind:
"Blasen", Sphären Band I, Blasen, Suhrkamp,
Frankfurt 1998.
"Globen", Sphären Band II, Globen, Suhrkamp, Frankfurt 1999.
"Im Welt-Innenraum des
Kapitals" abk. WIKA (2005),
"Zorn und Zeit" abk.
Z&Z (2006),
"Du musst Dein Leben
ändern" abk. DMDL (2009).
Rost: Rost, F.: Griechisch-Deutsches Wörterbuch, 2 Vols, Westermann, Braunschweig (1862)
Hier sind ein paar einleitende Gedanken. Ein richtiges Vorwort schreibt man erst, wenn man mit dem Buch fertig ist. Da dieses Buch noch nicht fertig ist, kann ich auch kein richtiges Vorwort schreiben.
Die einzelnen Teile der Noologie lassen sich auch ganz gut für sich lesen, und man kann nach Belieben irgendwo einsteigen, und sich dann über den Hypertext in andere Bereiche leiten lassen. Die Noologie ist als Hypertext-System konzipiert, und deshalb auch nicht so strukturiert wie ein konventionelles Buch. Die beste Navigationsmöglichkeit ist immer noch das Inhaltsverzeichnis, das in der WWW-Hypertext-Version direkte Einsprungmöglichkeiten in die entsprechenden Text-Segmente (ehemals Kapitel) bietet. Das Hypertext-System der Noologie ist so ähnlich konzipiert wie der jüdische Talmud. Es ist ein dialogisches / dialektisches System von Fussnoten zu Fussnoten, und der oberflächlich vorliegende Text ist nur eine Art Abstract. Daher, wer etwas über die tieferen Zusammenhänge wissen will, muss sich schon bequemen, in den Fussnoten bzw. Hyperlinks nachzusehen. Das ist die menschen- allgemein- verdänglichste- verstrüglichste- verträglichste Art, diese ziemlich sperrigen Dinge, die ich hier behandele, irgendwie unterzubringen. Insgesamt umfasst die Textmenge der Noologie und der älteren Schriften ca. 15 Megabytes, also etwa 15 Bücher. Wer will heute noch so etwas lesen?
Die Noologie hat seit ihrer Erstfassung in den 1990er Jahren immer wieder neue Facetten hinzubekomen, im Sinne der permanenten selbst-reflexiven Veränderung, die ich noch erwähne. Dies ist auch in den verschiedenen Bänden nachzuvollziehen, die jeweils verschiedene Themenschwerpunkte haben. Es gibt drei wesentliche Teilbereiche oder Motive der Noologie:
1) Die philosophischen Denk-Struktur-Systeme der Noologie, Kapitel 1.
Hier gibt es philosophie-theoretische Erörterungen zur strukturellen Begründung und zur Abgrenzung der Noologie von der Philosophie und den positiven Wissenschaften. Das wesentliche Material in diesem Abschnitt ist eine Re-Formulierung von Noologie II: http://www.noologie.de/noo2.htm
2) Die Ethno- {Thymo- Eroto- Phobo-} Analyse, Kapitel 2 und 3:
Dies wird auch unter dem (veralteten) Begriff Ethno-Psycho-Analyse geführt. Das ist sozusagen der Nutzlast-Teil, oder auch die "Butter bei die Fische" der Noologie. Hier gehe ich in die "Dirty Details".
Allerdings, ich muss hier eine ernsthafte Warnung aussprechen: Da sind auch ziemlich knallharte "politically incorrecte" Sachen drin, die nichts für empfindliche (oder leicht beleidigte) Gemüter sind! Jedes Weiterlesen dort ist strikt auf eigene Verantwortung! Ich übernehme keine Haftung für: Entgleiste Selbstwert-, Nichtsnutzwert-, Moral-, Intoleranz-, und sonstwie Unpassend- Gefühle!
3) Appendix I:
Die Denk-Technologie, bzw. Wissens-Management: Dies ist am einfachsten in einem abgegrenzten Kapitel zu behandeln, und befindet sich jetzt im Appendix I. Das ist der mehr (denk‑) technisch orientierte Teil der Noologie, und behandelt wesentlich die Informatik- und Medien-Design- Aspekte. Ich bin nicht "nur" Philosoph, sondern auch Informatiker und Ingenieur, und manchmal muss man seinem "richtigen" Beruf doch die gehörige Ehre erweisen. Hier ist es die harte Realität, der ich die Ehre erweise.
4) Appendix II++:
Dann gibt es noch ein paar Randnotizen, die ich deshalb in die weiteren Appendices verbannt habe. Ich halte das hier für den Blog vor, und weil ich es für meine eigene geistige Buchführung brauche, um vielleicht später hier und dort noch etwas weiter nach- zu- denken.
A.D.: Es gibt halt nur mehr oder weniger be-seelte Schwach-Sinnige. Wer ein bisschen weiss, und Etwas ahnt, hält besser den Mund. Wer Nichts weiss und Viel Ahnt, der wird halt Prophet. So sind alle Hl. Schriften des Hl. Abrahamitis-Komplexes, halt so eben aus diesem Ungemach entstanden. Dank Haldol & Tavor ist das heute nicht mehr nötig.
Die Programmatik ist nicht mehr Einleitung, aber auch nicht Haupttext. Deshalb schwebt sie so irgendwo dazwischen im Limbo. In späteren Versionen werde ich sie schon anders eingeordnet haben, aber jetzt schwebt sie halt so. Wie eine Seifenblase. Vielen Dank an Peter Sloterdijk, "Blasen", S. 17.
Die Noo-Logie,
wie ich sie verstehe, bedeutet das selbst-reflexive Denken über das Denken,
aber auch Denken über die Existenz als Ganzes, das Sein.[6] Ich übernehme dies der Anweisung, die auf
dem Tor-Bogen[7] des Apollon- Tempels von Delphi stand: Gnothi
se auton.[8] Manchmal wird dies auch Reflexionstheorie
genannt. Siehe dazu Hegels Verweis darauf und seine Darstellung in der
Enzyklopädie (Hegel 1969, p. 311):
"Die Erkenntnis des Geistes ist die konkreteste, darum höchste und schwerste. Erkenne dich selbst, dies absolute Gebot hat... die Bedeutung der Erkenntnis des Wahrhaften des Menschen, wie des Wahrhaften an und für sich, - des Wesens selbst als Geistes."
...
Gotthard Günther beschreibt uns in GRDZ (31-32), [9] dass Hegel die Subjektive und die Objektive Selbst-Reflexion unterschieden hat, aber auf ungewöhnliche Weise:
"... und nennen konsequent das Äußerliche und das aufs Äußerliche gerichtete Moment des Denkens 'objektiv'. "Subjektiv" hingegen ist für uns immer das Innerliche selbst und außerdem diejenigen Momente des Denkens, die Innerliches meinen. Niemals aber, vor allen Dingen, gebrauchen wir den Begriff 'objektiv' im Sinne von "allgemeingültig", und "subjektiv" im Sinne von "nicht-allgemeingültig". Sprechen wir von subjektivistischem und objektivistischem Denken, so heißt das, dass das Denken einmal das, was es denkt, als Sinn, das zweite Mal aber als außer ihm Existierendes denkt. Jeder Denkinhalt kann somit sowohl subjektivistisch als auch objektivistisch gedacht werden. Um das an einem Beispiel zu erläutern:
Der Denkinhalt «Sein» bedeutet objektivistisch gedacht: Seiendes, das außerhalb des Denkens existiert. Subjektivistisch gedacht bedeutet aber derselbe Denkinhalt: Sinn des Seins.
Richtet sich aber das Denken auf etwas, was (seiner eigenen Meinung nach) außerhalb von ihm selber liegt, so nennen wir es objektivistisch.
Richtet sich das Denken aber auf den Sinn seiner eigenen Denkinhalte, so nennen wir es subjektivistisches Denken.
...
so haben wir alles Nötige vorausgeschickt und können an unsere Untersuchung selbst gehen, und den Ansatz zu einem neuen Begriff des Denkens, wie er der Logik Hegels zugrunde liegt, selbst analysieren. Die endgültige Frucht dieser Analyse soll sein: zu zeigen, dass die tiefste und universalste Theorie des Denkens, die in der Geschichte der abendländischen Logik zu finden ist, auf einer genialen Erweiterung des traditionellen logischen Formbegriffes des Denkens durch die Philosophie Hegels beruht."
In der Noologie ergibt sich ebenfalls eine Subjektive und eine Objektive Selbst-Reflexion. Die Subjektive Selbst-Reflexion aber verändert das Denken des Denkers fortdauernd und permanent.
...
Nietzsche: "Das
Wiederfinden dessen, was der Mensch in die Dinge gesteckt hat,
heißt sich Wissenschaft."
http://www.zitate-und-weisheiten.de/zitate-von-personen/nietzsche-zitate/
Diese Überschrift und ein grosser Teil des Systems der Noologie folgt den Denk-Spuren von Heidegger in seinem Spät-Werk "Was heisst Denken?" (WHD),[10] hier ist es sein spezieller Gebrauch des Wortes "heissen", den er dort er-örtert. Das "Heissen" be-inhaltet nämlich eine triadische sprachliche Vexier-Logik: [11] Denn es kann heissen:
1) Sich so & so Be-Nennen (lassen).
2) Etwas Ver-Heissen, im Sinne von Prophezeihen oder An- / Ver-Kündigen
3) Etwas Ge-Heissen, im Sinne von Befehlen (z.B. auf Geheiss vom Meister selber).
Das Wort Noologie wird im konventionellen philosophischen Sprachgebrauch recht selten gebraucht.[12] Ich verwende es aus genau diesem Grunde, weil es mir eine relativ grosse gestalterische Freiheit lässt, es so zu verwenden, wie ich es für relevant halte, ohne viele Diskussionen der Abgrenzung zu anderen, philosophisch schon stärker ab- ge- griffenen Termen zu führen (wie Sinn, Sein, Geist, Form, Inhalt, Wesen, Idee, Begriff, Denken, etc.). Ich folge hierin der Denk-Programmatik von Hegel (1986, p. 72-73, Einleitung):
"... der ernsthafte Eifer um Wahrheit und Wissenschaft ...
nämlich mit dem Vorsatze, in der Wissenschaft auf die Autorität sich den Gedanken anderer nicht zu ergeben, sondern alles selbst zu prüfen und nur der eigenen Überzeugung zu folgen, oder besser noch, alles selbst zu produzieren und nur die eigne Tat für das Wahre zu halten. "
Das Wort Noo-Logie bedeutet die selbst-reflexive Anwendung von Noos auf Logos. Ich habe aber eine ganz bestimmte Vor-Stellung von Logos, nämlich den Heraklitischen Logos, welcher ein ganz anderer ist, als der konventionelle akademische schul-philosophische Logos.[13] Man kann sagen, es ist ein dynamischer, feuriger, thymotischer Logos,[14] siehe weiter unten bei Heraklitos. Dem entgegen- (gegenüber-) gesetzt ist der westlich-philosophische Logos eher statisch. Da beide Terme (Noos/Nous & Logos) sich zwar ähnlich, aber nicht (ganz) gleich sind, (homoio-ousia, aber nicht homo-ousia, oder so etwas Un-Ähnliches) si(n/nnt/nnen)d.[15]
Die Wahl der Begriffe Noos und Logos basiert auf der Überlieferung der Schrift des Parmenides (Frag. VI), und der Interpretation, die Heidegger dazu gegeben hat. Hier die wichtigen Zitate:
Heidegger, WHD, 105:
"chrae to légein te noein t' eon emmenai.
Nötig ist zu sagen und zu denken, dass das Seiende ist."
Heidegger, WHD, 128: "Das Gefüge von légein und noeín ist der Grundzug des Denkens, das sich hier ins Wesen regt. Das Denken ist demnach kein Greifen, weder ein Zugriff auf das Vorliegende, noch ein Angriff dagegen... Das Denken ist kein Be-greifen. In der hohen Frühe seiner Wesens-entfaltung kennt das Denken noch nicht den Begriff."
Wenn man Noo-Logie in der selbst-referentiellen, rekursiven Programmier-Methodik interpretiert, kann man noos als rekursive Programm-Anweisung schreiben:
n00
Das bedeutet ungefähr: Doppelt inhalts-leere[16] Selbst-Reflexion / Selbst-Referenz von Noos auf sich selber, unter den Bedingungen des Logos.[17]
Das ist keine Primitiv-Rekursion, wie sie etwa entsteht, wenn man einen Fernseh-Monitor mit einer Kamera abfilmt und dann sofort das Phänomen des unendlichen Regress erhält.[18] / [19]. In der Informatik ist Rekursion ein gängiges Instrument der Programmier-Praxis, und bedeutet, dass eine Funktion sich selbst aufruft. Damit das auch funktioniert, muss der Programmierer eine Abbruch-Bedingung für die Rekursion definieren. Da auf einem Computer nichts unendlich ist, führt das ansonsten zu einem Programm-Crash.
In der Ideen- und Mythologie-Geschichte der Menschheit finden sich viele Analogien oder Metaphern von Geist und Licht, z.B. bei Platons Höhlengleichnis und Phaidros.[20] Viele Gottesvorstellungen der Antike bezogen sich auf das Licht: Der ägyptische Echnaton- Aton-Kult, die parsische Feuer-Religion, sowie die Mithras-Religion des "Sol Invictus". Besonders der abrahamitische Kulturkreis hat das "Göttliche des Lichts" zum Zentralthema gemacht. Dies wird auch unter dem Begriff Licht-Metaphysik behandelt. Siehe Otto von Simsons Licht-Metaphysik der Gotik.[21] Spengler hat die Licht-Analogie ebenfalls zu einem Hauptthema seines Systems gemacht.[22]
In Sloterdijk's "Sphären" finden sich ebenfalls ausführliche Diskussionen, etwa in "Globen": "Deus sive sphaera", Kap. 5.[23]
Ich nehme hier für die Noologie ebenfalls einige Anleihen bei Licht- und Augen-Metaphern. Die bio/technischen Erfordernisse zur Orientierung mit Hilfe von Licht erfordern bei allen Organismen eine prinzipiell ähnliche Ausstattung mit funktional äquivalenten Licht-durchlässigen, Licht-brechenden, und Licht-rezeptiven Organ-Teilen, die in allen Tier-Augen notwendigerweise vorhanden sein müssen.[24]
Die Entwicklung der Noologie folgt einem ähnlichen Phasen-Schema, wie sich in der Sichtweise der Biologie die Organe aus den Stammzellen bilden: Durch Differenzierung der Ur-Substanz, im spezifischen Fall durch Reflexion, bzw. Selbst-Brechung des Ur-Gedankens. Die Analogie von Licht-durchlässigen, Licht-brechenden, und Licht-rezeptiven Organ-Teilen lässt sich ohne weiteres auch auf die Brechungsformen des Geistes in der Entwicklung der Selbst-reflexiven Reflexion übertragen. Damit lässt sich analog auch die Genese des Geistes aus dem Geiste darstellen: Ersetzen wir das Wort "Licht" durch "Geist": Aus den Licht-durchlässigen, Licht-brechenden, und Licht-rezeptiven Komponenten wird dann das Ensemble von Geist-durchlässigen, Geist-brechenden, und Geist-rezeptiven Anteilen, des Geistes selber. Wenn {en archae / ex archaes} nichts da ist ausser Geist selber, muss er sich diese seine Komponenten aus sich selbst erschaffen. Das ist die Genese des Geistes in all {ihren/seinen} Erscheinungen. Hegel formuliert dieses Prinzip in immer neuen Variationen in der Phänomenologie, so in der Vorrede und dem Absatz über die offenbare Religion.
(Hegel 1986, p. 28-29, Vorrede):
"Dies An-und-für-sich-sein aber ist es erst für uns oder an sich, oder es ist die geistige Substanz. Es muß dies auch für sich selbst - muß das Wissen von dem Geistigen und das Wissen von sich als dem Geiste sein; das heißt, es muß sich als Gegenstand sein, aber ebenso unmittelbar als vermittelter, das heißt aufgehobener,[25] in sich reflektierter Gegenstand. Er ist für sich nur für uns, insofern sein geistiger Inhalt durch ihn selbst erzeugt ist; insofern er aber auch für sich selbst für sich ist, so ist dieses Selbsterzeugen, der reine Begriff, ihm zugleich das gegenständliche Element, worin er sein Dasein hat; und er ist auf diese Weise in seinem Dasein für sich selbst in sich reflektierter Gegenstand. - Der Geist, der sich so als Geist weiß, ist die Wissenschaft. Sie ist seine Wirklichkeit und das Reich, das er sich in seinem eigenen Elemente erbaut."
Ebenso in Hegel (1986, p. 552, die offenbare Religion):
"Denn der Geist ist das Wesen seiner selbst in seiner Entäusserung; das Wesen, das die Bewegung ist, in seinem Anderssein die Gleichheit mit sich selbst zu behalten. Dies aber ist die Substanz, insofern sie in ihrer Akzidentalität ebenso in sich reflektiert, nicht dagegen als gegen ein Unwesentliches und somit in einem Fremden sich Befindendes gleichgültig, sondern darin in sich, d.h. insofern sie Subjekt oder Selbst ist. - In dieser Religion ist deswegen das göttliche Wesen geoffenbart. Sein Offenbarsein besteht offenbar darin, dass gewusst wird, was es ist."
Getreu der oben zitierten Denk-Programmatik Hegels zitiere ich andere Philosophen lediglich, um strukturelle Ähnlichkeiten oder Analogien zu markieren. Wie ich weiter unten ausführe, ist das auch eine Thematik der Reflexion von Sich auf Andere (Gotthard Günther)[26]. Im Sinne einer Genealogie des Denkens soll das nicht auf eine Abstammung hinweisen, sondern auf eine Form-Ähnlichkeit, die sich aufgrund einer inneren Eigen-Dynamik und Eigen-Gesetzlichkeit (zwingend) ergibt. Bei einer Selbstbetrachtung des Denkens kommt man um gewisse strukturelle Ähnlichkeiten mit Hegel nicht herum, aber das sagt nichts aus über eine Verwandtschaft im Sinne von Abstammung.
Ich habe die Diamant-Metapher der Noologie aus zwei Gründen gewählt. Erstens, weil der Diamant das reinste und klarste Material des Universums ist. Zweitens, weil er das härteste ist. Hier interessieren uns vor allem seine aussergewöhnlichen optischen Eigenschaften:
Betrachten wir einen absolut klaren, lupenreinen, geschliffenen Diamanten, einen Brillianten. In seinen Tausenden von Facetten bricht und spiegelt sich das Licht in unzähligen unendlich bunten Reflexen. Das Phänomen dahinter ist die Reflexion / Refraktion und Interferenz des Lichts. Der Diamant selber ist völlig klar, durchsichtig, transparent, und völlig unbeeinflusst von dem ihn durchfliessenden Licht. Für den Diamanten ist das Licht Nichts, er ist völlig Licht-leer.
...
Neben seinen optischen Eigenschaften ist der Diamant das härteste Mineral des Universums,[27] aufgrund seiner perfekten Tetraeder-Kristallstruktur mit dreiecksförmigen Seiten. Dreiecke sind, wie wir aus der Geometrie wissen, un-ver-rückbare Figuren, und Tetraeder sind das un-ver-rückbare Pendant dazu: 3-D Körper.[28] Und damit ist der Diamant auch die Manifestation der Unvergänglichkeit. D.h. ein Diamant, der heute existiert, wird bis ans Ende des Universums weiter bestehen bleiben.[29] Im Alt-Griechischen heisst das: A-Tropos,[30] im Gegen-Satz zu En-Tropos, oder En-Tropie. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33741/1.html
Weitere Anmerkungen zu Diamanten, die etwas vom augenblicklichen Thema wegführen, befinden sich im Appendix IV: "Diamonds are forever".
Die Licht-Metapher lässt sich geeigneterweise mit dem Diamantweg der Noologie weiterführen. Der Diamant ist für das Licht Nichts, er ist völlige Leere. Die Diamant-Metapher ist hilfreich, sich vorzustellen, dass Gedankensysteme sich genauso brechen können wie Licht. Die Kunst der Diamantenschleifer ist es, die Schliffe so am Kristallgitter auszurichten, dass sie die höchst mögliche Kombinatorik von Brechungs-Komplexen erzeugt. Die völlige Leere ist das Thema der Shunyata-Philosophie des Nagarjuna und der Kenogrammatik (Keno-Grammatik) von Gotthard Günther. [31] Shunyata (skr.) und Keno(ma/s) (griech.) heissen beide: (völlige) Leere. Nun sind beide Philosophie-Systeme nicht einfach "Nichts" sondern Struktursysteme von Nichts. Gotthard Günther nennt sein System auch Reflexionstheorie, weil es sich um die Brechung des Bewusstseins in verschiedenen Ich- und Nicht-Ich Facetten handelt. Allso[32]: Gedankensysteme können sich umso besser und einfacher brechen, wenn sie sich in "Nichts" brechen können, in irgendwelchen schon vorhandenen Bedeutungen und Inhalten oder Lehrmeinungen und Dogmen.[33] (Denn dann Verbiegen sie sich eher, und so etwas nennt man Tropistik, Sophistik, Eel Wriggling, etc.). So ist die höchst mögliche Kombinatorik von Begriffs-Brechungs-Komplexen ebenso die Kunst der Begriffs-Systeme-Schleifer wie die der Diamanten- Schleifer.
A.D.: "Gut ge-schliffen, ist noch lange nicht be-griffen."
Nietzsche: "Ein Aphorismus, rechtschaffen geprägt und ausgegossen, ist damit, dass er abgelesen ist,
noch nicht "entziffert"..."[34]
Dies ist nun der Übungsweg der Noologie: Wie man einen Diamanten schleift. Der Diamant ist das härteste Material des Universums. Man kann ihn nur mit ebenso hartem Material bearbeiten, nämlich mit anderen Diamanten. Wenn man keine hochtourige Schleifscheibe und sonstige Apparaturen hat, ist das ein noch mühsamerer Weg als das oben genante Spiegelbild im Holz. Aber die Analogie ist sehr brauchbar. Die anderen Diamanten der Noologie sind die anderen Ur-Gebirge der Philosophie, an denen man sich beständig reiben, auf-reiben, und verschwenden muss, um seinen eigenen Stein zu polieren. Metaphorisch betrachtet, ist dieses ewige an- / aus- / mit- / zu- einand(er/a)- Reiben auch ein System der Reflexion von Sich auf Andere (Gotthard Günther). Denn nur in diesem Reiben entsteht dann die Reflexion, in deren Facetten sich die Denk-Blitze der Vorgänger-Generationen widerspiegeln.
Der Diamant-Weg der Noologie ist ein harter Übungsweg in dem Sinne, wie Peter Sloterdijk es in "Du musst Dein Leben ändern" (DMDL) beschrieben hat.[35] In diesem Zusammenhang interessant sind die spirituellen Übungssysteme der Menschheit, aber auch die vielen Wege der Virtuosität oder Meisterschaft, die alle Kulturen hervorgebracht haben (Richard Sennett)[36]. In den Traditionen des Ostens war es auch üblich, dass ein spiritueller Meister einen regulären Beruf ausübte, insbesondere bei den Sufis. Auch viele Zen- und Chan-Meister hatten einen Beruf. Eine Anekdote erzählt sogar von einem Chan-Meister, der Schlachter war. Das Zentral-Motiv dieser Herangehensweise war: Bewusstseinserweiterung durch konkrete Arbeit. In der Terminologie der Noologie gibt es dazu den Begriff LhWissen: Lebens- und Handlungspraktisches Wissen. Ohne konkrete Arbeit und immerwährendes Üben bleibt Bewusstseins-Erweiterung nur hohler Schall und Rauch. Eine besonders dafür bekannte Tradition ist der japanische Zen.[37] Und eine der effektivsten Methoden damals war: Man gab dem Schüler ein roh zugesägtes Holzbrett, und einen Lederlappen. Damit sollte er das Holzbrett so lange reiben und polieren, bis er sein eigenes Spiegelbild in dem Holz sehen konnte. Das brauchte ca. 7 bis 10 Jahre. Und damit hatte er dann sein Satori. Er brauchte keine Einweihung mehr in weitere esoterische Le(e/h)ren und Sutras. Alle Übungssysteme der Menschheit brauchen ca. 7 bis 10 Jahre bis zur Meisterschaft / Virtuosität. Kürzer geht es nicht.
...
Der Diamantweg der Noologie heisst deshalb auch:
"Es gibt Nur die Arbeit und Nichts als die Arbeit, und es gibt Nichts ausserhalb der Arbeit."[38]
Die Diamant-Metapher führt auch noch in tiefere mythologische Schichten. Wir berühren hier auch ein sehr ver-botenes[39] Gefilde der Super-Wunder-Waffen aller Zeiten.[40]
...
Ein selbst-referenzielles, geschlossenes, multi-hierarchisches Mini-Universum nach M.C. Escher
Dieses Bild von M.C. Escher hat es, sozusagen In Sich: (oder auch: An- und Für Sich):
1) Erstens ist es ein In Sich ver-doppelter bzw auf Sich Selbst gespiegelter Tetra-Eder,
also das Symbol des Diamanten.
2) Dann sind es zwei ineinander gespiegelte konjugierte Diamanten auf Einmal.
Wenn das einfache Tetraeder-Kristallgitter des Diamanten schon das härteste Material im Universum ist, um wieviel mal härter muss ein in-sich-gespiegeltes Tetraeder-Kristallgitter sein!
3) Auf den ersten Blick sieht es aus, als würde der eine Tetraeter die Natur symbolisieren,
und der andere Tetraeter die Technik.
Aber dahinter steht der Geist in seiner Interaktion / Inter-Ferenz / Inter-Relation / Inter-Re-Fraktion
des/ der gegenseitigen Durch-Dringung mit der Mater-ie, Mater-ia, oder Hylae, der sich hier mani- festiert. Aber diese Reflexion des Geistes in die Natur... ist keine so ganz unschuldige Reflexion, denn:[41]
A.D.: "Der Geist baut sich seine Festungen für die Ewigkeit, indem er der Natur ihre Substanz entreisst." [42]
Dazu Richard Wagner (Ring des Nibelungen): "Nicht ihn fürcht' ich mehr, fallen nun muss er mit allen,
Des Ewigen Macht, wer erbte sie? Ich und Du, wir erben die Welt."
Wir können das System der Wissenschaft von Hegel und das Gesamtwerk von Wagner in einen gemeinsamen Kontext setzen, wenn wir sie als gewaltige, in sich geschlossene, selbst-referenzielle Struktursysteme verstehen. Sie bilden quasi Mini-Universen für sich, das eine in Begrifflichkeiten, das andere in Tonalitäten und Mythologien. Sie schöpfen sozusagen aus sich selbst, sie sind auto-poiaetisch (Maturana). Zwar bedient sich Wagner hemmungslos bei allen verfügbaren nordischen Mythen (Odin, Wodan, Ode, Audae), aber in seinem System verschmelzen sie zu etwas sehr Eigenem. Was das ist, darüber streiten die Musik- und Kultur- Wissenschaftler heute noch genauso wie Nietzsche.[43] Wir wissen darüber noch nichts, aber vielleicht später mehr. Ich werde den Denk-Faden von Wagners mythologischer Epen-Dichtung wieder aufnehmen. Siehe das spätere Kapitel:
"Aus der Werkstatt der Ober-Mythologien-Menger".
Heute gibt es gute Beispiele für eine Neubelebung dieses Themas der Mini-Universen: in der Sci-Fi mit dem Film Matrix und in der Virtual Reality, etwa in dem WWW-Spiel Second Life. Ich habe 1993 in einem Konferenzbeitrag meine persönlichen Matrix-Erlebnisse mit meinen Leibniz-Projekt schon ausführlich geschildert. [44]
Hegel ist den Weg zu einem in sich geschlossenen, selbst-referenziellen Struktursystem wohl am weitesten gegangen. Z.b. vermeidet er es geradezu zwanghaft, auch nur den Namen eines einzigen seiner Philosophen-Vorgänger zu nennen, oder etwas zu zitieren. Er will damit klarmachen, dass seine Philosophie völlig eigenständig ist, und keiner externen Referenzen bedarf, geschweige denn, Autoritäten, auf die man sich berufen müsste. Seine Begrifflichkeit ist ebenso völlig selbst-referenziell, und daher kann man ihn nur lesen, wenn man den Eingeweihten-Schlüssel dafür besitzt.
Der Begriff "poiaetisch" leitet sich aus dem Altgriechischen "poiaesis" ab (auch poiésis geschrieben)[45]. Es hat einen wesentlich weiteren Bedeutungs-Horizont als das heutige Wort Poesie, und verbindet das kreative Schaffen der Denker mit dem der Dichter. Aber auch die Macht ist eines der Zentralthemen der poiaesis, die nicht nur schaffend, sondern notwendigerweise auch zerstörend der alten Monumentalismen ist.[46]
Zu Spengler habe ich in Noologie I schon einiges gesagt. Siehe die Google-Suche [47] und einige spezielle Stellen aus Noologie I.
http://www.noologie.de/noo05.htm#Heading274
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading46
Spenglers Werk (1980) ist wohl metaphorisch wie eine übrig gebliebene Bergspitze eines versunkenen denkerischen Kontinents (wie etwa Atlantis) zu begreifen.[48] Aber für die heutigen Menschen, und vor allem die heutige Wissenschaft, ist er absolut nicht mehr zu be-greifen. Deshalb kann man ihn heute auch nicht mehr verstehen, sondern höchstens Er-Ahnen, im Sinne von Ur-Ahnen. Nun ist das Ur-Ahnen wiederum eine sehr eigen-thymliche Methode der Noologie, die ich anderswo als Mytho-Logismus bezeichne. Insofern ist Spengler, durch die Vermittlung von Joseph Campbell, als ein Meister der vergessenen Kunst des Ur-Ahnens NICHT zu begreifen.
Spenglers Werk sollte heute nicht mehr als fehlgeschlagener Versuch einer Geschichtswissenschaft interpretiert werden, sondern als weit vorausschauender Entwurf einer poiaetischen Anthropologie. Sein Versuch, eine Wieder- Auf- Holung der Ganz Grossen Ge- Schichts- Geistes- Wissenschaft, war ebenso zum Scheitern verurteilt, wie alle ihre Vor-Gänger[49] (Von Giambattista Vico[50] bis zu Hegel[51]) und ihre Nach-Gänger, und Spät-Gänger, bis heute zu Fukuyama.[52] Allerdings: Man kann sagen, die heutige Geistes- / Geschichts- / Wissen- / Schaft erinnert sich bei Spengler nur an die Themen, wo er irrte, aber seine tieferen Einsichten wurden geflissentlich ignoriert. Genauer: vielleicht 80% von dem was er schrieb, war Schrott, aber die anderen 20% waren reines "poiaetisches" Gold.
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Ein grosses Hindernis für das Verständnis von Spenglers Werk ist seine eigen-tümliche Begrifflichkeit. Worte wie Rasse, Blut, Zucht, Faustisch, und "Wille zum Leben" passen nicht mehr in die heutigen Denkschemata. Mit ein bisschen zeitgenössischer Übersetzung, wäre etwa Spenglers Diktum: "Mangel an Blut" heute nach Sloterdijk Z&Z, auch als Mangel an Thymos zu bezeichnen. Den von Spengler oft gebrauchten Begriff der Rasse darf heute in Deutschland, wegen der Political Correctness, niemand mehr nennen oder verwenden. Spenglers Rasse hatte aber nur sehr bedingt mit Genetik zu tun, sondern vor allem mit Zucht,[53] insbesondere wie bei Züchtigung. (S.a. bei Bernhard Bueb, mit besonderem Lob: Lob der Disziplin)[54]. Ein gutes Beispiel für weitere Missverständnisse in diesem Bereich hat gerade neulich Sarrazin geliefert. In Japan taucht diese Art von Zucht in der Kata-Tradition auf.[55] Bei Sloterdijk DMDL findet sich diese Art von Zucht auch unter dem Begriff: Übungsweg.
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Gotthard Günther bezeichnet sein Projekt als direktes Weiterdenken von Hegels System. Und so muss die Noologie sich auch damit auseinandersetzen. Ähnlich wie bei Hegels System ist die Begrifflichkeit der Noologie völlig selbst-referenziell. Sie geht noch einen (sehr grossen) Schritt weiter, um zu vermeiden, was bei Hegel sehr verlockend, aber sehr Fallen-trächtig ist: Dass man seine Begriffe so versteht, wie sie im Duden stehen, und nicht, wie er sie intendiert (aber nirgendwo definiert) hat. Eine ausführliche Diskussion dazu ist bei Gotthard Günther: GRDZ.
Die Begrifflichkeit der Noologie wurde deshalb in ihren entscheidenden Termen vom Deutschen ausgekoppelt, und ins Altgriechische verlegt, und zwar Version n0.0 := noo (en archae, ex archaes, pro t' eonta).[56] Die Terminologie der Noologie beruht auf den Semantik-Rhizomen des Altgriechischen zwischen Homer, Hesiodos, Anaximandros und Heraklitos. Natürlich habe ich hier und da noch einige kreative Einbauten vorgenommen, und auch Über-Querungen[57] in andere Alt-Arische Sprachen gemacht. Und deshalb würde ich das Prinzip eher Noo-Griechisch nennen, und nicht Altgriechisch, damit ich den Philologen & Etymologen & Graecisten nicht allzusehr in die Quere komme.
Soweit deutsche Terme verwendet werden, werden die Worte oft mit einem Binde-/ Trenn- Strich auseinander-gehalten, wie etwa bei dem Schlüsselbegriff der Vor-Stellung, den ich von Schopenhauer entlehnt habe. Die Methodik ist ungefähr mit Husserls epoché zu vergleichen, einem Innehalten der ansonsten völlig automatischen Denkbewegung, zur weiteren Reflexion. Dieses Auseinder-Halten von Worten erzeugt im kognitiven System ein Spannungsfeld, und Spannungsfelder sind eine der grundlegendsten Methoden der Noologie.[58]
Die bekanntesten Spannungsfelder sind die physikalischen Elektro- und Magnetfelder, und in der Architektur[59] spricht man geläufig von Material-Spannungen unter Druck und Zug, und ihrer optimalen Verteilung. Das berühmteste Beispiel für menschheitsgeschichtlich epochale Neuerungen auf diesem Gebiet ist der Kathedralenbau. Buckminster Fuller hat in diesem Zusammenhang den Begriff Tensegrity geprägt. Eines der markantesten zeitgenössischen Beispiele für das architektonische Spiel mit den Spannungsfeldern von Material und Schwerkraft ist das Zeltdach des Münchener Olympiastations, das von Frei Otto entworfen wurde. Philosophisch führt sich das Konzept auf die Dissertation von Oswald Spengler über Heraklit zurück.[60]
Für die Phono-Semantische Logik der Noologie muss ich auf die entsprechenden
Kapitel der Noologie verweisen, weil sie zu schwer in das vorliegende
Kontext-System einzupassen ist. Eine wesentliche Zusammenfassung ist hier:
http://www.noologie.de/noo204.htm#Heading65
http://www.noologie.de/noo204.htm#Heading66
Es betrifft die o.g. Semantik-Rhizome des Altgriechischen, aber auch die kaum von irgendeiner Etymologie je er-gründe(l/)ten[61] Über-Kreuzungen mit den Semantik-Rhizomen der alt-nordischen und alt-iranischen sowie alt-indischen / vedischen Sprachen, die ja alle zu der sog. Arischen Sprach-Familie gehören. Da auch heute, im Jahre 65 n.H. (nach Hitler) der Term Arische Sprach-Familie politically incorrect und mega-Out ist, konnte dazu auch nicht mehr viel Vernünftiges produziert worden sein. Einer, der davon noch etwas mehr wusste, war ein gewisser Herr Dr. Otto Günther von Wesendonck der sich auch als Politiker im (oder gegen das) Great Game der Briten in Indien beteiligt hatte.[62] Wesendonk war 1918 am Generalkonsulat des Deutschen Reichs in Tiflis akkreditiert. (Wikipedia). Hier weitere Verweise auf die entsprechenden Kapitel der Noologie zur Phono-Semantischen Logik: [63]
Das Warum der speziellen Terminologie der Noologie ist im Nachhinein schwer zu begründen, denn es waren viele Jahre des Umgangs mit dem System nötig, um selber eine Vor-Stellung zu bekommen, mit was ich hier hantiere. Um es einfach zu sagen: Ich habe damit mein eigenes Denksystem umprogrammiert. Und zwar habe ich Heideggers Anweisungen befolgt, die er in "Was heisst Denken" (WHD) mehr oder weniger implizit dargestellt hat. Dort legt er dar, dass wir heute nicht mehr Denken, und wenn wir das Denken wieder lernen wollen, müssen wir zurück jen(s/z)eits der Ur-Sprünge gehen. Ich habe mich bemüht, nach Heideggers Programmatik, eine andere, vielleicht ältere, oder auch neuere Art des Denkens zu erlernen, eben in den og. Noo-Griechischen Semantik-Rhizomen. [64]
ex archaes, hoti proton genet auton,
eirousai ta t' eonta ta t' essomena pro t' eonta
Hesiodos [65]
Es geht mir also vor allem um Heideggers Denkmethode, um die Programmatik. Ich habe damit die Noologie wahrscheinlich noch viel stärker aus den gängigen Kontext-Systemen ausgekoppelt, als Hegel sein System. Das hat den entscheidenden Nachteil, dass fast kein Mensch in der Lage ist, zu verstehen, was ich schreibe. Aber dasselbe gilt für Hegel, und der hat nur deutsche Terminologie verwendet. Und es gibt einige zwingende Notwendigkeiten für eine eigene Terminologie. Jeder bekannte Begriff ist schon mit Bedeutungen beladen. Philosophische Begriffe sind berüchtigt dafür, dass jede Denkschule sie in anderer Bedeutung verwendet. Wenn man ein System von Leerstellen-Strukturen schaffen möchte, sind unbekannte Begriffe ideal. Man kann sich NICHTS darunter vor-stellen, und damit auch nicht Miss-Ver-Stehen.
Ich kann es grob vereinfachend sagen: Die Noologie borgt sich
von Gotthard Günther die (keno-grammatische) Form,
von Spengler einige Inspirationen,
von Hegel gewisse Struktur-Prinzipien,
von Talmud und Whitehead das Prinzip der rekursiven Fussnoten,
von Heidegger die Methode,
und von Nietzsche die Inhalte. (Und, man kann auch sagen: den Thymos).[66]
Das Triske(l)lion,[67] Keltisches Ursymbol, auch aus Korea (Sam-Taeguk) und im Shinto-Kult Japans
Hiermit komme ich zu einem weiteren Kernthema der Noologie: Die Triadik.[68] Ich fasse hier kurz einige Überlegungen zusammen, die vor allem in Noologie II ausgearbeitet wurden. Diese umfassen die Kapitel: "1.2. Was bedeutet Noologie?"
http://www.noologie.de/noo202.htm#Heading10
bis Kapitel: "1.3. Die Semantischen Felder der Noologie"
http://www.noologie.de/noo202.htm#Heading16
Das folgende ist eine Art Abstract zu diesen Überlegungen. Zur Einleitung zitiere ich einmal wieder Hegel, der das alles schon irgendwie einmal gesagt hat, aber leider so, dass es heute keiner mehr versteht:
Hegel (1986, p. 36): "Die Tätigkeit des Scheidens ist die Kraft und Arbeit des Verstandes, der verwundersamsten und größten, oder vielmehr der absoluten Macht...
Der Tod, wenn wir jene Unwirklichkeit so nennen wollen, ist das Furchtbarste, und das Tote festzuhalten das, was die größte Kraft erfordert...
Aber nicht das Leben, das sich vor dem Tode scheut und von der Verwüstung rein bewahrt, sondern das ihn erträgt und in ihm sich erhält, ist das Leben des Geistes. Er gewinnt seine Wahrheit nur, indem er in der absoluten Zerrissenheit sich selbst findet. Diese Macht ist er nicht als das Positive, welches von dem Negativen wegsieht...
sondern er ist diese Macht nur, indem er dem Negativen ins Angesicht schaut, bei ihm verweilt. Dieses Verweilen ist die Zauberkraft, die es in das Sein umkehrt."
Es gibt eine einfache logische Begründung für die Triadik: Die Ökonomie der Ordnungsprinzipien. Philosophisch findet man in diesem Zusammenhang auch die Kategorien. Aber hier soll das ohne philosophische Rückgriffe dargestellt werden. Die allgemeinsten Ordnungsprinzipien sind die, nach denen die Menschen den Kosmos ihrer Erfahrungen und ihres Wissens an- und ein-ordnen. Der allgemeinste Grundsatz von Ordnungsprinzipien ist wiederum die Unterscheidungsmöglichkeit. Wenn man nichts unterscheiden kann, kann man auch nichts einordnen. Deshalb sind mystische Konzepte wie die All-Einheit (etwa Gottes) als Ordnungsprinzip unbrauchbar. Wenn Alles Eins ist, kann man eben Nichts einordnen.[69] Das bekannteste Ordnungsprinzip basiert auf der Zweier-Unterscheidung: Der Dualismus. Der Dualismus ist auch als das Binär-Prinzip der Informations-Theorie bekannt. Ebenfalls ist die Aristotelische Logik auf dieses Ordnungsprinzip aufgebaut. Dies ist die Grundlegende Unterscheidung von A und Nicht-A. Wenn irgendetwas A ist, ist alles andere Nicht-A. Auf dieses Unterscheiden bezieht sich Hegel in dem obigen Zitat. Das Unterscheiden ist die Kraft der Negativität.
Eigentlich könnte man es auch dabei belassen, aber von vielen Seiten ist der Einwand erhoben worden, dass der Dualismus noch nicht das Ende vom Lied ist. Im folgenden sollen einige dieser Argumente vorgestellt werden. Die Ökonomie der Ordnungsprinzipien besteht nämlich nicht allein darin, dass man (möglichst einfach) Unterscheidungen machen kann, sondern auch, welche Möglichkeiten der Differenzierung und Abstufung, also der Fein-Unterscheidung es gibt. Hier ist der Dualismus weniger vorteilhaft. Wenn wir in die Welt schauen, können wir nämlich nicht viele Dinge feststellen, die sich einfach dual unterscheiden lassen. Meistens braucht man für die Unterscheidung willkürlich gesetzte Grenz-Bedingungen, und so lassen sich duale Unterscheidungen am besten in einem Labor machen. Nehmen wir als Beispiel Hell und Dunkel oder Licht und Nicht-Licht. Es gibt in der realen Welt nur mehr oder weniger Hell, also mehr oder weniger Licht, und auch die labormässige Dunkelheit ist nicht absolut, sondern ist durchzogen von einem Quantenrauschen. Auch die Welt der Dinge in der Natur ist nicht leicht dual zu unterscheiden. Es ist nur mit kartographischen Grenz-Ziehungen möglich, zu sagen, wo ein Berg beginnt. Auch bei Flüssen kann man nur sagen, dass ein Fluss jetzt gerade hier fliesst, aber in ein paar Jahren wird er vielleicht woanders fliessen, wenn er nicht gerade eingedeicht ist. Am einfachsten ist die dualistische Unterscheidung bei Dingen, die der menschlichen Produktion entstammen, die also der Natur entrissen worden sind.
Unter-Scheidungen werden vor allem dann ein kritischer Faktor, wenn es um Ent-Scheidungen geht. Hier geht es um (Leitsysteme für) Handlungen, philosophisch gesprochen also um Ethik. Man kann zwischen der "Ja" und "Nein" Unterscheidung einen dritten logischen Pol einführen, der Ambiguität ausdrückt: Also das "Vielleicht". Dies ist zweckmässig, wenn man sich eine Entscheidung für später aufheben will, etwa weil man gerade keine Zeit hat, eine Sache bis zum Ende zu klären. Allerdings wäre das nur eine Art "fauler" Logik, und wirklich fruchtbar wird ein dritter logischer Pol erst dann, wenn etwas völlig neues, unvorhergesehenes entsteht. Dies können wir sehr gut anhand des Noologie-Terms des Wir demonstrieren, der kategorisch ausserhalb von der einfachen Reflexion von Subjekt auf Objekt steht. Dies wird in Noologie II weiter ausgeführt:
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading33
Die Diskussionen im folgenden Kapitel werden das ebenfalls weiter bearbeiten. Man kann nach der Aristotelischen Logik die Dichotomie von "Ich" und "Nicht-Ich" auf zweierlei Weise darstellen. Das Symbol: <-> bedeutet hier: Unterschieden, Gegensätzlich.
1) Ich (SUB) <-> Nicht-Ich (OBJ)
versus:
2)
Ich (SUB) <-> Nicht-Ich (DU)
Als grundsätzlich Neues tritt dann eine Reflexion mit dem Charakter "Wir" auf:
3)
Ich (SUB) >-< Nicht-Ich (WIR)
Das Symbol: >-< bezeichnet nicht den Gegensatz, sondern die Inclusion, also die Gemeinsamkeit.
Um diesen logischen Fall dreht sich praktisch die gesamte philosophische Diskussion von Wesens-Gemeinschaften und Zwangs-Gemeinschaften, In-Groups und Out-Groups, und letztendlich: Die Liebe. Heidegger hat mit seinem Konzept des "Man" den zwanghaften Charakter des "Wir" verdeutlicht, und der Spruch: "Die Hölle, das sind die anderen"[70] markiert diesen zwanghaften Aspekt ebenfalls sehr pointiert.
Die Noologie baut ihre triadische Konzeption wesentlich auf die Philosophie von Gotthard Günther auf. Es war Gotthard Günthers wesentliches Anliegen, eine mehrwertige Logik mit mindestens drei Polen zu schaffen. Er verstand sein Unterfangen hauptsächlich mathematisch und formal-logisch. Hier ein paar Reflexionen von mir (nach Gotthard Günther) zur Triadik.[71] Dazu folgendes Zitat aus Noologie II:
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading26
A.G.: "Noologie ist das Weiterdenken gewisser logischer Grundlagen des Christentums mit anderen Mitteln.
In gewisser Weise kann ich mich in diesem Vorgehen auf den grossen Kirchenvater,[72] den Hl. Augustinus berufen, den ich dafür gerne noch einmal zitiere:
Die Wirklichkeit selbst nämlich, die man heute als christliche Religion bezeichnet, bestand auch schon bei den Alten, ja, sie fehlte niemals seit Beginn der Menschheit, bis dass Christus im Fleische kam; seither begann man lediglich, die wahre Religion, die schon immer bestand, die christliche zu nennen.
Ich gehe nun noch einen Schritt weiter und behaupte:
Das Christentum hat mit der Hl. Dreifaltigkeit menschheitsgeschichtlich das spirituelle Ur-Ahnen um einen grossen Denkschritt hin zu einer Logik der Spiritualität / Mystik weitergeführt, indem es dem Göttlichen eine triadische Struktur gab.
Was kann dies, das spirituelle Ur-Ahnen, und die triadische Struktur des Göttlichen, bedeuten?"
Der wichtigste Eck- und Fundament-Stein der Noologie ist ihre Triadische Ontologie. Im Folgenden soll dieses Modell als die Die SUB-OBJ-SEM Triade bezeichnet werden. Die SUB-OBJ-SEM Triade wird insbesondere in Unterscheidung zu Eco hier eingeführt, der von der Triadik nicht viel hält. (Siehe Eco, p. 77). Warum ich in der Noologie die Triadik trotzdem für wichtig halte, wird noch weiter zu diskutieren sein. In Noologie I habe ich dies so eingeführt: [73]
"Ich führe hier auch einen neuen Typ des Spannungsfelds ein: das tripolare Spannungsfeld. Dies sind in dem Diagramm die ontologischen Welten von SUB, OBJ, und SEM, die in gegenseitiger Komm-Union stehen, die sich nach dieser Darstellung nicht in eine einzige Hierarchie zwingen lassen."
In nicht ganz un-sinniger Weise habe ich in dem Diagramm die Symbolismen von Gotthard Günther's Kenogrammatik über-nommen. Dass sich der ontologische Bereich SEM wie ein Keil zwischen SUB und OBJ schiebt, ist auch nicht ganz un-bedacht, denn das tut er auch im wirklichen Leben.
Das (SUB <-> OBJ <-> SEM) - Modell formuliert eine Triadische Ontologie, in der die Elemente in gegenseitiger Inter-Dependenz bzw. gegenseitiger Komm-Union stehen. Es sind drei verschiedene Modalitäten oder Qualitäten von Sein im Sinne der Ontologie, die hier auf-scheinen.
Der folgende Abschnitt ist eine Diskussion, die auf Whiteheads "Process and Reality" basiert:
Es soll hier in Abgrenzung zum ontologischen Materialialismus der Physik auch gleich festgestellt werden, dass die SUB-OBJ-SEM Triade über- /ausser-zeitlich, und über-evolutionär ist. D.h. Es ist (nach der Noologie) NICHT so, dass irgendwann einmal im Urknall nur die Welt OBJ existiert hatte, und dann irgendwann im Laufe der Evolution durch Emergenz die Welt SUB mit den empfindenden Lebewesen hinzugekommen ist, und dann soll irgendwann der Bereich SEM hinzugekommen sein, ebenfalls durch Emergenz, die irgendwie da oben drauf gepfropft worden wäre. Denn das ist ganz & gar die Sicht des ontologischen Materialialismus, und dann hätte die obige Darstellung überhaupt keinen logischen Sinn. Alle drei Bereiche SUB-OBJ-SEM existieren über- /ausser-zeitlich, und so kann man mit Whitehead (Process and Reality) sogar den primitivsten Materie-Konfigurationen so etwas wie ein Primitiv-Äquivalent von feeling und prehension zubilligen, was Whitehead in diesem Werk ja auch genauer ausarbeitet. Je höher und komplexer die OBJ-Strukturen werden, desto reicher und viel-faltiger werden auch die Bereiche SUB und SEM. So gesehen, sind Begriffe wie Gefühle einfache Anthropomorphismen oder Parochialismen, die stillschweigend davon ausgehen, dass niedere Lebewesen nur rudimentäre Empfindungen (aber keine Gefühle) haben, und Steine bestimmt gar nichts davon. Aber es bedeutet nur, dass es eine Begriffsklasse geben muss (also noch erfunden werden muss), um die Prehension-Analoga der niederen Materie vernünftig zu benennen, ganz im Sinne der weiter unten ausgeführten Struktur-Theorie der SEMiosphäre, insb. Eco's kognitive Semantik. Die Biosemiotik hat inzwischen eine grosse Zahl von Arbeiten hervorgebracht, dass die Prozesse auf der bio-molekularen Ebene, etwa im Immunsystem, sehr wohl unter dem Oberbegriff "Zeichensysteme" behandelt werden können, also einen hohen SEMiosphäre-Anteil haben. (Wenn man das so interpretieren will. Ein physikalischer Chemiker würde ganz bestimmt nicht auf diese Idee kommen). Aber man kann sagen: Es gibt (nach semiotischer Definition) Be-Deutung ohne Intentionalität.
In den folgenden Abschnitten sollen vor allem die epistemologischen Aspekte der SUB-OBJ-SEM Triade behandelt werden. Aber um Schopenhauers Gesamt-Konzept von "Wille und Vorstelllung" hier einzuflechten, sind auch die Aspekte des Willens wesentlich zu markieren. Das Problem mit dem Begriff "der Wille" ist, dass er zu anthropomorphisch ist, um Schopenhauers Intention gerecht zu werden.[74] Ich habe deshalb allgemeiner den Oberbegriff Impulsität geprägt, der sich für die gesamte SUB-OBJ-SEM Triade verwenden lässt.
Impulsität im Bereich SUB:
Hier ordnen wir folgende Aspekte der Impulsität zu:
Thymos, Eros, Appetenz, Orgae, Trieb- und Treib-Kräfte.
Impulsität im Bereich OBJ:
Das ist der problematischste, weil laut Physik alles dort den Gesetzen der Kausalität folgt, und von Wille nicht zu reden ist. Deshalb ist Schopenhauers Argumentation in diesem Bereich auch die schwierigste. Ich muss deshalb einen Kunstgriff machen, indem ich wieder ein paar spekulative Begriffe einführe, die in der Physik ganz&gar verboten sind. Diese Begriffe sind:
En-Erg(e/a)ia
(auch En-Archaea), En-Tropia, und En-Morphaea.
Ich werde das später noch genauer diskutieren, es genügt hier zu sagen, dass alle diese Begriffe ungeführ das genaue Gegenteil von dem bedeuten, als was in der Physik mit Energie und Entropie bezeichnet wird. In der Physik laufen eben seit dem Urknall alle Prozesse als Kausalfolgen ab, aber das Konzept des Urknalls ist eben nur ein dünn verkleideter Deus Ex Machina, den Hubble von dem katholischen Priester-Philosophen Georges Lemaître übernommen hatte.
Siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Big_Bang
Impulsität im Bereich SEM:
Hier muss man den Begriff Intention ein wenig sezieren. Wohl auch im Unterschied zum verbreiteten philosophischen Sprachgebrauch. In-Tendere heisst ganz wörtlich: Spannung in sich halten. Die Spannung ist natürlich erstmal ein Phänomen aus dem Bereich SUB. Aber Vermittels der Vor-Stellung ist es hier möglich, verschiedene Spannungs- ableitende oder -kompensierende Zustände zu imaginieren. Wille hängt entscheidend von der Vorstellung von Zukunft ab. Denn wenn man sich keine Vorstellung von Zukunft machen kann, dann kann man nichts planen, oder wollen. Man kann höchstens unzufrieden sein mit dem Status Quo.[75] Sloterdijk hat in Z&Z in dem ganzen Buch ausführlich die Funktion der Rache als entscheidender Faktor der Zukunfts-fähigkeit und des Gedächtnis, sowie dem Archiv, ausgearbeitet.
In einem gewissen Zusammenhang mit dem Willen steht die Wirk-Mächtikeit. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der verschiedenen Modalitäten oder Qualitäten von Sein ist, wie Wirk-Mächtig sie sind. D.h. auf welche Weise etwas Wirk-lich be-wirk-end ist. Es handelt daher nicht um Sein (Ontologie), sondern um Wirken (Praxis). Das Wirk-lich bezeichnet Potentialitäten von Wirken, oder Ein- und Aus-Wirkungen. Das ist etwas anderes, als was man umgangssprachlich mit Wirklichkeit bezeichnet. Für die Physik gilt natürlich das bekannte Gefüge von Energie und Kausalität, aber bei SUB und SEM sieht das noch ganz anders, und vor allem ungeklärt aus. Und man muss sich dann auch gleich mit der Wahr-heit beschäftigen. Aber Eins nach dem Anderen.
Das Konzept der SEMiosphäre wurde in "Design und Zeit" (1999) eingeführt. Siehe:
http://www.noologie.de/desn16.htm#Heading59
Eine etwas allgemeiner gefasste Diskussion von Sphären[76] erfolgte ebenfalls 1999 in einem Isko-Beitrag: http://www.noologie.de/isko01.htm#Heading6
Ich will jetzt die Verbindungen der Semiotischen Theorie der Noologie mit den Arbeiten von Umberto Eco behandeln. Ich beziehe mich wesentlich auf:
"Kant und das Schnabeltier" Eco 2000. Umberto Eco
Eco liefert eine sehr brauchbare Struktur-Theorie der SEMiosphäre, ohne das Wort SEMiosphäre auch nur einmal zu verwenden. (Das kann ich aber leider, wegen fehlendem Index, nicht verifizieren). Zwar ist es Eco ganz gewiss nicht entgangen, dass einige Semiotiker (Lotman und andere Nicht-Semiotiker wie Vernadski) den Begriff SEMiosphäre verwenden, denn Eco hat eine enzyklopädische Kenntnis des Wissens der Menschheit, wie kaum einer nach Leibniz. Aber die SEMiosphäre scheint ihn nicht zu interessieren. Ich habe bisher nicht einmal eine Diskussion bei ihm gefunden, warum das für ihn irrelevant ist. Ich vermute, es liegt daran, dass er persönlich ein monistisches ontologisches Welt-Modell hat, wie die meisten Wissenschaftler heute. Aber man kann ihn ganz einfach widerlegen, wenn man sein monistisches epistemologisches Welt-Modell aus Kapitel 1.8 genauer liest. Dort bespricht er zwar den Dualismus, den er einführt, in dem er einen Welt-Erkennungs-Computer als Gedanken-Modell konstruiert, und er behauptet, dass das prinzipiell auch Nicht-Dual gedacht werden kann, denn nach Eco kann der Welt-Erkennungs-Computer auch ein Bestandteil der Welt sein, die er da zu erkennen versucht.
...
SUB ist die subjektive Welt der (nicht nur) menschlichen Empfindungen. Whitehead hat seine Welt von "Process and Reality" im wesentlichen auf diesen Eck- und Angelpunkt aufgesetzt. Die Prehensions, wie er es nennt (p. 22-23).
Apart from the experiences of subjects, there
ist nothing, nothing, nothing, bare nothingness. (p. 194)
The primitive form of physical experience is emotional - blind emotion - received as felt elsewhere in another occasion ... (p. 188)
Es ist unmittelbar intuitiv erfahrbar, dass Ich Bin, im Sinne von Sein. Dazu braucht man nicht einmal zu Denken (Descartes: cogito ergo sum), sondern man braucht sich nur Selbst zu Er-leben, also sich Selbst zu Fühlen. Das war die Zentralthese von Whitehead. Empfinden können alle empfindenden Lebewesen, nach der Lehre des Buddha. Dass man hierbei Descartes überhaupt nicht braucht, sagt Eco auf p. 29: "die res cogitans" gibt es schon bei Avicenna. Weiter zitiert Eco (p. 29):
Dann lädt er [Avicenna] uns zu einem Experiment ein, das vermuten lässt, dass er Erfahrungen mit irgendeiner orientalischen Droge gemacht haben muss: Angenommen, einer von uns sei auf einen Schlag und vollkommen geschaffen worden... Er ist so erschaffen worden, dass er in der Luft schwebt oder sogar im leeren Raum, so dass er auch keinen Widerstand der Luft verspüren kann. Obwohl er weder [irgendetwas von seinem Körper], noch ein Herz, noch ein Gehirn, noch irgendein anderes äusseres Ding spürt, würde er behaupten zu existieren... [77]
Eco, p. 30: Das Sein ist id quod primum intellectus
concipit quasi notissimum...
so ungefähr: es ist dies was zuallererst der Intellect erfasst als das quasi Bekannteste (von notus, notitia), nach Thomas Aquinas.
Die Begriffe, die bei SUB stehen, kann man abstrakter als die Im-Pressionen bezeichnen. Als verbindenden Oberbegriff könnte man formulieren, dass SUB alles das an Empfindungen enthält, was als SUBjekt in sich und für sich empfindet. Die Begriffe: Soul, Feelings, Experiences, sind nur beispielhaft genannt. Besonders der Begriff "Soul" ist sehr irreführend, weil es sich hier gerade nicht um so etwas wie die unsterbliche Seele handelt, sondern die anima, die allen animalia, also empfindenden Wesen gegeben ist. Emotionen sind ein etwas schwieriger zu behandelnder Begriff, deshalb lasse ich das hier erstmal aus. Denn der Wortsinn sagt es schon: E-Motionen sind (Tendenzen von) Bewegungen von innen nach Aussen. Liebe (&Hass) ist z.b. da nicht drin, weil Liebe (&Hass) sich auf äussere Objekte lieben, ausser in dem pathologischen Spezialfall von Narzissmus. Dann taucht hier auch noch etwas unpassend der Begriff der Er-Innerung auf. Aber alle animalia verfügen über irgendeine Art von Er-Innerung.
OBJ ist die OBJektive Welt der Natur-Wissenschaftlich erfassbaren Dinge, Objekte, und Tatsachen, bzw. wie es Wittgenstein nennen würde: Die Welt ist alles Was der Fall ist. Natürlich ist unser materieller Körper ein Teil der Welt OBJ, und kann dort mit allen anderen OBJ-Teilen inter-agrieren, nach den Gesetzen der Physik. Allerdings ist die Welt OBJ aus- und auf- gefüllt von den Dingen an Sich, wie Kant es formuliert hatte. D.h. ihr innerstes Sein wird uns nie erfahrbar sein. Dies ist, wie ich oben geschrieben habe, wegen der anderen Qualität des Seins, die logisch un-überbrückbar zwischen der Qualität von SUB und OBJ ent-gegen-steht. Die einzige Verbindung von OBJ zu SUB geschieht über diese mysteriöse Gedanken-Quanten-Verschränkung, die ich schon erwähnt habe. Was das ist, und wie sie funktioniert, ist im Augenblick egal. Es genügt zu wissen, dass sie funktioniert: Man stosse sich einmal heftig mit dem Fuss gegen einen Stein, dann wird man es schon empirisch wissen. Allerdings, Ich weiss selber SUBjektiv nur etwas von dem Schmerz, der mit dem Fuss gegen einen Stein, verbunden ist, und da wirst Du Mir sicher bei-pflichten, der Stein OBJ weiss davon garnix. Wer dazu eine philosophische Begründung vom Meister selber braucht, findet es bei Eco, 125-126.
SEM ist der Knackpunkt. In der Alltagssprache nennen wir SEM auch: Die SEMiosphäre, das Zwischenmenschliche, das Wir. Es ist zwar möglich, den Bereich SEM in zwei Hälften aufzuspalten, aber das ist m.E. nicht nötig. In der Ethnologie spricht man zwar auch von unterschiedlichen Sichtweisen: "emisch" (Innen) und "etisch" (Aussen).[78] Allerdings haben SEM-Systeme kein Selbst- oder Ich-Bewusst-Sein wie höhere Organismen, und so kann das nur metaphorisch gelten. Es gibt (im ontologischen Sinne von Sein) halt eben keinen Geist an Sich, wie es Hegel konstruiert hat. Der Geist hätte notwendigerweise ein Selbst-Bewusstsein, aber das hat SEM nicht. SEM manifestiert sich nur in den Einzel-Bewusst-Heiten (die eben auch gerade NICHT Sein sind, im ontologischen Sinne von Sein).
Wenn nun jemand sagen würde: Es ist doch selbst-evident, dass die Welt OBJ die wirk-lichere und damit auch wahrere ist, als dieses Niflheim[79] SEM-Gebilde. Dem kann ich einfach antworten: Lese doch mal die anthropologische Literatur zu dem Ehr-Begriff bei allen Kulturen, und dann wirst Du feststellen, dass Worte ebenso hart treffen und verletzen können, wie Pistolen-Kugeln und Messer. Ich behandele das im Folgenden auch unter dem Aspekt der Wirk-Mächtigkeit der Seienden der SEMiosphäre.
Die Seienden der Semiosphäre sind halt auch Wirk-Mächtig: Kali, die Göttin der Rache
Damit diese Logische Triade auch irgendeinen Sinn macht, müssen ihre Konstituenten logisch gleich-wertig, aber nicht gleich-artig sein. Das heisst, in der alten hl. christl. Terminologie: nicht homo-ousia, auch nicht homoio-ousia, sondern het(e/ai)ro-ousia, oder sogar allo-ousia.[80] Dies führt jedenfalls einen gewaltigen Denk-Sch(r/n)itt weiter, als die hl. christl. Trinitas.
In der Diktion von Gotthard Günther, müssen diese logischen Bereiche Kontexturen sein, also logisch und kategorisch völlig getrennt. Es darf keine Sub-Sumption, oder Kon-Junktion, Kon-Sum(m/p)tion, oder Im-Plikation zwischen ihnen geben, denn sonst hätte es logisch keinen Sinn, eine Unter-Scheidung zu machen. Denn sie stehen eben, wie oben gesagt, in (Com- / Komm-) Union. [81]
...
Dieses Triadische Ontologie- (SUB <-> OBJ <-> SEM) -Modell steht m.W. nicht bei Eco (bzw. ich habe es noch nicht gefunden), aber es ist entscheidend für alle die gesammten folgenden Diskussion.
Eco behandelt in Kapitel 1 das Sein ausführlich. Auf p. 19-20 zitiert er Aristoteles aus der Metaphysik, IV, I, 1003a 21, und Metaphysik, IV, 1028b 3336:
"eine Wissenschaft, die das Sein als Sein untersucht.
to on he on: Das Seiende insofern es seiend ist. to on: ein Seiendes. to ti en einai."
p. 21:
Es gibt:
1) materiell Seiendes und
2) Seiendes als Inhalt von Vernunft und Verstand, z.B. die Gesetze der Mathematik
...
...
p. 22: "Dann gäbe es aber noch stärkere Gründe, dem Bereich des Seins nicht nur das künftig Mögliche, sondern auch die vergangenen Ereignisse zuzurechnen: Was ist, ist in allen Konjugationen und Zeiten des Verbs "sein"... [82]
ist das Sein (grossgeschrieben) alles, worüber man etwas sagen kann, weshalb soll dann das Werden nicht zu ihm gehören? In der Vorstellung vom Sein als geschlossener und unveränderlicher Kugel mag das Werden als Mangel erscheinen: Bisher aber wissen wir noch nicht, ob das Sein zwar nicht unbeständig, aber möglicherweise veränderlich, metaphorisch, metempsychotisch, zwanghaft rezyklierend ist, oder durch und durch bricoleur...
werden wir auf den folgenden Seiten Sein im weitesten und vorurteilslosesten Sinn verwenden."
...
Die Semiosphäre ist also doch schon so etwa das, was Hegel mit dem Geist gemeint hat, aber eben ohne den Geist (i.e. das Selbst-Bewusst-Sein, was eben kein Sein ist). Damit hätte ich also so ähnlich wie Marx, von Hegel den Grund-Gedanken ohne seinen Hinter-Sinn genommen, und damit metaphorisch, so etwa das Spiegel-Ei ohne das Ei verspeist. [83]
Da diese Konstruktion aber Selbst in der Semiosphäre stattfindet, ist sie genuin auto-poietisch, d.h. sie beruht auf sich selber und sonst gar nichts, so ähnlich wie Hegels Geist. Sie erzeugt ihr Sein aus sich Selbst heraus. Es ist also nicht mehr nötig, nach letzten Begründungen zu suchen. Damit fällt schon ein grosser Teil der philosophischen Schwerst-Arbeit weg.
Eco behandelt die Triadik eher kursorisch oder als Kuriosum. Er erwähnt Peirces "Triadensucht" auf p. 77. Um weiter über die Triadik zu reden, müssen wir einen Exkurs zu Hegel machen.
Siehe: HEGEL_TRIADIK, "1.4.6.6. Hegel, der Grossmeister der Triadik"
http://www.noologie.de/noo202.htm#Index1092
Das Gliederungs-Schema von Hegels "System der Wissenschaft" , Enzyklopädie (Hegel 1969, 29-32), Phänomenologie (PhdG, Hegel 1986), und Wissenschaft der Logik (1990, 1992, 1994), ist vielleicht die überzeugendste Demonstration, dass Hegel es mit der Triadik ernst meinte. Die Struktur seiner Werke ist eine Triadik von Triaden, sowohl von aussen, wie von innen. [93] Hegel formuliert in seinen Werken ein triadisches Prinzip der Selbstähnlichkeit, das er so erläutert.
Siehe Hegel (1969, 48):
"Jeder der Teile der Philosophie ist ein philosophisches Ganzes, ein sich in sich selbst schliessender Kreis, aber die philosophische Idee ist darin in einer besondern Bestimmtheit oder Elemente...
das Ganze stellt sich daher als ein Kreis von Kreisen dar, deren jeder ein notwendiges Moment ist, so dass das System ihrer eigentümlichen Elemente die ganze Idee ausmacht, die ebenso in jedem einzelnen erscheint."[84]
Das Prinzip der Selbstähnlichkeit, das Hegel anwandte, taucht heute in der Mathematik als Fraktal auf (Mandelbrot 1987).[85]
...
Vielleicht das anschaulichste Beispiel für die mathematische Fraktal-Problematik ist die Koch-Schneeflocke: Es ist wohl das am einfachsten zu verstehende Fraktal-Prinzip. An ihr wird deutlich, dass die Mathematik nur in der Lage ist, ein Gebilde zu erzeugen, das einer Schneeflocke ähnlich sieht, aber nur sehr oberflächlich.
...
(eirousai / hos aeidae) ta t' eonta ta t' essomena pro t'eonta.
(verkündend / der erkannte) was ist, was sein wird, oder zuvor war.
Hesiodos (Theog. 38) / Homeros (Il. 70)
In dieser Hinsicht gibt es eine oberflächliche Ähnlichkeit zwischen dem mathematischen Fraktal und der mehrstufigen hermeneutischen Iteration, wie sie bei Hegel zu finden ist. Und eine entscheidende Formulierung zu dem Thema des Informations-Zuwachses der Hermeneutik wurde von Gotthard Günther in seinem Vorwort zur Neuauflage seiner Dissertation gegeben.[86]
Siehe Seite XIX:
"Nicht aber wird durch eine solches Urteil etwas über das Verhältnis des Sinns der Freiheit zum Sinn der Notwendigkeit ausgesagt. Das wäre dann das Urteil "von oben her". Eben dieses logische Verfahren des Urteils "von oben her" wird von Hegel geübt."
Die hohe Kunst des Hermeneutischen Denk-Fraktals ist es, ein Denken des Un-Endlichen zu er-zeugen, das aber nicht in einen infiniten Regress gerät, also nicht in das unendliche NICHTS verschwindet, und auch nicht in das unendliche ÜBER-ALLES (oder das Göttliche, Transzendente, Nirvana), sondern seine Un-Endlichkeit pendelt sich wie die mathematische Form eines Fraktals irgendwo um einen stabilen Zentral-Wert oder auch Zwei oder Drei Zentral-Werte, herum ein, und zwar eben nur unendlich-approximativ. Es erreicht den (imaginären) Endpunkt nie. In der Analogie des mathematischen Fraktals finden wir hier beispielhaft die Dimensionalität 2,75 also etwas weniger als 3-D.
Hier noch ein Zitat aus dem Wikipedia-Artikel:
"The Mandelbrot set is a mathematical set
of points in the complex plane, the boundary of which forms a fractal. The
Mandelbrot set is the set of complex values of c for which the orbit of 0 under
iteration of the complex quadratic polynomial zn+1 = zn2 + c remains
bounded.[1] That is, a complex number, c, is in the Mandelbrot set if, when
starting with z0 = 0 and applying the iteration repeatedly, the absolute value
of zn never exceeds a certain number (that number depends on c) however large n
gets. The Mandelbrot set is named after Benoît Mandelbrot, who studied and
popularized it.
For example, letting c = 1 gives the sequence
0, 1, 2, 5, 26,…, which tends to infinity. As this sequence is unbounded, 1 is
not an element of the Mandelbrot set.
On the other hand, c = i (where i is defined as
i2 = -1) gives the sequence 0, i, (-1 + i), -i, (-1 + i), -i, ..., which is
bounded and so i belongs to the Mandelbrot set.
When computed and graphed on the complex plane
the Mandelbrot set is seen to have an elaborate boundary which, being a
fractal, does not simplify at any given magnification." [87]
Im Gegensatz zur Fraktal-Mathematik ist die Fraktale Struktur der Geistes-Wissenschaften (meistens) auf jeder Iterations-Stufe mit Erkenntnis-Gewinn (bzw. mit Sinn) verbunden, und dient damit auch dem Weiter- Voran- Bringen der akademischen Karriere, zur Professor- Würde. In den Geistes- Wissenschaften bezeichnet man diese Methode u.a. als Hermeneutik. In dem synthetischen System von Hegel findet sich die wohl ausgereifteste Darstellung der semantischen, logisch- begrifflichen Selbst- Ähnlichkeit, ein System von selbst- ähnlichen Gedanken, die der menschliche Geist bisher ersonnen hat. Dies ist vor allem deshalb möglich, und so leicht ersichtlich, weil die Phänomenologie eben Inhalts-Leer ist.
Die Struktur der Triadik wird lediglich in der Phänomenologie einmal durchbrochen: In PhdG, C. (DD) "Das absolute Wissen" macht Hegel eine Ausnahme, hier kommt eine Viergliederung vor. Zwar unterscheidet sich die Darstellung in diesen Details von der in der Enzyklopädie, III. Teil, Dritte Abteilung, "der absolute Geist". Beide Werke sind dennoch strukturell identisch, weil in der Enzyklopädie, III. Teil, Dritte Abteilung, Drittes Kapitel: "Die Philosophie", wieder als architektonischer Schluss-Stein steht, der in der Phänomenologie dem "absoluten Wissen" zukommt. Im Folgenden sollen noch einige Beispiele für Hegels Triadik genannt werden. (Hegel 1969, 51):
"... denn nur das Ganze der
Wissenschaft ist die Darstellung der Idee, so kann auch ihre Einteilung
nur erst aus dieser begriffen werden; sie ist wie diese, aus der sie zu nehmen
ist, etwas Antizipiertes. Die Idee aber erweist sich als das schlechthin mit
sich identische Denken und dies zugleich als die Tätigkeit, sich selbst, um für
sich zu sein, sich gegenüber zu stellen und in diesem Andern nur bei sich
selbst zu sein. So zerfällt die Wissenschaft in die drei Teile:
I. Die Logik, die Wissenschaft der Idee an und für sich,
II. Die Naturphilosophie als die Wissenschaft der Idee in ihrem Anderssein.
III. Die Philosophie des Geistes, als der Idee, die aus ihrem Anderssein in sich zurückkehrt."
Die Triade ist kein Zustand, sondern (s.o.):
die Tätigkeit,
1) sich selbst, um für sich zu sein,
2) sich gegenüber zu stellen und in diesem Andern
3) nur bei sich selbst zu sein...
In dem Abschnitt: "Näherer Begriff und Einteilung der Logik" findet sich eine weitere Ausformulierung der genannten selbstähnlichen Prinzipien der Dreigliedrigkeit, hier geht es vor allem um die innere Gliederung:
Siehe Hegel (1969, 104):
"Die Logik zerfällt in drei Teile:
I. In die Lehre von dem Sein .
II. Die Lehre von dem Wesen.
III. Die Lehre von dem Begriffe und [der] Idee .
Nämlich in die Lehre von dem Gedanken:
I. In seiner Unmittelbarkeit, - dem Begriffe an sich .
II. In seiner Reflexion und Vermittlung, - dem Fürsichsein und Schein des Begriffes.
III. In seinem Zurückgekehrtsein in sich selbst und seinem entwickelten Bei-sich-sein,
dem Begriffe an und für sich."
...
Da Eco die Triadik von Peirce eher als Kuriosum behandelt, soll hier noch ein Kapitel speziell zu diesem Thema eingefügt werden. Siehe:
http://www.noologie.de/noo202.htm#Index1033
C.S. Peirce hat mit seiner Triade von Firstness, Secondness und Thirdness einen Schluss-Stein für ein in sich geschlossenes dreiwertiges Kategoriensystem gesetzt, das keine Erweiterung mehr zulässt. Es ist nach der Thirdness keine Fourthness oder Fifthness mehr möglich. Hier die entsprechenden Textstellen bei Peirce:
C.S. Peirce, www.textlog.de/4222f753.html :
"23. My view is that there are three modes
of being. I hold that we can directly observe them in elements of whatever is
at any time before the mind in any way. They are the being of positive
qualitative possibility, the being of actual fact, and the being of law that
will govern facts in the future."
[Secondness:]
Peirce: "24. Let us begin with considering
actuality, and try to make out just what it consists in. If I ask you what the
actuality of an event consists in, you will tell me that it consists in its
happening then and there. The specifications then and there involve all its relations
to other existents. The actuality of the event seems to lie in its relations to
the universe of existents. A court may issue injunctions and judgments against
me and I not care a snap of my finger for them. I may think them idle vapor.
But when I feel the sheriff's hand on my shoulder, I shall begin to have a
sense of actuality. Actuality is something brute. There is no reason in it. I
instance putting your shoulder against a door and trying to force it open
against an unseen, silent, and unknown resistance. We have a two-sided
consciousness of effort and resistance, which seems to me to come tolerably
near to a pure sense of actuality. On the whole, I think we have here a mode of
being of one thing which consists in how a second object is. I call that
Secondness."
Peirce: "25. Besides this, there are two
modes of being that I call Firstness and Thirdness. Firstness is the mode of
being which consists in its subject's being positively such as it is regardless
of aught else. That can only be a possibility. For as long as things do not act
upon one another there is no sense or meaning in saying that they have any
being, unless it be that they are such in themselves that they may perhaps come
into relation with others. The mode of being a redness, before anything in the
universe was yet red, was nevertheless a positive qualitative possibility. And
redness in itself, even if it be embodied, is something positive and sui
generis. That I call Firstness. We naturally attribute Firstness to outward
objects, that is we suppose they have capacities in themselves which may or may
not be already actualized, which may or may not ever be actualized, although we
can know nothing of such possibilities [except] so far as they are
actualized."
Peirce: "26. Now for Thirdness. Five
minutes of our waking life will hardly pass without our making some kind of
prediction; and in the majority of cases these predictions are fulfilled in the
event. Yet a prediction is essentially of a general nature, and cannot ever be
completely fulfilled. To say that a prediction has a decided tendency to be
fulfilled, is to say that the future events are in a measure really governed by
a law. If a pair of dice turns up sixes five times running, that is a mere
uniformity. The dice might happen fortuitously to turn up sixes a thousand
times running. But that would not afford the slightest security for a
prediction that they would turn up sixes the next time. If the prediction has a
tendency to be fulfilled, it must be that future events have a tendency to
conform to a general rule. »Oh,« but say the nominalists, »this general rule is
nothing but a mere word or couple of words!« I reply, »Nobody ever dreamed of
denying that what is general is of the nature of a general sign; but the
question is whether future events will conform to it or not. If they will, your
adjective 'mere' seems to be ill-placed.« A rule to which future events have a
tendency to conform is ipso facto an important thing, an important element in
the happening of those events. This mode of being which consists, mind my word
if you please, the mode of being which consists in the fact that future facts
of Secondness will take on a determinate general character, I call a
Thirdness."
Noch einmal die entscheidenden Stellen aus den obigen Texten:
1) Firstness:
the being of positive qualitative possibility,
the mode of being which consists in its
subject's being positively such as it is regardless of aught else.
2) Secondnes:
the being of actual fact,
the actuality of an event... it consists in its happening then and
there... a mode of being of one thing which consists in how a second object is.
3) Thirdness:
the being of law that will govern facts in the
future,
the mode of being which consists in the fact
that future facts of Secondness will take on a determinate general character.
Das Erkennen von "Thirdness" ist das typische, was den Menschen von der materiellen und sonstigen belebten Natur unterscheidet. Das lässt sich mit der Trias von Körper, Seele, Geist illustrieren: Körper teilt mit Materie die Eigenschaft, anfassbar und sichtbar zu sein.[88] Die Empfindung (anima, psychae, Glossar: Empfindung), also die Seele, besitzen nur die "animalia". Das Erkennen von Gesetzlichkeit, also Geist und Reflexion besitzen nur die Menschen. Das Erkennen von Thirdness findet seine äquivalente Entsprechung in Peirces Kategorisierung der Denkformen:
C.S. Peirce www.textlog.de/4224f753.html :
"65. There are in science three
fundamentally different kinds of reasoning, Deduction (called by Aristotle
{synagögé} or {anagögé}), Induction (Aristotle's and Plato's {epagögé}) and
Retroduction (Aristotle's {apagögé}"...
145. These three kinds of reasoning are Abduction,
Induction, and Deduction. Deduction is the only necessary reasoning. It is the
reasoning of mathematics. It starts from a hypothesis, the truth or falsity of
which has nothing to do with the reasoning; and of course its conclusions are
equally ideal. The ordinary use of the doctrine of chances is necessary
reasoning, although it is reasoning concerning probabilities.
Induction is the experimental testing of a
theory. The justification of it is that, although the conclusion at any stage
of the investigation may be more or less erroneous, yet the further application
of the same method must correct the error. The only thing that induction
accomplishes is to determine the value of a quantity. It sets out with a theory
and it measures the degree of concordance of that theory with fact. It never
can originate any idea whatever. No more can deduction.
...
Eco beschäftigt sich in 1.1. (p. 23), mit: Die Semiotik und das Etwas, mit dem Thema von (p. 22): Mit dem Wort Sein werden wir also meinen: Etwas. Er thematisiert den terminus ad quo der Semiotik:
"Was ist jenes Etwas, das uns veranlasst, Zeichen hervorzubringen?"
oder kürzer:
"Was lässt uns sprechen?"
Diesen Satz können wir ein wenig mit Heideggers (WHD) Frage paraphrasieren:
Was (ge-) heisst uns sprechen?
Nehmen wir nun Heideggers Formulierung "Das Denken" für eine etwas
allgemeinere Bezeichnung als "Das Sprechen". Denn es umfasst nicht
nur verbal geäusserte Worte und Sätze, sondern alle geistigen und physischen
Produktionen, deren wir fähig sind, sie zu produzieren und auch zu imaginieren.
Also es handelt sich nicht nur um verbales Sprechen, sondern auch Tätigkeiten
wie Malen, Musizieren, Schmieden, etc., die (zumindest zu einem gewissen
Anteil), auch Zeichensysteme sind. (Siehe z.B. die Japanische Tee-Zeremonie,
oder Rituale allgemein). (Siehe dazu auch meine Antwort auf Wittgenstein's
Tractatus). Damit kommen wir zu dem berühmten Satz aus WHD zurück:
"Was (ge-) heisst uns Denken?"
Das "heissen" heisst in diesem Falle speziell etwas auf-tragen, bzw. befehlen, wie es in dem alten Deutschen Wort "Ge-Heiss" auftaucht. Etwa auf Geheiss seines Meisters tat der Schüler dieses oder jenes.
Somit haben wir Eco's Formulierung von: "Etwas, das uns veranlasst" ...
Nur ein wenig Ge-Heideggeri'siert.
Jetzt will ich noch einen anderen wesentlichen Gedanken einführen: Die Vor-Stellung. Dieser Gedanke stammt ursprünglich von Schopenhauer, und ich habe ihn ein wenig modifiziert, und für die Zwecke der Noologie adaptiert. Und eine wichtige Anmerkung vorneweg: Die Vor-Stellung der Noologie hat nur sehr umständehalber mit der Vorstellung der Umgangs-Sprache zu tun. Die Vor-Stellung ist die subjektive Seite der SEMiosphäre. Ie. das was jedem Einzel-Wesen von der SEMiosphäre individuell zugänglich ist.
"Die Welt ist meine Vorstellung: - dies ist die Wahrheit, welche in Beziehung auf jedes lebende und erkennende Wesen gilt; wiewohl der Mensch allein sie in das reflektierte abstrakte Bewußtsein bringen kann: und tut er dies wirklich, so ist die philosophische Besonnenheit bei ihm eingetreten. Es wird ihm dann deutlich und gewiß, daß er keine Sonne kennt und keine Erde, sondern immer nur ein Auge, das eine Sonne sieht, eine Hand die eine Erde fühlt, daß die Welt, welche ihn umgibt, nur als Vorstellung da ist, d.h. durchweg nur in Beziehung auf ein anderes, das Vorstellende, welches er selbst ist. - Wenn irgendeine Wahrheit a priori ausgesprochen werden kann, so ist es diese"....
Schopenhauer, "Die Welt als Wille und Vorstellung", § 1,1
Mit diesen Worten eröffnet Schopenhauer seine Programmatik der "Welt als Wille und Vorstellung". Die Noologie basiert auf einer bestimmten Interpretation dieses Konzepts. Siehe dazu auch Heidegger (WHD 15-17, 60-62, 70). Die Vor-Stellung ist wie eine Theater-Vorstellung zu verstehen, sie ist die Bühne, auf der das phänomenale Gesamtgefüge aller Empfindungen (Glossar: Empfindung), Wahrnehmungen, Phantasien, Denk-Akte und Handlungen abläuft, das für empfindende Lebewesen (animalia)[89] mit einem Neuronalsystem, insbesondere Menschen nur möglich ist. Das Phänomenon ist für die Noologie der Allgemeinbegriff für alles, was in der Vor-Stellung nur dar-stell-bar ist.
Dieser Gebrauch
unterscheidet sich von der Bedeutung bei Kant (KrV), der Phänomenon als Sinnending
definiert, im Unterschied zu Noumenon
als Verstandesding. (S. Glossar: Phänomenon.)
Hier unterscheiden sich die Vor-Stellungen verschiedener Philosophen auch ein wenig. Der Eine sagt: Phänomenon, der andere sagt: dynamisches Objekt. Whitehead nennt es Prehensions, oder Feelings.
Denn Eco, p. 24-25, bezieht sich auf die Vor-Stellung von Peirce dazu, das Peirce auch das dynamische Objekt nennt, eben:
"das, was uns veranlasst, Semiose zu erzeugen.
Wir erzeugen Zeichen, weil etwas da ist, was danach verlangt, gesagt zu werden."
Eco spricht hier auch im Sinne Peirces von Indexikalität (Index: auf irgendetwas hinweisen).
Im Unterschied zu Kant sagt Eco auf p. 25u:
"Dass ... dieses Etwas dynamisches Objekt, Noumenon, noch rohe Materie einer noch nicht vom Kategoriellen erhellten Anschauung wird, das alles kommt später."
Dieser etwas seltsame Satz ist möglicherweise dem Traduttore- Traditore- Dilemma geschuldet[90]. Für die Noologie heisst das: Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte, und ich nehme die Version, die mir für die Noologie am besten passt. Siehe: Heidegger, WHD, p. 16:
"Bei der Uneinigkeit der Philosophie darüber, was das Vorstellen im Wesen sei, gibt es offenbar nur einen Ausweg ins Freie. Man verlässt das Feld der philosophischen Spekulationen und untersucht erst einmal sorgfältig und wissenschaftlich, wie es mit den Vorstellungen, die bei den Lebewesen, vor allem den Menschen und Tieren, vorkommen, überhaupt steht. ...
Darum kann es nicht verwundern, wenn innerhalb der Psychologie in keiner Weise zur Klarheit kommt, wohin die Vorstellungen eingeordnet werden: nämlich der Organismus des Lebendigen, das Bewusstsein, die Seele, das Unbewusste und all die Tiefen und Schichten, in die der Bereich der Psychologie gegliedert wird."
Ich verwende den Begriff der Vor-Stellung in einer wesentlich abstrahierten Bedeutung, im Kontrast zu der allgemeinen Bedeutung, die einen imaginativen Akt oder eine Theater-Vorstellung kennzeichnet. Diese spezielle Bedeutung entspricht der Maxime, auf die Husserl seine Phänomenologie begründet hat. (Zitat aus Kunzmann 1991, 192):
"Hinter der Phänomenologie steht die Forderung, sich in der Philosophie aller vorschnellen Weltdeutung zu enthalten und sich vorurteilsfrei an die Analyse dessen zu halten, was dem Bewusstsein erscheint.
...
[Die Phänomenologie sollte sich] auf die intuitive anschaul. Selbstgegebenheit der Phänomene des Bewusstseins gründen.
...
die durchgängige Korrelation zwischen den Vollzügen des Bewusstseins (.z.B. wahrnehmen, erinnern, lieben), die sich auf einen Gegenstand beziehen (Akte des Vermeinens: Noësis, Pl. Noësen) und den Gegenstand, wie er in diesen Vollzügen erscheint (das Vermeinte: Noëma, Pl. Noëmata).
...
Noëma ist nicht der Gegenstand in seiner Wirklichkeit an sich, sondern der in der sinngebenden Funktion der Bewusstseinsvollzüge intentional enthaltene.
...
Die phänomenolog. Einstellung dagegen
enthält sich jegl. Urteils über Sein oder Nichtsein der Gegenstände und ermöglicht so die vorurteilsfreie Betrachtung des reinen Bewusstseins.
d.h. dessen, was als Phänomene in der Korrelation von Noësis und Noëma gegeben ist."
Kunzmann (1991, 192)
Hegel gebraucht ebenfalls die Konzepte von Vorstellung (Hegel 1969, p. 54-56), Empfindung (Hegel 1969, p. 325 ff.) und Erfahrung (Hegel 1969, p. 38) auf quasi-phänomenologische Weise, aber er kontrastiert sie in seinem schon fertig differenzierten "System der Wissenschaft" immer gegen die höheren Formen von Gedanken und Begriff. Z.b. Hegel (1969, p. 55) und Hegel 1969, p. 325:
"Alles ist in der Empfindung, und wenn man will, alles, was im geistigen Bewusstsein und in der Vernunft hervortritt, hat seine Quelle und Ursprung [A.G.: en archae] in derselben; denn Quelle und Ursprung heisst nichts anderes als die erste unmittelbare Weise, in der etwas erscheint. Es genüge nicht, dass Grundsätze, Religion usf. nur im Kopfe seien, sie müssen im Herzen, in der Empfindung sein."
Der Titel Phänomenologie, wie ihn Hegel (1986) gebraucht, muss im Kontext seines "Systems der Wissenschaft" verstanden werden, als dessen erster Teil sie intendiert war, daher hat Hegels Phänomenologie eher den Charakter der Systematologie und Enzyklopädie, ie. des schon vollständig unter der Herrschaft des Absoluten Geistes geordneten. Der originale Titel des Werkes war anders: "Wissenschaft der Erfahrung des Bewusstseins", siehe Hegel (1986, p. 596).
Hier noch eine wichtige Erläuterung zu der Vor-Stellung. Denn ich habe oben die drei Ontologischen Orte SUB, OBJ, und SEM eingeführt, und behauptet, das wären drei verschiedene Bereiche von Sein (nicht homo-ousia, nicht homoio-ousia, sondern het(e/ai)ro-ousia, oder sogar allo-ousia). Die aber in Komm-Union stehen, also nicht so ganz unabhäng voneinander sind, wenn auch, dass sie keine Verbindung miteinander haben, weil sie wie die Leibniz-schen Monaden ohne Fenster, und die Gotthard-Günther'schen Kontexturen, logisch geschlossen sind. Das erscheint nun ziemlich paradox. Und es wird noch paradoxer. Denn die Vor-Stellung ist ein Imaginär-Bereich, dem kein Ontologisches Sein zukommt. Das Wort Imaginär- darf uns nicht dazu verführen, dass das haltlose und beliebige Phantasie seie, sondern man könnte es sich auch als eine sehr mechanistisch funktionierende Imaginar- Maschine vor-stellen. Nur, sie hat kein Sein. Es ist etwas ganz anderes:
Die Vor-Stellung ist die sozusagen imaginär dünne Grenzfläche zwischen SUB, OBJ, und SEM.[91]
Sie ist deshalb buchstäblich Mae-Ontisch, also nicht einmal Nicht-Sein,
sondern Gänzlich Ausserhalb (totaliter aliter) von Sein.
Im Sinne von Nagarjuna könnte man das mit einer Catuskotika ausdrücken.
WEDER "ist sie" "Sein",
NOCH "ist sie" "Nicht-Sein",
NOCH "ist sie" ("Sein" UND "Nicht-Sein"),
NOCH "ist sie" (WEDER "Sein" NOCH "Nicht-Sein").
Ich habe oben von den Einzel-Bewusst-Heiten gesprochen, die kein Sein haben. Die Individual-Vor-Stellung ist ein analoger Begriff zu einer Einzel-Bewusst-Heit. Wie kann so etwas gedacht werden? Nun, Schopenhauer hat oben gesagt:
"Die Welt ist meine Vorstellung"
...
Es ist jedenfalls unabweisbar, dass es gewisse Stabil-Bereiche innerhalb der SEMiosphäre gibt, die laut den Vor-Stellungen von sehr sehr vielen Menschen, ziemlich überlappend sind. Das sind z.B. die Konsensus-Gemeinschaften der Natur-Wissenschaften, und der Mathematik, und etwas weniger, der Geistes-Wissenschaften. Dann auch, aber noch weniger, die Philosophie, aber immer noch ein bisschen. Dann kommt immer noch weiter weniger, aber immer noch ein bisschen überlappend, die Theologie, der verschiedenen Konfessionen und Religionen, dann die Esoterik, und die Mythologie. Und dann, ja und dann, gibt es unendliche Bereiche, bei denen sich jeder alles Beliebige in seinem/ihrem Kopf zusammen-hegeln kann, und es braucht da keinerlei Über-Einstimmung mit irgendwelchen Vor-Stellungen von irgendjemand anders in diesem ganzen, grossen, weiten Universum. In der Philosophie ist dieser riesige, unermessliche Bereich auch als das Feld des Solipsismus bekannt.
Noch zu: Stabil-Bereiche innerhalb der SEMiosphäre:
Eco spricht in diesem Zusammenhang an verschiedenen Stellen von Resistenzlinien, die der beliebig freien Interpretation Grenzen setzen. (p. 13, 65-70)
Es ist so, als gäbe es im Magma des Kontinuums Resistenzlinien und Möglichkeiten zu fliessen, so wie die Maserung in Holz oder Marmor, die das Zerschneiden in eine Richtung leichter macht als in der anderen. (p. 68).
In der heutigen Science-Fiction-Welt finden sich einige Beispiele für perfekte Maschinerien, die als technische Installationen des Vor-Stellungs-Systems gesehen werden können: Die Matrix der Gebrüder Wachowski, und das Holodeck aus der Enterprise-Serie, oder die Szenerien aus William Gibsons Neuromancer-Serie. Ebenfalls kann man die Romane von Carlos Castaneda in diese Richtung interpretieren.
...
Ich nehme jetzt das Thema der Strukturtheorie der SEMiosphäre wieder auf,
und kehre damit auch wieder zu Eco zurück.
Man kann die Strukturtheorie der SEMiosphäre in zwei grosse Bereiche aufteilen.
1) Ortho-Strukturen. Der erste Bereich umfasst etwa das, was in Eco's Magnum Opus behandelt wird. Dies sind vor allem die Strukturen, die das Wissenschaftliche Weltbild ausmachen. Diesen Bereich behandelt Eco erschöpfend, und er bespricht vor allem einiges über die Modalitäten, wie das Ganze zustande kommt. In der Noologie-Sprechweise handelt es sich hier um Ortho-Strukturen (Orthos Logos),[92] also etwa: Das Regel- Mässige, und Regel- Befolgende. Also (Aristotelisch-) Logisch korrekte und schlüssige Strukturen. In Noologie II findet sich dazu das Kapitel:
Das Erkennen des Gesetzlichen [93]
Und die folgenden Kapitel.
Paradigmatisch für Eco's Werk könnten diese Sätze sein (Eco, 266):
"Das ... Erkennen nach Kategorien und Erkennen nach Eigenschaften...
Wörterbuch-Kompetenz und Enzyklopädische Kompetenz"...
2) Allo- / Hetero- / und Hetairo- Strukturen. Der zweite Bereich ist weniger genau zu definieren, oder zu klassifizieren: Allo- Hetero- und Hetairo- Strukturen sind eher ein Verlegenheits-Begriff für alles, was nicht in die Ortho-Klassifizierung hineinpasst. Eco erwähnt eher am Rande solche Denk-Strukturen, wie sie etwa die Dichter und Mystiker und Mythologen hervorbringen. Eine weitere Gross- Klasse sind die Ethnologie-Strukturen, die ebenfalls schwer zu klassifizieren sind. Ein gutes Beispiel für eine (völlig inhaltslose) Bezeichnung dieser Menge wäre: Das wilde Denken. Daneben gibt es ja auch noch eine ganze Menge von völlig pathologischen Strukturen, die man nur mit psychiatrischer Terminologie behandeln kann. Aber die Grenze zur Mystik ist hier schwer zu ziehen. Für alle diese lässt sich nur schwer ein gängiges Schema finden, vor allem wenn es sich um Selbst-Reflexive Strukturen handelt, wie etwa das Hegel'sche System. Dies ist somit der verbleibende Rest-Bereich der Noologie, nachdem Eco den Bereich der Ortho-Strukturen schon ausreichend behandelt hat.
Das Wort Evolution ist ein etwas anderer Begriff dafür, dass die meisten in der Welt vorkommenden Organismen von ihren Eindrucks- und Ausdrucks-Möglichkeiten her in der Lage sind, sich erfolgreich mit den Gegebenheiten ihrer Umwelt auseinander zu setzen, d.h. Feinde zu vermeiden, und Beute (bzw. allgemeiner, Nahrung) zu finden, und Sex-Partner zu finden und sich fortzupflanzen. Diejenigen, die es nicht geschafft haben, sich fortzupflanzen, sind aus dem Great Game der Evolution ausgeschieden. Darwinistische Fitness ist deshalb eine Tautologie: Welche Art Organismen es lange genug geschafft hat, zu überleben und sich fortzupflanzen, ist eben fit. Und zwar egal, was für Mängel und Defekte sie sonst noch haben möge. Evolution hat ersteinmal nichts mit Weiterentwicklung oder gar Höher-Entwicklung zu tun, sondern mit zunehmender Komplexität in einem biologischen Rüstungswettlauf. Je bessere Jagd-Organe die einen bekommen, desto bessere Verteidigung müssen die anderen haben. Höher-Entwicklung ist ein Hirngespinst, in die Welt gesetzt von Leuten, die die Prinzipien nicht verstanden haben. Qua Evolution besitzen die Wesen dieser Welt meistens einen adäquaten Wahrnehmungs-Apparat, um das von ihrer Umwelt wahr zu nehmen, was für sie überlebenswichtig ist. Dies ist auch bei den Menschen so. D.h. wir sind über unsere sensorische und neuronale Ausstattung schon befähigt, mit der Komplexität einer Welt, wie sie vor ca. 500.000 Jahren bestand, gut umzugehen. Für diese Grund-Ausstattung benötigt es keine Sprache im heutigen Sinne. Schimpansen und Orang-Utans machen es uns vor, wie die Nachkommen es durch Nach-Ahmung ihrer Eltern (oder Gruppen-Mitglieder) schaffen, die überlebens- notwendigen Grund-Unterscheidungen zu bilden. Es gibt bei vielen Affen (-Arten) Beispiele für quasi kulturelle Traditionen, ie. Verhaltensweisen, die sich nur in einer bestimmten (lokalen) Gruppe gebildet haben, und nicht bei anderen (lokalen) Gruppen, die also nicht zum genetischen Potential dieser Art gehören. Ebenfalls sind Raben- oder Krähen- Vögel oder Keas[94] dazu in der Lage.[95] Zwar expliziert Eco das o.g. nicht, aber es ist klar, dass dies die biologisch- neuronale Basis für jede wissenschaftliche Erkenntnistheorie ist. Das Problem heute ist, dass die neurologischen Mechanismen, die vor 500.000 Jahren das Überleben sicherten, mit der heutigen Komplexität der menschlichen Lebenswelt nicht mehr ausreichen.
Es geht hier um Wörterbuch-Kompetenz und Enzyklopädische Kompetenz. Hier setzt auch die Eco in Kapitel 3, p. 146-257 die wichtigen Konzepte von: Kognitive Typen (KT) und Nuklearer Inhalt (NI) auf. In einem der wirklichen Geschichte wohl ganz gut nach-empfundenen Vorfall bei der Eroberung Mexicos durch die Spanier (p. 151 ff) beschreibt Eco, wie sich bei Montezuma (und den Azteken allgemein) der Kognitive Typus (KT) des Pferdes gebildet hat, denn vorher kannten sie noch keine Pferde, nur Hirsche. Diese Bildung des KT verlief ähnlich wie bei Marco Polo, als er auf Java das erste Mal ein Nashorn sah. (Eco, p. 73-76, insb. 154):
"Am Ende ihres ersten Wahrnehmungsprozesses haben die Azteken das erarbeitet, was ich als Kognitiven Typus (KT) des Pferdes bezeichnen würde. Hätten sie in einem Kantischen Universum gelebt, so würden wir dagen, dass dieser KT das Schema war, das ihnen ermöglichte, zwischen dem Begriff und der Mannigfaltigkeit der Anschauung zu vermitteln."
Ein wichtiger Satz scheint noch erwähnenswert:
Eco, 158: "Die KT's können im Geist, im Gehirn, in der Leber, in der Zirbeldrüse ... sein; sie könnten sogar in einem unpersönlichen Speicher stecken, zusammengedrängt in irgendeinem universellen intellectus agens, aus dem eine geizige Gottheit sie entnimmt und mir ... immer dann leiht..."
...
Das kleine Problem von Eco's Struktursystem ist nur: Das einfache Schema von KT und NI und MI gilt eigentlich nur für die Beobachtung und Klassifizierung von Dingen der Welt OBJ, und auch da nur für den Meso-Kosmischen Bereich. Wenn wir in der Wissenschaft Instrumente benutzen, (Eco, 413: Erweiterungs- und Eindring-Prothesen), die in den Micro-Kosmischen und Mega-Kosmischen Bereich vordringen sollen dann enthalten die Instrumente aufgrund der eingebauten wissenschaftlichen Theorien schon stark vorgeprägte Wahrnehmungs-Filter, die hauptsächlich für die dahinter liegenden Hypothesen selbstbestätigend wirken. Bestes Beispiel sind die Teilchen-Beschleuniger. Wenn es irgendwo Probleme mit der Erkenntnis gibt, baut man halt einen 10mal grösseren Teilchen-Beschleuniger, und irgendwann wird sich das Problem schon lösen (so argumentieren wenigstens die Physiker). Alternative Experimentier-Ansätze sind auf Grund der hohen finanziellen Aufwände nicht mehr anzudenken. In allen Bereichen der Kultur- oder Geistes-Wissenschaften (wie z.B. der Ethnologie), gibt es gewaltige Unterschiede zwischen verschiedenen Denk-Schulen, woran man einen bestimmten KT oder NI oder MI festmacht. Anders herum gesagt, alles was mit der Beobachtung von Dingen zu tun hat, die Bedeutung in sich tragen (also kulturell sind), steht KT- und NI- und MI- mässig auf sehr sandigem Boden.
Besonders erhellend finde ich Eco's kurzes Kapitel (p. 58-62) zu Nietzsche's:
"Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne" [96]
So, wie Eco es kommentiert, kann man Nietzsche's Opusculum auch als das Nuclear-Denken der Semiotik ansehen, so wie er auch ein Nuclear-Denker der Ethnologie war. In nuce nahm er nämlich all die wesentlichen Gedanken vorweg, mit denen sich dann später die Generationen der entsprechenden Fachwissenschaftler beschäftigten.
Ich werde später noch auf ein paar der vergnüglichen logischen Geschichten kommen, die er hier & da dazwischen einstreut. Eine meiner liebsten Geschichten ist die von dem Erzengel Gabriel, und Belphegor, die er (p. 201-206) erzählt. Diese Geschichte ist insofern bedeutsam, als es dazu auch einen ganz ganz schwarzen Bezugspunkt in der heutigen Geschichte gibt, nämlich die Satanischen Verse von Salman Rushdie. Bekanntlicherweise bekam Mohammed ja seinen Koran durch die Botschaft des Engels Gabriel, und Rushdie bezieht sich auf einige angeblich gelöschte Verse des Koran. [97]
Es gibt einige wesentliche Unterschiede der Noologie zu den konventionellen Denkmodi der Wissenschaften und der Philosophie.
Man
könnte sagen, im Vergleich zum Aristotelischen Denk-Modus
(nach Gotthard
Günther) verhält sich die Noologie, wie:
die Fraktal-Geometrie zur Euklidischen
Geometrie,
und wie
die Quanten-Physik zur Newton-Physik.
Die Gedanken-Quanten-Verschränkung der Noologie
Die Gedanken-Quanten-Verschränkung der Noologie[98] hat eine ähnliche Funktion wie die kosmologischen Grundparameter oder Konstanten der Physik.[99] Niemand weiss, woher sie kommen, oder wie sie entstanden, aber wenn sie nicht so wären, wie wie sind, könnte das Universum nicht existieren. Auch die Physik arbeitet mit einem Deus ex Machina, aber sie versteckt ihn sehr gut hinter ihren Formeln.
Nun ein bisschen Quanten-Theorie
Zu den logischen Gedanken-Fraktalen der Noologie komme ich noch später. [100]
Hermeneutische Selbstähnlichkeit, Triadik und Fraktale
Auf p. 49 erwähnt Eco en passant ein sehr merkwürdiges Wort, das ich (mangels Index) nirgendwo
anders mehr in dem Buch gefunden habe. Die Stoicheia.[101] Hier ist mir Plato wirklich der liebste...
"Gast-Dozent von einem erloschenen Stern" (Sloterdijk Z&Z, 72).
Denn ich habe einmal ein paar sehr lange Aufsätze zu den Stoicheia bei Platon, im Timaios, geschrieben. Hier ein wesentliches Zitat dazu:
"Eingangs hat uns Plato den Timaios als den Sternkundigsten (27a) eingeführt. Und die Sternkunde lernte man damals eben am besten in Babylon, bei den Chaldäern."
http://www.noologie.de/plato08.htm#Heading63
Was ich da bei Plato zu der stoichea gefunden habe, klingt nicht nur, sondern ist es, ganz genau: Der Vortrag eines Gast-Dozenten von einem erloschenen Stern. Denn im Timaios kommt etwas vor, das sehr merk-würdig an die Erzählung des Odysseus, von seinen Reisen er-innert. Denn Plato lässt eigentlich den Timaios sprechen, und nicht, wie sonst üblich, den Sokrates. Der hält sich still im Hintergrund, und hält den Mund.[102] Und so bespricht Plato eine sehr sehr merk-würdige Kosmologie. Die genaueren Texte dazu sind in der Fussnote, und brauchen hier nicht weiter referiert zu werden. Denn es ist eine Ur-alte, Vor-Weltliche Kosmologie, die eben von einem schon längst erloschenen Stern stammt. Dies ist die Kosmologie-Gedanken-Welt der Babylonier und Sumerer und Chaldäer.[103] Es steht dazu zwar viel auf dem WWW, wie die Google-Suche ergibt, aber ich glaube kaum, dass es heute noch jemanden gibt, der/die/das auch nur An-, geschweige denn Aus-Zu-Denken versteht. Denn seit dem Tode von Hertha v. Dechend und Joseph Campbell ist diese Menschen-Rasse, die das noch konnte, ausgestorben. Ich habe ein paar Reste davon irgendwo noch auf-gehoben. Aber, das zu Ver-Stehen, würde ich mir nicht anmassen, zu behaupten. Naja, und wenn man lange genug auf dem Google sucht, findet man vielleicht doch noch brauchbares Material dazu. Das Problem ist dabei, dass das aller-meiste dort findbare für die anerkannten Wissenschaften überhaupt nicht exisitert.
A(h/t)men.
Und ich glaube, dass sogar für Plato das, was der da in Timaios schrieb, nur noch Botschaften von einem schon für ihn ausgebrannten Stern waren. So etwa wie die Legende von Atlantis. Er verstand sich da wohl als Historiograph, der noch etwas bewahren wollte, was längst aus der Denk-Welt der Griechen seiner Zeit verschwunden war. Bei Anaximandros, ein paar 100 Jahre früher, da stand noch etwas davon. Was davon bei Platon steht, habe ich einmal hier nachgeforscht:
http://www.noologie.de/plato.htm
Für die augenblicklichen Zwecke der Noologie sind die Bezüge zur alt-weltlichen Kosmologie allerdings unerheblich. Denn es geht hier nur um den Form-Begriff der Stoicheia. Ich habe eingangs etwas zu dem mysteriösen Begriff der Gedanken-Quanten-Verschränkung geschrieben.
Was heisst Noologie? Fraktal-Geometrie und die Gedanken-Quanten-Verschränkung
Wenn man als Nicht-Physiker etwas zu Quanten-XYZ sagt, dann ist man sehr schnell in Gefahr, in eine Ecke mit Rupert Sheldrake oder mit den Esoterikern gesetzt zu werden. Nuja, ich kann es mir einfach machen, und ersetze den Begriff Quanten-XYZ durch Stoicheia. Da weiss ganz bestimmt niemand, was das be-deutet, und so kann man mich damit auch nicht in eine Ecke mit den Esoterikern setzen. Immerhin habe ich mit meinen obigen Aufsätzen bewiesen, dass ich wohl einiges mehr von den Stoicheia verstehe, als der meiste Rest der Menschheit.
Hier also ein paar Erklärungen dazu: Eco bespricht in dem Absatz ab p. 49 ff ein Problem des Erkennens der Welt (oder Epistemologie), das darin besteht, dass unsere Gedanken oder Begriffe immer topisch (im Aristotelischen Sinn) sind, also es gibt für irgendetwas in der Welt einen Gedanken oder Begriff, und den benötigen wir, um das zu denken, und vor allem auch, um es in Sprache mit jemand anderen aus-zu-tauschen. Aber das Universum kümmert sich nicht notwendigerweise darum, ob das Ding-An-Sich, das wir mit diesem Begriff be-nennen, auch wirklich so allein für sich steht, wie es der Begriff insinuiert, oder suggeriert. Whitehead sagte dazu auch: The Fallacy of Misplaced Concreteness. Anders gesagt, unsere Begriffswelt ist Ge-Quantelt. Zwar haben wir, bzw. die Mathematik Begriffe für das Kontinuum, aber diese Begriffe selber sind wieder Ge-Quantelt.
Und
dieses Ge-Quantelt-Sein der Gedanken, das nennt sich auch Stoicheia.
Ich kann nur darüber spekulieren, ob Eco mit den Stoichea noch einen Hinter-Sinn gemeint
hat, eben als Botschaft für solche Geister, die etwas damit anzufangen wissen. Denn Eco
ist ein sehr Hinter-Sinn- inniger Denker, und man muss schon seine Romane genauer kennen,
wenn man ein paar der Schlag- Hieb- & Stich-Worte, die er ab &zu so en passant fallen lässt,
decodieren will. Sie erscheinen so unauffällig hier & da, und man muss sich nichts
ernsthaftes dabei denken... (z.B. p. 25: gavagai, aus Baudolino).
Als ehrbarer Wissenschaftler darf Eco natürlich nichts zu seinen eher Mytho-Logischen
und Mysta-Gogischen Spekulationen schreiben, die er etwa in Foucault's Pendel
oder Baudolino oder anderswo ausgestreut hat. Ich bringe hier noch einmal das Zitat,
das ich schon an anderer Stelle eingefügt habe.
"His 1988 novel Foucault's Pendulum could
be described as a "thinking man's Da Vinci Code".
Ja, und wenn ich es so betrachte, dann sind die Stoichea eben jene mystischen Ur-Zeichen,
mit denen Dan Brown's Professor Robert Langdon der Symbolo-Logie so herum-hantiert.
Ganz ohne Mathematik, und etwas vereinfacht, ist die physikalische Quanten-Theorie das Weiter-Denken der Diskreten und Atomar- (und Sub-Atomar-) Theorie: Die Wissenschaft hat festgestellt, dass es im Universum kein Kontinuum gibt, nicht einmal als (kontinuierliche) Welle.[104] Daher ist sämliche Mathematik, die auf Kontinua hin entwickelt wurde (also die Newton- Leibnizsche Infinitesimal-Rechnung) völlig bodenlos. Man kann zwar damit rechnen, und bekommt auch meistens richtige Ergebnisse, aber im Prinzip ist sie völlig imaginär, weil sie nicht den Tatsachen des Universums entspricht. Diese Mathematik ist ein System des Als-Ob, nach Vaihinger. Das kleine Problem mit der Quanten-Sicht des Universums ist allerdings, dass Quanten nicht mehr genau bestimmbar sind.[105]
"The laws of quantum mechanics predict the energies, the colours, and the
spectral intensities of electromagnetic radiation. But the same laws ordain that the
more closely one pins down one measure (such as the position of a particle),
the less predictable another measure pertaining to the same particle (such as
its momentum) must become. Put another way,
measuring position first and then measuring momentum does not have the
same outcome as measuring momentum first and then measuring position. Even more
disconcerting, pairs of particles can be created as entangled twins -- which means that an action that
pins down one characteristic of one particle will instantaneously pin down the
same or other characteristic of its entangled twin, regardless of the distance
separating the entangled twins."
Wikipedia,
Introduction to quantum mechanics
"The quantum particle acts as a wave when
passing through the double slits, but as a particle when it is detected. This
is a typical feature of quantum complementarity: a quantum particle will act as
a wave when we do an experiment to measure its wave-like properties, and like a
particle when we do an experiment to measure its particle-like properties.
Where on the detector screen any individual particle shows up will be the
result of an entirely random process."
Wikipedia,
Introduction to quantum mechanics
"Quantum mechanics shows that certain
pairs of physical properties, like position and speed, cannot both be known to
arbitrary precision: the more precisely one property is known, the less
precisely the other can be known. This statement is known as the uncertainty principle. The uncertainty principle isn't a
statement about the accuracy of our measuring equipment, but about the nature
of the system itself — our naive assumption that the car had a definite
position and speed was incorrect. On a scale of cars and people, these
uncertainties are too small to notice, but when dealing with atoms and
electrons they become critical.[22]
The uncertainty principle shows mathematically
that the product of the uncertainty in the position and momentum of a particle (momentum is velocity multiplied by mass) could never be
less than a certain value, and that this value was related to Planck's
constant."
Wikipedia,
Introduction to quantum mechanics
Ein leicht verständliches, weil un-physikalisches Beispiel zur Quanten-Verschränkung ist hier:
"Suppose that some species of animal life
carries both male and female characteristics in its genetic potential. It will
become either male or female depending on some environmental change. Perhaps it
will remain indeterminate until the weather either turns very hot or very cold.
Then it will show one set of sexual characteristics and will be locked into
that sexual status by epigenetic changes, the presence in its system of high
levels of androgen or estrogen, etc. There are actually situations in nature
that are similar to this scenario, but now imagine that if twins are born, then
they are forbidden by nature to both manifest the same sex. So if one twin goes
to Antarctica and changes to become a female, then the other twin will turn
into a male despite the fact that local weather has done nothing special to it.
Such a world would be very hard to explain. How can something that happens to
one animal in Antarctica affect its twin in Redwood, California? Is it mental
telepathy? What? How can the change be instantaneous? Even a radio message from
Antarctica would take a certain amount of time."
Wikipedia, Introduction to quantum mechanics
...
Ich möchte eine kurze Überleitung zu dem Thema der SEMiosphäre aus dem vorigen Abschnitt geben. Die dortigen Diskussionen drehen sich hauptsächlich um die kognitiven Elemente der SEMiosphäre, aber weniger um die emotiven. Zwar ist klar, dass der Bereich SUB der subjektiven menschlichen Empfindungen wesentlich von den Affekten und Emotionen bestimmt wird, aber der Zusammenhang mit dem Kollektiv-Denken und –Empfinden ist nicht so klar. Dies soll in den folgenden Abschnitten behandelt werden. Dies nenne ich auch: Die Ethno- Thymo- Eroto- Phobo- Logo- Analyse der Noologie.
Die Zivilisation der Menschheit ist in der Gefahr, in einer Zangenbewegung von Plutokratie, Umweltzerstörung, Überbevölkerung und einer Schlammflut[106] von Aberglauben[107] und –Ismen überrollt zu werden, in der alle zivilisatorischen und aufklärerischen Errungenschaften der letzten 500 Jahre fortgespült werden können. Das fatale an diesem Prozess ist, dass der Zusammenbruch der materiellen und ökonomischen Ressourcen unserer Zivilisation gleichzeitig und gemeinsam mit einer umfassenden geistigen Zerrüttung auftritt. Gegen eine so umfassende Entwicklung sind wohlmeinende Programme wie der evolutionäre Humanismus von Schmidt-Salomon zum Scheitern verurteilt.[108] Denn eine Aufklärung kann nur eine kleine Minderheit der Menschen erreichen, nämlich die, die selbstständig Denken und Urteilen gelernt haben. Das setzt aber ein hohes Niveau von geistiger Unabhängigkeit, von Selbst-Bildung[109] und ganz besonders, Selbst-Zucht[110] voraus, was bei der Mehrheit der Menschheit nicht der Fall ist. Mit Blick aus der Perspektive von LeBon, auf die grosse Menschenmasse und die Herdenmenschen,[111] die ich manchmal auch die RTL-Menschheit nenne,[112] lässt sich die breite Schlammspur der De-Zivilisierung kaum auch nur einen Millimeter aus ihrer Bahn bringen.
Ich muss jetzt erst einmal einen kleinen Anti-Evolutionären Exkurs machen. (Nicht gegen die Evolutionstheorie als solche, sondern gegen gewisse abwegige Interpretationen derselben). Ich lasse daher wieder einmal den A.D. sprechen:
A.D. 1) "Auf dem Planeten Erde existieren drei dominante halb-intelligente Lebensformen: Die Termiten, die Ameisen, und die Menschen. Und es gibt gute Gründe, anzunehmen, dass ca. um 2100 CE nur noch zwei davon existieren werden: Termiten und Ameisen."
A.D. 2) "Die phylogenetische Entwicklung des menschlichen Gehirns/Geistes ist ungefähr so zu werten, wie der Pfauenschwanz: Schön anzusehen, aber die Federn fallen irgendwann mal von selbst wieder ab, wenn die Eier des Vogels gelegt sind."[113]
Die Termiten und Ameisen sind Lebensformen, die schon vor mehreren 100 Mio Jahren ihren Siegeszug um den Planeten begonnen haben.[114] Die Menschen sind da eher Nachzügler, denn diese Gattung existiert erst seit ca. 100.000 bis 1.000.000 Jahren. Zwar haben die Menschen in den letzten ca. 10.000 Jahren den Planeten mehr und tiefgreifender umgeformt als die beiden anderen Lebensformen,[115] aber: "Wer zuletzt lacht, der lacht für die Ewigkeit."
Das Boom-Zeitalter der Menschen ist auf Treibsand gebaut, auf eine immer weiter um sich greifende Umwelt-Zerstörung und Vergiftung. Die Termiten und Ameisen haben da einige 100 Mio Jahre Denk-Vorsprung, vor allem in Bezug auf Nachhaltigkeit. Wir wissen immer noch nicht, warum das Zeitalter der Dinosaurier so abrupt zuende ging.[116]
http://library.thinkquest.org/C005824/extinction.html
http://library.thinkquest.org/C005824/extinction.html
http://en.wikipedia.org/wiki/Dinosaur#Extinction_of_major_groups
http://www.ucmp.berkeley.edu/diapsids/extinctheory.html
Jedenfalls: An den Termiten und Ameisen ging diese Massen-Auslöschung spurlos vorbei.
Die bekannten populär-wissenschaftlichen Theorien der Dinosaurier-Auslöschung sind Hinweise für die allgemein dünne Beweislage von vielfachen Massen-Artensterben quer durch die Erdgeschichte.[117] Wenn es irgendwo einmal eine Menge von guterhaltenen Fossilien zu finden gibt,[118] wie etwa in der Grube Messel,[119] LaBrea,[120] Ediacara,[121] oder Burgess Shale,[122] und genauso bei allen anderen bekannten Fossilien-Fundstätten, so jubeln die Paläontologen zwar, aber eine Schwalbe macht noch lange keinen Sommer. Insbesondere, das Vorkommen von vielen Fossilien an irgendeinem Ort belegt nur eines: Dass an diesem Ort zu einer bestimmten Zeit der Erdgeschichte besonders viele Organismen umkamen und fossilisiert (ie. konserviert) wurden. Wie das normale Leben sonst noch so über die anderen –zig-100 Jahrmillionen verlief, darüber schweigen die Fossilien. Man kann es auch andersherum formulieren: Die Paläontologie als mittlerweile etablierte Wissenschaft, ist nicht sehr wissenschaftlich, denn sie leidet an einer Denkschwäche, die man mit Hilfe von Geheimdienst-Experten[123] schnell kurieren könnte. Nämlich dass überhaupt keine Nachrichten auch ziemlich ausdrucksvolle Nachrichten sind. Aber das genauer auszuarbeiten, überlasse ich den nun bald zu formierenden interdisziplinären Fachkollegien.
Zurück zum Thema: Ich habe den Begriff "halb-intelligente Lebensformen" deshalb gewählt, weil Termiten und Ameisen als einzelne Individuen recht un-intelligent sind, aber als Kollektiv (oder Schwarm-Intelligenz) sehr intelligent. Bei den Menschen ist es umgekehrt. Menschen sind als einzelne Individuen und Kleingruppen ziemlich intelligent, aber im Kollektiv der Masse sehr dumm. (Homo insipiens als Massenwesen).[124] Das Scheitern der Projekte marxistischer Prägung ist wesentlich darauf zurückzuführen, dass die Kollektiv-Un-Intelligenz der Masse nicht berücksichtigt worden war. Diese Un-Intelligenz der Masse kann sehr wohl auch das endgültige Aussterben der Gattung Homo Insipiens verursachen. Gustave LeBon war einer von denen, die das zuerst erkannt hatten.[125]
"Senatores sunt boni viri, senatus est mala bestia.
Die Senatoren sind gute Leute, aber der Senat ist eine Bestie."
http://en.wikiquote.org/wiki/Latin_proverbs#S
Um die auffallende Un-Intelligenz des Menschen als Massen- (oder Gross-Kollektiv-)[126] Wesen zu verstehen, muss man die unbewussten emotionalen Triebkräfte untersuchen, die aus einer intelligenten Kreatur ein getriebenes, fremdbestimmtes Rädchen in dem Monstrum der Masse machen. In meinen früheren Schriften zu diesem Thema habe ich den Begriff "Im-Perium" gewählt, um anzudeuten, dass es viele Kräfte und Akteure gibt, die ein Inter-esse daran haben, die Menschen in ihrem Einflussbereich in Unmündigkeit zu halten, um ihre Machtposition zu sichern. Dies sind insbesondere die (hl. Allianz von) Religion und Politik, die plutokratische ideologische Wirtschafts-Hegemonie,[127] die Populär-Unterhaltungs-Kultur, aber auch grosse Teile der Wissenschaften.[128]
LeBon hat die wesentlichen Komponenten der Massenpsychologie Ende des 19. Jh's schon aufgelistet, das war aber, bevor die Ethnologie und die Ethno-Psychoanalyse sowie die Medientheorie ihre wissenschaftliche Arbeit aufgenommen hatten. Wir können die Werke von Sloterdijk und Schmidt-Salomon als verschiedene Blickpunkte auf Auswege aus der Problematik auffassen.[129] Schmidt-Salomon vertritt mit seinem evolutionären humanistischen Ansatz auch den Optimismus, weil die (falsch verstandene) Idee der Evolution[130] sozusagen einen eingebauten Optimismus ausdrückt.[131] Leider vergisst dieser Ansatz, dass das nötige Wissen, das dafür vorausgesetzt wird, bei bestenfalls 1% der Welt-Bevölkerung vorhanden ist. Sloterdijk versucht im Schlusskapitel von Z&Z einen erweiterten nicht-eurozentrischen zivilisatorischen Standpunkt zu finden, der vermutlich im Wesentlichen mit Bazon Brock's Theorie der Zivilisation als Unterlassung übereinstimmt. Siehe Z&Z, 354: "... diese Prämissen erfolgreicher Zivilisierungen durch ein hygienisches Programm ergänzt, das die Befreiung vom Geist des Ressentiments auf die Tagesordnung bringt." Allerdings weist das Kapitel "Realer Kapitalismus: Kollapsverzögerung in gierdynamischen Systemen" von S. 302-312, sehr deutlich darauf hin, dass der Kollaps unvermeidlich ist, nämlich in Form der genannten Zangenbewegung, die rationales Denken und Handeln unmöglich machen wird.
Ich vertrete eine eher pessimistische Sichtweise. Und so sehe ich das Szenario der nächsten Jahrzehnte als das grosse Zeitalter von globalen Zivilisations-Zusammenbrüchen. Leider wird die genannte unaufhaltsame Zangenbewegung gleichzeitig sowohl die ökologischen, materiellen und finanziellen, als auch die geistigen Grundlagen der Zivilisation zerstören. Ich muss dazu einen Rückgriff auf das Zeitalter der europäischen Aufklärung machen. Denn diese konnte nur aufgrund gewisser technischer Voraussetzungen in Gang kommen: Dies war zuerst die Produktionsmethode des Buchdrucks, aber dieser ging Hand in Hand mit einer umfassenden Neu-Strukturierung der materiellen Produktionskräfte Europas. Wesentlich war dabei der vor-industrielle Einsatz von Wind- und Wasserkraft u.a. in Holland.[132] Und erst dann konnte man sich daran machen, das verfügbare Wissen zu revolutionieren.[133] Gerade das Wissen ist aber durch die heutige Zersplitterung der Wissenschaften haltlos geworden. Die aktuellen (2010-2013) Doktor-Skandale der deutschen Politik sprechen hier eine beredte Sprache, und es ist deutlich sichtbar, etwa in den USA und Südeuropa, dass höhere Bildung sowohl unbezahlbar,[134] als auch karrieretechnisch nutzlos geworden ist. Die Misere der allgemeinen Schulbildung ist ebenfalls überdeutlich.[135] Dies sind alles Anzeichen, dass hier ein Zusammenbruch des westlichen Wissens-Systems als Ganzem in Gange ist. Daher sind die heutigen gewaltigen geistigen Rückwärts-Bewegungen der –Ismen, "zurück zum Glauben", der Kreationismus, und die Rückkehr der Religionen durchaus verständlich und sogar logisch. Das war auch ein Zentralthema von LeBon.
Auch die vielbeschworene Informations- und WWW-Revolution hilft uns da nicht weiter. Nur als Beispiel: Auch wenn ich mich für meine Recherchen ausgiebig bei Google bediene, merke ich immer mehr, dass die für mich wichtigen Informationen (also die eher wissenschaftlichen) von den Suchalgorithmen immer öfter untergepflügt werden. Dies hat zwei Gründe:
1) weil die kommerzielle WWW-Werbung inzwischen extrem ausgefeilte Strategien hat, um ihre Google-Links an vorderster Stelle zu plazieren.
2) Weil durch Facebook & Co. die Zahl der "Dummen" Links auf "Dumme" Seiten exponentiell zunimmt. Das ist ein typisch autokatalytischer Effekt, der die Google-Suchalgorithmen völlig korrumpiert.
Ein anderes Problem-Thema der sog. Informations-Revolution ist die Tatsache, dass wir zwar sehr viel mehr Daten, also schriftliches und audio-visuelles Material auf dem WWW bekommen, aber deshalb haben wir noch lange nicht mehr Zeit, das auch zu sichten und zu verarbeiten. Das ist der entscheidende Flaschenhals, vor dem das Wissen der Menschheit als Gesamtkomplex steht. Gerade bei dem audio-visuellen Material ist sogar ein deutlicher Rückschritt zu bemerken, denn es gibt bei all den schönen Videos auf Youtube eine absolut katastrophale Un-Ordnung, und so eine Erfindung wie ein Inhaltsverzeichnis für ein Video harrt noch der Entdeckung durch einen Aldus Manutius[136] des Medien-Zeitalters.
Das Wissen steht in einem mehr-Fronten- Überlebenskampf, und eine andere sehr fatale Front ist die quasi industriell hergestellte Des-Information, die heute als Political Correctness wie ein Gespenst durch die Lande geht. Man kann von dem Magazin "Focus Money" sicher keine besonders sozial-radikale Berichterstattung erwarten, und wenn dort ein kritischer Artikel zur Political Correctness in Deutschland erscheint, dann will das schon etwas heissen.[137] Hier ein Zitat aus diesem Artikel:
"Unter dem Einfluss von Political Correctness und Tabus entstand in der Bundesrepublik ein alternativloses politisches und intellektuelles Klima, das der Philosoph Peter Sloterdijk folgendermaßen beschreibt: „Ob einer sich zur Sozialdemokratie bekennt oder nicht, spielt schon längst keine Rolle mehr, weil es Nicht-Sozialdemokraten bei uns gar nicht geben kann, die Gesellschaft ist per se strukturell sozialdemokratisch, und wer es nicht ist, der ist entweder im Irrenhaus oder im Ausland. Es gibt keine ernsthafte Alternative dazu.“
Peter Sloterdijk bilanziert: „Wir haben uns – unter dem
Deckmantel der Redefreiheit und der unbehinderten Meinungsäußerung – in einem
System der Unterwürfigkeit, (. . .) der organisierten sprachlichen und
gedanklichen Feigheit eingerichtet, das praktisch das ganze soziale Feld von
oben bis unten paralysiert.“ Kein Wunder, dass der Mann als politisch unkorrekt
gilt."
LeBon hat auf S. 70-71 schon die Macht des Neusprech (Newspeak nach Orwell) erwähnt, die heutzutage das wesentliche Instrumentarium der political correctness ist.
"Die Macht der Worte knüpft sich an die durch sie hervorgerufenen Bilder und ist völlig unabhängig von ihrer wahren Bedeutung. Oft sind jene Worte, deren Sinn ganz unbestimmt ist, die wirkungsvollsten. So z. B. die Ausdrücke Demokratie, Sozialismus, Gleichheit, Freiheit u. a., deren Sinn so vag ist, dass dicke Bände nicht ausreichen, ihn zu bestimmen. Und doch ist es sicher, dass sich eine wahrhaft magische Macht an ihre kurzen Silben heftet, wie wenn sie die Losung aller Probleme enthielten. Sie sind eben die Synthese der verschiedensten unbewussten Erwartungen und der Hoffnung auf deren Verwirklichung."
In weiterer Ausarbeitung der Ansätze von
LeBon und Spengler führe ich nun die {Thymo- Eroto- Phobo-} Analyse der
Noologie ein. Dies ist leider ein ziemlich sperriges
Wort-Ungetüm. Ich nenne es manchmal auch die Ethno- {Thymo- Eroto- Phobo-}
Analyse. Der Grund für die Voranstellung des "Ethno-" Begriffs ist,
dass das Konglomerat der {Thymo- Eroto- Phobo-} Kräfte in ihrer spezifischen
Konfiguration verantwortlich für das psycho-emotionale Gesamtsystem von
Gesinnungs- und Gesittungs-Gemeinschaften ist, die wissenschaftlich auch Ethnien
genannt werden. Diese Begriffsbildung basiert auf der Vorarbeit, die ich in
Noologie II vorgestellt habe:
"Moral, Ethik und Ethos, Ethnos und Ethnie" http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading51
Dort werden die {Thymo- Eroto- Phobo-} Kräfte auch als der oder das Ethos bezeichnet. Im wesentlichen ist die jetzige Begriffsfassung darauf ausgerichtet, die unbewussten Elemente des Ethos genauer zu erfassen. Die griechischischen Worte für den {Thymo- Eroto- Phobo-} Komplex des Menschseins heissen, übersetzt: Das Menschen- Daseins-[138] (Er-)leben ist beherrscht von Ambition, Sexualtrieb[139] und Angst.
Ich behaupte nun: Das menschliche psychische Dasein ist von diesen Kräften wie in einem Käfig gefangen. Diese sind nach LeBon und dem besser bekannten Herrn Freud, wesentlich auch unbewusst oder verdrängt. Freud hat mit seiner Interpretation des Sexualtriebs nur einen Teil davon in sein Denksystem bekommen.
Sloterdijk hat darauf aufmerksam gemacht, dass der Bereich des Thymos ein wesentlicher bisher vernachlässigter psychischer Faktor des Mensch-Seins oder Menschen-Daseins ist. Thymos soll als Bezeichner eines ganzen Feldes von Emotionen und Befindlichkeiten auch das Gebiet der Wut, des Zorns und der Aggression umfassen. Dies ist einsichtig, weil Wut, Zorn und Aggression Folge-Erscheinungen eines unterdrückten Thymos sind.
Riemann hat die Kräfte der Angst (Phobos) als Faktoren von psychologischen Störungen in seinem bekannten Werk gut kategorisiert.[140] Heideggers "Sein und Zeit" ist vielleicht eine der tiefsten philosophischen Abhandlungen des Phobos-Komplexes, insbesondere der entscheidenden Rolle des menschlichen Zeit- und Zukunfts-Empfindens (1977, das Man: 168-173, die Furcht: 186 ff., die Sorge: 239 ff., 254-265, die Angst: 246 ff.).
Was ist das energetische Gesamte der menschlichen Trieb- und Angst- Existenz? Freud hat sich ausgiebig mit dem Sexus- und Phobos- Kräften des Mensch-Seins beschäftigt.[141] Diese sind bestimmt von den polaren Impulsen: Appetenz und Aversion oder Repulsion.[142] Im Bereich der Psychiatrie und Psychologie wurde vielmals versucht, die Versäumnisse des Herrn Freud zu korrigieren, und die Eroto- und Phobo- Kräfte des Mensch-Seins sind dank dieser Bemühungen gut erforscht. Aber: Die Psychiater & Psychologen haben eher eine verzerrte Brille auf die Conditio Humana, nämlich nur im Hinblick auf Psycho-Defekte. Aber auch grosse geistige Leistungen liegen oft nicht fern von der Psychopathologie. Wenn es um 1000 vor Chr. schon Haldol und Tavor gegeben hätte, wäre die Bibel nie geschrieben worden. Auch die Meisterwerke von Hegel wären der Menschheit wohl erspart geblieben. Es bleibt nur noch, diesen Komplex zu einem Ganzen zusammenzufügen. Die Aufgabe der Noologie soll es sein, zu zeigen, dass diese Kräfte (anderswo in der Noologie auch "Spannungsfeld" genannt) die Grundlagen des menschlichen psychisch- emotionalen Erlebens sind.
Wir befassen uns also genauer mit den psycho-emotionalen Kräften des Kollektivs, und des kollektiven Unbewussten.[143] Abgesehen von den Arbeiten LeBons war dies zuerst das Gebiet der Ethno-Psycho-Analyse, wurde aber durch Freuds unpassende Konzepte im Ansatz behindert. Erst mit dem Thymos- Begriff von Sloterdijk[144] wurde es auf bessere wissenschaftliche Grundlagen gestellt. Leider hat die heutige Soziobiologie fast nichts davon mitbekommen, da Thymos nirgendwo im Darwinistischen Universum der evolutiven Fitness auftaucht. Daher bleiben die Komplexe der Thymos- und Phobos- Kräfte völlig aussen vor. Das ostentative Zur-Schau-Stellen von Altruismus ist z.B. ein typisches Thymos-Thema, durch das die Mächtigen ihr soziales Ansehen festigen. (Siehe Z&Z, 50-54, 60-62. Z.b. "festliche Verschwendung" (53), wie im indianischen Ritual des Potlatch, oder das anglo-amerikanische Sozial-Thema von Charity (Caritas), und Spender-Milliardäre wie Carnegie und Bill Gates[145]). Schmidt-Salomon als soziobiologisch inspirierter Autor baut seine Arbeiten auf die Evolutionstheorie und Soziobiologie, sowie die heutigen Neurowissenschaften auf, und daher kann er zu dem Thema auch nicht viel beitragen.[146] / [147] Sein Ansatz der Memetik ist zwar oberflächlich gesehen verlockend, aber er gibt nur etwas wieder, was seit einigen Jahrzehnten durch den Blätterwald geistert, und nie wissenschaftlich fundiert wurde. Hier muss man tiefer in die Semiotik einsteigen, um besseres Material zu erhalten. Dies habe ich in meinen Schriften ausgiebig getan.[148]
Zwar haben Film-Drehbuch-Schreiber generell ein gutes Verständnis dieses Bereichs, aber weil die meistens im Dienst der Geistes- Verwirrungs- Konsum- Industrie stehen, ist denen absolut nicht zu trauen. Bestes Beispiel der meisterhaften Beherrschung der Gefühls-Klaviatur ist wohl Steven Spielberg, der auch gleichzeitig das beste abschreckende Beispiel für die schlimmst mögliche Motivation hinter diesen Machwerken abgibt: Nämlich Dollars, Dollars, und nochmal Dollars. Unter den Kulturschaffenden mit wirklichem Durchblick können wir vielleicht noch Richard Wagner nennen, und seinen Sohn Siegfried Wagner, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Conditio Humana nackt und ungeschminkt auf die Bühne zu bringen. Leider ist so ein Ansatz das Patentrezept, wie man keinen Erfolg hat (im Gegensatz zu seinem Vater). Deshalb ist Siegfried Wagner auch praktisch völlig vergessen.
Die Kräfte des Phobos umfassen einen grossen Emotional-Begriffs-Bereich, unter den Furcht, Angst, Schrecken, (das schwarze) Schicksal, Abscheu, Tabu, und Bestialität fallen. Die griechische Mythologie hat hier die Erynnien und die Moiren eingesetzt, als oberste Schicksalsmächte, die noch über den Göttern stehen. Es widerstrebt dem modernen "aufgeklärten" oder "humanistischen" Denken, dass die Kräfte des Phobos Grundelemente der Religion sind. Und das betrifft nicht nur die abrahamitschen Religionen (deren Furcht- und Schreckens-Instrumentarium von Sloterdijk in Z&Z behandelt wird), sondern praktisch alle "spirituellen" Systeme weltweit. So haben auch Buddhismus und Hinduismus ihre schrecklichen Götter und Gefilde, und in allen schamanistischen oder animistischen Systemen gibt es schreckliche Unterwelt- und Wetter-Gottheiten. Die berühmt-berüchtigsten unter denen waren die schrecklichen Götter der Azteken und Maya. Über diese habe ich an verschiedener Stelle in der Noologie schon berichtet. Die augenblicklichen Kontroversen um den Islamismus betreffen vor allem die Frage der Auslegung, ob die auffällig vielen Droh- und Zornes-Sprüche im Koran als wortwörtliche gottgewollte Aufforderung zur Intoleranz und Vernichtung der Ungläubigen zu verstehen sind.
Die Thymos- und Phobos- Kräfte sind spezifisch menschlich. Deshalb können sie nicht von biologistisch eingefärbten Ansätzen erfasst werden. Der Phobos-Komplex gewinnt seine Schärfe durch die Imagination und die Vor-Stellung von Zukunft. Zwar gibt es bei Tieren viele Formen von Vermeidungshaltungen, aber es fehlt die Zukunftsvorstellung. Thymos als Ambition fehlt Tieren vollkommen. Revierverhalten kann zwar als Vorform von Thymos (im Sinne von Appetenz) gesehen werden, aber es folgt den Notwendigkeiten von Öko-Raum und Reproduktiv-Raum. (Nahrungsraum bzw. Lebensraum). Im weiteren Sinne ist die Ausbreitung von Lebensformen über grosse Räume auch als Proto-Thymos-Thema zu interpretieren. Die Betriebsblindheit der Wissenschaft beim Thema Thymos lässt sich leicht auf die christliche Einfärbung zurückführen, weil Superbia, also der Stolz, eine der grossen Todsünden war. Gewisse Denkzäune lassen sich auch mit noch soviel Aufklärung nicht so leicht überschreiten. Das Tabu gegen den Stolz ist ein gutes Beispiel.
Ich komme jetzt auf ein mögliches Missverständnis der Noologie zu sprechen, denn das "Denken über Denken" (Noo-Logos) umfasst das "Denken über die menschliche Existenz als Ganzes" (Das Sein). Allerdings besteht die Einschränkung, dass das Sein mit Denken nicht deckungsgleich zu erfassen ist.[149] Denn die menschliche Existenz ist ohne das Handeln nicht zu verstehen oder zu begreifen. Deshalb ist die Universitäts-Philosophie in der Denk-Tradition von Platon auch ungeeignet, die menschliche Existenz (das Da-Sein nach Heidegger S&Z) adäquat zu erfassen. Nur ein paar Leute wie Michel Onfray haben daraus die nötige Konsequenz gezogen, und sich aus dem akademischen Philosophie-Elfenbeinturm herausgehalten. Es geht also um eine erweiterte Theorie, aber auch um die Praxis der Ethik, und nicht nur um philosophischen Schall und Rauch. Und es geht vor allem um die Bereiche, die dem rationalen philosophischen Denken nicht zugänglich sind.
Auf einer mehr theoretischen Ebene geht es hier um eine Begriffsfassung, die die kategorischen Unterschiede zwischen diesen menschlichen (und nur menschlichen) Erlebnisformen markiert:
{Das Ich, das Du, das Wir, das Man, und das Nicht-Wir, bzw. die Out-Group}
Hierbei greife ich wieder auf das (SUB <-> OBJ <-> SEM) –Modell zurück.
Es geht um die näheren Bestimmungen des SEM-Bereichs, die als das "Wir", das "Man", und das "Nicht-Wir", bzw. die "Out-Group" auftreten. Dies sind die wesentlichen Erscheinungsformen des menschlichen Kollektiv-Bereichs.
Das "Wir" ist eigentlich nur in einer Kleingruppe denkbar, aber dank der politischen Propaganda ist es möglich geworden, dass die Menschen sich ein "Wir als Nation", oder Firma, oder Religionsgemeinschaft vorstellen können, und damit kann man auch sofort den Exklusiv-Begriff bilden, nämlich das "Nicht-Wir", bzw. die "Out-Group". Dies ist der virulenteste Faktor der Massenpsychologie.
Das "Man", das Heidegger so gut formuliert hat, ist sozusagen der Schatten des "Wir". Denn in dem Begriff "das tut man nicht"[150] ist praktisch schon alles enthalten, was man über die ganze Schattenwelt des "Wir", bzw. des kollektiven normativen Bewussten oder auch Unbewussten sagen kann. Das "Man" enthält den gesamten Bereich der Sitte und der Moral, sowie der Tabus und Ekel-Reaktionen. Spirituell überhöht, findet sich das in den 10 Geboten der Bibel.
Darüber hinaus kommen wir in den Bereich der Ethik und der Gesetze: Des Ethos und des Nomos.
Wesentliche Vorarbeiten dazu wurden in Noologie II gemacht, in dem Kapitel:
"Über Wahrheit und Lüge im a-moralischen Sinne" und den darauf folgenden.
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading44
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading51
sowie:
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading87
Eine Vorversion der kybernetischen Theorie von Thymos-Gemeinschaften (nach Sloterdijk Z&Z) wurde schon in Noologie I formuliert:
http://www.noologie.de/noo04.htm
Zitat: "Ethik (gr. ta êthika von to êthos = Sitte, Gesinnungsart) oder Moral (lat. pars philosophiae moralis) oder praktische Philosophie ist die Sittenlehre, d.h. die Wissenschaft vom Sittlich-Guten und -Bösen. Auf historischer, anthropologischer, psychologischer und metaphysischer Grundlage untersucht die Ethik das Wollen und Handeln des Menschen, und ihre Entwicklung hat, nachdem sie im Altertum durch Sokrates (469 bis 399) und Platon (427-347) geschaffen war, mit den übrigen Teilen der Philosophie, namentlich mit der Metaphysik, gleichen Schritt gehalten." [151]
Leider hat die philosophische Ethik anscheinend mit den neueren (nach 1970) industrie-zeitlichen Entwicklungen der Informations-, Kommunikations- Verkehrs-, und Waffentechnik sowie der Finanzsysteme kaum Schritt gehalten. Eine Ursache dieses Hinterherhinkens ist der intellektuelle Graben zwischen den Geistes- und Naturwissenschaften. Siehe C. P. Snow: Die zwei Kulturen sowie nach Dilthey.[152] Eine andere Problematik ist die rein europäisch- abendländische Ausrichtung der Philosophie, die den Machtkomplexen der heutigen Global-Menschheit nicht mehr gerecht wird. Sloterdijk schlägt in den Schluss-Sätzen von Z&Z, p. 355, einen Code of Conduct vor, aber auch wenn dieser formuliert werden könnte, ist es kaum vorstellbar, wie so etwas in einer Welt-Situation von unvereinbaren konkurrierenden Ethos-Systemen[153] bei gleichzeitiger Verschärfung der Dynamik der Umwelt- und Überbevölkerungs-Probleme sowie der Lebens-Ressourcen-Knappheit politisch global installiert werden könnte. Die Ohnmacht der UN ist beredtes Beispiel für diese Problematik.
Ich versuche, eine grundsätzliche Unterscheidung zu treffen, zwischen einer philosophischen Ethik des Gewissens, die unter dem Leitsatz des "Du sollst" steht, etwa den zehn Geboten der Bibel, und dem Kantschen Imperativ, und einer Sozio-Kybernetik der Macht des Faktischen, wie sie von Spengler formuliert worden war. Damit könnte man begreiflich machen, dass die religiös unterfütterten Moral- und Verhaltens-Systeme ohnmächtig sind, gegen die Macht- und Gier- Ambitionen (die thymotischen Kräfte nach Sloterdijk) einer Klasse von Menschen, die die traditionellen Moral- und Ethik- Schranken ignorieren, und die genügend Macht und Einfluss haben, um die Gesetzes-Maschinerien der Staaten zu unterlaufen, und sogar Gesetze nach ihren eigenen Interessen schreiben zu lassen. Dies war z.B. bei der De-Regulierung der Finanzmärkte unter Reagan und Thatcher in den 1980er Jahren der Fall, und dies ist die wesentliche Ursache für den augenblicklich galloppierenden Hyper-Turbo-Kapitalismus, oder auch die Plutokratie, die die globalisierte Welt faktisch kolonialisiert hat.
Spengler hat mit seinen Traktaten des "Willens zur Macht" die Grundlagen für eine Sozio-Kybernetik der Macht geliefert, die mit heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen der vonNeumannschen Spieltheorie und autokatalytischer thermodynamischer Systeme durchaus weiterentwicklungsfähig ist. Natürlich muss man hier aus Gründen der political correctness immer voranstellen, dass man sich energisch von einer impliziten Ideologie der Macht-Verherrlichung distanziert, die man aus Spengler herauslesen könnte. Dies ist leider nach der deutschen nazifaszischen Vergangenheit unumgänglich. Hier sollen ein paar Zitate zu diesem Themenkreis folgen:
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading46
http://www.noologie.de/noo05.htm#OSWALD_SPENGLER
...
Es ist schwierig, einen passenden Terminus für eine post-abendländische wissenschaftliche Theorie der Ethik zu finden, der nicht schon von den positiven Wissenschaften "verwurstet" worden ist, und damit unbrauchbar geworden ist. Die auf den OBJ-Bereich festgeschriebenen Wissenschaften sind konzeptmässig überhaupt nicht in der Lage, den interpersonalen Bereich zu erfassen. Ich präge daher den Begriff "Sozio-Kybernetik", mit der Spezialbedeutung der Noologie, und weise darauf hin, dass kein Zusammenhang mit OBJ-wissenschaftlichen Ansätzen besteht. Der m.E. beste Ansatzpunkt ist die Kybernetik von Gotthard Günther, der auch von Sloterdijk öfter lobend erwähnt wird. Ich habe schon eine ausgiebige Herleitung der Kybernetik aus der antiken mythologischen Denk-Lehre des Kybernetes[154] vorgestellt, so dass die Verbindung von Kybernetik und Mythologie ausreichend fundiert ist. Die Noologie hat Gotthard Günthers Ansätze aber auf etwas andere Weise weitergeführt, als er es intendiert hatte. Die Weiterentwicklung ging mehr im Sinne der Semiotik, etwa von Peirce bis Umberto Eco.[155] Dazu kamen einige Beimischungen aus der Kultur-Anthropologie oder Ethnologie, die u.a. als Ethnopsychoanalyse bezeichnet werden. Generisch gesprochen, um den Freudianischen Bezug zu vermeiden, kann man das auch als Die Ethno- Thymo- Ero- Phobo- Logo- Analyse[156] bezeichnen. Ich verwende trotzdem gelegentlich den veralteten Begriff Ethnopsychoanalyse in dem eben genannten Sinn, weil das andere Wort zu lang und zu umständlich ist.
Der Bezug von Semiotik und Ethnologie ist einfach zu verstehen, und kommt bei Eco überall vor:[157] Die Zu-Ordnung der Begriffs- und vor allem der Empfindungs- Systeme ist von der Kultur geprägt. Was Kultur eigentlich ist, darüber streiten die Geister, deshalb soll der Begriff nur als Platzhalter verwendet werden.[158] Alles was nicht genetisch in einer ethnisch unterscheidbaren Menschengruppe (einer Ethnie) tradiert wird, wird dem Bereich der Kultur zugeordnet. Neben technischen und künstlerischen Fertigkeiten sind das: Moral, Ethik und Ethos, einer Ethnie.[159] Nietzsche formulierte das schon mit seinem Begriff der Empfindungs-Gruppe in: Was ist ein Volk?[160] Seine Diskussion hat die wesentlichen Punkte der Ethnologie vorweg genommen. Weil Volk bzw. Völkisch, so einen etwas nazifaszischen Beigeschmack bekommen hat, sagt man heute wegen der Political Correctness lieber Ethnie, aber das ist nur ein Austausch von Worthülsen. Siehe dazu auch den Abschnitt zur political correctness.
Der Bezug von Ethno- Thymo- Ero- Phobo- Logo- Analyse zur Mythologie ist ebenfalls leicht zu verstehen. Dazu verwende ich auch den Begriff kreative Mythen-Analyse, in Anlehnung an Joseph Campbell (Creative Mythology). Mythologie (und mit dabei: Märchen und alle religiösen Texte) ist die Codierung des Ethno-Thymo-Phobo-Logo-Eroto- Komplexes, einer jeweiligen Kultur / Ethnie, in einer besonderen Fachsprache, dem Mytho-Logismus. Und wenn man diese Sprache versteht, kann man die Thymotisch- Erotischen Phobischen Trieb-Kräfte dieser Kultur / Ethnie entschlüsseln. Anderswo wird das auch das Kollektive Unbewusste genannt. Es ist aber nicht ganz unbewusst, sondern codiert, denn die reine, nackte Wahrheit könnten die Menschen nicht ertragen. Das ist zwar nicht der gesamte Be-Deutungs-Bereich der Mythologie, aber für den jetzigen Zweck genügt das. Modo Sloterdijk Z&Z kann man auch sagen: Mythologie ist eine En-Kryption der Thymologie eines Volkes. Dazu ein Zitat aus Z&Z, 154-155:
"Einblicke in dunklere Zonen der historischen Anthropologie"...
Die kreative Mythen-Analyse ist sehr gut geeignet, den Bereich der abrahamitischen religiösen (Zwangs-) Vorstellungen auszuleuchten, aber auf andere Weise als Sloterdijk es in Z&Z getan hat. Man kann die Literatur der Apokalyptik auch als ethno-psychoanalytische Dokumentation des jüdisch-christlichen Phobos-Komplexes lesen, und daraus wertvolle Erkenntnisse gewinnen. Und so viel anders als die mythologischen Zwangs-Vorstellungen anderer Völker sind die abrahamitischen auch nicht. Für eine Wissenschaft des kollektiven Unbewussten einer globalisierten Menschheitskultur, ist auch eine nicht euro-zentrische, nicht judäo-christlich- abrahamitisch- zentrische Religionstheorie nötig. Diese gilt es noch zu schaffen, und dazu muss man alle religiösen und spirituellen Traditionen der Menschheit, vor allem der schriftlosen Völker, in das Gesichtsfeld bekommen. Dies kann man auch eine oikumenische kat-holische Mythologie nennen. Ich habe diese Methode an vielen Stellen in den Noologie-Schriften eingesetzt. Dies sind einige Beispiele:
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading114
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading119
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading123
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading124
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading128
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading138
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading161
http://www.noologie.de/noo03.htm#Heading175
http://www.noologie.de/noo03.htm#Heading176
http://www.noologie.de/noo03.htm#Heading177
http://www.noologie.de/noo03.htm#Heading181
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading240
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading246
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading249
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading26
Als Schlussfolgerung dieser mythologischen Exkurse lässt sich bemerken: Das Christentum hat wohl als einzige Menschheitsreligion einen echten geistigen Fortschritt gemacht, insofern, als es sich in seinen verschiedenen Entwicklungsstadien immer wieder neu erfinden musste. (So wie ein Wolpertinger oder eine Chimaira, wie ich es einmal bezeichnet habe). Der Begriff des Kat-Holischen und des Oiko-menischen gewinnt hiermit auch eine ganz neue Bedeutung.
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading243
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading138
Diese geistige Entwicklung hat aber nichts mit der Institution der römisch-katholischen Kirche zu tun, die eher alles daran setzt, all dies möglichst zu verhindern. (Siehe Sloterdijk, Z&Z 331-332, 334). Auch der Buddhismus hat sich in seiner Geschichte immer wieder neu erfunden, aber die grosse Denkbremse ist dort nicht die Kirche, sondern die Idee der Reinkarnation, die eine Weiterentwicklung im Irdischen nutzlos macht. Dies habe ich im folgenden Kapitel noch weiter ausgeführt: "Der Diamantweg, jen(s/z)eits der Horizonte gegangen".
Ich werde im Appendix als Begleitmaterial noch einiges von meinen imaginären und manchmal auch realen Unterhaltungen berichten, mit: Adolf Bastian, Leo Frobenius, Ruth Benedict, Hertha v. Dechend, Joseph Campbell, Theodor Strehlow, Lev Gumilev, Marius Schneider, Ken Wilber, Clemens Kuby, Carlos Castaneda, Terence McKenna... etc.
Diese waren zum Teil persönliche Begegnungen, die nicht so ganz in diesen mehr wissenschaftlichen Kontext passen. Sie enthalten vor allem meine eigene Erfahrung mit den Dingen, da ein reines Bücherstudium hier völlig unzureichend ist. Siehe im Appendix:
"Reale und Imaginäre Begegnungen mit besonderen Menschen"
Weiterhin habe ich einer besonderen Form der Mythen-Analyse ein ganzes Kapitel gewidmet, nämlich, was Richard Wagner damit gemacht hat. Auch sein Sohn, Siegfried Wagner, hat auf diesem Gebiet wichtiges beigetragen. Siehe: "Aus der Werkstatt der Ober-Mythologien-Menger"
Thumos (also
commonly spelled "thymos") (Greek: ?????) is an Ancient Greek word
expressing the concept of "spiritedness". The word indicates a
physical association with breath or blood. The word is also used to express the
human desire for recognition.
In Homer's works,
thumos was used to denote emotions, desire, or an internal urge. Thumos was a
permanent possession of living man, to which his thinking and feeling belonged.
When a Homeric hero is under emotional stress he may externalize his thumos,
conversing with it or scolding it [1].
Plato's
Phaedrus and his later work The Republic discuss thumos as one of the three
constituent parts of the human psyche. In the Phaedrus, Plato depicts logos as
a charioteer driving the two horses eros and thumos (i.e. love and spiritedness
are to be guided by rationality). "In the Republic (Book IV) soul ...
becomes divided into nous ("intellect"), thumos
("passion"), and epithumia ("appetite"). To its appetitive
part are ascribed bodily desires; thumos is the emotional element in virtue of
which we feel anger, fear, etc.; nous is (or should be) the controlling part
which subjugates the appetites with the help of thumos."[2].
http://en.wikipedia.org/wiki/Thymos
Der deutsche Wikipedia-Text taugt nicht viel.[161] Siehe:
Thymos (altgriechisch ??µ??, thymos, »Lebenskraft«) ist ein Ausdruck für die Gemütsanlage eines Menschen. Thymos ist ein philosophisches Konzept, eingeführt von Platon als eine der drei menschlichen Grundmotivationen. In der Antike wurde der (sterbliche) "Thymos" von der (unsterblichen) "Psyche" und vom Nous (????) deutlich unterschieden. Aus der Verwendung verschiedener Wörter für Teile der menschlichen Person und Persönlichkeit in den homerischen Epen zog etwa Bruno Snell den Schluss, die Menschen hätten in dieser Epoche noch kein Ich-Bewusstsein im Sinne eigenständiger Handlungsfreiheit und Verantwortung besessen, sondern sich entweder von ihrem Thymos oder ihrem Nous, im Zweifelsfall aber von den Göttern gesteuert gesehen.
Thymos means not only will but also soul,
feeling, heart, courage, boldness.[162]
Rost, p. 455 gibt uns das volle Semantische Feld:
Seele, Herz, (als Inbegriff der Lebensgeister und insofern als Sitz des Empfindens u. Wollens, besond. aber als Sitz heftiger Empfindungen und Begierden), dah. A) als physische Kraft: Lebenskraft, Lebensfrische, Leben, Kraft... B) Als geistige Kraft: 1) Wille, Lust, Neigung, Trieb, Verlangen... Appetit... 2) die empfindende od. fühlende Seelenkraft, Gefühl, Empfindung, Herz... Gesinnung, Denkweise, Sinnesart...
In dem obigen Wikipedia-Zitat ist der entscheidende Satz:
Plato depicts
logos as a charioteer driving the two horses eros and thumos (i.e. love and
spiritedness are to be guided by rationality).
Das ist das Original-Spannungsfeld von: Logos <-> Eros <-> Thymos
Dies müssen wir nun Ent-Platonisieren, denn dass der Logos die beiden anderen regiert, stimmt eben halt gar nicht. Das ist nur ein schönes Platonisches Märchen, so etwa wie seine Legende von Atlantis.
Und es gibt noch ein griechisches Spezial-Wort, das Platon aber nie ausgesprochen oder in den Mund genommen hätte, das aber Thymos und Eros irgendwie zusammenfasst: Die Orgae.[163]
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading26
Siehe auch Sloterdijk Z&Z, 153, ausgerechnet bei St. Tertullianus & St. Lactantius:
... nehmen sich der Aufgabe an, den thymós Gottes beziehungsweise seine orgé mit
den übrigen Eigenschaften des Höchsten kompatibel zu machen.
So eine Orgie würde ich mir mal gerne vorstellen!
Ebenfalls Z&Z, 153, erwähnt Sloterdijk auch en passant Oswald Spengler.
Ich komme noch darauf zurück.
Exkurs zu Apokalyptik und Höllen-Szenarien in Z&Z: Der höllische Amazon-Computer
Nach Platon soll der Logos als "eine der drei menschlichen Grundmotivationen" (s.o) die anderen irrationalen Kräfte der menschlichen Psyche lenken und leiten. Aber der Logos ist nur aus platonischer philosophischer Sicht den anderen Kräften übergeordnet, und das erscheint etwas philosophisch-naiv. Die Realität sieht eher so aus, dass eine Vermischung dieser Kräfte das Fühlen und Handeln der Menschen bestimmt, und der Logos hat dabei oft das Nachsehen. Zu Platons ursprünglichen drei, den {Logos- Thymo- Eroto-} Kräften habe ich noch eine vierte Komponente, die Phobos-Kräfte hinzugefügt. Man kann zwar argumentieren, dass die Phobos- Kräfte lediglich Negationen oder Invers-Phänomene von Thymos und Eros seien, also dass Phobos lediglich das Fehlen von Logos andeutet, aber: Der wesentliche Faktor des Zeitempfindens (siehe Heidegger, S&Z) spricht gegen eine solche einfache Unterordnung des Phobos.
Ein wesentlicher Teil der Diskussionen der Noologie behandelt auch eine andersartige Auffassung von Logos als die Hauptströmungen der platonisch inspirierten abendländisch- christlichen Philosophie es interpretieren. Um das darzustellen, muss man sich auch ab und zu mal der Gefahr der Wiederholung aussetzen. Hier sind einige der wesentlichen Kapitel aus der Noologie dazu:
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading253
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading10
http://www.noologie.de/noob01.htm#Heading5 ff.
"Der Heraklitische Logos" (Am Anfang dieses Texts).
Es geht hier um einen Heraklitischen Logos, dessen Natur feuerartig, also dynamisch ist. Und dieser Logos ist nicht kategorisch abgetrennt von den Elementen Thymos und Eros, sondern bildet ein Spektrum mit diesen. Das Element Phobos ist ebenfalls ein Teil des Spektrums, und zwar besonders des Teils, der sich dem Logos entzieht, und verborgen wurde. Ich spreche hier auch von Kalyptologie. (Im Volksmund kann man hier Begriffe wie Aberglaube oder Okkultismus finden).
http://www.noologie.de/noo02.htm#NOO_PATHOLOGIE
http://www.noologie.de/noo02.htm#Index166
Mit ein bisschen Phantasie kann man das Kräftespiel von Logos, Thymos, Eros und Phobos in ein Diagramm mit verschiedenen Farben schreiben:
Blau:Logos { >-< Grün:Thymos >-< Rot:Eros } <-> Braun-bis-Schwarz:Phobos
Die Pfeil-Diagramme sollen bedeuten:
>-< steht für Affinität.
<-> steht für Antagonismus.
Die Bildliche Darstellung des Kraftfelds von Logos, Thymos, Eros und Phobos
Bildlich lässt sich das ungefähr so darstellen (weil es manchmal nur Schwarzweiss-Bilder gibt):
Das Element Logos ist blau, und oben plaziert.
Das Element Thymos ist grün, und links plaziert.
Das Element Eros ist rot, und rechts plaziert.
Das Element Phobos ist braun, und unten plaziert.
Während Logos mit Thymos und Eros vielfältig vermischt ist, ist Phobos das Abwesenheits-Phänomen von Logos, und deshalb auch dunkel gezeichnet.[164]
Die Darstellung ist der Einfachheit halber aus diskreten Farb-Flecken aufgebaut. Wenn man es etwas korrekter (und technisch aufwendiger) machen wollte, müsste man ein Spektrum von Farb-Verläufen konstruieren, was aber mit einem gängigen Malprogramm kaum möglich ist.
Die Phobo- {Thymo- Eroto-} Kräfte des Mensch-Seins sind nicht mit sozio-logischen Mitteln zu behandeln, weil die wesentlichen Faktoren unbewusst, bzw. verdrängt sind. Daher muss man auf ansonsten unwissenschaftlich anmutende Methoden wie die Mythologie-Analyse zurückgreifen. Der spezielle Ausdruck für die Art von Logos oder Logik, die dabei zum Einsatz kommt, ist der Mytho-Logismus. Die Psychologie kann hier keine Hilfe bieten, weil sie heute zu sehr in den Sog der positiven Wissenschaften geraten ist, die nur messen können, was messbar ist. Ansätze wie die von Jung sind leider zu esoterisch, um hier noch Eingang zu finden. Der einzige, der mit Neo-Jungianischer Denkweise brauchbares Material dazu geliefert hat, ist Joseph Campbell. Und der hatte noch ein sehr solides Bildungs-Fundament durch seine Indologie- Ausbildung bei Heinrich Zimmer mitbekommen.
Es ist auffallend, dass mächtige und erfolgreiche Männer meistens bessere Chancen bei der Frauen(aus-)wahl haben als andere, egal ob sie aussehen wie der Glöckner von Notre Dame. Vor allem können sie sich die Frauen wirklich wie in einem Selbstbedienungsladen aussuchen, und es stehen ihnen immer ausreichend viele willige Damen zur Verfügung. Beispiele dazu können wir in den Regenbogen-Medien zuhauf sehen. Aber warum lieben (so allzu viele) Frauen solche Männer, auch wenn sie es schon wissen müssten, dass sie unter deren Brutalität und Egoismus viel zu leiden haben werden? Dies ist ein sehr beliebtes Thema in Frauenzeitschriften und anderen populären Publikationen. Die kurze Antwort ist: "Liebe und Macht gesellt sich gern", oder: "Thymos und Eros gesellt sich gern". Vielleicht die interessanteste und "pikanteste" Verbindung von Thymos und Eros ist das Thema von Achilles und Briseis. Ich finde es passend, hier zur Illustration eine künstlerische Darstellung dieser Interaktion zu zeigen. Das ist viel interessanter als eine lange wissenschaftliche Abhandlung dazu. In einem (tbc) späteren Kapitel werden wir das Thema noch etwas genauer behandeln. Siehe: "Die Sexual-Kapital-Akkumulations-Ökonomie und die Populations-Bombe". Wenn wir dieses Bild etwas genauer betrachten, so stellen wir in absolut klarer Freudscher A(h)na(h)lyse-Methode fest, dass der Mann in dem Bild kein Gesicht hat. Warum wohl? Sloterdijk spricht in "Blasen" viel über den Gesichtskontakt (das Küssen), und das ist das absolute Anathema dazu. (tbc)
Thymos meets Eros: Carraci: Achilles und Briseis
Die Bilder geraten ab & zu mal out of sync., deshalb ist hier der direkte Link zu dem Bild:
http://www.noologie.de/Carracci_Achille_et_Briseis2.jpg
Allso, irgendwie haben wir es doch ge-ahnt... Das Aufgaben- Gebiet der damaligen Hiero- Phanto- Priesterinnen, des Hl. St.- Sonst- Noch- und Wieso- und Sonst- Noch- Wo, Beschränkte sich nicht nur auf das Hl. Schwängeln, von Weihrauch-Fahnen. Die hatten noch ganz konkretere Aufgaben. Es ging halt auch noch um das: Hl. Schwängern.
A(h/t)men.
Hier ein paar passende Zitate von Nietzsche:
"Es ist leichter, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr maßzuhalten."
"Erziehung ist im Wesentlichen das Mittel, die Ausnahme zu ruinieren zugunsten der Regel."
"Sobald ihr handeln wollt, müsst ihr die Tür zum Zweifel verschliessen."
Es existiert ein interessantes Spannungsfeld, zwischen Thymos, Eros und Logos gerade bei den Philosophen selber, die ihr Leben ja dem Dienst des Logos verschrieben haben. Einiges Material dazu bringe ich im Appendix unter:
"Die Philosophen im Spannungsfeld von Thymos, Eros und Logos".
Generell lässt sich sagen, je weiter die Logisierung, also die Verwissenschaftlichung vorangetrieben wird, desto grösser ist die Kluft zwischen Menschen des Denkens, und denen des Handelns. Spengler (1980) hat das alles schon genau beschrieben.
Spengler hatte schon bemerkt, dass Philosophen sich auch meist durch einen charakteristischen Mangel an Thymos, also Tat-Kraft auszeichnen. In dieser Hinsicht übersetzt sich das Missverhältnis zu Eros nahtlos in das Missverhältnis zu Thymos. Hier ein paar Zitate:
Spengler (1980, 576):
"Gerade das ist ein
Verhängnis später, viel schreibender und viel lesender Kulturen, daß der
Gegensatz von Leben und Denken immer wieder verwechselt wird mit dem vom Denken
über das Leben und Denken über das Denken. Alle Weltverbesserer, Priester und
Philosophen sind einig in der Meinung, daß das Leben eine Angelegenheit des
schärfsten Nachdenkens sei, aber das Leben der Welt geht seine eigenen Wege und
kümmert sich nicht um das, was von ihm gedacht wird."
Spengler hat auch ansatzweise eine Thymos-Theorie formuliert, aber mit einer Begrifflichkeit, die das sehr gut versteckt, und vor allem heute völlig "politically incorrect" ist. Seine Begriffe Faustisch, Rasse, Takt oder Spannung, Blut oder Geist, bedeuten noch etwas ganz anderes, als man heute damit assoziiert. Sie sind Begriffe des Thymos. Rasse bedeutet Zucht, oder Züchtigung, oder Disziplin, und sind im Sinne von Sloterdijk DMDL als Übungsformen zu verstehen.
Spengler (1980,
1107-1108): "Die großen
Staatsmänner pflegen unmittelbar zu handeln und zwar aus einem sichern Sinn für
die Tatsachen heraus. Das ist für sie so selbstverständlich, daß die
Möglichkeit, über allgemeine Grundbegriffe ihres Handelns nachzudenken, ihnen
gar nicht in den Sinn kommt, gesetzt daß es solche Begriffe überhaupt gibt. Sie
wußten von jeher, was sie zu tun hatten. Eine Theorie darüber entsprach weder
ihrer Begabung noch ihrem Geschmack. Denker von Beruf aber, die ihren Blick auf
die von Menschen geschaffenen Tatsachen lenkten, standen diesem Handeln
innerlich so fern, daß sie sich in Abstraktionen vergrübelten, am liebsten in
mythische Gebilde wie Gerechtigkeit, Tugend, Freiheit, und danach dem
historischen Geschehen der Vergangenheit und vor allem der Zukunft das Maß
anlegten. Darüber vergaßen sie zuletzt den Rang bloßer Begriffe und kamen zu
der Überzeugung, daß Politik da sei, um den Lauf der Welt nach einem
idealischen Rezept zu gestalten. Da dergleichen nie und nirgends geschah, so
erschien ihnen das politische Tun dem abstrakten Denken gegenüber so gering,
daß sie sich in ihren Büchern darum stritten, ob es ein "Genie der
Tat" überhaupt gebe."
Spengler (1980, 1112): "Der Handelnde ist immer
gewissenlos; es hat niemand Gewissen, als der Betrachtende" (Goethe).
Spengler (1980, 1109): Der Krieg ist die Urpolitik alles
Lebendigen und zwar bis zu dem Grade, daß Kampf und Leben in der Tiefe eins
sind und mit dem Kämpfenwollen auch das Sein erlischt.
1110: In jedem Kriege zwischen Lebensmächten handelt es sich darum, wer das Ganze regiert... Das Aktionszentrum, die handelnde Mitte einer Menge zu sein, die innere Form der eignen Person zur Form ganzer Völker und Zeitalter zu erheben, das Kommando der Geschichte zu haben... das ist der kaum bewußte und unwiderstehliche Trieb in jedem Einzelwesen von historischem Beruf. [165]
Nietzsche: Ein Politiker teilt die Menschheit in zwei Klassen ein: Werkzeuge und Feinde.
Siehe auch in der Noologie: http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading44
unter: 1.7. Noologie und Lebens-Praxis, Handlung, Emotionale Intelligenz
Sowie: http://www.noologie.de/noo05.htm
Menschen mit Thymos machen Geschichte, Philosophen betrachten sie nur. Sehen wir uns dazu beispielhaft Hegel an. Die einzigen Ausnahmen in der Philosophie-Geschichte, die ich kenne, von Philosophen mit Thymos sind:
Sokrates: Er war ein guter Soldat gewesen, und hatte in vielen Schlachten seine Heimat-Stadt Athen mit verteidigt. Aber er kann eigentlich nicht wirklich als Philosoph betrachtet werden, weil er nichts geschrieben hat, und nur durch Plato's kreative Überformung in den Philosophen-Pantheon eingegangen ist. Denn von seinen soldatischen Tugenden wusste Platon nichts (oder wollte nichts wissen, weil es einfach nicht ein sein Bild von Sokrates, der fast schon Christos-ähnlichen Heilsgestalt, passte). Denn das steht alles bei Xenophon.
http://de.wikipedia.org/wiki/Xenophon
http://de.wikipedia.org/wiki/Anabasis
http://en.wikipedia.org/wiki/Memorabilia_%28Xenophon%29
Marcus Aurelius: Er kam dem Platonischen Ideal vom Philosophen-Soldaten-Kaiser wohl am nächsten.
http://www.biographyshelf.com/marcus_aurelius_biography.html
Descartes: Er hatte im 30jähr. Krieg mitgekämpft, und war mit dem Degen genauso behende, wie mit der Schreibfeder.
Nietzsche: So etwas. Er hatte zwar eine Menge Zorn, und und auch Schaffens-Kraft, aber nicht so viel Tat- Kraft.
Naja, und dann:
Mao Tzedong, der war auch so eine Art Philosoph, aber halt nur ein chinesischer Taoistischer Bauern- Philosoph. Und sowas gilt bei uns im Westen nicht als Philosophie.
Siehe Sloterdijk Z&Z, 261-273. 265, Zitat:
Mao war ein Neo-Vorsokratiker östlicher Schule... manche meinten geradezu, es handele sich bei ihm um eine chinesische Verkörperung von Hegel. Mit ein wenig Abstand sieht man jedoch, dass lediglich die Kreuzung zweier Arten von Platitüden vorlag, wie sie sich nur in einem grossen Mann begegnen.
Sloterdijk vergisst
hier lediglich, dass die hohe Kunst des "Nebelhaften Ausdrucks" schon
immer das Markenzeichen der höchsten Errungenschaft Taoistischer Philosophie
war.
Überhaupt, waren die (oder einige der) Führer der grossen Revolutionen von 1789 und 1917 auch eifrige Schriftsteller, also vor allem:
Lenin und Trotzki
Trotzki war wohl der philosophisch'ste von ihnen allen, was ihn aber nicht davon abhielt, als Kommandant der Roten Armee, nach Belieben Massen-Erschiessungen anzuordnen. Sloterdijk Z&Z p. 237, spricht von 500.000 Massen-Erschiessungen im Jahr 1917 allein. Und Z&Z p. 230, spricht in diesem Zusammenhang von dem "Archetyp der Dezimierung" Weiter unten, Z&Z p. 234, in seiner "Evaluierung makrokrimineller Komplexe" kommen im 20. Jh auf eine Tötung im "Namen der Rasse" etwa 3-4 Tötungen "im Namen der Klasse".
Nietzsche: "Der Irrsinn ist bei einzelnen etwas Seltenes - aber bei Gruppen, Parteien, Völkern, Zeiten die Regel."[166]
http://nietzsche.is.uni-sb.de/faq/xsl/faq_01012.xml
Es ist schon seltsam, dass gerade der Philosoph, dieser etwas ausgesucht ab- sonderliche Menschentyp, sozusagen das Ge-Wissen der Menschheit sein soll. Hat man da vielleicht nicht den Bock zum Gärtner gemacht? Das ist wieder ein Kardinalfehler der Philosophie nach Platon, der ja bekanntlich die Philosophen zu Königen machen wollte.[167] Siehe auch die bezeichnende Passage von Nietzsche unter:
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading127
4.3. Über Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne
Es ist
nichts so verwerflich und gering in der Natur, was nicht, durch einen kleinen
Anhauch jener Kraft des Erkennens, sofort wie ein Schlauch aufgeschwellt würde;
und wie jeder Lastträger seinen Bewunderer haben will, so meint gar der
Stolzeste Mensch, der Philosoph, von allen Seiten die Augen des Weltalls
teleskopisch auf sein Handeln und Denken gerichtet zu sehen.
Das ist das Motto meines damaligen Werkes von ca. 1996:
Infrastructures of Representation: A Quest for
Multimedial Symbolization Systems
http://www.noologie.de/infra01.htm
Der Titel "Die Welt als Impulsität und Repräsentation" ist eine Paraphrase von Schopenhauers "Welt als Wille und Vorstellung". Der Bereich der Vorstellung wird in der Noologie ziemlich eingehend behandelt, insbesondere unter dem Aspekt der SEMiosphäre und der Vor-Stellung.
Das andere Kernthema Schopenhauers, der Wille, ist bisher etwas zurückgeblieben. Das Problem mit dem Begriff "der Wille" ist, dass er zu anthropomorphisch ist, um Schopenhauers Intention gerecht zu werden. Es wird heute von Seiten der Neurowissenschaften bezweifelt, ob es so etwas wie einen "Freien Willen" überhaupt gibt. Diese These vertritt auch Schmidt-Salomon in "Jenseits von Gut und Böse". Dort legt er dar, dass Menschen im Spannungsfeld von "Wohl und Wehe" stehen, was auch als "Lust und Unlust" bezeichnet werden kann. Und meistens tendieren die Menschen eher in Richtung auf Lust, und weniger auf Unlust. Was bei dieser Ausrichtung der Diskussion aber unter den Tisch fällt, ist, dass Menschen durchaus bereit sind, auch grosse Entbehrungen und Unannehmlichkeiten für bestimmte Erfahrungen auf sich zu nehmen, welche mit dem Sloterdijkschen Thymos-Komplex am besten dargestellt werden. In DMDL hat Sloterdijk auch viele anthropologische Beispiele für den Thymos-Komplex dargelegt, die belegen, dass die Sicht von Schmidt-Salomon zu diesem Gebiet nicht haltbar ist. Aus der Neuro- Endokrinologie wissen wir heute, dass das gesamte Feld der schamanistischen Praxis und der religiösen Entsagungs-Rituale, die Sloterdijk behandelt hat, auf massiven Endorphin- oder ähnlichen Ausschüttungen beruht, die typisch für Nahtod-Situationen sind.[168] Diese sind deshalb auch der westlichen Labor-Wissenschaft aus ethischen Gründen völlig unzugänglich.
Man kann das irreführende Prinzip des Willens auch sprachtheoretisch dadurch entschärfen, dass man feststellt, dass ein Mensch durchaus ein "Wollen"[169] empfindet, aber noch lange nicht so genau weiss, was er/sie denn will, und meistens weiss ein Mensch besser, was er/sie nicht will. Siehe dazu auch weiter unten das Gedicht von Nietzsche: "Es spricht die tiefe Mitternacht", wo er das auf seine prägnante Art schon gut beschrieben hatte. Der Wille ist ein Phänomen einer unzulässigen Abstraktion, das unter die Whitehead'sche Kategorie der "Fallacy of misplaced concreteness" fällt.[170] Da dieser Denkfehler ein Zentralthema der jüdisch-christlichen Genesis- und Paradies-Vertreibungs-Mythologie ist, lässt sich das nicht so leicht aus dem Denken der Menschen exorzieren.
Der Wille ist also eher ein philosophisches Phantom, aber eine konkrete Handlung als Folge einer Entscheidung ist sehr real. In der Tat sehen sich Menschen vor Entscheidungen normalerweise einem Chaos von Gefühls-Impulsen ausgesetzt, die man zwar theoretisch rational aussortieren könnte, wenn man sich einmal in Ruhe hinsetzt und die Sache überdenkt, oder besser noch: einmal darüber schlafen würde. Das ist generell die beste Art, um mit unübersichtlichen Situationen von Impuls-Konflikten umzugehen.[171] Leider ist uns dieser Luxus in unseren heutigen schnellebigen Zeiten weniger und weniger vergönnt, und Entscheidungen finden allzu oft unter Zeitdruck statt. Die Konsum-Industrie hat hier auch ein raffiniertes Instrumentarium entwickelt, um Menschen unter Zeitdruck zu setzen, auch wenn objektiv gar keiner existiert. Ein anderes Problem des gar nicht so freien Willens ist, dass die meisten heutigen Probleme zu komplex sind, um überhaupt rational verstanden zu werden. Hier hat die Konsum-Industrie ebenfalls ein ausgefeiltes Verwirrungs-Instrumentarium geschaffen, etwa mit systematischer Des-Information zu ihren Produkten. Das nenne ich anderswo auch den RTL-Komplex. Das gleiche gilt für die Politik, wo Des-Information das Haupt-Instrumentarium im Kampf um die Macht ist.
Ich habe statt des Willens für die Noologie den Begriff Impulsität gewählt, um damit anzudeuten, dass wir die Frage des Willens auf einer kosmologischen Ebene angehen müssen. Das hat Schopenhauer auch so intendiert, aber leider ungeschickt ausgedrückt. Insbesondere meine ich hier die Kräfte, die ich als en-er-gia oder en-ar-chaea bezeichne, und diese sind etwas ziemlich anderes ist als die physikalische Energie. Denn nach der Physik bleibt die Energie immer gleich, sie wandelt sich nur um. D.h. es gibt potenzielle Energie, freie Energie, etc., und dann gibt es noch die Entropie. Die Einzelheiten stehen überall in allen Physik-Büchern oder auf Wikipedia, deshalb brauche ich das hier nicht weiter zu diskutieren.
Impulsität ist eine (mehr oder weniger) spontan wirkende Trieb- und Treib-Kraft, die nicht nur den Lebewesen, sondern auch der Materie innewohnt. Man kann dabei schon sehen, dass diese Begriffsfassung völlig aus dem Feld der positiven Wissenschaften herausfällt. Ich verwende dafür auch den Begriff En-Tropia, und meine damit ziemlich genau das Gegenteil von dem, was die Physiker meinen. Denn die En-Tropia heisst auf Alt-Griechisch: Das Potential, Veränderung zu bewirken. Ich formuliere das in meiner Noo-Griechischen Terminologie so:
En-ar-chae, ex ar-chaes, stehen die En-er-gia und die En-Tropia, aus denen sich alles Ent-Wickelt, hoti proton genet auton, wie Hesiodos sagt. In mehr anthropomorpher Sprechweise taucht die Impulsität auch als Thymos auf (Sloterdijk Z&Z). Daher habe ich für die Re-Formulierung des Meister-Werkes meines verehrten Schopenhauers, folgende Begriffe gewählt:
Die Welt als Impulsität und Repräsentation.[172]
In der früheren Form(ulierung) der Noologie, wurden die meisten hier
auf-scheinenden Themen schon skizziert, bzw. umrissen. Insbesondere in dem
Kapitel: 3.9.4. The work of
the mother of invention
http://www.noologie.de/infra04.htm#Heading63
Hier wäre ein Ansatz, um sich mit dem Grossen Zusammen-Hang von Mytho-Logie und zu Thymo-Logie beschäftigen. Denn das Eigen-Thym-liche an der Mytho-Logie ist, dass sie über den Thymos (insb. den Zorn) etwas mit der Mnaemo-Synae zu tun hat. Mnaemae- hat nämlich auch etwas mit maenis (Zorn) zu tun. Und die Mnaemo-Synae hat wiederum etwas mit den Erynnien zu tun: Allekto, Megeira, Teisiphonae. Zorn und Schmerz, sind einige der wesentlichen Agentien von Gedächtnis, wie auch schon Nietzsche klar erkannt hatte. Nietzsche stellte dies in seiner "Genealogie der Moral "[302] so dar:
Vielleicht ist sogar nichts furchtbarer und unheimlicher an der Vorgeschichte des Menschen, als seine Mnemotechnik. "Man brennt etwas ein, damit es im Gedächtnis bleibt: nur was nicht aufhört weh zu tun, bleibt im Gedächtnis" - das ist ein Hauptsatz aus der allerältesten ... Psychologie auf Erden... Es ging niemals ohne Blut, Martern, Opfer ab, wenn der Mensch es nötig hielt, sich ein Gedächtnis zu machen; die schauerlichsten Opfer und Pfänder (wohin die Erstlingsopfer gehören), die widerlichsten Verstümmelungen (zum Beispiel die Kastration), die grausamsten Ritualformen aller religiösen Kulte (und alle Religionen sind auf dem untersten Grunde Systeme von Grausamkeiten) - alles das hat in jenem Instinkte seinen Ursprung, welcher im Schmerz das mächtigste Hilfsmittel der Mnemotechnik erriet... Je schlechter die Menschheit "bei Gedächtnis" war, um so furchtbarer ist immer der Aspekt ihrer Bräuche.
Design und Zeit, p. 77
Ich schliesse diesen Gedankengang an ein früheres Kapitel von Noologie I an. Dort führte ich eine Klassifikation ein, von Neuronale Typen: "Sein und Zeit", oder "Sein oder Nichtsein"
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading145
Dies erscheint mir im Sinne der jetzigen Psycho-Typen-Unterscheidung nicht mehr ganz adäquat, deshalb möchte ich hier eine neue Psycho-Qualität einführen:
Der Noia-(pathische/ -poietische) Menschentyp.
In irgendeiner Verbindung steht dieser mit dem charismatischen Menschentyp, aber das heisst nicht, dass Charismatiker immer nur eine angenehme Ausstrahlung haben müssen.[173] Wagner beschreibt im Ring des Nibelungen den Siegmund als typischen Anti-Charismatiker, der aufgrund seiner göttlichen Abkunft für alle seine "Normalo" Mitmenschen nur als "Monster" erscheinen kann.
Die heutige Psycho-Theorie (Psychologie) kennt eigentlich nur den Unterschied zwischen "Normalos" und Psycho-Gestörten. Der Noia-(pathische/ -poietische) Menschentyp wird mit seiner Ambivalenz zwischen Furchtbar-Gestört-Sein und Immens-Kreativ-Sein dabei unter den Teppich gekehrt. Noia-(pathische/ -poietische) Menschen sind vor allem bei den Figuren des heutigen Kunst-Betriebs und Schow-Geschäfts zu finden. (Soweit sie diesen überleben und nicht schon gleich in Sucht und Psycho-Pathologie verfallen). Mick Jagger und Keith Richards sind so ein paar, die das Ganze gut überlebt haben. Eric Burdon auch.[174] Diese Typologie wurde auch schon einmal von Howard Bloom ange- und weiter gedacht.[175]
http://www.noologie.de/neuro06.htm
Es ist m.E. ein psycho-kategorieller Fehler, diese Charaktertypen mit dem Label Psychopathen zu belegen. Und das ist eins der Hauptprobleme von Psychiatrie und Psychologie. Zwar sind solche Menschen für ihre Mitmenschen, also den "Normalos", meist nicht sehr er-träglich, aber das liegt eher an dem etwas zu engen Emotional-Horizont der "Normalos". Man kommt da heute auch in den Graubereich zwischen Autismus und Genius, den sogenannten Savants. Ein Film "A beautiful mind" greift dieses Thema auf, und in der akademischen Literatur erscheint da z.B. ein gewisser Herr Dr. Simon Baron-Cohen, der sich ua. dadurch auszeichnet, dass ein Vetter von ihm der berüchtigte Komiker Sacha Baron-Cohen heisst, aus ewigen Gedenken an: "Borat".
http://www.autismresearchcentre.com/arc/staff_member.asp?id=33
http://de.wikipedia.org/wiki/Sacha_Baron_Cohen
Hiermit er-greife ich also meinen verehrten Herrn Dr. Nietzsche einmal an seine/r psycho-thymotischen Wunde (wie Soterdijk es in Z&Z sagen würde). Denn es ist klar, dass man hier mit psycho-analytischer, freudianischer Denkweise nicht weiter kommt. Nietzsche war der Prototyp des Noia-(pathische/ -poietische)n Menschen. Und sein Denken nahm die Ethno-Psychoanalyse schon komplett vorweg, aber in einer Form, die sie erst ca. 1970 erreicht hatte (also ungefähr 100 Jahre nach Nietzsches letzten Werken), als sie sich sehr mühsam aus den Freudianischen Fesseln heraus-ge-wickelt hatte.[176] Nietzsche war der "geborene" (Kultur-) Anthropologe, dh. er lebte in einer unüberbrückbaren kognitiven und emotionalen Distanz zu seinen Mit- Menschen (oder besser gesagt, zu seinen: Gegen- Menschen) und zu / gegen seiner Kultur. Wenn er nicht daran ver-rückt werden wollte, musste er es analysieren, und das tat er in seinen vielen Werken. Aber leider ist er dann doch daran ver-rückt geworden.[177]
So ähnlich drückt es auch Ruth Benedict aus, die die Konzepte von Dionysisch und Apollinisch von Nietzsche (auf dem Umweg über Spengler) übernommen hatte, und sie war von ihrer Persönlichkeit her ebenso ein Misfit in ihrer Mit- / Gegen-Menschen-Welt. Noia-(pathische/ -poietische) Menschen sind eben vom Schicksal dazu bestimmt, Anthropologen zu werden, und früher wurden sie, wenn sie Glück hatten, vielleicht Heiler, Medium, (oder auch Eulenspiegel, oder Rattenfänger von Hameln), Voodoo-Priester, Sangoma, von Gott besessene, Sadhus, Ahrants, Sufis, Schamanen.
Eco erwähnt in einem seiner kleinen Histörchen-Streifzüge ebenfalls diesen Menschentyp, p. 205:
"und allein lebten nur die vom göttlichen Wahnsinn überkommenen."
In diesem Absatz zu Belphegor bringt er auch noch ein paar saftige ethnologische Kenntnisse ein. Das möchte ich aber dem/der geneigen Leser/in überlassen, zu entdecken.
"Nichts ist dabei gewonnen, wenn man's offenbart der Sonnen".
Siehe weiteres Material dazu: newage sewage site: http://www.noologie.de
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading135
Was früher wahrscheinlicher war: Leute mit charismatischen, oder schamanischen Anlagen wurden bevorzugt ins Kloster gebracht oder in extremeren Fällen als Hexer/n verbrannt. (Jeanne d' Arc ist ein gutes Beispiel)[178] Einen anderen Weg für solche Menschentypen gibt es nicht. Und heutzutage in unserer brave New World bekommen sie ansonsten grosszügige Dosen von Haldol und Tavor, und einen ruhigen, gemütlichen Ort, wo sie die rechte und normative Ordnung (law and order) nicht allzu sehr stören können. Das Lei(d/t)-Motiv Nietzsches ist wohl in diesem Satz am besten ausgedrückt:
"Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können."
Ein anderer, heute noch bekannter, Noia-(pathische/ -poietische)r Mensch war Hölderlin. Novalis wohl auch, der hatte zwar eine sehr harte preussische Schule durchgemacht, aber die Tatsache, dass er so früh starb, weist darauf hin, dass er dem inneren thymotischen Druck nicht standhalten konnte, und seine Seele (Thymos / Psychae / Anima) hielt es in seinem Preussen-gestählten Körper & Geist & Animus einfach nicht mehr aus, und sie entfleuchte ins Elysion.
Oh Mensch! Gieb Acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
´´Ich schlief, ich schlief -,
´´Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
´´Die Welt ist tief,
´´Und tiefer als der Tag gedacht.
´´Tief ist ihr Weh -,
´´Lust - tiefer noch als Herzeleid:
´´Weh spricht: Vergeh!
´´Doch alle Lust will Ewigkeit
´´will tiefe, tiefe Ewigkeit!''
Nietzsche
Und als Kontra-Punkt dazu:
Stark ruft das Lied;
kräftig reizt der Zauber.
Ich bin erwacht aus wissendem Schlaf.
Wer scheucht den Schlummer mir?
Richard Wagner
Diesem Kapitel ist voranzustellen, dass hier Analysen gemacht werden, die ein wenig dem Stil von Freud's Psycho-Analyse (bzw. der nach Freuds Methode gestalteten Ethno-Psycho-Analyse) ähneln, aber methodisch und theoretisch eben auf völlig anderer Grundlage beruhen. Wie schon erwähnt, hat das Freud'sche System fatale strukturelle Probleme: Diesem Gedankengut fehlt der Thymos-Komplex vollkomen, der Phobos- Komplex ist falsch eingeordnet, und der Sexus- Komplex wird überbewertet. Was die {Thymo- Eroto- Phobo-} Analyse mit der Psycho-Analyse gemeinsam hat, ist, dass sie sich besonders die verschiedenen Pathologien der genannten Komplexe zum Thema (zur Brust) nimmt. Es ist nicht intendiert, die meistens euphemistischen Selbstdarstellungen der bestallten Sprachrohr-Vertreter dieser Komplexe zu bestätigen, noch ihnen polemische Gegendarstellungen zu liefern. Beides findet sich in der Literatur zuhauf, und da dort auch zuviel Unsinn steht, sollte das hier möglichst unterlassen werden. Meine Hauptarbeitsweise ist die Analyse des Mythologismus, also die innere Logik des Verstehens (nach Dilthey), die dem religiösen Schrifttum innewohnt, wenn man sie aus Sicht der Mythologismen-Forscher betrachtet. Als Vorläufer dieser Arbeit sind Joseph Campbell und Hertha von Dechend zu nennen. C.G. Jung kann nicht als Vorläufer angesehen werden, denn der ist leider zu esoterisch. Die Arbeitsmethode der Noologie basiert auf dem Konzept der Semiosphäre. Man kann das als ent-platonisierte Welt der Ideen verstehen, befreit von Platons ontologischem Ballast. Adolf Bastians altes Konzept der Elementar- und Völkergedanken ist ebenfalls cum grano salis als Vorläufer der Semiosphäre anzusehen. Die Memetik ist ein moderner Diskurs, der viele der Aspekte der Semiosphäre behandelt. Mythologische Komplexe haben oft eine hohe emotionale Aufladung, und ihr Einwirken auf das Bewusstsein der Menschen lässt sich mit Analogien aus der Physik, insb. elektrische und magnetische Felder, sowie chaotische Prozesse verdeutlichen. Allerdings haben solche Analogien nur metaphorischen Charakter, weil es keinerlei Möglichkeit der Quantifizierung solcher Komplexe gibt.
Ich stelle hier eine Denk-Voraussetzung den folgenden Diskussionen voran: Es gibt IMHO so etwas wie einen gemeinsamen Phobos- Komplex (bzw. eine Zwangs-Vorstellung) der abrahamitisch beeinflussten Denk-Kollektive oder Intelligenzia, (d.h. das gilt für alle Schriftgelehrten bzw. Geisteswissenschaftler dieses Kulturkreises). Egal welcher ideologischen oder religiösen Partei sie auch sonst noch zugehören mögen:
Keiner von denen möchte auch nur im geringsten daran erinnert werden, dass es eine Tiefengeschichte gibt, eine mythologische Ur-Geschichte des gesamten West- und Mittelasischen Kontinents, die so etwa 7000 Jahre zurückreicht, und dass die heute dominanten abrahamitischen Systeme davon nur ca. die letzten 2500 (oder 2000, oder 1400) Jahre umfassen, also dass sie lediglich nur so etwas wie die Spitze des Eisbergs darstellen.
Es gibt sicher modernere Darstellungen dieses Komplexes, aber die von Spengler (1980, 784-894) ist wohl eine der besten Kultur- und Ideologie- übergreifenden Darstellungen, die insbesondere die Entwicklungen in der Zeit kurz vor und bis Mohammed erfasst (100-700 CE). Besonders ergiebig ist seine Gewichtung der Bedeutung des Mesopotamischen Judentums, die er ganz anders interpretiert als die heute tonangebende jüdische orthodoxe Meinung.[179] Um das Verständnis von Spenglers Darstellung etwas "vom Kopf auf die Füsse zu stellen"[180] braucht man lediglich sein Schlüsselwort "magisches Nationalgefühl" (1980, 812) umformulieren, und als "Ethos" und "Ethnos" im generischen Sinne zu bezeichnen, wie es in Noologie II beschrieben wird.
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading51
Siehe weiter (1980, 812):
"Die ideale Form der Nation war die "Synagoge", der reine consensus wie die urkatholische "sichtbare Kirche" und wie der Islam."
Wichtig im Zusammenhang mit dem islamischen Komplex ist Spenglers Darstellung der chaldäischen Religion (1980, 806): "Die chaldäische Religion ist eine Astralreligion". Ebenfalls stellt der dort Verbindungen zum Judentum auf. (806-809).
Weiterhin übersetzt sich das verbindende Hintergrund-Thema des Monotheismus nahtlos in einen Monologismus. Dieser herrscht auch bei den aufgeklärteren Denkern des engeren europäischen Kulturkreises. Monologismus heisst: auch wenn man nicht mehr so recht an einen allein-und-einzig-herrschenden Gott glauben mag, man hält eisern fest an der allein-und-einzig-herrschenden Logik und Vernunft, insb. der (abendländischen) Philosophie. Und dieser Komplex bezieht sich dann vorzugsweise auf die geistige Allein-Herrschaft der Verwalter des schriftgebundenen Denkens.
Ich möchte hier einige besonders absurde Beispiele anführen, natürlich nur zum Schmunzeln. Folgende Zitate sind dankend entnommen aus einer Email-Diskussion[181] der Giordano-Bruno Stiftung: "Ist der Neue Atheismus niveaulos?", Beitrag von Bernd Vowinkel.
Hier auf der WWW steht das im Originaltext, aber ich weiss nicht, wo:
http://berndvowinkel.wordpress.com/
http://berndvowinkel.wordpress.com/religionskritik/
http://giordanobrunostiftung.wordpress.com/2010/06/05/ist-der-neue-atheismus-niveaulos/
(Zitat Anfang)
"Der innertrinitarische Logos geht in seinem Personsein ganz und gar darin auf, vom Vater her und auf den Vater hin zu sein und ist gerade so (mit dem Vater zusammen) der Ausgang für den Heiligen Geist. Gerade durch sein Vom-Vater-her- und Auf-den-Vater-hin-Sein ist er also die Ermöglichung von einer Gemeinschaft, die gerade durch Andersheit konstituiert ist. "
(Aus „Einführung in die Systematische Theologie“ von Klaus von Stosch, S. 137)
"Die Bedingung der Möglichkeit Gottes Geist als Erkenntnisquelle und Kraft zur Wandlung: Das Handeln Gottes im Geist ist zunächst einmal die Bedingung der Möglichkeit dafür, dass das göttliche Zusagewort im Logos überhaupt vom Menschen verstanden werden kann. Denn allein das Unbedingte selbst (Gott als Geist) kann ein Verstehen und Erkennen des Unbedingten (Gott als Logos) ermöglichen."
(Aus „Einführung in die Systematische Theologie“ von Klaus von Stosch, S. 233)
"Der Begriff „Bedingung der Möglichkeit“ wurde von Kant eingeführt in Zusammenhang mit seiner Untersuchung, welche Vorbedingungen im menschlichen Geist gegeben sein müssen, um überhaupt zu Erkenntnissen zu kommen. Kant sah hier insbesondere die Vorstellungen von Zeit und Raum als Vorbedingungen an. Ohne Zeit gibt es keine Ereignisse und ohne die Vorstellung von Raum können wir keine räumlich ausgedehnten Dinge erkennen."
So sagte z.B. der katholische Theologe Buchholz in einer Podiumsdiskussion:
"Schöpfung meint eine Herkünftigkeit, die nicht im strengen Sinne selbst noch mal in der Form einer Kausalität zu denken ist, sondern in der Kausalität selbst als Bedingung der Möglichkeit enthalten ist. Wenn die Dynamik endlicher Vernunft, diese Selbsttranszendenz endlicher Vernunft, nicht ins Absurde und Leere laufen soll, so zielt sie auf eine Wirklichkeit, die nicht nochmals das endliche Produkt unserer Projektionen und Modelle ist."
(Zitat Ende)
Da ich mich mit der Mythologie-Geschichte der Menschheit, inklusive des Vorderen Orient einigermassen auskenne, kann ich zu dem anliegenden Thema wohl ein paar Details aus dieser Sichtweise hinzufügen. Dies erscheint mir vor allem deshalb notwendig, weil ich solche Überlegungen fast nirgendwo sonst in der Diskussion gefunden habe.
Die folgenden Artikel aus Noologie I behandeln verschiedene Aspekte des abrahamitischen Komplexes generisch, auch wenn die Beispiele notwendigerweise aus der biblischen Genesis stammen, weil sie da eben am leichtesten zugänglich und verfügbar sind:
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading114
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading118
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading122
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading123
http://www.noologie.de/noo03.htm#Heading175
http://www.noologie.de/noo03.htm#Heading176
http://www.noologie.de/noo03.htm#Heading177
Ein wesentlicher Faktor ist die Herrschaft über die Zeit. Dies thematisiere ich im folgenden Kapitel:
"Herrschaft über die Zeit: Die Geschichte lehrt, was die Geschichte lehrt".
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading220
http://www.noologie.de/noo04.htm#fnB621
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading241
Ich knüpfe damit an die alten Kronos-Chronos-Mythologien an, die man noch in der altgriechischen Mythologie findet, die aber überall das religiöse Herrschafts-Thema par excellence waren.
Spezifisch zum Christentum habe ich in Noologie I und II den christlichen Macht-Ohnmacht-Komplex aufbauend auf Nietzsches Vorarbeiten analysiert:
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading234
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading37
http://www.noologie.de/noo2.htm#Heading39
Weiteres Material dazu findet sich bei Sloterdijk in Z&Z (110-169), und bei Schmidt-Salomon (Jenseits von Gut und Böse). Um diesen Komplex im Wortsinne ab- und zu- zu schliessen (weil er eben abgeschlossen ist), könnten wir Sloterdijks Resumee zu Nietzsche zitieren, und zwar von Z&Z, S. 47, sowie S. 349. Hier in Kurzform:
(S. 47) ... "dass Nietzsches ingeniöse Analysen des Ressentiments im allgemeinen und des priesterlichen Menschentyps im besonderen mit einem Adressierungsfehler wie mit einem Datierungsfehler behaftet waren ... [damals bot das Christentum] ... schon längst kein adäquates Ziel mehr."
Was mit diesen beiden Fehlern gemeint ist, folgt auf S. 349:
"Der Islamophile Friedrich Nietzsche müsste heute seine Urteile modifizieren. Die Vorwürfe, die er in seinem Fluch auf das Christentum erhob, haben sich wie hinter seinem Rücken einem anderen Adressaten angepasst. Der radikale Islamismus unserer Tage bietet das erste Beispiel einer puren rächerischen Ideologie, die nur strafen kann, aber nichts hervorbringt."
Dies bietet auch die geeignete Überleitung zu dem Thema des nächsten Komplexes. Wegen des obigen Zitats aus Z&Z, kurz noch ein paar Worte zu Nietzsche und Islam: Zwar hat sich Nietzsche einmal positiv zur "wunderbare[n] maurische Cultur-Welt Spaniens" geäussert, aber das wohl hauptsächlich, weil er den Thymos-Geist des Islam gegen das Muckertum des Christentums kontrastieren wollte. Es spricht nichts dafür, dass er sich jemals tiefer mit dem Islam beschäftigt hatte.
http://www.pi-news.net/2012/01/bewunderte-der-atheist-nietzsche-den-islam/
http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Antichrist
http://books.google.de/books/about/Nietzsche_and_Islam.html?hl=de&id=TOrapqg3s18C&redir_esc=y
Es gibt ein schwülstiges Gedicht von ihm im Zarathustra, von den Töchtern der Wüste, das beweist, dass er von den wahren Verhältnissen dort nicht die geringste Ahnung hatte. Vermutlich war er eher ein Anhänger der damals weit verbreiteten Modeströmung des romantischen Orientalismus. Dafür spricht auch, dass er sich gut mit dem ausgiebigen Haschisch-Gebrauch der damaligen (besonders französischen) Intelligenzia auskannte. Ebenso gut kannte er sich auch mit Opium aus.
Hier noch ein Zitat zum romantischen Orientalismus Nietzsches:
http://www.huffingtonpost.com/daniel-tutt/european-crisis-over-isla_b_907860.html
"Although Nietzsche
never references the Quran or hadith (sayings of prophet
Muhammad) and never travelled to a Muslim country, he did read voraciously from
the European Orientalist authors of his time." ...
"Certain
clichés are apparent in his writing about Islam. His obsession with the will to
power colored his reading of Islam and made him praise Islam for what he called
its "manliness," its un-democratic spirit, ordered discipline and
what he referred to as a "life affirming will."
Die Diskussionen zum Thema Islam und Islamismus sind erheblich durch ideologischen und politischen Unrat belastet, vor allem nach dem Buch von Sarrazin. Ein wesentlicher Faktor dieser Belastung ist die herrschende Political Correctness der Intellektuellen- und Politiker-Klasse, und wird erschwert durch deren genereller Unkenntnis des Koran und der sozialen Umstände in islamischen Gesellschaften.[182] Weiterhin verbreiten die Medien immer gerne lautstark die beleidigten Reaktionen von Moslems,[183] die mangels Kenntnis des Klassisch-Altarabischen den Koran nicht lesen können, und deren spezielle Form des Islam-Verständnisses sich lediglich auf das begründet, was ihnen ihre Imame und Mullahs sagen. Das sind vor allem die Vor-Sprecher des Islam, die behaupten, Islam heisse Frieden. Das beweist, dass sie kein Arabisch können, denn Islam (Unterwerfung) und Salam (Frieden) haben keine gemeinsame Wort-Wurzel.[184] Deshalb: Wer kein Klassisch-Altarabisch versteht, der kann auch nicht den Koran lesen, und deshalb kann er auch nicht als qualifizierter Sprecher zum Thema Islam auftreten. Daher muss man bei solchen Diskussion sorgfältig auf gewisse Differenzierungen achten. Ich liste hier ein paar wesentliche zu beachtende Punkte auf:
1) Um das Thema Islam und Islamismus einigermassen adäquat zu behandeln, genügt es nicht, dass man sich im Koran und den Hadithen (in der Originalform, auf klassisch Arabisch) auskennt. Ebenso müsste man auch etwas von den mythologischen Wurzeln der abrahamitischen Religionen verstehen, und dazu braucht man einen Überblick über die Mythologie-Geschichte des gesamten Vorderen Orient, von der Levante bis nach Persien, so etwa der letzten 7000 Jahre. Denn die ältesten Menschheits-Zivilisationen, von denen wir etwas wissen, liegen irgendwo in Persien, das sagenhafte Aratta.[185] Und Abram, der Ur-Vater der Abrahamitischen Religionen,[186] kam aus Ur (also Uruk) in Chaldäa.[187] Dies war die Ur-Stätte des mesopotamischen Gedankenguts. Ausserdem stand Mohammed in einer scharfen Auseinandersetzung mit jüdischen Stämmen, und eine Kenntnis des jüdischen Talmudismus der damaligen Zeit wäre ebenfalls noch ein wichtiger Faktor. Denn, wie bei der Entstehung des Protestantismus, war Zorn wohl ein ganz wesentliches Motiv bei der Bildung des neuen Kanons des Islam.
2) Die Verkündung Mohammeds im Koran ist eingebettet in die abrahamitische Prophesie-Tradition,[188] aber diese beruht wiederum auf der oben genannten mesopotamischen und chaldäischen Tradition. Mohammed setzte diesem Gesamtkomplex nach islamischer Interpretation den Schluss-Stein auf.[189] Es wäre sonst völlig unverständlich, warum Mohammed ausgerechnet in Jerusalem seine Himmelsreise unternommen haben soll, und mit den vorgegangenen biblischen Propheten gebetet haben soll.[190] Der Islam nimmt für den Koran selbstverständlich in Anspruch, dass er buchstäblich als das Wort Gottes zu nehmen ist, und das ist ebenso selbstverständlich, wie die orthodoxen Juden die Torah[191] (das alte Testament), und die evangelikalen Christen die Bibel, für das Wort Gottes halten. In einem wesentlichen Gesichtspunkt kann man den Koran als extrem verschärfte Fortsetzung der Tradition der Apokalyptik und Zornesgebete der Torah (Sloterdijk Z&Z) interpretieren, nämlich anhand der reichhaltig eingestreuten Droh- und Zornes-Sprüche gegen die Ungläubigen. Nicht ganz klar ist aber, ob diese apokalyptisch oder real gemeint sind. Es ist daher nicht verwunderlich, wenn dann der Eindruck entsteht, dass so viele Droh- und Zornes-Sprüche auch darauf hin interpretiert werden, dass der fromme islamistische Gläubige eine heilige Pflicht hat, die Ungläubigen auch in dieser Welt zu vernichten.
3) Es wird von westlicher Seite oft bemängelt, dass die verfügbaren Koran-Übersetzungen tendenziös oder euphemistisch, oder sonstwie verschleiernd seien. Aber das ursprüngliche Verbot, den Koran in andere (besonders westliche) Sprachen zu übersetzen, hat einen guten Grund. Eine sinngetreue Übersetzung des Koran ist unmöglich, aufgrund der Semantik-Rhizom-Struktur des Alt-Arabischen, einer alt-semitischen Sprache,[192] die völlig andere Assoziations-Strukturen aufweist, als die modernen europäischen Sprachen. Ein besonderes Problem ist, dass die ältesten Texte des Koran ohne Vokalzeichen geschrieben wurden, was das Verstehen weiter erschwert. Die Sprach-Wurzeln des Alt-Arabischen reichen vielleicht bis 3000 BC auf das alte Akkadisch zurück, sowie auf die Sprachen von Assyrien und Babylonien. Alle diese waren eher nur verschiedene Dialekte, und keine verschiedenen Sprachen. Die Kaufleute und Handwerker dieses Sprach-Grossraums, unter ihnen ja auch die jüdischen Stämme[193], konnten sich daher wohl relativ einfach zwischen diesen Dialekten verständigen. Mohammed war ja auch ein Händler,[194] und man kann voraussetzen, dass er entsprechend sprachgewandt war.[195] Immerhin sind seine Verse ja auch als hohe arabische Poesie gerühmt. Nun haben Poeten einen noch spezielleren Umgang mit der Sprache als andere, und so ist die Problematik einer Übersetzung noch schärfer. Es ist möglich, semantische Rhizome als Graphen zu schreiben, und ich habe diese Technik für die semantischen Rhizome des Homerischen Altgriechischen auch angewandt. Dies liesse sich auch auf das Alt-Arabische anwenden. Da auch die modernen arabischen Dialekte vom Alt-Arabischen so weit entfernt sind, wie das Alt-Gotische vom Deutschen, könnte das auch modernen Arabisch-Sprechern helfen, den Koran besser zu verstehen. Aber eine solche Idee wäre nur eine naive Phantasie, weil natürlich die vorhandenen Schriftgelehrten des Islam nicht ihre alleinige Deutungs-Hoheit aus der Hand geben wollen. Keiner ist daran interessiert, dass das gemeine Volk den Koran versteht. Das ist genauso, wie zu den Hoch-Zeiten der römisch-katholischen Kirche vor dem Buchdruck, und der King James- oder Luther-Bibel, als in Kirchenkreisen auch kein Interesse daran bestand, dass das einfache Volk verstand, was es da von den hohen Kanzeln vorgebetet bekam.
4) Die Darstellungen der Ereignisse in der Geschichte des Islam als expansive politische Bewegung bis ca. 1600, besonders die der Dschihad-Eroberungen und ihrer Opfer, sowie der wirklichen Gründe der Massen-Konversionen der dortigen Bevölkerungen zum Islam, sind Gegenstand eines ewigen Des-Informations-Krieges, in dem gewaltige Unterschiede zwischen den Darstellungen der jeweiligen Seite existieren.
Ein besonders bekanntes Beispiel ist z.B. die Vernichtung der Bibliothek von Alexandria.[196]
Man muss daher bei solchen Berichten immer voranstellen: Es geht das Gerücht (denn die Geschichte schreiben immer nur die Sieger), dass ... Oder, wenn die Verlierer etwas zur Geschichte beitragen wollen, dann hauptsächlich eine Propaganda, wie grausam die Sieger waren. Das gilt genauso für die Mongolen-Eroberungen, und das ist eben Bestandteil des uralten Propaganda-Krieges der Menschheit.
Allerdings, die Argumente heutiger Historiker, dass man die Opfer-Zahlen radikal nach unten kürzen müsse, weil keine guten historischen Zeugnisse vorliegen, ist Political Correctness vom feinsten. Denn natürlich haben die Sieger nach Möglichkeit alle historischen Zeugnisse vernichtet, die ihrer Version nicht entsprachen, und dazu hatten sie bessere Möglichkeiten, als die Verlierer.
5) Wenn man sich Video-Aufnahmen von den Koranschulen in Pakistan oder Afghanistan ansieht,[197] dann sieht man da die Schüler eifrig beschäftigt mit dem Auswendig Lernen des Koran, und zwar auf Alt-Arabisch. Das kleine Problem ist nur, dass diese Schüler überhaupt kein Alt-Arabisch verstehen. Sie lernen den Koran nur auswendig. Das allein gilt aber schon, um sich als Schriftgelehrter zu qualifizieren. Es ist überhaupt nicht klar, zu welchem Prozentsatz und wie gut die Imame und Mullahs, die nicht an den Haupt-Universitäten von Kairo oder in Persien studiert haben, überhaupt das Alt-Arabisch verstehen. Man kann sich vorstellen, dass die Betroffenen auch nur ungern zugeben würden, wie viel oder wie wenig sie davon verstehen. Hier ist leider die Gefahr der kreativen Hass-Propaganda des Islamismus extrem virulent, vor allem wenn die politically correcten westlichen Intellektuellen überhaupt nicht unterscheiden können, wie fundiert diese Schriftgelehrten der verschiedenen Islam-Organisationen in Europa eigentlich sind.
6) "Der Islam" ist nur ein Deckmantel-Begriff, ähnlich wie "der Hinduismus", den man im Westen aus Unkenntnis gerne den entsprechenden Religions-Systemen überstülpt. Es existieren genauso viele verschiedene Unter- und Splitter-Gruppen und Konfessionen des Islam, wie es christliche Konfessionen gibt. Die Haupt-Spaltung ist zwischen Sunniten und Schiiten,[198] die, wenn sie nicht gerade in gemeinsamer Frontstellung in ihrem Hass auf den Westen stehen, sich in der ganzen Islam-Geschichte gegenseitig oft und gerne bekriegt haben. So wie es aussieht, werden sie das auch in der Zukunft tun. Sloterdijk spricht in Z&Z, 346 die Befürchtung aus:
"Riesenhafte Vernichtungsschlachten zwischen schiitischen und sunnitischen Kriegsparteien sind nicht undenkbar."
Dies gilt insbesondere, wenn die schiitischen persischen Mullahs eine Atombombe bekommen sollten. Nicht nur Israel hat das zu befürchten, sondern mittlerweile sind die Saudis (als die Ober-Sunniten) wohl schon heimliche Verbündete Israels und der USA, um genau dies zu verhindern.
6) Die heute gültige Formulierung des Koran stammt aus der Redaktion des Generals und Kalifen Uthman,[199] der noch Zugriff auf verschiedene andere Versionen hatte, diese aber verbrennen liess, aus welchen Motiven auch immer. Seine Version wird von der islamischen sunnitischen Faktion (insbesondere den Wahhabiten) als die absolut historisch richtige anerkannt, aber auf der schiitischen Seite sieht das anders aus. Aber was genau die Differenzen sind, kann man nur herausfinden, wenn man sich auf der Quelltext-Ebene damit beschäftigen kann. Die Text-Analyse des Koran wird dadurch erschwert, dass er als das für alle Zeiten festgestellte absolute Wort Allahs gegen jederlei Zweifel durch die schwersten Todes-Strafandrohungen abgeschottet wurde. Und Text-analytische Studien sind nun mal methodische Zweifel. [200]
7) Der heute bekannte Islamismus ist wesentlich das Produkt von jahrzehntelanger wahhabitischer Re-Missionierung unter Einsatz von Milliarden von Petro-Dollars, die ihre extrem intolerante, reaktionäre und sogar barbarische Version des Islam über die ganze Welt verbreitet hat, indem überall mit Saudi-Arabischen Dollars Koranschulen und Moscheen eingerichtet wurden, natürlich mit wahhabitischen Lehrern und Inhalten. Es hat also in ca. den letzten 50 Jahren eine ungeheure Globalisierung der wahhabitischen Islam-Interpretation stattgefunden, die sämtlichen regionalen Unterschiede, die die verschiedenen Lokal-Kulturen des Islam früher hatten, ziemlich eingeebnet hat. Man kann auch sagen, dass das eine sehr zielgerichtete Rückbindung (re-ligio) ans Mittelalter war.
8) Unterscheidung von Islam als Religion und der politische Islam (Islamismus). Zu dem Thema "Islam als Religion" sollte man von aussen (aus etischer Sicht) nichts sagen und vor allem nicht werten, nach dem Prinzip von Friedrich dem Grossen: "Jeder mag nach seiner Fasson selig werden". Man kann einige "wunderbare" Errungenschaften des Islam, im Vergleich zu den völlig entzauberten Religionen Europas, durchaus würdigen: Es entspricht einfach einem menschlichen emotionalen Grundbedürfnis, irgendwie in "Abrahams Schoss aufgehoben zu sein". Das "Aufgehoben" darf ruhig auch in Hegelscher Fasson gelesen werden. Das menschliche Dasein ist unter dem Islam völlig in Allah "aufgehoben", und befreit die armen Menschen von so mancher Gewissensqual der permanent zu treffenden Entscheidungen, die sich hinterher meist als ungünstig oder sonstwie mit unvorhergesehenen nachteiligen Konsequenzen behaftet herausstellen. Das philosophische Problem des freien Willens ist hier eminent. Deshalb ist es gar nicht so schlecht, wenn den Menschen ein so verderbliches Konzept von der Religion schon abgenommen wird.[201] Das meine ich durchaus nicht ironisch. Denn die vielgerühmte Gedankenfreiheit der Aufklärung im Kant'schen Sinne kann nur von denen wahrgenommen werden, die auch etwas zu Denken haben. Leider sind das vielleicht nur 1-5 % der Menschheit. All the rest of us, denken halt nur das, was ihnen die heutige Medien- und Konsum- Desinformations- Industrie so vormacht, und das ist bestimmt nicht besser, als was die Hl. christlich-katholische Kirche den Menschen in früheren Zeitaltern vorgemacht hat. Und auf der anderen Seite ist der Islam wohl die einzige ernstzunehmende Gegenbewegung gegen das ideologische Gier-getriebene plutokratische Kapitalismus-Monster, das gerade dabei ist, die Biosphäre des Planeten, und damit auch die Menschheit zu vernichten. Zwar ist der wahhabitische Islamismus eine nicht gerade anheimelnde Alternative dazu, aber wie oben schon gesagt, es gab ja sehr viele, auch tolerantere Facetten des Islam im Laufe der 1400-jährigen Geschichte dieser Bewegung. Man könnte sich durchaus ein paar Anleihen dabei nehmen. Ich habe dazu schon ein paar kurze Skizzen gemacht:
http://www.noologie.de/noo05.htm#Heading275
http://www.noologie.de/symbol22.htm
Gerade die wahhabitische Version ist aber die Erscheinung des Islam als politische Ideologie. Das nenne ich auch Islamismus.[202] Im Gegensatz zu den europäisch sekular geprägten Ländern, ist in vielen Ländern, deren Bevölkerung mehrheitlich islamisch ist, der politische Islam auch die herrschende Staatsform, und die gerade (2011-2013) heftig wütenden Konflikte in Nordafrika drehen sich u.a. darum, dass allerorten die Kräfte des Islamismus daran arbeiten, auch in den eher säkularen Staaten wieder die Scharia als Staats-Prinzip einzuführen. In den islamistischen Ländern gilt das Prinzip "Jeder mag nach seiner Fasson selig werden" selbstverständlich nicht.[203] Die Christen z.B. in Ägypten und Nigeria sehen sich immer heftigeren Aggressionen ausgesetzt, und in Ländern wie Libanon, Syrien und Irak stehen sie jetzt schon vor der völligen Vernichtung. Die Diktatoren der alten Garde, wie Saddam, Mubarak, Ghadafi etc. waren wesentlich toleranter gegenüber den nicht-islamischen Bevölkerungsgruppen als es die neuen Machthaber sind. Virulent wird das Problem des Islamismus auch in dem Bereich, wo es um die Toleranz der Intoleranz geht. Dies ist speziell das Problem der islamistischen Bewegung bei Migranten in Europa, die selbstverständlich die europäische Toleranz für ihr intolerantes Denken einfordern.
9) Gibt es wissenschaftlich fundierte europäische Ansichten zum Islamismus? Zwar gibt es in Deutschland genügend Arabisten und Islam-Gelehrte, die auch Klassisch-Altarabisch verstehen, aber man hört von ihnen wenig zur Islamismus-Diskussion. Die Hintergrundprobleme sind wohl die Political Correctness, der Kultur-Relativismus und die herrschende Konsens-Kultur.[204] M.E. ist Manfred Schlapp einer der wenigen, die sowohl fundierte Arabisch- und Islam-Kenntnisse haben, und der es wagt, auch mal etwas zu sagen was der Political Correctness widerspricht. Nicht umsonst ist er auch mit Peter Sloterdijk und Bazon Brock (mehr oder weniger eng) verbandelt. Leider, nur leider, gibt es von ihm nur sehr wenig zitierfähiges schriftliches Material.[205] Ich habe hier eine Zusammenstellung gemacht. Die wohl beste Zusammenfassung seiner Thesen ist hier:
http://www.schlapp.li/download/islam.pdf
http://europenews.dk/de/node/29017
Die anderen Publikationen Schlapps sind lediglich Scans von Zeitungsartikeln, und dementsprechend schwer zu lesen, und kaum zitierfähig:
http://www.schlapp.li/publikationen.html
Hier gibt es einige mp3-Dateien von Schlapps Vorträgen, die man sich anhören kann:
http://www.profi-buerger.de/node/6
10) Andere Länder, andere Sitten. Das politisch korrekte Denken in Deutschland ist auch eine Überkompensation und Überreaktion auf die Nazi-Verbrechen, und eine Folge von Denkbremsen, die u.a. nach dem Krieg von den Aliierten in der politischen Kultur Deutschlands installiert worden waren. Andere Länder sind nicht so sehr von diesem politischen Komplex ausgebremst, und so finden wir in Frankreich durchaus auch sehr viel deutlichere Auseinandersetzungen mit dem Islamistischen Komplex. Patrice Ayme spricht hier eine sehr deutliche Sprache.[206] Es gibt in Frankreich auch schon sehr viel gewalttätigere Szenen der Auseinandersetzung, wie die Kämpfe der Banlieue zeigen. Allerdings muss man einen wesentlichen Grund für die Gewalt auch in der Kolonialgeschichte Frankreichs, insbesondere dem Algerienkrieg, suchen. Siehe Z&Z, 320-327. Folgendes Video spricht eine sehr deutliche Sprache: http://www.youtube.com/watch?v=UUTiaDNVHB0
Die Hintergrund-Geschichte, ohne die man auch die Geschichte des politischen Islam nicht versteht, liegt in den Beziehungen und Dauerkonflikten zwischen Nomaden und Sesshaften in der Wüste Arabiens. Im Fall des Islam waren die Beduinen der arabischen Wüste Nomaden, und die Sesshaften lebten in den grösseren Städten, also Mekka und Medina. Dort lebte ein Mix von arabischen Stämmen und anderen Völkern, jüdische und christliche, wobei die ethnische[207] Situation nicht klar ist: Ob es mehrheitlich Araber waren oder Einwanderer aus anderen Teilen der Weltgegend. Die Städter lebten meist von Handel und Gewerbe. Mohammed kannte sich in beiden Welten aus. Siehe dazu ein Zitat im Stil des pro-islamischen Decorums:
http://www.britannica.com/EBchecked/topic/396226/Muhammad
"In order
for Muhammad to master Arabic in its pure form and become well acquainted with
Arab traditions, A-minah sent him as a baby into the desert, as was the custom
of all great Arab families at that time. In the desert, it was believed, one
learned the qualities of self-discipline, nobility, and freedom. A sojourn in
the desert also offered escape from the domination of time and the corruption
of the city... And so the young Muhammad spent several years in the
desert."
Viele der grossen Zivilisations- Abbrüche und –Umbrüche der letzten ca. 10.000 Jahre entstanden entlang der Konfliktzonen zwischen den Sesshaften und Nomadenvölkern. Da die Schrift und die priesterliche hierarchische Organisation eine Errungenschaft der Sesshaften war, war auch die Geschichts-Schreibung bis zum Anfang des 20. Jh.'s von ihnen dominiert. Die Nomaden waren in diesem Bild immer die Barbaren. Erst durch die systematischen Forschungen der Ethnologie wurde das Erbe der meist schriftlosen Nomaden-Völker wissenschaftsfähig. Bruce Chatwin hat als Romancier wohl mehr zur Wieder-Erinnerung des Ethos der Nomaden-Völker geleistet, als die akademischen Sozialwissenschaften. Die Muster dieser Konflikte ähnelten sich weltweit immer wieder: Die Bewohner der fruchtbaren Schwemmland-Ebenen begannen, Landwirtschaft zu betreiben, und aufgrund höherer Bevölkerungsdichte konnten sie andere Völker in die weniger fruchtbaren Berg‑, Steppen- und Wüstengebiete verdrängen, wo nur eine nomadische Existenz möglich war. Der mythologische Bericht in der Genesis, über den ersten Mord der Menschheitsgeschichte, Abels durch Kain, ist der Ur-Bericht der Verdrängung der Hirtenvölker durch die Agrarier. Aber, die Rache folgt auf dem Fuss: Mithilfe von domestizierten Grosstieren, also Pferden, Ochsen und Kamelen (manchmal auch Schiffen) gewannen die Nomaden wichtige strategische Instrumente in die Hand, um gegen die Sesshaften zurückzuschlagen und sie zu erobern: Der Blitzkrieg.[208] Die bekanntesten geschichtlichen Beispiele sind die Hyksos in Ägypten,[209] die Hunnen, die Mongolen, die Beduinen, die afrikanischen Reiter-Königreiche von Mali,[210] und die Turkvölker.
Je nach intellektueller und politischer Couleur der Chronisten wurden die Nomaden entweder romantisch verklärt, wie etwa bei Lawrence of Arabia, oder als Diebe und Räuber betrachtet, insbesondere von den Händlern, deren Karawanen ausgeraubt wurden, und den Städtern, die unter den regelmässigen Raids der Nomaden zu leiden hatten. Gellner hat dazu einige wissenschaftliche Untersuchungen gemacht. Die Wahrheit liegt wohl nicht in der politisch-korrekten Mitte, sondern, dass die Nomaden Handel trieben, wenn einfacher Raub zu gefährlich war, aber dass sie es ansonsten nicht ehrenrührig fanden, hier und da bei passender Gelegenheit mal etwas ohne Bezahlung mitzunehmen, wenn sie keinen harten Widerstand erwarten brauchten. Ansonsten konnte man ja auch von den Schutzgeldern für die Karawanen ganz gut leben. Ibn Chaldun hat die Situation zur Zeit des frühen Islam in Arabien und Nordafrika beschrieben.[211] Hier ein Zitat:
http://de.wikipedia.org/wiki/Ibn_Chaldun
"Seine Lehre von der Zivilisation und der Kultur ilm al-umran / علم العمران / ʿilmu ʾl-ʿumrān umfasst ausführliche Diskussionen des Verhältnisses von ländlich-beduinischem und städtisch-sesshaftem Leben, das einen für ihn zentralen sozialen Konflikt abbildet. In diesem Zusammenhang und mit Hilfe des Konzepts der asabiyya erklärt er sowohl in der islamischen als auch in der nicht-islamischen Geschichte den Aufstieg und Fall von Zivilisationen, wobei auch die Religion und der Glaube die Wirkung der asabiyya ergänzen und flankieren kann, wie zum Beispiel während der Herrschaft der Kalifen. Die Beduinen als Bewohner der ländlichen Regionen haben eine starke asabiyya und sind fester im Glauben, während die Bewohner der Städte im Verlauf mehrerer Generationen immer dekadenter und korrupter werden, ihre asabiyya also an Kraft verliert. Nach einer Spanne von mehreren Generationen ist die auf der asabiyya gründende Macht der städtischen Dynastie derart geschrumpft, dass sie Opfer eines aggressiven Stammes vom Land mit stärkerer asabiyya wird, der nach Eroberung und teilweiser Zerstörung der Städte eine neue Dynastie errichtet."
Ibn Chaldun äusserte sich auch durchaus kritisch über die Beduinen:
http://en.mcfly.org/Ibn_Khaldun
"Arabs dominate only of the plains, because they are, by their
savage nature, people of pillage and corruption. They pillage everything that
they can take without fighting or taking risks, then flee to their refuge in
the wilderness, and do not stand and do battle unless in self-defense. So when
they encounter any difficulty or obstacle, they leave it alone and look for
easier prey. And tribes well-fortified against them on the slopes of the hills
escape their corruption and destruction, because they prefer not to climb
hills, nor expend effort, nor take risks. Whereas plains, when they can reach
them due to lack of protection and weakness of the state, are spoils for them
and morsels for them to eat, which they will keep despoiling and raiding and
conquering with ease until their people are defeated, then imitate them with
mutual conflict and political decline, until their civilization is destroyed.
And Allah is capable of their creation, and He is the One, the Victorious, and
there is no other lord than Him."
Das mythologische Thema von Abrams beiden Frauen, Sara und Hagar, und ihren Söhnen Ishmael und Isaak, setzt den Kontrapunkt zur Entstehung der Rivalität und des Kulturkampfes zwischen dem jüdisch-christlichen Ethos und dem islamisch-arabisch-türkischen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Hagar
Hagar war nach der Mythologie eine Ägypterin,[212] also Angehörige dieses sehr viel älteren und zivilisierteren sesshaften Bauern- und Kultur-Volkes, als es die nomadischen Hebräer waren. Erst nachdem Hagar und Ishmael aus der jüdischen Geschichte "exorziert" worden waren, wurde Abram zu Abraham, und damit zum Stammvater der Juden.[213] Dann aber waren es die nomadischen arabischen Beduinen, die Ishmael zu ihrem Stammvater ernannten, und den Islam begründeten.
Ich füge hier ersteinmal das Bild ein, das ich schon in Noologie I vorgestellt habe:
"Der Nachtgesang der Fische" http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading104
Dies ist in Umformulierung des bekannten Satzes von Wittgenstein, der sagte:
"Wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen"
Ich füge dem hinzu:
"Wovon man nicht reden DARF, dazu kann man wenigstens Schweigebilder malen."
Anderswo nenne ich das auch "das Leerstellendenken".
http://www.noologie.de/infra11.htm
http://www.noologie.de/plato06.htm
http://www.noologie.de/plato02.htm
Der Grund für die Schweigebilder ist klar, nämlich die political correctness. Auch mehr als 70 Jahre nach Ende der Nazi-Herrschaft darf kein Deutscher etwas fundamental-kritisches zum Judentum, oder Israel, oder dem Begriff "Jüdisch" sagen. Denn dann läuten sofort die anti-nazifaszischen Sturmglocken, und es eilt herbei die deutsche Gesinnungs-Feuerwehr, um im vorauseilenden Gehorsam jedes Buch oder jede Schrift, die solches enthalten könnte, präventiv zu verbrennen.[214]/[215] Mit einem schönem Gruss von Ray Bradbury: Fahrenheit 451.
http://en.wikipedia.org/wiki/Fahrenheit_451
...
Das Thema des ideologischen Gier-Kapitalismus und Neo-Liberalismus ist schon gut bearbeitet, u.a. von Joseph Stieglitz, von Sloterdijk in den "Sphären" und WIKA, und natürlich die laufend herauskommenden Neuerscheinungen. Siehe Frank Schirrmachers neues Buch.[216] Die Gier- Kapitalismus- und Banken-Kritik ist mittlerweile ein Selbstläufer-Thema geworden, was allerdings nicht heisst, dass sich damit ernstzunehmende Denk-Alternativen am Horizont abzeichnen. Denn die von-Neumannsche Spieltheorie besagt auch, dass da ein Multi-Player-Spiel gespielt wird, bei dem das Aussteigen aus dem Karussell gleichbedeutend mit dem Verlust aller Spiel-Einsätze ist. Und das wird keiner der Akteure gerne machen. Spengler hat auch dazu schon seine sehr prophetischen Visionen dargestellt. Diese müssten nur noch auf die Terminologie des neuzeitlichen Zeitgeistes umformuliert werden.
http://www.noologie.de/noo05.htm#Heading274
Ich habe schon 2005 in Noologie I eine "Sozio-Kybernetische Theorie" auf Basis der von-Neumannschen Spieltheorie entwickelt, die von den heute erscheinenden Neu-Auflagen noch lange nicht erreicht worden ist.
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading191
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading192
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading48
Eine ziemlich radikale Sichtweise zum ideologischen Gier-Kapitalismus und Neo-Liberalismus ist die von Patrice Ayme, der dies in einem weit gefassten geschichtlichen Überblick unter dem Leitbegriff der Plutokratie zusammenfasst. Ayme's Ansatz ist insofern beachtenswert, als dass er auch alle möglichen vor-industriellen Macht-Akkumulations-Komplexe umfasst, etwa die im alten Rom, die von Marx nur ungenügend untersucht worden sind. Er kennt sich ziemlich gut aus mit der Geschichte Frankistans, zwischen den Merowingern und Karolingern, von der französischen Seite, und die ist nun einmal ein bisschen anders als die deutsche Sichtweise. Auch ganz erfrischend, wenngleich man hier und da ein wenig herumkritteln könnte.
http://patriceayme.com/index.html
http://patriceayme.com/ltr_031_pigovian.html
http://patriceayme.com/ltr_029_plutocracy.html
http://patriceayme.com/ltr_026_plutocracy.html
http://patriceayme.com/ltr_021_nyt.html
http://patriceayme.com/sophia_23_dream.html
http://patriceayme.wordpress.com/2013/02/12/indebted-to-lies/
http://patriceayme.wordpress.com/2013/02/05/where-did-money-go/
Wie ich weiter unten ausführe, ist bei den vielfachen Ausformungen von Macht-Komplexen nicht einmal das Geld entscheidend, sondern sie sind abhängig von den technischen und sozialen Möglichkeiten und Gegebenheiten einer Gesellschaft. Es geht hier um Akkumulations-Banken im Allgemeinen. Das hat auch Sloterdijk in Z&Z und DMDL formuliert. Aber die vielfältigen Arten und Weisen von Akkumulation können noch weiter als Marx es jeh geahnt hat, weiter interpretiert werden. Das Bankenwesen ist auf vielfältige Weise meistens Universal. Dazu habe ich die allgemeine "Strukturtheorie von Wissen und Macht" ausformuliert. Denn wir können es auch auf eine thermodynamische, autokatalytische Dynamik zurückführen, wie von verschiedenen Seiten der Systemtheorie gezeigt wurde.
http://www.noologie.de/noo04.htm
Wesentlich hierbei sind wieder die Vorarbeiten von Spengler:
http://www.noologie.de/noo05.htm#Heading274
Das Thema der Sexual-Kapital-Akkumulations-Ökonomie als vermutlich ältestes Macht-Akkumulations-System wird weiter unten behandelt.
Die schwarzen Seiten des wissenschaftlichen Komplexes wurden von mir ebenfalls in Noologie I behandelt. http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading235
Ich muss das Wort "Mythologien-Menger" ein wenig erklären, weil es eine unschöne Übersetzung des englischen "Mythology-Monger" ist,[217] in der Bedeutung von Verhökern, Verschneiden, und Vermischen. Der englische Begriff "Mongrel" für eine Hunde-Promenadenmischung ist da wohl der bekannteste verwandte Ausdruck. Ich möchte mich hier mit der Zunft der modernen Mythologie-Nachdichter befassen, insbesondere die Herren Richard und Siegfried Wagner. [218]/[219]
Aber auch ihre modernen Nachfolger sollen gewürdigt werden, insb. George Lucas, mit seinem (anscheinend unsterblichen) Star Wars Epos, und natürlich, Tolkiens Herr der Ringe.
http://en.wikipedia.org/wiki/The_Lord_of_the_Rings
Meine Einschätzung von Richard Wagner ist, dass er ein grosser Meister der dichterischen Darstellung des Thymo- Eroto- Phobo- Komplexes war. Um eine möglichst starke kathartische Wirkung beim Publikum zu erzielen, mussten die emotionalen Motive stark herausgezeichnet bzw. überbetont werden. Das kann man als schwülstig empfinden, aber das war und ist eine dramaturgische Voraussetzung dieses Gewerbes. Praktisch alle Opern-Dichter seiner Zeit, also auch Mozart, Verdi, Puccini, etc. produzierten schwülstige Machwerke. Das Publikum war schon immer von den schwülstigen Schauspielen begeistert, und ist es genauso heute, wie man bei George Lucas oder Rosamunde Pilcher sehen kann.[220]
Hölderlin: "Was bleibet aber, stiften die Dichter"[221]
Der Wagner ist tief, tiefer als der Nietzsche je gedacht, Denn der Wagner war der Grosse Mytho-Loge und Mysta-Goge, Der Meister der Ur- Ahner und Weis- und Wesens- Ahner. Ein Meister der Dichter und Deuter aus Deutsch-Land. Denn der Wagner verstand sehr viel mehr von diesen Dingen, als Nietzsche der Grosse, es je geahnt hätte. Nietzsche war Philosoph und Denker, aber vom Dichten verstand er nicht ganz so viel.[222] Die damalige Wirkung von Wagners Schaffen lässt sich gut im Vergleich und Antagonismus zu Nietzsche erfassen. Dazu hat Rüdiger Safranski in "Nietzsche" (71-141) wesentliche Aspekte formuliert. Insb S. 138-140, "die mythische Kunstreligion". Was Nietzsche als rationaler vernunftgeleiteter Schriftgelehrter nicht erfassen konnte oder wollte, ist die (jenseits-rationale) mythologische Macht der Katharsis, die er zwar auch in seiner Theorie des Dionysischen behandelt hatte, aber die er selber nicht nachvollziehen konnte. Man kann es etwas überspitzt sagen: Wenn man sich der mythologischen Macht von Wagners Ritualen der Kunstreligion voll hingeben wollte, musste man seinen Intellekt "an der Garderobe abgeben".[223] Bei den Christen war das die "Armut im Geiste", die für die Aufnahme in den initiatischen Kreis der Offenbarung unabdingbare Voraussetzung war.
Ich beginne mit Richard Wagner, dem Ring des Nibelungen. [224] / [225]
Der Text ist auf der Noologie zu finden.
http://www.noologie.de/rheing11.htm
http://www.noologie.de/walk11.htm
http://www.noologie.de/siegf11.htm
http://www.noologie.de/goett01.htm
Hier folgt ein wesentliches Zitat aus diesem Werk, das Wagners Kunst beleuchtet, mythologische Tiefenbezüge herzustellen:
Wanderer
Der Weckrufer bin ich, und Weisen üb' ich,
daß weithin wache, was fester Schlaf verschließt.
Die Welt durchzog ich,
wanderte viel, Kunde zu werben,
urweisen Rat zu gewinnen.
Kundiger gibt es keine als dich;
bekannt ist dir, was die Tiefe birgt,
was Berg und Tal, Luft und Wasser durchwebt.
Wo Wesen sind, wehet dein Atem;
wo Hirne sinnen, haftet dein Sinn:
alles, sagt man, sei dir bekannt.
Daß ich nun Kunde gewänne,
weck' ich dich aus dem Schlaf!
Erda[226]
Mein Schlaf ist Träumen.
mein Träumen Sinnen,
mein Sinnen Walten des Wissens.
Doch wenn ich schlafe,
wachen Nornen:
sie weben das Seil
und spinnen fromm, was ich weiß.
Was frägst du nicht die Nornen?
Wanderer
Im Zwange der Welt weben die Nornen:
sie können nichts wenden noch wandeln.
Doch deiner Weisheit
dankt' ich den Rat wohl,
wie zu hemmen ein rollendes Rad?
...
Wanderer
Du bist nicht, was du dich wähnst!
Urmütter-Weisheit geht zu Ende:
dein Wissen verweht vor meinem Willen.
Weißt du, was Wotan will?
Dir Unweisen ruf' ich ins Ohr,
daß sorglos ewig du nun schläfst!
Um der Götter Ende grämt mich die Angst nicht,
seit mein Wunsch es will!
Was in des Zwiespalts wildem Schmerze
verzweifelnd einst ich beschloß,
froh und freudig führe frei ich nun aus.
Weiht' ich in wütendem Ekel
des Niblungen Neid schon die Welt,
dem herrlichsten Wälsung
weis' ich mein Erbe nun an.
Der von mir erkoren, doch nie mich gekannt,
ein kühnester Knabe, bar meines Rates,
errang des Niblungen Ring.
Liebesfroh, ledig des Neides,
erlahmt an dem Edlen Alberichs Fluch;
denn fremd bleibt ihm die Furcht.
Die du mir gebarst, Brünnhild',
weckt sich hold der Held:
wachend wirkt dein wissendes Kind
erlösende Weltentat.
Drum schlafe nun du, schließe dein Auge;
träumend erschau mein Ende!
Was jene auch wirken,
dem ewig Jungen weicht in Wonne der Gott.
Hinab denn, Erda! Urmütterfurcht!
Ursorge!
Hinab! Hinab zu ew'gem Schlaf!
Ich streue gerne mal Vergleiche aus der Astrophysik ein, wenn ich die Dynamik von mythologischen Kraftfeldern erläutern will. In der Astronomie gibt es ein Phänomen, das der "schwarze und der weisse Zwilling" genannt wird. Das sind zwei Sterne, die umeinander kreisen, der eine hell wie eine normale Sonne, der andere dunkel, ein roter, brauner oder schwarzer Zwerg, oder ein Neutronenstern. Auf den Teleskopen kann man nur den hellen Stern sehen, und auf die Existenz des anderen kann man nur durch die Bahnschwankungen des hellen Sterns schliessen. Aber sie umkreisen einander, und halten sich sozusagen gravitational gegenseitig in der Um-Klammerung. Siehe dazu ein paar Artikel:
http://en.wikipedia.org/wiki/Binary_star
http://www.universetoday.com/24203/what-is-a-binary-star/
http://news.nationalgeographic.com/news/2012/08/120829-new-planets-twin-stars-space-science-nasa/
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/33/33767/1.html
So ungefähr verhielt es sich im Denk-Raum mit Wagner und Nietzsche.[227] Es bleibt der Interpretation überlassen, wer von beiden der schwarze oder der weisse war. Für die damaligen Zeitgenossen war eher Wagner die Lichtgestalt, und Nietzsche eher der Schatten. Siehe dazu auch Nietzsches Werk: der Wanderer und sein Schatten. Noch ein paar Zitate von Nietzsche zu Wagner:
"Es ist wirklich die Kunst der Gegenwart: ein ästhetischeres Zeitalter würde sie ablehnen.
Feinere Menschen lehnen sie auch jetzt ab. Vergröberung alles Ästhetischen. - Gegen
Goethe's Ideal gehalten, tief zurückstehend. Der moralische Contrast dieser hingebenden
glühend-treuen Naturen Wagner's wirkt als Stachel, als Reizmittel: selbst diese Empfindung
ist zur Wirkung benutzt.
27 [26]
Ich nannte "sittlichste Musik" die Stelle, wo es am ekstatischsten zugeht. Charakteristisch!
27 [27]
Wagner gegen die Klugen, die Kalten, die Zufriednen - hier seine Grösse - unzeitgemäss -
gegen die Frivolen und Eleganten, - aber auch gegen die Gerechten, Mässigen, an der Welt
Sich-freuenden (wie Goethe), gegen die Milden, Anmuthigen, wissenschaftlichen Menschen -
hier seine Kehrseite.
27 [28]
Epische Motive für die innere Phantasie: viele Scenen wirken viel schwächer in der
Versinnlichung (der Riesenwurm und Wotan).
27 [29]
Wagner kann mit seiner Musik nicht erzählen, nicht beweisen, sondern überfallen, umwerfen,
quälen, spannen, entsetzen - was seiner Ausbildung fehlt, hat er in sein Princip genommen.
Die Stimmung ersetzt die Composition: er geht zu direkt zu Wege.
27 [30]
An unkünstlerische Menschen sich wendend, mit allen Hülfsmitteln soll gewirkt werden,
nicht auf Kunstwirkung, sondern auf Nervenwirkung ganz allgemein ist es abgesehen.
27 [31] 861
Nach einem Thema ist Wagner immer in Verlegenheit, wie weiter. Deshalb lange
Vorbereitung - Spannung. Eigene Verschlagenheit, seine Schwächen als Tugenden
umzudeuten. So das Improvisatorische.
27 [32]
Was aus unserer Zeit drückt Wagner aus? Das Nebeneinander von Roheit und zartester
Schwäche, Naturtrieb-Verwilderung und nervöser Über-Empfindsamkeit, Sucht nach Emotion
aus Ermüdung und Lust an der Ermüdung. - Dies verstehen die Wagnerianer.
27 [33]
Ich vergleiche mit Wagner's Musik, die als Rede wirken will, die Relief-Sculptur, die als
Malerei wirken will. Die höchsten Stilgesetze sind verletzt, das Edelste kann nicht mehr
erreicht werden."
"Wagner war bei weitem der vollste Mensch, den ich kennen lernte, und in diesem Sinne habe ich seit sechs Jahren eine große Entbehrung gelitten. Aber es giebt etwas zwischen uns Beiden wie eine tödliche Beleidigung; und es hätte furchtbar kommen können, wenn er noch länger gelebt haben würde." Die "tödliche Verletzung" meint das von Richard Wagner vermutlich in Umlauf gesetzte Gerücht, daß Nietzsches Krankheit in sexuellen Verfehlungen (Päderastie, Onanie) ihren Grund habe. Das verletzte den Stolz Nietzsches deswegen so sehr, weil ihn dieser geschmacklose Vorwurf für immer vor der geliebten Cosima Wagner beschämen würde. Bei Nietzsche, so zeigt sich später, wird sich die Wunde Wagner nicht schließen - das letzte Werk, an dem Nietzsche vor seinem geistigen Zusammenbruch Januar 1889 arbeitet, ist 'Nietzsche contra Wagner'. [228] / [229]
In der Geschichte der Wagner-Rezeption kam es bald darauf zu dramatischen Umschwüngen. (Die ich ebenfalls gerne mit astrophysikalischen Beispielen unterfüttere, siehe weiter unten).
Denn dank der Rezeption der Nazis wurde aus dem Wagner-Schatz etwas ganz Furchtbares gemacht. Und danach war eben Wagner der Schwarze, und für viele war dann Nietzsche die Licht-Gestalt. Und deshalb ist dieses Wissen auch ganz sorgfältig aus dem Ge-Wissen der Menschen aus-getilgt worden. Die Grosse A-Mnaesis, die Mnae-Mesis, die über uns kam. [230] Die schwarzen Seiten der Wagner-Story sind auch heftig durch die Mühlen der political correctness gedreht worden. Da 2013 das grosse Wagner-Geburtstagsjahr ist, wird diese Mühle sicher noch ein paar Umdrehungen weiter gedreht werden. [231]
... und auch im astrophysikalischen Universum ...
...
Und, wir müssen uns Un-Be-Dingt bald mal mit dem Grossen Zusammen-Hang von Mytho-Logie und Thymo-Logie beschäftigen. Denn das Eigen-Thym-liche an der Mytho-Logie ist, dass sie über den Thymos etwas mit der Mnaemo-Synae zu tun hat. Mnaemae- hat nämlich auch etwas mit maenis zu tun. Und die Mnaemo-Synae hat wiederum etwas mit den Erynnien zu tun:
Allekto, Megeira, Teisiphonae.
Denn nach maenin aeide thea, in der Ilias, kommt kurz
danach in der griechischen Mythologie-Geschichte, in Hesiod's Theogonie, die
Anrufung an die Mnaemo-Synae. Si non e vero e bon trovato[232]:
hos aeidae ta t' eonta ta t' essomena pro t'eonta. (Il. 70)
Der erkannte, was ist, was sein wird, oder zuvor war.
Das findet sich wörtlich auch bei Hesiodos (aka Chaes-Aoidos).
Wir werden uns dazu demnächst wieder einmal bei Heidegger, Hesiodos, Heraklitos, Homeros, und auch bei Wagner umschauen. Denn Wagner hat uns im Ring des Nibelungen eine besondere Form der Rache der Er-Innerung gegeben: Die Rache der Frauen. Und wie es so heisst: Die Rache der Frauen ist schlimmer als alles was ein Mann sich nur ausdenken kann. Das sind die Furien, die Erynnien, und natürlich auch die Maha Kali, die hier noch eine besondere Bedeutung hat. [233]
Wagner liefert in seinem Ring des Nibelungen auch eine strukturelle Analogie zur Theogonie des Hesiodos.[234] Es wird klar: Wodan ist der Erzeuger der Wal-Küren, und zwar mit Erda. Erda ist das nordische mythologische Äquivalent der Mnaemo-Synae. Also sind die Wal-Küren das nordische mythologische Äquivalent der Musen. Zwar sind die Wal-Küren heute nicht so besonders für Weisheit und Musische Fähigkeiten bekannt, aber das liegt mindestens zum Teil an der schlechten Propaganda, die sie neulich erst bekommen haben. Der tiefere mythologische Bezug ergibt sich aus der Dia-Noia- Dia-Noiaesis, oder auch der A-laetheia, die aus der vor-Platonischen, der Orphischen, und der Pythagoräischen Tradition stammten. Damals hatten die Musen noch sehr viel von dem Charakter von Nach-Todes- oder Todes-Nacht- Göttinnen.
http://en.wikipedia.org/wiki/Muse
"The Roman scholar Varro relates that there are only three
Muses: one who is born from the movement of water, another who makes sound by striking
the air, and a third, who is embodied only in the human voice. They were: Melete, or Practice, Mneme, or Memory, Aoide, or Song
However the Classical understanding of the
muses tripled their triad, set at nine goddesses, who embody the arts and
inspire creation with their graces through remembered and improvised song and stage, writing, traditional music, and dance."
Siehe Wikipedia Walkuere:
http://de.wikipedia.org/wiki/Walk%C3%BCre
"Im Helgakviða Hjörvarðssonar wird die Zahl der Walküren mit neun angegeben, im Darraðarljóð mit zwölf. Tatsächlich dürfte die Anzahl im Volksglauben unbegrenzt gewesen sein.
Den Sagenstoff verarbeitete im 19. Jahrhundert der deutsche Komponist Richard Wagner in seinem vierteiligen Zyklus Der Ring des Nibelungen, vor allem im „Ersten Tag“ dieser Tetralogie unter dem Titel Die Walküre. Bei Wagner sind die Walküren neun Schwestern, alles Töchter des Gottes Wotan mit verschiedenen Frauen. Neben Brünnhilde, dem Kind von Wotan und Erda, treten hier acht weitere Walküren auf, deren Namen Wagner frei erfand. Sie heißen Waltraute, Ortlinde, Rossweiße, Schwertleite, Gerhilde, Siegrune, Grimgerde und Helmwige."
http://www.students.uni-marburg.de/~Schmeer/siegrid.html
http://www.noologie.de/walkueren_reiten.jpg
Sie erläutert sodann dem Erstaunten: "Walküren wollen nicht Kindlein wiegen. Höhere Freuden genießen sie, die der Ehe fremd geblieben. Viel frägt froh forschende Frau in wüster Welt und weiser Wissenschaft."
"Da sprach sie voll Trauer: Nicht wünsche Dir das, Du mein schöner Gespiele. Wenn je Du mich wieder siehst so wirst Du verderben. Fürchte dann nicht das Sterben: Nur das Leben schmerzt - zuweilen ... Gedenke dann Siegridens, der Walküre und ihrer Worte."
Allso, die Wal-Küren, das sind doch schon ganz andere Frauen, als die Frauchen-Frauen, die mann sonst noch so auf der Strasse trifft. Aber, die Liebe, die Minne, die ist auch gleich das Verderben. Allso, Mann, lass Dich nicht gleich auf sowas ein!
Die einzigen, die noch älter sind, als die Erda, das sind die Nornen. Also ist Wodan der Ober- Ur- Gott der Ur-Ältesten Götter-Generation, so etwa so alt wie Ouranos, oder noch ein bisschen älter. Und wenn er beschliesst, einen Welten-Untergang zu inszenieren, dann ist das so ungefähr wie im Vedischen der Schlaf Brahmas. Auch daraus erhellt, dass der Zorn sehr wohl etwas mit Gedächtnis und Er-Innerung zu tun hat, mit der Mnaemo-Synae. Siehe auch Sloterdijk Z&Z. p. 110:
"Der zornige Gott: Der Weg zur Erfindung der metaphysischen Rachebank.
p. 123: Das göttliche Rache-Archiv."
Die Analogie von Ring des Nibelungen zur Theogonie des Hesiodos scheint noch nicht in der Literatur vorgekommen zu sein, nach meiner kurzen Google-Suche. [235] Im folgenden, mit besonderer Emphase, die "trieb- kräftigen, poetisch wirkungsvollen Motive". Damit sind wir wieder im Bereich von Thymos und Eros, und nicht ganz so sehr im Logos.
Folgendes Zitat ist aus:
Die sagengeschichtlichen Grundlagen der Ringdichtung Richard Wagners, 1902. [236]
Meincks sagenwissenschaftlichen
Grundlagen der Nibelungendichtung Richard Wagners
1802, um aus der Fülle der hierauf bezuglichen, frei-
lich nicht immer sehr kritischen und sachkundigen
Arbeiten nur zwei Beispiele zu nennen. Auch des
Dänen Ojellerup Buch über Richard Wagner in seinem
Hauptwerke »Der Ring des Nibelungen«, deutsch von
O, L. Jiriczek, Leipzig 1891 behandelt die Quellenfrage
einsichtsvoll und sachverständig. Meine Absicht ist,
in möglichster Kürze alles Wesentliche anzuführen,
was im Ring quellenmäßig belegt werden kann. So
weit der Wortlaut altnordischer Sagen und Lieder in
längeren Absätzen zu geben ist, folge ich den schönsten
Verdeutschungen, die wir haben, denen Uhlands und
der Brüder Orimm. Nicht aber die Quelle an und für
sich, sondern nur die Züge, die im Ring benutzt sind,
kommen hier in Betracht. Ein solcher Vergleich rückt
die dichterische Größe und Selbständigkeit
Richard Wagners in helles Licht. Es liegt mir ebenso
daran, zu zeigen, was Wagner nicht vorfand, sondern
neu hinzufügte. Und das ist eigentlich das meiste
und beste. Die gestaltende Wunderkraft des großen
Dichters tritt im Ring wahrhaft leuchtend hervor. Die
altgermanische Sage ist förmlich neu geboren worden
und erfuhr in dieser Erneuerung die höchste Ver-
klärung, die ihr je bisher zu Teil ward. Durch die im
Folgenden gegebenen Nachweise wird die jedem Sach-
kundigen ohnehin bekannte Thatsache von neuem vor-
geführt, dass Wagner niemals irgend welche bestimmte
mittelalterliche Vorlage dramatisirte, wie etwa Uhland
1817 in seinem Entwurf eines Nibelungendramas oder
Hebbel in seinem für mein Gefühl ganz unglücklichen
dreiteiligen Trauerspiel das Nibelungenlied, noch auch
in roher äußerlicher Weise die gesammte nordische
und deutsche Ueberlieferung durch einander warf und
auf einander häufte, wie Jordan in seinem stillosen
Nibelungenepos, das ich ebenso vom rein poetischen
wie sagengeschichtlichen Standpunkt durchaus ver-
werfe. Richard Wagner beherrscht vielmehr den ge-
sammten Stoff in seiner ganzen Ausdehnung bis zur
Gegenwart, ja sogar die darüber umgehenden wissen-
schaftlichen Ansichten. Er zerlegt die Sage in ihre
Grundbestandteile und führt daraus einen neuen selbst-
ständigen Bau auf, worin Altes und Neues, Eigenes
und Ueberliefertes zu einer unlöslichen künstlerischen
Einheit verschmolz. Aus allen triebkräftigen Keimen,
die irgendwo in den Quellen angesetzt hatten, sproßten
im neuen Zusammenhang herrlichste Blüten.
...
Heinrich von Stein schrieb einmal. (Bayreuther
Blätter 1889, S. 189): »In der Edda habe ich den
Spuren der Fabel -Fügung nachgeforscht mit immer
wachsendem Bewundern und Erstaunen. Es ist
schließlich einfach und geradezu, als ob der Ring eine
den Eddadichtern nicht mehr zugänglich gewesene
Urschrift sei, deren teilweises Verständniß man dem-
nach in ihren Liedern nur hie und da verspürte: so
sehr scheint im Drama alles zu seiner Ureinheit zurück-
geführt und neu geschaffen und belebt.« Ich empfinde
genau so wie H. von Stein, wenn ich die Werke
Wagners mit ihren Vorlagen vergleiche: im Drama
ein organisches Gebilde, in den Quellen versprengte
und verstreute Bruchstücke. Aber man hüte sich vor
dem Irrtum, als ob Wagner wirklich eine verlorene
Sagenwelt, die hinter den Quellen lag, wieder ge-
wonnen hätte. Das kann nur die darum heiß bemühte
Wissenschaft. Der Künstler giebt uns eine völlig
neue und eigene Schöpfung, deren Wert und Größe
sich danach bemißt, ob sie hinter den Quellen zurück-
bleibt oder sie übertrifft.
...
Der heutige Dichter muß zu dieser ganzen um-
fangreichen Ueberlieferung Stellung nehmen. Weder
Kompilation noch sklavischer Anschluß an eine be-
sondere Vorlage führt zum Ziel, nur geniale Intuition,
Erfassen einer leitenden Idee, Herausheben aller trieb-
kräftigen, poetisch wirkungsvollen Motive, die zu dieser
Idee und unter einander in bedeutende, oft neue und
vertiefte Beziehungen treten müssen. Vor dem Dichter-
auge zerlegt sich die Ueberlieferung In ihre Bestand-
teile, um von Orund aus neu aufgebaut zu werden.
Nur so wird der schöpferische Geist volle Freiheit
sich wahren, treusten Anschluß an 's Wesentliche der
Ueberlieferung mit eigenster Erfindung vereinigen.
...
Was das von Wagner geschaffene Drama in seiner
Ausdrucksform geschichtlich und künstlerisch bedeutet,
haben Nietzsche und Chamberlain am besten gesagt.
Die Größe Schillers und Beethovens vereinigt Wagner
zur Erfüllung dessen, was beiden als höchstes Kunst-
ziel vorschwebte. Wenn im Drama drei Dinge klar
gestellt werden müssen, das erregende Gemütsmotiv,
die Gebärde, das Wort, so bewältigt das gesprochene
Drama nur die zwei letzten und macht beim Wichtigsten,
beim Unaussprechlichen, Halt. Zweifellos ist aber das
Seelische, Innerliche, das Wesentliche im Drama. Und
gerade hier setzt Wagner, der Ton- und Wortdichter,
ein, er baut in grunddeutscher Weise von innen nach
außen im Besitze des erlösenden Ausdrucksmittels,
nach dem die größten Wortdichter beim Drama ver-
geblich rangen, der Musik, die in höchster und reinster
Vollendung die Seele der Handlung und der Handelnden
unmittelbar zu gestalten vermag. Nietzsche schreibt:
»Alle diese Wirkungen zwingen Den, dem ein solches
Drama vorgeführt wird, zu einem ganz neuen Verstehen
und Miterleben, gleich als ob seine Sinne auf ein Mal
vergeistigter und sein Geist versinnlichter geworden
wären, und als ob alles, was aus dem Menschen heraus
will und nach Erkenntniss dürstet, sich jetzt in einem
Jubel des Erkennens frei und selig befände.« Daß
dieses deutsche Drama zugleich als Trilogie mit einem
Vorspiel erschien, also so wie es die dramatische Kunst
nur einmal zur Zeit der blühenden griechischen Kultur
eriebte, daß es als Festspiel ein eignes Festspielhaus
verlangte, daß es überhaupt die Gesetze seiner dar-
stellerischen und bühnenmäßigen Verwirklichung ganz
in sich selbst trug, ist nur die notwendige Folge seiner
alles überragenden Größe und Ursprünglichkeit.
Ich lasse einmal wieder den A.D. zu Wort kommen:
A.D.: "Prophezeihungen sind ziemlich schwer, besonders wenn sie die Zukunft betreffen."
Die Zukunft ist das absolute Ana-Thema der positiven Wissenschaften, aber gleichzeitig auch der ganz grosse Renner auf dem Esoterik-Markt. Warum diese seltsame Konfusion? Ich führe wieder Heideggers "Sein und Zeit" ins Feld. Die Zukunft ist wissenschaftlich nicht zu erfassen.[237] Dies ist philosophisch dadurch zu begründen, dass die Vor-Ahnung sich auf nichts begründen lässt, was in der Vergangenheit passiert ist. Und Wissenschaft kann immer nur im Bereich des Gewordenen forschen, aber nie im Bereich des Werdenden (oder des Werdens allgemein). Dies ist ein fundamentales Kontra-Thema zur philosophischen Ontologie, denn Onto- bedeutet alles, was ist, aber nicht das, was wird, und vor allem nicht das, was werden wird. Das war besonders Heideggers Hauptarbeitsfeld. Die spezifisch menschlichen Fähigkeiten der Erinnerung und der Vor-Ahnung sind völlig ausserhalb der wissenschaftlichen Denkzäune. Wir müssen also wieder einmal die Mythologie bemühen, wenn wir etwas greifbares zum Thema Zukunft erfahren wollen.
"Die Zukunft ist tief, tiefer als der Mensch gedacht"... (so würde es Nietzsche wohl sagen).
Seltsamerweise finden wir in den nordischen Mythologien ein Tier, das eine geradezu unheimliche Fähigkeit hat, die Zukunft wahrzunehmen: Die Raben. Man würde eigentlich denken, dass Tiere überhaupt keine Fähigkeit haben, was die Zukunft angeht, aber hier ist die berühmte Ausnahme. Raben können die Zukunft sozusagen "riechen". Naja, sie wissen halt einfach ein bisschen besser im Voraus, wer oder was von den Lebenden bald darauf zu Aas werden wird. Also: Der weise Ur-Vater Odin hat zwei Raben auf seinen Schultern sitzen: Hugin und Munin.
http://en.wikipedia.org/wiki/Huginn_and_Muninn
http://www.asawiki.de/index.php?title=Hugin_und_Munin
http://norse-mythology.org/gods-and-creatures/others/hugin-and-munin/
Es ist schon seltsam, dass ein so un-kultiviertes Volk wie die Germanen und Nordmänner (Norse-men) sich in ihrem mythologischen Denken so intensiv mit Weisheit und Voraus-Sehung beschäftigt haben. Mindestens genauso wie die Dichter und Denker und Seher der alten mittelmeerischen Kulturen. Und die Mythologie der Nordmänner ist noch ein bisschen mehr apokalyptisch als die ihrer südländischen Kollegen. Das Interessante bei der alt-nordischen Mythologie ist, dass es hier Tiere sind, die die Träger der prophetischen Gaben sind. Das ist ein gewaltiger Vorteil bei der Erklärung des "sogenannten Übersinnlichen" weil es hier sensorische Modalitäten sind, die für die Einen Übernatürlich sind, aber für die Anderen sozusagen "Business as Usual". ...
Ja und nun kommen wir dann doch noch zu George Lucas, denn: Der ganze Zauber mit diesem un-säglichen Epos Star Wars (Krieg der Sterne)... findet sich schon im "Ring des Nibelungen", der ist sozusagen die Original-Story, wie man sie dann von George Lucas kunstvoll rückwärts-erzählt findet. Diesen Mythenstoff hat Lucas wohl von Joseph Campbell übernommen.
...
Wo wir schon bei Sternen-Systemen sind, hier noch das schlimmste nur vor-stell-bare Gravitationale Ober- Ur- Monstrum): Der oben so unscheinbar genannte Tanzende Stern, von dem Nietzsche so gerne sprach. Das ist nämlich ein Tripolar-Sternen-System, und das ist ein wahres Gravitationales Monstrum, das es wirk- lich an- und für- und in- sich hat.
Siehe: Noologie II: 1.3.1.5.
Tripolarität, tanzende Sterne, und Chaos
http://www.noologie.de/noo2.htm
Wir werden wohl bald, von diesem Monstrum noch etwas zu
hören oder zu sehen bekommen, dass uns Hören & Sehen Ver-Gehen wird.
Ich schwöre es Euch, es wird kommen. A(h/t)men.
Auch im Denk-Raum gibt es das sehr sehr seltene Vorkommen von geistigen Drillingen, allso homo-ousia und nicht homoio-ousia. Die sind in der menschlichen Geschichte aber ziemlich genauso selten, wie in das Tripolar-Sternen-System in der kosmischen. Das wäre sogar für Wagner, Voltaire: Candide und sogar für Rosamunde Pilcher, eine Nummer zu gross gewesen.
Damit leite ich nun über zu dem, was konsequenterweise nur noch folgen kann: "Die Immanentisation des Eschaton" (Wie es einmal in dem Roman "Illuminatus" von R. A. Wilson genannt wurde).
R. A.
Wilson site:http://www.noologie.de
http://www.noologie.de/noo04.htm#fnB647
http://www.noologie.de/neuro06.htm#fn86
http://www.noologie.de/neuro15.htm#fnB17
http://www.noologie.de/neuro15.htm#fn17
http://www.noologie.de/noo204.htm#fn221
http://aufzurwahrheit.com/archiv/immanentisierung-eschaton-3007.html
http://de.alt.soc.verschwoerung.narkive.com/Nkzk1yB4/immanentisierung-des-eschaton
http://en.wikipedia.org/wiki/Immanentize_the_eschaton
Neben dem Star Wars Epos von George Lucas finden wir in der Populär-Kultur noch ein paar Werke mit eschatologischen und apokalyptischen Themen. Hier ist die Matrix-Story der Gebrüder (oder später Geschwister)[238] Wachowski zu nennen.
http://www.noologie.de/noo02.htm#Heading126
Ebenfalls enthält die "Herr der Ringe" Story einige Anklänge auf eine apokalyptische Endzeit-Schlacht.
Der Film "Prometheus" setzt die Alien-Story von Ridley Scott mit einigen interessanten Bildern fort.
Leider würde ich mir nie so etwas ansehen, deshalb kann ich auch nicht sagen, wofür oder wogegen das gut sein soll.
http://www.wired.com/underwire/2012/06/prometheus-science-faith-creationism/
Ich will hier einige Gedanken zu Sloterdijk Z&Z weiterführen, die mit dem Thema der Apokalypsis, nach dem Evangelium Johannes in der besonderen Bedeutung von Endzeit-Kriegen oder des Eschatologischen Krieges zu tun haben. In der Bibel heisst das auch Armageddon, oder in der Edda: Ragnarök,[239] und in der Hinduistischen Mythenwelt Maha-Bharata.[240] Eschatologischer Krieg heisst: Ein Krieg, der gute Chancen hat, die Menschliche Zivilisation auf Dauer in die Knie zu zwingen, und die Menschheit in die Höhlen zurückzuzwingen. Diese Diskussion steht im Kontext des Zusammenhangs von Religion und Krieg, insbesondere der abrahamitisch-monotheistischen Vorstellungen des zornigen oder zürnenden Gottes, und dem Welt-Endzeit-Gericht, die in Z&Z speziell behandelt werden. Ich stelle diesem Kapitel einen Satz voran, den auch Oswald Spengler gesagt haben könnte: Krieg ist eine Sache, die wird bestimmt von:
Thymos, Technologie, und Organisation. Und auch vom Klima, den Kapriolen des Wetters, und von Frauen, die viele Söhne gebären, und Weltmacht sich er-zeugen lassen.[241]
In der Diskussion um den Stellenwert von Religionen beim Kriegführen muss man den Ontologischen Ort des Gott-Gedankens bestimmen. Dies lässt sich eindeutig nur mit der dreigliedrigen Ontologie der Noologie machen. Da Gott nach dem Bekenntnis aller sich dafür zuständig haltenden Religionen ausserweltlich (also eschatologisch) ist,[242] kann er oder sie nicht im materiellen Universum der positiven Wissenschaften vorkommen. Allerdings, da fast jeder Mensch auf diesem Planeten zumindest irgendeine diffuse Vorstellung von Gott (oder etwas Göttlichen) hat, ist der Gedanke "Gott" fest verankert als einer der wichtigsten Bewohner der Semiosphäre. Der Atheismus ala Dawkins übersieht diese Tatsache, weil ein Wissenschaftler wie Dawkins die Semiosphäre eben nicht denken kann und darf.[243] Deshalb liefere ich hier den Noologischen Gottesbeweis.
Der Noologische Gottesbeweis besteht aus zwei Teilen:
1) Der erste Teil ist der ontologische Gottesbeweis, nach Eco (p. 27):
Es gibt Gott, weil wir diesen Gedanken denken können.
2) Der zweite Teil besteht aus der Demonstration der Wirk-Mächtikeit dieses Gedankens.
...
Im alten Mesopotamien gab es eine Göttin, Innana[244] (auch Ishtar oder Astarte genannt, und vermutlich die Fruchtbarkeits-[245] Stamm-Göttin aller Völkerschaften dieser Weltgegend), die war sehr vielseitig, weil sie sowohl für Liebe & Sex zuständig war, als auch fürs Kriegführen. Weil sie so wichtig für die Geschichte dieser Weltgegend war, wollen wir sie hier persönlich vorstellen:
Zum besseren Kennenlernen noch ein Zitat:
http://en.wikipedia.org/wiki/Inana#Character
"Inanna is the goddess of love - but not marriage. She is connected
with extramarital sex and sensual affairs, prowling streets and taverns for
sexual adventure.[14] In the Babylonian epic of Gilgamesh, Gilgamesh points out Inanna's infamous ill-treatment of her lovers.
Inanna also has a very complicated relationship with her lover, Dumuzi, in
"Inanna's Descent to the Underworld" (c.f. "Inanna's Descent to
the Underworld").[15]
She also is one of the Sumerian war deities: "She stirs confusion
and chaos against those who are disobedient to her, speeding carnage and
inciting the devastating flood, clothed in terrifying radiance. It is her game
to speed conflict and battle, untiring, strapping on her sandals."[16] Battle itself is sometimes referred to as "the dance of
Inanna."
Consider her description in one hymn: "When the servants let the
flocks loose, and when cattle and sheep are returned to cow-pen and sheepfold,
then, my lady, like the nameless poor, you wear only a single garment. The pearls
of a prostitute are placed around your neck, and you are likely to snatch a man
from the tavern."[citation needed] Despite her
association with mating and fertility of humans and animals, Inanna was not a
mother goddess, although she is associated with childbirth in certain myths.[17] Inanna also was associated with rain and storms and with the
planet Venus, the morning and evening star.[18] as was the Greco-Roman goddess Aphrodite or Venus."
Das passte sehr gut ins Konzept, weil je mehr Liebe & Sex es gab, desto mehr Söhne wurden er-zeugt, die mann dann fürs Kriegführen brauchte. Dazu noch ein Zitat aus einer nicht ganz wissenschaftlichen Quelle:[246] "Der Kampf um ihre Erscheinung spiegelt sich wider im Kampf der Götter, Städte und Dynastien, die sie besitzen wollen. Deshalb ist sie im direkten Sinne dual, denn sie ist nicht nur die zärtliche Buhlerin, um immer neue Liebe, sondern auch die rasende Kriegsherrin, die Löwin der Schlachten." Kein Wunder also, dass die Gunst der Göttin Innana so etwas wie die Bronze-zeitliche Super-Geheimwaffe war. Und deshalb auch die vielen mesopotamischen Hieros-Gamos- Rituale, die bevorzugt auf den Spitzen der Ziggurats stattfanden. Dem Himmel am nächsten. Da bei den monotheistischen Religionen alle Göttinnen, die für Liebe & Sex zuständig waren, eliminiert worden waren, blieb halt nur noch der zürnende Ober-Haupt-Gott Yahwe oder Allah übrig.[247]
Wenn ein Grossreich einmal konsolidiert ist, wie etwa das römische Reich, oder das chinesische, wird das Kampfgeschehen mehr auf Verteidigung ausgerichtet. Das alte China ist vor allem für seinen Mauerbau bekannt, der aber mindestens ebenso viele Menschenopfer forderte wie die Kriege. Es gehört zu den grossen Paradoxien der Menschheits-Geschichte, dass etwa um 1400, nur ca. 50 Jahre vor den grossen europäischen Welt-Entdecker- und Eroberer-Fahrten, der Kaiser von China die globale chinesische Expansion (siehe die Riesen-Flotte von Zheng He,[248] die bis nach Afrika kam), stoppen liess, und die gesamte Flotte verschrotten liess. China hatte seine Schiffe weniger mit Soldaten und Kanonen, dafür aber mehr mit Geschenk-Truhen für fremde Potentaten ausgestattet.[249]
Die Wirk-Mächtigkeit der Seienden der SEMiosphäre, ist das Kriterium der alten Götter. Es gibt noch eine etwas andere Version von dieser unserer Geschichte von den Wirk-Mächtig'en. Denn wir können die Geschichte auch anders herum erzählen. Es gibt Gott, weil wir SIE UNS denken können. Und diese SIE heisst Kali. Bestens bekannt ist sie aus Indien, wo sie seit alters her hoch verehrt und zelebriert worden war. Sie ist aber eine grausame und rächende Göttin, und sie trägt eine Hals-Kette aus Menschen-Schädeln, und sie brauchte immer eine gewisse Zahl von Menschen-Opfern, so ca. 10.000 bis 100.000 im Jahr. (Also etwa so viel wie die Azteken zu ihren besten Zeiten, die hatten auch eine Göttin, die ebenfalls eine Hals-Kette aus Menschen-Schädeln trägt).
...
Der Gen-Austausch-Krieg war zu allen Zeiten eher die Regel als die Ausnahme: D.h. die Frauen und Töchter der getöten Feindes-Krieger wurden von den Siegern als Sex-Sklavinnen verwendet, mit dem Ergebnis, dass sich das genetische Material der Sieger bevorzugt bei den Besiegten verbreitete. Insbesondere, wenn die Sieger Polygynie betrieben,[250] und ihre Söhne ebenfalls sich bei der Ur-Bevölkerung mit Sex-Sklavinnen bedienen konnten. Man redet hier von ca. 10-100 Sex-Sklavinnen pro Sieger-Krieger. So kam es innerhalb kürzester Zeit zu gewaltigen genetischen Austausch- Prozessen in Bevölkerungen. So ganz nicht ohne dabei waren die Inka, deren Heerführer und Ober-Bonzen mächtige Harems von 500 und mehr Frauen hatten, aber das war natürlich nichts gegen den Ober-Inka selber. Der hatte in jeder seiner Haupt-Stätten, so ca. 500 Frauen für sich selber.[251] Auch die sehr rapide Zunahme von Mestizos in Süd- und Mittel-Amerika nach der Eroberung duch die Spanier lässt sich damit erklären.[252] Dies war also eine typische Sexual-Kapital-Akkumulations-Ökonomie. Um es ohne Verbrämung zu sagen, so-zu-sagen, seit mindestens ca. 5000 Jahren vor Karl Marx[253] war Vergewaltigung immer schon integrales Mittel der Kriegführung und hat heute ungeahnte Zuwachsraten, insb. in Afrika,[254] und kurz vorher, in den Kriegen in Ex-Jugoslawien.
Dies war ein autokatalytischer Effekt, denn die Geburtenrate war ein entscheidender Faktor der Kriegführung. Je mehr die Frauen in die Rolle von Gebärmaschinen gezwungen wurden, desto mehr Krieger gab es. (Heinsohn, Söhne und Weltmacht).[255] Wohl das beste Beispiel hierfür: Der Islamische Dschihad zwischen 700 und 1400.[256] Und auch eine fatale Spät-Folge: Noch heute werden in diesen Gebieten Frauen vor allem in ihrer Rolle als Gebärmaschinen gewürdigt. Je mehr Söhne, desto höher das Ansehen einer Frau.[257] Der Eigner von Öger-Tours, Vural Öger, sagte einmal: Diesmal werden wir Europa nicht mit Krieg, sondern mit den Bäuchen unserer Frauen erobern.[258]
Die Sexual-Kapital-Akkumulations-Ökonomie führte schon vor Ur-Zeiten zum Austausch von ganzen Bevölkerungen weltweit. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass das auch eine ganz gezielte eugenische Politik der Züchtung von Aggressions-Eigenschaften bei den Männern beinhaltete. Viele Mannbarkeits-Prüfungen (Initiations-Rituale) erforderten, dass der Kandidat einen Menschen, oder wenigstens einen Löwen tötete. Für die, die diese Prüfung nicht bestanden oder gar nicht wollten, gab es noch das Dritte Geschlecht: (Hermann Baumann).[259] Bei den nord-amerikanischen Indianern hiess das (der oder die) Berdache.[260] In Indien sind das die Hijras, eine quasi-religiöse Subkultur, die trotz aller humanistischer Bemühungen munter weiterschneidet. Das kleine Messerchen ist also immer noch gut in Aktion.[261]
Die Menschheitsgeschichte entspricht meistens nicht den heutigen ethischen und politically correcten Wunschvorstellungen von Zivilisation und Emanzipation. Männer waren schon immer Verschleisspotential für die Jagd und den Krieg, und Frauen waren Handelsware und Last- und Lust- und Arbeitstiere.[262] Der ethnologische Begriff der Exogamie bedeutet, dass der Frauen-Austausch zwischen den Stämmen das Hauptinstrument der damaligen Diplomatie war, aber auch überlebensnotwendig wegen der genetischen Fitness, zur Vermeidung von Inzucht.[263] Deshalb war Exogamie fast überall ein festgeschriebener Brauch. Das oben beschriebene Harems-System war nur eine Fortschreibung der Exogamie-Diplomatie. Schon immer dienten die grossen Harems der Ober-Potentaten zur Massen- Töchter-Produktion, die in der damaligen Diplomatie an befreundete Ober-Potentaten weitergegeben wurden, zwecks gegenseitiger Versicherung des freundschaftlichen Bündnisses. Noch im neuzeitlichen Österreich hiess es: tu felix austria nube. Ditto mit den vielen Töchtern von Königin Victoria. Auch die fast industrielle Produktion von Töchtern am kaiserlichen Hof von China diente genau diesem Zweck.
Bei Z&Z, 153, erwähnt Sloterdijk auch Oswald Spengler en passant. Der hat so ca. 100 Seiten zur Apokalyptik geschrieben. Der wesentliche Unterschied bei Spengler ist, dass er die christliche Apokalyptik in lobendem Ton beschreibt, und so liest er diesen Teil der geschichtlichen Anthropologie genau umgekehrt wie Sloterdijk. Auf den Seiten 820-821 kommen auch genau die Begriffe vor, weshalb Spengler heute so politically incorrect und mega-out ist:
"Das einzige Wort im Neuen Testament, das Rasse hat (820)
Ein Dasein, das sich des Wachseins bedient, oder Wachsein, welches das Dasein unterwirft; (820)
Takt oder Spannung, Blut oder Geist, Geschichte oder Natur, Politik oder Religion:
Hier gibt es nur ein Entweder-Oder und keinen ehrlichen Vergleich... (821)
Kein Glaube hat je die Welt verändert und keine Tatsache kann je einen Glauben widerlegen (821)."
Spengler 1980, 843: ... "der magische Mensch mit seinem geistigen Sein [ist] nur Bestandteil eines pneumatischen Wir, das von oben sich herabsenkend in allen Zugehörigen ein und dasselbe ist. ...
Alle unsere auf eigenem Einzelurteil beruhenden Erkenntnismethoden sind für ihn Wahnwitz und Verblendung...
(S. 844): "An einen eigenen Willen auch nur zu denken, ist sinnlos, denn "Wille" und "Gedanke" im Menschen sind schon Wirkungen der Gottheit auf ihn."
Ich kann es mir nicht verkneifen, hier auch einmal eine kleine Kritik an Sloterdijk anzubringen, auch wenn ich sonst sehr gut finde, was er schreibt. Er hat in der Einführung zu DMDL programmatisch gesagt: DMDL, 9: "Ein Gespenst geht um in der westlichen Welt - das Gespenst der Religion".
Er führt weiter aus, dass die Vorstellung von der Wiederkunft der Religionen ein Irrtum ist, und dass Religionen eher in die Sparte "Übungssysteme" einzuordnen sind. Leider hat er es da mit dem Islam nicht so genau genommen, und das ist umso verwunderlicher, weil er ja eng mit Manfred Schlapp zusammenarbeitet.[268] Von dem hätte er sofort erfahren können, dass der Islam überhaupt kein Übungssystem ist oder enthält.[269] Zwar enthält der Islam ein recht einfaches Gewohnheits-[270] und Ritualsystem, aber Üben im Sinne von "über etwas hinaus gehen" kommt dort nicht vor. Ein Moslem muss lediglich die vorgeschriebenen täglichen Rituale, Gebete und Waschungen durchführen, plus einige weitere Gebote einhalten.[271] Das Hauptgebot ist, dass ein Moslem sich bedingungslos dem Willen Allahs unterwerfen muss, aber das steht im Koran und den Hadithen, und deren Interpretation wird ihm von den Schriftgelehrten vorgeschrieben. Ein Übungssystem setzt voraus, dass der Übende einen Willen hat, aus dem heraus er sich irgendwelchen Übungen unterzieht. Aber leider: So etwas wie ein freier Wille ist im Islam überhaupt nicht vorgesehen, siehe das obige Zitat von Spengler. (Islam heisst völlige Unterwerfung). Inshalla! Auch die höhere Schule des Islam, das Auswendig Lernen des Koran, ist nur sehr bedingt ein Übungsweg (auch wenn Übung dazu nötig ist), weil es nur auf das Auswendig Können ankommt, und nicht darauf, dass man das auch versteht.
Ähnliches gilt für das Christentum. Für eine Erlösungsreligion hängt das letztendliche Seelenheil einzig und allein von der Gnade Gottes ab, und nicht davon, wieviel ein Mensch in seinem Leben geübt hat. Ausser Armut im Geiste, natürlich. Aber dafür braucht man nicht viel zu Üben, denn den meisten Menschen ist das sozusagen in die Wiege gelegt.
Der folgende Beitrag ist eine eher ironische Sicht auf Übungssysteme in Religionen:
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading235
Grundsätzlich wäre festzustellen, dass absolut jede kulturelle Transmission mit Lernen verbunden ist, und Lernen ist immer mit Üben verbunden. Damit wäre trivialerweise ausgesagt, dass "Kultur" immer mit Üben verbunden ist. Aber das ist eben nur eine Frage, wie man "Kultur" definiert. Ich habe zu diesem Themenbereich ebenfalls eine Untersuchung beigetragen:
http://www.noologie.de/desn09.htm
http://www.noologie.de/desn10.htm
http://www.noologie.de/desn11.htm
...
Es gibt auf dem Google soviele Titel, die etwa so oder so ähnlich heissen: "Unterwegs in eine neue Dimension", "Aufbruch in eine neue Dimension", etc. pp. dass einem schon davon allein schlecht werden kann. Nur, hier kann ich nicht anders, weil ein Fraktal eben generisch, also mathematisch etwas mit Dimensionen zu tun hat. Aber das ist hier wie bei meinem Lieblings-Zitate-Wort: Dem berühmten Sender Radio Eriwan. Es hat schon etwas damit zu tun: Unterwegs in eine neue Dimension, aber diese Dimension ist doch ganz anders, als was wir sonst mit neuen Dimensionen meinen.
Wir kennen uns ja ganz gut mit dem 3-D Euklidischen Raum aus.[272] Dass es dazu noch eine 4.-D Einstein'sche Raum/Zeit geben soll, das glauben eben nur die, die es nicht besser wissen. Denn Einstein hat uns alle ganz kräftig an der Nase herum geführt: Er behandelte mit seiner Relativitäts-Theorie die Raum/Zeit insgesamt Raum-haftig. D.h. die Raum/Zeit kann in jeder Richtung durchlaufen werden. Leider kann sie das nur im Gedanken-Pantheon von irgendwelchen theoretischen Physikern. Für all the rest of us, ist die Zeit nie wieder rückwärtig zu durchlaufen. Deshalb sind die Thermodynamiker innerhalb der Physik auch eine Splitter-Gruppe, die sich mit der Gruppe der Einstein-Bekenner nicht so gut verstehen. Siehe Dazu: Dieter Straub: "Eine Geschichte des Glasperlenspiels"[273] Deshalb gilt für die Noologie: Die Zeit ist keine Dimension wie die ersten Drei. Und dass man hier einfach weiterzählt, ist ein grosser Denkfehler. Das hat auch mit völlig un-sinnigen Geschichts-Theorien zu tun. Also komme ich dazu, was machbar und richtig ist: Das Fraktal.
Mandelbrot hatte etwas popularisiert, was WENIGER, und nicht MEHR als der 3-D Euklidische Raum ist. Eben das Fraktal. Und damit komme ich auf den kleinen aber feinen Kunst-Griff der Noologie. Die Grenzen des Denk-Raumes lassen sich nicht überschreiten, in irgendwelche neuen Dimensionen. Die Dimensionen sind ein & für & alle mal, bis in alle Ewigkeit, festgelegt. Daraus gibt es kein Entrinnen. Aber was man kann, ist in die Grenzen zwischen den Dimensionen eintreten. Und das ist es, das Unter-Fangen der Noologie. Denn innerhalb der logischen Grenzen des Denkens, eröffnen sich ungeahnte Spiel-Räume. Es hat so ein wenig mit Gotthard Günther's Original-Plan der mehrwertigen Logik zu tun, aber eben nur im Sinne von Radio Eriwan.
Es ist das: Fraktale Logische Denken.
Wovon ich ausgehe, dahin(ein) kehre ich wieder zurück.
Parmenides
Das Bild von Flamarion: Der Wanderer, der die Horizonte hinter sich gelassen hat.
Modifikation: AG
http://www.noologie.de/DIAMANT-Dateien/image011.jpg
Der Diamantweg der Noologie bezieht sich auf die Verbindung der Noologie zu der Shunyata-Philosophie des Nagarjuna. Und damit zu einem der Kernthemen des Buddhismus. Seine für mich prägnanteste Beschreibung finden wir in dem Prajnaparamita Sutra: Der Weisheit, die die Horizonte hinter sich gelassen hat.
GATE GATE PARAGATE PARASAMGATE BODHI SVAHA
In die Sprache der Noologie übertragen heisst das: [274]
Gegangen, gegangen, jenseits der Horizonte gegangen
die Gesamtheit des kosmischen Bewußtseins
die Klarheit
Aha!
Die Esszenz der buddhistischen Philosophie ist die Bewusstheit des/der Kosmos. Kosmos meint etwas ganz anderes als "Universum". Es ist bewusst, alle Wesen dieses Kosmos sind miteinander verbunden, keines ist getrennt von keinem anderen. Kein Stein, kein Staubkorn, kein Wassertropfen ist getrennt. Wir Menschen bilden eine Kristallisationsfläche, an der sich das Bewußte reflektiert. Wir sind die Subjektivität der Selbst-Reflexion des/der Kosmos. Aber durch diese Subjektivität in keiner Weise bevorzugt oder ausgenommen, abgelöst, oder speziell. In dem Augenblick, in dem wir unsere Einheit mit dem Kosmos erfahren, erfüllt uns die unendliche Klarheit der Erkenntnis, die jenseits des Denkens liegt, die Prajnaparamita. Dafür gibt es keine Worte mehr, und wir sagen nur noch: Aha!
Ein weiser ehrwürdiger und schon ziemlich alter Lama sass meditierend vor seiner Klause, und drunten, auf dem Felde, war gerade ein sehr junges, hübsches Bauernmädchen beim Arbeiten. Plötzlich sprang der Lama aus seiner entrückten Versenkung auf, rannte herunter und vergewaltigte das Mädchen. Die lief natürlich dann sofort nach Hause, und erzählte ihren Eltern von dem ungeheuerlichen Vorfall. Darauf ging das ganze Dorf geschlossen hinauf zu der Klause des Lama und verlangte von ihm eine Erklärung. Er war immerhin so ge-achtet und ver-ehrt bei den Leuten, dass sie ihn nicht gleich ohne Fragen gelyncht hätten.
Allso,[276] antwortete ihnen der Lama: Es war so, gerade in genau diesem Moment[277] verstarb der berühmte Abt des Klosters da oben vom Berge, und seine Seele war dabei, sich ein neues Vehikel für die Wieder-Geburt zu suchen, nach dem Gesetze des Karma. Da sah ich auf dem Felde, wie zwei Esel miteinander kopulierten. Ich ahh-nte Schlimmes, denn die Seele des Abtes würde sich unweigerlich nach seinen karmischen Vergehen, in diesem gerade entstehenden Esels-Fötus inkarnieren. Um ihm noch einmal die Chance für eine menschliche Wiedergeburt zu geben, musste ich also dafür sorgen, dass in diesem Augenblick auch ein menschlicher Fötus ins Leben trat. In neun Monaten, dann könnt ihr also die Re-Inkarnation eures Abtes oben vom Berge begrüssen. Macht es ihm nicht zu einfach, denn er und seine Mannen da oben, die haben schon sehr, sehr viele eurer Frauen und Töchter geschwängert. Und ihr seid selber also Kinder & Neffen & Nichten & Enkel des Abtes da oben vom Berge, und seiner Mannen da oben vom Berge.
Allso, so sprach er, der weise, ehrwürdige und schon ziemlich alte Lama, und zog sich schweigend in seine Klause zurück.
Weisheit ist, wenn man auf eine Weise zu Denken gelernt hat,
die man genau dann als weise be-nennen kann,
wenn sich das Weise von dem Wissen zu lösen beginnt.
AG
Ja, Weisheit steht mit Wissen in einem merkwürdigen Spannungsverhältnis. Weisheit ohne Wissen ist Narretei, und deshalb müssen wir all den "erleuchteten" spirituellen Meistern aus dem Osten nicht alles so ungeprüft abnehmen. Andererseits ist Wissen ohne Weisheit purer Schall und Rauch, womit wir bei dem heutigen akademischen Wissenschaftsbetrieb angekommen sind, dem man auch nicht alles so ungeprüft abnehmen sollte. Besonders, wenn das dann in der populären Wissenschaftspresse, oder bei den Herren Precht oder Schmidt-Salomon zitiert wird. Abschreiben kann jeder. Selber denken kann leider nicht jeder.
Natürlich habe ich das obige Bild von Flamarion mit einer gewissen Ironie gezeigt, denn wer das Bild erkannt hat, weiss genau, was ich meine: Wenn man einen Horizont hinter sich gelassen hat, wartet schon der nächste, und der nächste, etc. ad infinitum. Das ist der Bodhisattva-Weg der Noologie, denn der Bodhisattva verschwindet nicht einfach ins Nirvana (Nibbana) sondern macht brav in jeder Welten-Epoche wieder seine Re-Inkarnation, ebenso brav wie der Avatar (Krishna, Chrestos, Christos) in jeder Welten-Epoche sich wieder In-Karniert. (Same procedure as everry Yuga).[278] Und so geht das Spiel eben immer weiter, ad infinitum. Gotthard Günther hat das in seinen Schriften ebenfalls erwähnt, nämlich dass die einmal aufgenommene Selbst-Reflexions-Kette ein auto-katalytischer Prozess ist, der aufgrund seiner Eigen-Art und Eigen-Dynamik ebenfalls unendlich ist.[279]
Dazu zitiere ich gerne wieder einmal Gotthard Günther: (1976: 31-32):
"In nie ermüdendem Anlauf werden immer neue Systeme des Absoluten entworfen, und immer wieder sinkt das Denken enttäuscht und erschöpft zurück, um in unbeirrbarer Hoffnung frische Kräfte zum nächsten Angriff auf die göttliche Transzendenz zu sammeln. Das bizarr fremdartige, im wesentlichen unverstanden gebliebene Zwischenspiel des spekulativen Idealismus unterbricht zeitweilig diesen Leidensgang einer kosmologischen Metaphysik von naiv drängender Direktheit...
Und soll in einem solchen peinlichen und schmachvollen Bankrott wirklich die prometheische Geschichte des Denkens enden? Soll diese das geistige Ziel des Menschen sein, sich irgendwo am Weg mit einem blinden Halb- und Aberglauben müde anzusiedeln? Nein, raffen wir uns noch einmal auf, und geben wir uns Rechenschaft, ob wirklich alle Chancen des Denkens erschöpft sind und nirgends mehr ein Ausweg aus dem Labyrinth logischer Vexierfragen und transzendentaler Antinomien zu entdecken ist!"
Jetzt kommen wir zu dem Wirk-Lichen des nun waltenden und wirklich kat-holischen [280]
Im-Periums,[281] der / die / das uns alle in seinen / ihren Fängen hält.[282]
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A.D.: Die Pseudo-Borromäische Knoten-Theorie der Noologie:
Zwei oder drei hängengelassene Computer-Kabel verknoten sich innerhalb von kürzester Zeit
von selber zu solch einem Knoten, dass man mindestens 1/2 Stunde braucht,
um sie wieder zu entwirren.
Ein so komplett selbst-referen(t/ziell)es und selbst-reflexives System wie die Noologie wäre ohne Hypertext kaum möglich. Ich benutze das Hypertext- gestützte Denken seit ca. 30 Jahren, und ich kann wohl sagen, dass das meine Denk-Modi selber verändert hat. Das "Fraktale Denken", das ich hier entwerfe, ist ohne Hypertext kaum zu denken. (Ausser man ist Hegel, der hat das alles mit seinem Zettelkasten gemacht).[283] Wenn ich heute wissen will, was ich irgendwo geschrieben habe, gebe ich das in Google ein. Ich habe zwar auch ein Desktop-Search-Tool, Copernic genannt, aber das ist ziemlich unflexibel, und langsamer als Google. Naja, wer kann schon von sich behaupten, dass er sein persönliches Er-Innerungs-Vermögen dem Google anvertraut hat? Dies ist "Work in Progress", also es kommen in kurzen Abständen neue Versionen heraus, die im WWW zu finden sind. Da ich diesen Text noch nicht komplett in das Noologie-Hypertext-System eingegliedert habe, können wir uns der freundlichen Unterstützung von Google bedienen, für einen Einstieg in die anderen Texte. Dieser Text bildet auch einen Quer-Schnitt[284] durch einige der relevanten Themen, Eigenheiten und viele Aspekte der Noologie. [285]
Die Noologie ist komplett Hypertext- und WWW-basiert, und ihre Text-Basis auf dem WWW umfasst ca. 550 Dateien und 15 Megabyte.[286] Die WWW-Hypertext-Struktur der Noologie bietet einige Vorteile:
Wenn Sie wissen wollen, wie und wo ich ein bestimmtes Wort oder Begriffsfolge in der Noologie verwende, können Sie nach verschiedenen Methoden vorgehen:
1) Über den automatisch generierten Index der jeweiligen Noologie- HTML-Dateien.[287]
2) Über den automatisch generierten Google-Global-Index:
Z.B. geben Sie folgendes einfach in Google ein:
Begriffsfolge site:http://www.noologie.de
oder: in der erweiterten Google-Suche:
Begriffsfolge
und unter domains:
http://www.noologie.de
Direkte Textsuchen ohne Umweg über Google lassen sich auch mit den Noologie- pdf-Dateien machen, die man am besten auf die eigene Festplatte herunterlädt.[289] Bei pdf-Dateien ist das Suchfeld nicht links unten im Browser, sondern oben links oder mittig oder rechts, je nach pdf-Reader.
Aber leider sind auch die pdf- Suchfunktionen fehlerhaft und unvollständig.
Und es gibt noch eine Google-Be- Sonderheit der Noologie. [290]
Geben Sie in Google folgende Stichworte ohne "site: http://www.noologie"
und mit den ""-Zeichen ein:
"Inter-Ligenz"[291] oder "noo-tropologie"[292] oder "noo-pathologie"[293] oder "kalyptologie"[294] oder "ortho-tropologie" oder "allo-tropologie"
und das ohne ""-Zeichen:
ohne "Noologie" davor. Das Ergebnis finden Sie hier: [295]
Das Ergebnis ist für das Universum von Google mit seinen x-Milliarden von Webseiten ziemlich überraschend. Durch ihre spezielle Terminologie ragt die Noologie wie ein hoher Felsen aus einem Meer von sonst üblicherweise 100.000 gefundenen Google-Hits. Anders gesagt: In dem semantischen Universum der Menschheit gibt es Einen und NUR EINEN Begriffskomplex wie die Noologie nur Ein-Mal.
Ausserdem hat Google Books dankenswerterweise einige meiner Bücher auch schon indiziert, so dass die Suchen in meinem Buch:
"Noologie und das Spannungsfeld von Liebe, Wissen und Macht"
auch von Google implementiert worden sind. Allerdings ist diese Indizierung nicht komplett, und der Text auch nur teilweise wiedergegeben, so dass wir im Einzelfall doch wieder auf die Google-Suche zurückgreifen müssen.[296] Auch ein älteres Buch von mir taucht ebenfalls bei Google Books auf:
"Das Design der Welt als tripolares Spannungsfeld" (2001) [297]
Ich erzähle nun kurz etwas zu der LPL- und Hypertext- Geschichte der Noologie. Denn sie begann als ein Programmier-System, ein ziemlich unwahrscheinlicher Anfang für einen philosophischen Denk-Weg.[298] Das war das Projekt Leibniz[299] oder auch das LPL-System, ein Software-Komplex mit ca. 10.000 Funktionen in 100.000 Zeilen und 6 MB Source Code geschrieben.[300] Das war etwa in den Jahren 1983[301] bis 1993. An diesem System lernte ich, wie man mit gewaltigen Komplexitäten umgeht. Um einen Vergleich für die Textmenge von 6 MB zu erhalten, setzen wir ca. 1 MB für ein Buch von 300 Seiten an. Somit hat das LPL-System ungefähr denselben Umfang wie das System der Wissenschaft von Hegel. Um diese Komplexität bewältigen zu können, programmierte ich ca. 1985 wohl den ersten Hypertext-Programm-Editor überhaupt, mit dem ich jede dieser 10.000 Funktionen mit einem Tastendruck innerhalb von ca. 1/10 Sekunde auf den Bildschirm bekam.[302] Man muss bedenken, dass zur damaligen Zeit die Bildschirm-Grösse 80*25 Zeichen hatte. Und es gab nur ein Fenster, eben den Bildschirm. Es war essentiell, dass man die genaue Information zu einer Funktion ins Blickfeld bekam, bevor man vergessen hatte, aus was für einem Kontext und warum man diese Funktion gesucht hatte. Ich entwickelte daraus das Paradigma der Interaktiven Programmierung, das sogar in einem Artikel in der Computerwoche erschienen ist.[303]
Etwas abstrahiert dargestellt, hatte ich mir eine mnemotechnische Maschine geschaffen, und mich damit in die Nachfolgeschaft von Raimundus Lullus und Giulio Camillo begeben.[304] Weitere Stichworte hierzu gibt es unter: Paläste der Erinnerung, Gedächtnistheater, Ars Memoriae, Art of Memory (Frances Yates).[305]
Nach 1993 setzte sich die WWW- HTML- Technologie als Standard-Hypertext-Prinzip durch, und ich konvertierte das LPL-System zu einem Allround- Hypertext- Search & Retrieval System, mit dem man jede beliebige Syntax in eine Hypertext-Datenbank extrahieren und zugänglich machen kann. Dazu kamen Konverter, mit denen Word-Texte nach HTML umgewandelt werden können, und automatische Indexer, sowie Techniken, andere HTML-Texte einzubinden. Nach weitläufigen www-Recherchen hatte ich um 2003 etwa 6 Gigabyte philosophische Texte auf dem lokalen Computer, die ich in ein integriertes Hypertext-System verlinkt habe.[306] Gegenüber dem originalen LPL-System von 1993 hat sich somit der Umfang um den Faktor 1000 erweitert. Wenn 6 MB 6 Büchern entsprechen, so hatte ich nun 6000 Bücher in der Datenbasis.
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Überschriften sind eine mnaemo-technische Methode, bei der es darum geht, möglichst (im-) prägnant in ein paar Worten zu formulieren, worum es in dem folgenden Absatz oder Abschnitt geht. Das ist die gängige Arbeitspraxis von Zeitungs-Journalisten, die Mann am besten bei der Bild-Zeitung lernt.[307] Und diese Technik lässt sich auch gut fürs Bücher schreiben anwenden.
...
Die Hyper- Text- Aesthetik- Theorie der Noologie besagt, dass eine Überschrift immer dann dort stehen muss, wo ein neuer Gedanken-Nucleus angefasst wird, egal wie klein er auch ist. Deshalb habe ich oft auch Mini-Unterkapitel nur von ein paar Zeilen Länge. Dies sagt dem Leser: Aha, hier fängt ein anderer Unter-Gedanke an. Und nicht nur der Leser profitiert, sondern vor allem der Autor. Für mich als Autor sagt die Überschrift: Hier habe ich schon oder werde ich irgendwann noch etwas weiter schreiben. Und, die Überschrift ist eine wesentliche mnemo-technische Methode für mich, weil ich ziemlich viel im Word Outline-Modus arbeite. Damit kann ich einen Gesamt-Text, der durchaus ein paar Megabyte und ein paar hundert Überschrifen umfasst, immer innerhalb von 1 Sec auf eine Seite kondensieren.[308]
Auf diese Weise kann ich das ganze Text-Korpus mit Einem Blick erfassen. Die kurzen einzeiligen Beschreibungen der Kapitel sagen mir immer ziemlich genau, was und wie in welchem Verhältnis zu-einander steht. Diese Technik habe ich bei der Programmierung gelernt, und fürs Texte schreiben adaptiert.
Kursiv-Schrift wird verwendet, um Schlüsselworte in den automatischen Indexer zu übernehmen.
Generisch betrachtet, sind die Fussnoten der Noologie:
Links auf Hypertext- Links, und zwar aus text-ästhetischen Gründen, weil ich soweit wie möglich auf embedded Links verzichte, der Art: <a "xxx.htm" > anderer text a>
Meine Hypertext- Aesthetik- Theorie besagt, dass der Benutzer immer wissen soll, wie der Hyper-Link technisch heisst, der sich ihm da offeriert. Hypertext- Links sind geeignete Aussprünge aus dem einen Kontext-System[309] in ein anderes. Hier noch eine kleine Kritik an den Usancen heutiger Wissenschafts-Schreiber. Die ist besser in der Fussnote auf-ge-hoben.[310]
Fussnoten kann man wie Überschriften komponieren, so dass sie eine Fuge darstellen. Die Hohe Kunst dieser Text-Technik kennen wir schon aus dem Talmud, mit seinen Kunstvoll ineinander geschachtelten (und auch im Druckbild sichtbaren) Fussnoten zu Fussnoten, quer durch ein paar Jahrtausende.
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Die Kenogrammatik war das Projekt Gotthard Günthers, eine völlig inhaltsleere Gedankenbrechungs-Maschinerie zu entwerfen, die wie in der Mathematik und Logik völlig sinnleer und kontextlos ist, und damit auch operationalisierbar, also prinzipiell auf Computern zu implementieren.
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Es existiert ein interessantes Spannungsfeld, zwischen Thymos, Eros und Logos gerade bei den Philosophen selber, die ihr Leben ja dem Dienst des Logos verschrieben haben. Von ihren Vitae wissen wir, dass ein sehr grosser Prozentsatz der Philosophen ein ziemlich gespaltenes Verhältnis zum Eros hatten. Siehe dazu: "Die Liebhaber der Sophie"[311] Man kann die grossen Philosophen, die ein geregeltes Sex-Leben hatten, wohl an einer Hand abzählen:
Hegel: Er hatte eine sehr junge Frau, für die er wohl aber eher Vater-Figur war.
Gotthard Günther (der wegen seiner jüdischen Frau emigrieren musste).
Whitehead[312]
Heidegger, der war zwar durch & durch "Normalo" bürgerlich, aber auch nicht so ganz geregelt:
Da er sich mit seinen Studentinnen vergnügte, ich glaube es war Hannah Arendt.[313]
Kant gehört hier zwar überhaupt nicht rein, weil der absolut gar kein Sex-Leben hatte, eber als so ca. grösster aller deutschen Philosphen, ist er bekannt wegen seines berühmten Ausspruchs zur Ehe:
Die bürgerliche Ehe ist ein Vertrag zum gegenseitigen Gebrauch
der Geschlechtsteile.
Moses Mendelssohn,
von dem eine wahrhaft rührende Story überliefert ist, wie er seine Frau gewann.
http://www.wisdomportal.com/Romance/Mendelssohn-Gugenheim.html
Sartre: war ein wahres Sex-Monster, wohl auch nicht so ganz geregelt. [314]
http://en.wikipedia.org/wiki/Simone_de_Beauvoir
Rousseau war zwar auch verheiratet, aber er schrieb seitenlange Elegien über seine Masturbations-Erlebnisse.[315] Seine Kinder (es waren eine ganze Menge) gab er übrigens beim Waisenhaus ab.
Marx: Aber seine Frau litt unter Dauer-Depressionen. Irgendwo war das Sex-Leben trotz der vielen Kinder nicht ganz so harmonisch gewesen wie man denken könnte. Es war damals (und ist auch noch heute) der Brauch bei orthodoxen Juden, dass zur höheren Ehre Gottes eben jedes Jahr ein Kind gezeugt, und dem Volk der Juden zugeführt wurde.
Peirce: Eine eher traurige Geschichte, denn er liess sich von seiner ersten Frau scheiden, die war die Tochter des Präsidenten von Harvard. Damit war er seinen Job los, und bekam auch nie wieder einen, dank der freundlichen Unterstützung des Präsidenten von Harvard. Und dann heiratete er seine wirklich- und wahre Geliebte, und fortan lebten sie glücklich, aber in bitterster Armut.
Michel de Montaigne
http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_de_Montaigne
Aristoteles (war aber wohl auch nicht so ganz geregelt)[316]
Sokrates: Er soll aber viel Streit mit seiner Frau Xantippe gehabt haben,
aber zum Trost bekam er von den Hetären öfter mal eine Freifahrt spendiert.[317]
Diogenes ist für mich deswegen Philosophie-Geschichtlich bedeutsam, weil er sexuall so ziemlich auto-poiaetisch war, also eben ein Existen-zialist. Einmal masturbierte er öffentlich auf dem Athener Marktplatz, der Agora. Da fragten ihn die aufgebrachten Athener Bürger, was er denn da mache. Allso sagte er da: Ich will euch nur vorführen, wieviel einfacher das Leben wäre, wenn man Hunger hat, bräuchte man sich nur den Bauch zu reiben, und schon wäre man satt.
A(h/t)men.
... aber waren entweder christlich Zölibatär,
Abaelard war gezwungenermassen enthaltsam, dank des kleinen Messerchens,
Origines hatte sich da wohl selber nachgeholfen.
ewige Singles (Kierkegaard),
unglücklich verliebt (Nietzsche, in Lou Salome)[318]
Frauen- Hasser / -Verächter, (wie Plato und Schopenhauer)
Jenseits von Gut & Böse (Plotin, Kant)
Vollkommene Meister der Ataraxia (die Stoiker)
Schwul (Wittgenstein)
oder
Syphilitisch. [319]
Heutzutage aber führen die meisten Universitäts-Philosophen ein durchaus bürgerliches Leben, sind verheiratet, haben eine Familie, oder sie sind schwul. Das ist dem heutigen akademischen Selektions-Verfahren geschuldet, denn wer es durch ca 6-8 Jahre Philosophie-Studium inclusive Doktorat schaffen will, muss vor allem Ausdauer haben, eine sehr notwendige Qualität in der heutigen bürgerlichen Gesellschaft, und Anpassungsfähig an seinen/ihren jeweiligen Doktor-Vater oder ‑Mutter sein, denn ansonsten sind die Karriere-Chancen eher mässig, weil man/frau heutzutage nur noch über das Protektions-System in eine akademische Philosophie-Karriere kommen kann. Ebenfalls hat die Promotion auch viel mit Leidensfähig zu tun, insb. der Willkür des Doktor-Vaters.
Ich habe in Noologie I einen längeren Absatz geschrieben, zu 4. Strategie-Studien zu Wissens-Herrschafts-Systemen und zu:
"4.1. Die Ethnologie neo-tribalistischer Vereinigungen".
Dort behandele auch ich die Herrschafts-Strukturen von wissenschaftlichen Vereinigungen / Gremien / Peer-Review Systemen etc. Eben alle Formen von Herrschaft im Bereich der Wissen-Schaft.
http://www.noologie.de/noo04.htm#Heading234
Für eher (stark betonte) thymotische Geister ist in unserem heutigen akademischen System einfach kein Platz, von ein paar Ausnahmen abgesehen. Es wird noch genauer auszuarbeiten sein, in welchem Spannungs-Verhältnis Thymos, Eros und Logos nun stehen. Hier stehen wir aber erst am Anfang.
Das Struktugramm, das ich in Noologie I entworfen habe, muss daher noch um die wichtige Komponente des Thymos erweitert werden.